Riesenmaschine

23.08.2008 | 13:50 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Nordkorea rettet die Welt


Nordkoreanische Nudelflotte (Foto, Lizenz)
Eine obskure Nachrichtenquelle berichtet von einer sagenhaften Ernährungsinnovation aus den Forschungslaboren Nordkoreas, dem Weltzentrum des Hungers. Dabei beruft man sich auf Choson Sinbo, ein japanisches Organ, das offenbar den Vorgängen in Nordkorea positiv zugewandt ist. Choson Sinbo jedenfalls meldet laut BBC die Erfindung einer neuen Sorte Nudeln, die aus Mais und Sojabohnen anstatt aus Getreide hergestellt werden. Nun sind Nudeln aus Bohnen vielleicht gar nicht so neu, wie es sich zunächst anhört, aber mit unserem begrenzten Erkenntnisstand über den asiatischen Nudelmarkt wollen wir darüber nicht urteilen. Viel wichtiger scheint, dass die neuen Nudeln nicht etwa satt machen, sondern stattdessen, "das Hungergefühl verzögern"**. Aufmerksam nämlich haben Nordkoreas Strategen zur Kenntnis genommen, dass sich die Menschen im Land weniger über Nahrungsmangel, aber deutlich mehr über Hunger beklagen. Das weniger Essen, so hört man auf Nordkoreas (schlechten) Strassen, sei gar nicht so schlimm, wenn nur nicht immer dieser Hunger wäre. Zielgerichtet und intelligent also reagiert die Diktatur des Volkes auf die Klagen des letzteren. Nordkorea hat es wieder einmal geschafft.

**Wir geben hier den englischen Text der japanischen Meldung über ein Ereignis in Korea in deutscher Übersetzung wieder, bitten also um Verzeihung, falls es zu Ungenauigkeiten kommt.


19.08.2008 | 14:13 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Seegras für Abgehobene


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Endlich ein neuer Dreh in der allmählich wirklich nervigen Energiefrage: Auf der Verpackung der Seegras-Muffins der Firma Monchongloong erfolgt die Angabe der Nutrition Facts dreimal, wobei jedesmal andere Teile in chinesischen Zeichen gesetzt sind, darüberhinaus sind die Zahlenwerte auf kundenfreundliche Art sehr unterschiedlich. Die gesamte Hundert-Gramm-Packung enthält Portionen zu je 25 g, und zwar je nach Tabelle etwa 3,5 bis 4 davon. Eine der Tabellen ist offenbar gedacht für Menschen auf krasser Diät: pro Portion nur 88 kcal, 0,57 g Fett (davon gesättigt 1 g), 0,1 g Protein, 0,9 mg Kohlenhydrate (davon 2 g Zucker), 0,3 mg Salz. Was in den restlichen circa 23 g ist, erfährt man leider nicht. Die zweite Tabelle ist nur für Arktisreisende und Sahelzonenbewohner zu empfehlen: 352 kcal pro 25 g, in denen sich plötzlich auch fünfmal mehr Fett (2,26 g), zigmal so viel Zucker und viermal so viel Salz befinden. Wer diese Tabelle liest, wird endlich richtig satt. Die dritte Liste liegt energiemässig irgendwo in der Mitte zwischen den Extremen, mit etwa 100 kcal, aber total überraschend dann volle 8g Fett und 12g Zucker. Mathematisch macht das zum ersten Mal etwas Sinn, weswegen davon auszugehen ist, dass es sich hierbei um so was wie die Wahrheit handelt. Für die 2 Prozent nicht ernährungsgestörten Menschen auf dem Planeten. Monchongloong – hier isst jeder, was er sich selbst vorstellt. Und hier erlebt die Arithmetik ihre erste post-Riemannsche Renaissance.

Bei den Seegras-Muffins handelt es sich im übrigen um ein ausgezeichnetes Lebensmittel. Zu kaufen in Taiwan (vermutlich) und überall dort, wo sie im Regal stehen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Korrektes Zitieren auf Müslipackungen


16.08.2008 | 13:16 | Anderswo | Alles wird besser

Forestle – Gefunden!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Einmal Googeln verbraucht so viel Strom wie eine Stunde Glühbirne brennen lassen, und dann hat man noch nicht mal Licht. Oder so ähnlich oder so ähnlich oder so ähnlich. Man ahnt, dass der verantwortungsbewusste und ressourcenschonenende Umgang mit dem Internet bald zum Megathema wird, nämlich genau dann, wenn sich der Individualverkehr mit dem Durchbruch des Wasserstoffautos aus der Schusslinie genommen hat, also schon 2009. Bis dahin muss man sich mit den aus dem Flugbereich beliebten Gute-Gewissen-Freikauf-Programmen behelfen: Die neue Suchmaschine Forestle etwa verspricht die kostenlose Rettung von 0,1 m² Regenwald bei jeder Suchanfrage (so funktioniert es), womit eine "Regenwaldfläche der Grösse Ihres Bildschirms für die Ewigkeit bewahrt" wird, iPhone-Nutzer scheiden als Zielgruppe also aus. Zwar wurde das Prinzip "nutze unser Produkt und rette damit soundsoviel Regenwald" durch die Krombacher-Aktion und ihre Wiederauflagen etwas ins Lächerliche gezogen, und man kann sich selbst klar machen, wie wenig 0,1 m² im Vergleich zur weltweiten Regenwaldgesamtfläche sind. Aber andererseits kommen bei Forestle ganz normale, handelsübliche Google-Suchergebnisse heraus und es gibt zusätzlich sogenannte Indikatoren, die vielleicht auch irgendwer sinvoll nutzen kann, also warum eigentlich nicht. Einziger Schwachpunkt bleibt der dumme Name, der, wie auf der Seite erklärt wird, "eine Mischung aus dem englischen Wort 'Forest' (Wald) und aus dem Markennamen unseres Suchpartners 'Goog-le'" sei. Denn wer will schon forestlen? Da hätte man die Seite auch Forgoog nennen können. Oder Googest, Forrel, Restle, Woodle oder Gumple.

Beim Schreiben dieses Beitrags wurden übrigens 1,6 m² Regenwald für die Ewigkeit bewahrt. Das ist eine Fläche von der 16fachen Grösse Ihres Bildschirms.


30.07.2008 | 17:13 | Supertiere | Alles wird besser | Sachen kaufen

Molekularkuscheln


Supercute! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nach Jahren kommt überraschend wieder Bewegung ins totgeglaubte Plushie-Business. Da es mittlerweile alle erdenkbaren Mikroben und Bakterien zum Kuscheln gibt, wird von dieser Basis fortan in zwei Richtungen gearbeitet: The Particle Zoo hat die Stufe der Kuschelzellen und -atome behände übersprungen und bewegt sich auf submolekularer Ebene. Das Sortiment umfasst 33 niedliche Elementarteilchen, darunter Quarks, Leptonen, Eichbosonen, Baryonen, hypothetische Teilchen und natürlich auch 11 dazu passende Antiteilchen (separat verpackt). Die I Heart Guts (beide via Geekology) hingegen haben sich auf dem entgegengesetzten Weg schon bis zur Organebene vorgearbeitet. Neben den Klassikern wie Niere, Leber und Lunge gibt es seit neuestem auch das Gehirn und das limitierte Herz aus Gold. Als nächsten Schritt wird es dann wohl komplexe Kuschelorgansysteme, Kuschelskelette und später womöglich ganze Kuschellebewesen geben.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Endlösung der Kuscheltierfrage


21.07.2008 | 18:23 | Anderswo | Alles wird besser

Sex-Design made in Dessau


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

"Das bildnerische Endziel ist der Orgasmus" W. Gropius (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass die Form der Funktion folgt, hat in Dessau eine lange Tradition; der Name der Stadt ist unauflöslich mit dem kompromisslosen Aufbruch in die Moderne verknüpft, der auch auf mentaler Ebene das ganze bürgerlich-bigotte Sitten- und Moralgerümpel des Kaiserreiches zu entsorgen trachtete. Dieser lokalen Luftwurzeln besann sich jüngst erst wieder der ortsansässige Orion Erotikshop. Sein Angebot für "Soft Tampons", mit denen Frauen (und ergo Männer) endlich auch während der Periode komfortablen und ergonomischen Sex haben können, spricht die Sprache der funktionalen Sachlichkeit, wie sie von Walter Gropius gepredigt wurde. Und der Preisnachlass von 20 Prozent knüpft an die Politik seines Nachfolgers Hannes Meyer an, Gebrauchsgüter auch für die Arbeiterklasse erschwinglich zu machen. Aber auch dem vergleichsweise neuen Feld des Service-Design hat man sich in Dessau mittlerweile zugewandt: Sollte man mal die Pille vergessen haben und sich nicht allein auf die präservative Wirkung des Soft Tampons verlassen wollen, bringt das Pillentaxi Nachschub nach Hause oder dorthin, wo man sich eben gerade aufhält. Die Verhütung folgt dem Vergnügen. Das nennen wir: die Bauhaus-Idee konsequent weitergedacht; Fortschritt, den wir meinen!


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