Riesenmaschine

15.07.2006 | 15:08 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Verpackwaren aus Zuckerwatte


Biologisch abbaubar (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Macht man sich guten Mutes auf den Weg durch die sogenannte Wildnis, stellt man schnell fest, dass der Grossteil der dort rumliegenden Materie für den Menschen nicht nur nutzlos, sondern teilweise sogar gefährlich ist. Steine zum Beispiel kann man in der Regel nicht essen, fallen sie einem aber auf den Kopf, ist das Geheul gross. Und zwar nicht das Geheul der Steine.

Es ist deshalb leicht zu verstehen, dass der erste Gedanke, den der Affe formulierte, nachdem er Grunzlaut 0.9 zu Sprache 1.0 upgegradet hatte, "Umbauen den Scheiss, aber sofort!" lautete. Von da bis zu Wolken-, Eis- und Alligatorpfotenrückenkratzern dauerte es nur einen Wimpernschlag, im geologischen Massstab.

An diesem Drang des Menschen, aus nutzlosen Dingen andere, marginal nützlichere Dinge zu bauen, hat sich seither nichts geändert, nur die technologischen Fähigkeiten sind erblüht. Die Transmutation von Blei zu Gold zum Beispiel erforderte vor ein paar hundert Jahren noch wirrstes Gefasel, ist heute aber konzis innerhalb des Röhrensystems Internets beschreibbar. Neueste Errungenschaft der Molekülverformer ist die jetzt auf einer Konferenz in Toronto vorgestellte Kleiderkollektion aus polymerisiertem vergorenen Zucker. Wetterfeste, kompostierbare Zuckerpüppchen und -modelle – das muss diese Zukunft sein, die jetzt endlich begonnen hat. Oder jetzt. Oder jetzt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Essen calling


15.07.2006 | 00:40 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Zukunft der Zeitung


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Auf ein preiswertes Zellulose-Trägermedium aufgebrachte Einweg-Nachrichten vulgo Zeitungen haben viele Nachteile: Jeder darf dort einfach irgendwelches Zeug schreiben, einmal veröffentlichte Fehler lassen sich nie wieder korrigieren, auch ist die Zeitung meist sehr langsam, vergleichsweise teuer, fast überhaupt nicht durchsuchbar und wird oft schon bei der Zustellung von Nachbarn gestohlen. Eigentlich hat der Zeitungsgebrauch nur einen einzigen Vorteil: Man kann währenddessen Nahrung zu sich nehmen, ohne in die Tastatur zu krümeln. Diese letzte Bastion des Zeitunglesens wird, wie es aussieht, vom koreanischen Designer Duck Young Kong unterhöhlt, der die abgebildete (bei OhGizmo gesehene und leider vorerst noch nicht so richtig erhältliche) tastaturschonende Essensablage Keyboard Food Tray entwickelt hat.

Das ist schon mal ganz gut, bedenklich stimmt uns auf der anderen Seite jedoch die verwirrte Reaktion der Netzeitung auf unseren Wunsch nach Korrektur veröffentlichter Irrtümer: der Beitrag sei aber doch bereits erschienen. Wenn sich das Internet solche Mühe gibt, den Papierzeitungen nachzueifern, wer weiss, ob es dann nicht demnächst schon bei der Zustellung von den Nachbarn gestohlen wird.


13.07.2006 | 00:55 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Sachen kaufen

Wir haben dich bleep


Elektronik mit menschlichem Antlitz (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt Gadgets, die muss man als Musiker einfach haben. Für die Gitarrenfraktion sind das die Amps in der Zigarettenschachtel und für Wirrköpfe der elektronischen Art war das bisher das Theremin. Ebendieses Theremin hat nun mit dem Thingamagoop der Firma Bleep Labs einen würdigen Nachfolger bekommen. Das Thingamagoop ist ein kleiner, possierlicher Synthesizer, bestehend aus einem VCO- und einem LFO-Kreis sowie weiteren Modulationseinheiten. Der VCO wird jedoch zur Erzeugung nicht – wie man es gewohnt ist – mit einer Klaviatur angesteuert, sondern durch eine Fotozelle. Mit der Umgebungshelligkeit ändert sich also die Tonhöhe. Zusätzlich besitzt der Thingamagoop eine Leuchtdiode, die fröhlich herumblinkt und somit zeitsynchron den Sound des Thingamagoop beeinflussen kann. All dies klingt so sagenhaft geil krank, dass man eigentlich nichts anderes tun kann, als sofort eines, mehrere, viele dieser fantastischen Geräte zu erstehen.


12.07.2006 | 13:14 | Alles wird besser | Was fehlt

Für einen, der auszieht, das Fürchten zu zählen


Drowning by numbers. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Auf der Liste der häufigsten Phobien steht die Sozialphobie an zweiter Stelle. Äusserlich oft kaum von Schüchternheit oder flechtenbärtiger Einsiedlerei zu unterscheiden, tobt diese Grossfurcht im seelischen System der Betroffenen so scheusslich und nachdrücklich, dass oft der Leib, vom inneren Aufruhr mitgerissen, allerlei bedrohlichen Unfug und damit seinen Besitzer immer weiter in die Isolation treibt.

Für die so und ähnlich Geplagten hat sich Daniel Goddemeyer die Fear Buddies ausgedacht. In seinem Auftreten beinah ebenso scheu wie der Sozialphobiker, zählt das einer geschwollenen Babuschka gleichende Gerät diskret die Begegnungen mit anderen, gleichartigen Fear Buddies und deren ängstlichen Besitzer. So weiss der Furchtgequälte, wenn er abends, erschöpft von den Überwindungen des Alltags, ins menschenleere Refugium zurücktrudelt, wenigstens, wie viele andere Menschen mit der gleichen Furcht sich in seiner Umgebung befinden bzw. befunden haben.

Die erwünschte Folge scheint eine, wenn schon nicht hilfreiche, so doch zumindest Kurztrost andeutende Gewissheit zu sein, dass man zwar durchaus in das furchteinflössende Leben hineingeworfen und zum schreckenserfüllten Dasein verflucht ist – aber wenigstens nicht als Einziger. Und das alles ohne die pulstreibende Pflicht, mit diesen Leuten nun womöglich reden, auf hohe Türme steigen oder im Fahrstuhl fahren zu müssen. Beängstigend durchdacht.


11.07.2006 | 18:56 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Auf dem Weg zur Penisweltmacht

Wer als Mann beim Durchstreifen der Gelben Berge Chinas auf ein Piktogramm wie dieses stösst, der kann durchaus ins Grübeln kommen: Will man mich hier wirklich vor dem Verlust meines Penis warnen? Und wie soll der konkret vonstatten gehen? Gibt es vagina dentata auf den nächsten zehn Kilometern? Oder ist das bloss ein visueller Ausdruck von Penispanik? Die bricht ja bekanntlich von Zeit zu Zeit im Osten Asiens aus, wobei man sie auf Malaiisch Koro nennt und auf Chinesisch suo yang.

Ist dieser Mann noch besser informiert, wird er nach dem ersten Schreck alsbald ausschliessen, dass seinem Geschlechtsteil echte Gefahren drohen. Ja, befände er sich in Thailand, dann sähe das wohl anders aus. In diesem Land genügt ein falsches Wort, ein Seitensprung oder ein schiefes Lächeln, und schon kann man sein drittes Bein vergessen. So schnitt im November 2004 ein Thailänder zwei Teenagern die Penisse ab und warf sie in einen Kanal, bloss weil sie ihm ein bisschen Geld gestohlen hatten. Ein paar Jahre zuvor entfernte eine Thailänderin ihrem Mann im Schlaf sein Glied, befestigte es an einen Heliumballon und liess es von dannen schweben.

Dagegen gilt China als ziemlich Penis safe, ach was: In punkto Penissicherheit liegt China inzwischen weltweit an der Spitze. Am 20. September 2005 wurde in einem Militärkrankenhaus in Guangzhou die erste, erfolgreiche Penistransplantation durchgeführt; der Penis war danach wieder voll funktionsfähig. Das macht natürlich ein Piktogramm wie das da oben nicht weniger erratisch. Ruft es am Ende zu Penisspenden auf, ans Guangzhouer Hospital? Kann aber auch sein, dass es aus sehr, sehr spätpubertärem Unverstand und Zeilenschindergründen einfach nur falsch verstanden wurde.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (8)


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