Riesenmaschine

29.04.2006 | 09:58 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen

Rolling Stones


Querfeldeinschnittlähmung (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Schon der Mensch an sich ist eine recht mangelhafte Konstruktion. Doch inmitten der Gattung gibt es Menschen, die noch mehr als andere durch ihre speziellen Mängel und Bürden fremdbestimmt waren.
Die Zeiten, in denen Alter und Behinderung ein Stigma waren, sie scheinen nun wie weggewischt. Ein unglaublich naheliegende Erfindung wird den Alltag Gehbehinderter in naher Zukunft dermassen aufmöbeln, dass es kaum abzusehen ist. Einfach Ketten statt Räder an einen Rollstuhl schrauben und schon geht sie los, die neue Zeit. Während betagte, ältere Damen, von Gendefekten und artverwandten Bugs Geplagte sowie Opfer von Unfällen bislang stets auf Hilfe angewiesen und in ihrem Aktionsradius massiv eingeschränkt waren, steht nun eine Zukunft ins Haus, bei der man beim winterlichen Spaziergang durchs verschneite Dickicht euphorisierten Rollstuhlfahrern ausweichen müssen wird. Oder unsanft auf der Treppe von hinten überrollt wird. Einigermassen absehbar, dass bei all der entstehenden Begeisterung der ein oder andere Gehbehinderte die Fähigkeiten des neuen Geräts überschätzen wird. Wer aber zerrt dann den gestrauchelten Panzerstuhl samt Fahrer aus den gefährlichen Schneemassen? Es ist ein Kreuz. Die Mängel, sie vernichten die Träume des Menschen ein ums andere Mal.


28.04.2006 | 10:29 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Memento Mori


As time goes by (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Lange genug wurden Gadgets als unnötiger Unsinn und Zivilisationsmüll abgetan, obwohl die letzten, grossen Revolutionen ja fraglos von kleinen, am Körper tragbaren Dingen ausgelöst wurden. So wie der iPod endlich den in Absolute Giganten geäusserten Wunsch "Es müsste immer Musik da sein" Wirklichkeit werden liess und das Leben in der Postmoderne erst erträglich machte, so bedeutet das wieder entdeckte US Patent No. 5,031,161 nichts weniger als den nächsten kapitalen Umbruch. Die uhrförmige, kleine Erfindung verrät dem Träger seine Lebenserwartung in Jahren, Monaten, Tagen, Stunden und Minuten. Der Effekt wird grossartig sein: Endlich wird das Leben zu einer vorstellbaren Grösse! Erbstreitereien gehören der Vergangenheit an, alles kann noch entspannt geplant werden, ehe abgenippelt wird. Endlich wird man bei der Wahl der Lebensversicherung nicht mehr über den Tisch gezogen! Endlich kann der aus der Tages- und Wochenplanung beliebte To-Do-Listenismus auf das Leben übertragen werden, endlich hat das ständige Aufschieben seine Berechtigung verloren und an seine Stelle treten schöne, sinnvolle Notizen: Unbedingt bis 30 erledigen: Agentur gründen, Weltreise, Studium fertig! Deadline Mitte 35: Familie (urgent!), Doktortitel, Mercedes kaufen. Nicht vergessen: Erbe in den nächsten drei Wochen verprassen! Schon bald wird man sich fragen müssen, wie man bisher nur sinnvoll ohne diese Erfindung leben konnte. Was aber passiert eigentlich, wenn die Batterie leer ist und das Ding stehen bleibt?


27.04.2006 | 14:28 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Volk jetzt mit Raum


Die ortlose Riesenmaschine von oben (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Hurra! Der Aufruf, den wir im Juli 2005 veröffentlichten, hat seinen Zweck nicht verfehlt: Endlich gibt es – nur kurze Zeit nach Google Moon, Google Mars und Google hakenkreuzförmige Gebäude – auch Google Maps Deutschland. Das Satellitenkartenmaterial ist zwar nicht direkt neu, aber so lange wir selbst noch anhand von Stadtplänen navigieren, auf denen die Berliner Mauer eingezeichnet ist, wollen wir nicht nörgeln. Unter Google Maps Mania kann man nachlesen, wie gross der Vorsprung der USA im Ersinnen von Google-Maps-Anwendungen in der Zwischenzeit geworden ist. Aber die Amerikaner haben ja auch die Demokratie erfunden, und heute können wir sie besser, es gibt also Hoffnung. An die Arbeit, Mash-upper!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Google Maps für fast alles


27.04.2006 | 11:21 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Abbildungsreligion Daoismus


Dao-Gott Schultze

Dao-Gott Flint
Noch vor ein paar Jahren war die diffuse chinesische Philosophiereligion Daoismus auf dem Religionsmarkt das nächste grosse Ding. Schriftsteller wie Klabund, Alfred Döblin oder Bertolt Brecht liessen sich von daoistischen Ideen inspirieren; später entdeckten Dichter der Beatgeneration und die Hippies den etwas anderen Glauben. In den achtziger Jahren wurde Dao dann von der New-Age-Bewegung verwurstet; besonders den Daoismusableger Zen drehte man durch den Wolf. Seitdem malen sich vorzugsweise unterforderte Hausfrauen innen mit etwas Instant-Dao aus.

Das ist schade, denn eigentlich hat der Daoismus auch dem Popkulturinteressierten was zu bieten. Das fiel der Riesenmaschine im Tempel des Shanghaier Stadtgottes Qin Yubo auf. Besonders sticht hier Dao-Gott 1 ins Auge, der mit Bowler-Hut und Spazierstock entfernt an Dupont oder Dupond bzw. Schultze oder Schulze bzw. doch wohl eher an 杜本(Dùběn) oder 杜朋 (Dùpéng) aus Hergés Comic-Klassiker Tintin erinnert. Nach Dao-Gott 2 aber hat sich anscheinend Prodigy-Sänger
Keith Flint
modelliert. Mag allerdings auch sein, dass es umgekehrt war, denn "das Dao ist eine Wellenbewegung" (Uni Bonn), so dass man nicht weiss, wer hier Henne ist oder wer Ei.

Auf jeden Fall kennt der Daoismus kein Abbildungs- oder Karikaturverbot seiner Götter, im Gegenteil. Auch sonst können Selbstmordattentäter, Fahnenverbrenner und Popetown-Eiferer einiges vom Daoismus lernen. Das Ideal des daoistischen Weisen, so lehrt die heilige Schrift, sei "Gleichmut, Rückzug von weltlichen Angelegenheiten und Relativierung von Wertvorstellungen, sowie Natürlichkeit, Spontaneität und Nicht-Eingreifen". Beherzigen Sie diese Maximen doch bitte auch beim Verfassen Ihrer Kommentare, selbst wenn Ihnen die Grösse Ihrer Sexualorgane Kopfzerbrechen bereiten sollte.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Popetown II

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (16)


23.04.2006 | 05:59 | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Katch Me If You Kan


Kann fast alles: Der Key Katcher (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Gibt es ein vielseitigeres Gadget als den von Thinkgeek vertriebenen Key Katcher? Das kleine Gerät wird unauffällig zwischen Tastatur und Rechner eingestöpselt und zeichnet dort die letzten 130.000 Tastatureingaben auf. Laut Thinkgeek kann man so "unerlaubte Zugriffe auf den Computer oder das Netzwerk feststellen" und herausfinden, was Benutzer falsch gemacht haben, die schwören, gar nichts angefasst zu haben. Man kann Freund oder Freundin bespitzeln oder herausfinden, dass man selbst von Freund oder Freundin bespitzelt wird; an herrlichen Trennungsgründen wird nie mehr Mangel herrschen. Man braucht sich keine Passwörter mehr zu merken (ausser für den Key Katcher), und kann die Arbeit der letzten Stunden wiederherstellen, wenn mittendrin der Rechner abstürzt. Das alles für nur 90 US$, die sich schon nach dem ersten Bankraub amortisieren.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Abgehört


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