10.06.2008 | 11:40 | Alles wird besser | Was fehlt
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) "Was ist das grösste Problem in Deutschland: Unwissenheit oder Gleichgültigkeit?" – "Weiss ich nicht. Ist mir aber auch egal." So geht ein alter Witz und wie in allen alten Witzen steckt natürlich auch in diesem kein Fünkchen Wahrheit. In Wirklichkeit hat Gleichgültigkeit nicht das Geringste mit Unwissen zu tun, es handelt sich dabei viel eher um eine höhere Entwicklungsstufe des Wissens, vergleichbar mit dem Pokémon Enteron, der höheren Entwicklungsstufe von Enton. Als Faustregel gilt: Wer viel weiss, dem ist auch viel egal.
Vorbildlich daher alle Internetabstimmungen, die "Ist mir egal" als Antwort zulassen und der oft verkannten Egalität zu ihrem Recht verhelfen. Wenn wir jetzt bei der nächsten Bundestagswahl auf dem Stimmzettel auch "Ist mir egal, ich will nur, dass es mir besser geht" ankreuzen können und Anne Will am nächsten Sonntag ihren Gast Guido Westerwelle mit den Worten vorstellt "Steuerpolitik ist ihm eigentlich egal, er will nur so gern ins Fernsehen", ja, dann würde uns das freuen. Ach nein, stimmt nicht. Es wäre uns egal.
06.06.2008 | 12:45 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Papierrascheln
So macht sich Peking die Welt gefügigNur ein paar schale Kaurimuschel-Witze war unseren Lesern die Prophezeiung vor knapp zwei Jahren wert, Afrika sei das nächste grosse Ding, weil China dort im grossen Stil investiere. Und natürlich folgte niemand unserer Aufforderung, sich sofort nach Mombasa aufzumachen, um dort Equity-Kisuaheli zu lernen; wir haben den ganzen Kontinent per Google Earth abgesucht und ihn auf Riesenmaschinenleser überprüft. Zu Hause zu bleiben allerdings war ein grosser Fehler, denn inzwischen beginnt sich Afrikas Aufschwung noch deutlicher abzuzeichnen. In den vergangenen sechs Jahren, so schreibt der Wirtschaftsjournalist Frank Sieren in seinem neuen Bestseller Der China Schock. Wie Peking sich die Welt gefügig macht, war das gesamtafrikanische Wirtschaftswachstum höher als fünf Prozent. Einzelne Volkswirtschaften wie die Angolas sind in den letzten Jahren sogar jährlich um 15 Prozent gewachsen. Auch Sieren meint, Afrika boome, weil sich die Chinesen dort in hohem Masse engagierten. "Die Europäer" allerdings, so stellt er fest, "haben den Aufstieg Afrikas durch China verschlafen."
Weshalb das so ist, das erklärt sich und uns Allan Green, ein britischer Geschäftsmann in der Blüte seiner Siebziger, den Sieren in der nigerianischen Grossstadt Lagos trifft: "Ich rate den jungen Leuten in Europa immer wieder, ihr sollt nach Afrika gehen.... Dort habt ihr alle Möglichkeiten. Sie haben diesen Unternehmergeist verloren. Das Leben hat sie verwöhnt. Sie können einfach für eine Internet-Firma arbeiten, in Chicago, London oder sonst wo. Sie gehen nirgendwo mehr hin." Das ist jetzt mal ziemlich stramm dahinbehauptet. Es gibt allerdings ein paar stichhaltige Beweise für Greens These. Der beste sind Sie, denn Sie verschwenden offensichtlich ihr Leben auch nur damit, im Internet zu surfen, um Texte von Leuten zu lesen, die für Internet-Firmen in Europa arbeiten, statt endlich einmal auszuwandern und ein bisschen Geld zu verdienen. Jetzt machen Sie doch einfach mal.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Equity-Kisuaheli in Mombasa
03.06.2008 | 12:18 | Anderswo | Alles wird besser
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Das Wesen von Werbung ist, dass etwas versprochen wird, und bevorzugt natürlich etwas, das so schön glitzert und so laut hupt, dass man wie einst an der Supermarktkasse wieder sofort zu sterben glaubt, wenn man es nicht stante pede in den kleinen Händchen halten kann. Kritische Werbung, ehrliche Werbung gar, wie man sie in den vergangenen Jahren hier und da gesehen hat, sie bleibt ein schwarzer Schimmel. Wie aber beim Sarkasmus, bei dem man den Schmerz einfach immer weiter dreht, bis er nicht weiter schmerzt, sondern in seiner Abstrusität erheitert, geht auch in Sachen Lobpreisung allerweil noch ein bisschen mehr. Und dann ist es wie im Physikunterricht – gerade als man dachte, der Lehrer kriege den Versuch im Leben nicht hin, spritzt und stinkt und funkt es.
Ausgerechnet aus dem beschaulichen Lilongwe, das zwar Hauptstadt des bitterarmen Malawi, jedoch eher keine Weltstadt ist, kommt nämlich nun zu aller Überraschung ein neuer, nicht vorhergesehener Werbetrend: desillusionierte Werbung. Gut, ruft hier die vermeintliche Lobpreisung, haben wir's nicht gemacht, aber hey: immerhin gut gemeint – gut, was? Eine ausgesprochen sympathische Selbstironie, die allerdings nicht von ungefähr kommt. In einer Welt, in der der Zeitgeist "The Winner Takes It All" pfeift, fragt Malawi mit bitterer Ironie zurück: Welcher Winner denn, in diesem Lande?
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ehrlicher Marketer
01.06.2008 | 17:15 | Anderswo | Alles wird besser
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) Wer braucht hier schon WLAN? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Mehrfach wurde auf die strukturelle Ähnlichkeit von DDR und Schweiz hingewiesen, meist mit der Präzisierung, die Schweiz sei so etwas wie die "DDR in gut". Wie sich ein mit drei Billionen Franken Auslandsguthaben alimentiertes generöses Gemeinwesen anfühlt, kann man in der Badeanstalt Oberer Letten in Zürich hautnah erleben. Die Grundzutat liefert die Natur, der privilegierte Ort auf der Landkarte, wo kristallklares Bergwasser, das zuvor im Zürichsee auf erträgliche Temperatur erwärmt wurde, in Form der Limmat mitten durch die Stadt fliesst. Hinzu kommt ein architektonisch schlicht im international style gehaltene Betonkonstruktion, die auf ca. 200 Metern Länge Reich der Freiheit vom Feinsten bietet.
Nachdem man im vergangenen Sommer begonnen hat, die harten Pritschen gegen frisch mit blauem Frottee bezogene Matratzenliegen zu tauschen – natürlich ohne dass dafür als Gegenleistung ein Eintrittspreis oder Mindestverzehr beim gut ausgestatteten Kiosk verlangt würde –, und das offensichtlich auf Akzeptanz stiess, hat man dieses Jahr noch an ein paar weiteren Stellschräubchen gedreht, und einige neue Annehmlichkeiten hinzugefügt. Am Tresen des Kiosks wird gratis eisgekühltes Quellwasser vorgehalten, das mit Zitronenscheiben und Minze aus eigenem Anbau zart aromatisiert wurde. Im Eingangsbereich füllt sich langsam eine natürlich ebenfalls unentgeltlich zu benutzende, dabei durchaus ansprechend sortierte Bibliothek.
Wer hier hingestreckt einen Tag oder zwei Wochen (irgendwann verliert diese Unterscheidung an Bedeutung) verbringt, vermisst weder den Cluburlaub am Mittelmeer, noch das WLAN, von dem man anfangs dachte, dass es noch eine sinnvolle Ausbaustufe für den kommenden Sommer darstellen würde. Lediglich elfengleiche Masseusen, die ihre Dienste umsonst jedem zivilisationsgeplagten Ankömmling zur Verfügung stellen, würde man sich noch herbeiwünschen, wenn man noch einen Wunsch freihätte. Es würde uns nicht wundern, wenn sie uns nächsten Sommer dort empfangen. Warum? Weil es geht.
Reiseinformation: Anreise mit Tram 4 oder 13 bis Haltestelle Limmatplatz, dann über den Fluss, nur bei schönem Wetter bewirtschaftet, kein Eintritt.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zürich-Spezial IV: Schattengraffiti
28.05.2008 | 23:51 | Supertiere | Alles wird besser
Gegenwart des Haustiers (Foto, Lizenz)Tiere, auch nicht mehr das, was sie mal waren. Zum Beispiel der huggable robot Probo, eine Art berüsseltes Breitfussmammut, gerade tierähnlich genug, um nicht als Mensch durchzugehen, und angeblich in der Lage, Emotionen auszudrücken (PDF). Wie ein Grizzly, zum Beispiel, möchte man hinzufügen. Oder das streichelbare Robot-Kaninchen von Steve Yohanan: Ein gesichtsloses Hasentier, das auf liebevolle haptische Interaktion mit Ohrenbewegungen und Schnurrvibrationen reagiert (PDF).
Ein schnurrender Hase? Ein umarmbares Mammut? Nur zwei Beispiele für die Zukunft des Haustieres von der Convention der AISB in Aberdeen. Nicht diskutiert werden sollen hier die dort ebenfalls vorgestellten Erkenntnisse zum Thema Computational Humour, das können dann die automatischen Kommentatoren erledigen.
(via Technovelgy)
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Pantomimengewerkschaft gründen
- Fantum in Rantum
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- Platz 57 beim Schwanzvergleich
- letzte Runde
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AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"The Men Who Stare at Goats", Grant Hesloy (2009)
Plus: 1, 8, 49, 96 Minus: 172 Gesamt: 3 Punkte
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