Für den Fall, dass einem bei einer friedlichen Waldspazur ein nicht unelegant staksender, halsloser Doppelpaarhufer begegnet, der auf Hindernisse, Fusstritte und Glatteis bestenfalls stoisch reagiert und direkt aus der hochgradig sinistren Monsterkaderschmiede von Doom I zu stammen scheint, so muss es sich bei dieser Erscheinung nicht unbedingt um eine lysergsaure handeln. Es könnte auch der "Big Dog" des Unternehmens Boston Dynamics sein. Dem geneigten Wanderer wird dringend empfohlen, das Geist-/Maschinenwesen seines Weges ziehen zu lassen. Es interessiert sich eh nicht für einen. Wenn, dann höchstens als Hindernisüberwindungsübung.
Screenshot: Ironic SansIm ersten Vorwort seines letzten grösseren Werks "Zeitverschwendung" bezeichnete der famose Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend die Sonnenuhr als Sinnbild für "die wechselhafte, perspektivabhängige Natur der wissenschaftlichen Messung". Ein scheinbar harmloser Nebensatz – in Wirklichkeit ein spätes, eher unfeines Nachtreten gegen seinen Lehrer Karl Popper. Dieser hatte in verschiedenen Aufsätzen und Briefen das Bild der Sonnenuhr benutzt, um zu veranschaulichen, wie einfach und unmittelbar eine nachzuvollziehende Messung an der Natur selbst stattfinden kann. In Vorlesungen in Berkeley verspottete Feyerabend Popper als "Sonnenuhrwissenschaftler", der bei wolkenverhangenem Himmel seine Arbeit einstellen müsse, weil seine Methoden offensichtlich nicht funktionierten. Popper, in der Sache oft aggressiv, stänkerte indirekt zurück, indem er dem Schüler eine Sonnenuhr zustellen liess mit der Bemerkung, er möge sie ruhig "nachts mit einer Stehlampe benutzen", seine Einstellung zur Wissenschaft lasse das sicherlich zu.
Jetzt, vierzehn Jahre nach dem Tod beider, ist ein Ende des Streits in Sicht: eine Sonnenuhr, die auch nachts funktioniert und sich von der schlichten Naturbeobachtung und -messung erkennbar gelöst hat. Im Blog "Ironic Sans" mit dem schönen, wissenschaftsaffinen Untertitel "It seemed like a good idea on paper" wurde die abgebildetet Idee vorgestellt: drei rotierende Lampen werfen jeweils den stunden-, minuten- und sekundenanzeigenden Schatten. Wie schön, dass ausgerechnet das erste bekannte wissenschaftliche Messinstrument in seiner neuzeitlich-künstlichen Verbrämung – die noch dazu nur im Halbdunkel funktioniert – Popper und Feyerabend versöhnt.
Die indische Question Box (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) Low-Tech-Questionbox der Riesenmaschine (Martin Baaske bitte wegdenken, Leipziger Buchmesse dazudenken. Foto: Jan Bölsche)Überall gibt es heutzutage Internet, selbst in der Antarktis und im Weltall. In den indischen Dörfern Ethida und Poolpur kann man neuerdings die Question Box befragen und bekommt daraufhin ergoogelte Auskünfte über Reisanbau und Cricketergebnisse vorgelesen und erklärt. Die letzten verbleibenden internetfreien Orte sind deutsche Hotels und Messen. Auch auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse vom 13. bis 16. März gibt es wie gewohnt kein kostenloses W-LAN. An dieser Stelle kommt die Riesenmaschine ins Spiel, die dieses Jahr dank der Vermittlung des Verbrecher Verlags erstmals mit einem Buchmessenstand von 1 qm Grösse vor Ort vertreten sein wird (neben der Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, Stand D200). Messebesucher, die Fragen an das Internet haben, können diese Fragen entweder am Schalter des Riesenmaschinestands vortragen oder schriftlich im dafür vorgesehenen Einwurfschlitz (in der Abbildung rechts, siehe Pfeil) deponieren. Die geschulten Riesenmaschine-Fachkräfte Aleks Scholz, Michael Brake, Kathrin Passig und eventuell sogar Sascha Lobo werden von Freitagmittag bis Samstagabend Auskünfte erteilen und auf Wunsch Blogs, Feeds, Twitterungen oder private Mail verlesen. Ob eine Liveübertragung des Geschehens in die Online-Riesenmaschine stattfinden wird, entscheiden wir anhand der Gegebenheiten vor Ort.
Trendsportgeräte mit Rollen sind die Nager unter den Sportgeräten. Sobald das Frühjahr dräut, kriechen beide aus irgendwelchen Höhlen und verzücken harmlose Passanten. Unbedarftes Drauftreten führt sodann in jedem Fall zu Unannehmlichkeiten.
In der trendsportfreien Winterzeit hat der naturverachtende Mensch allerdings abstruse Mutationen und Kreuzungen fabriziert, die dem Tier netterweise erspart bleiben, solange es sich von einschlägig "kreativen" Künstlern fernhält. Was den Trendsport betrifft geht es in diesem Jahr mit dem Orbitwheel indes richtig "rund". Zum Wermutstropfen wird da jedoch die krebsig-reaktionäre Seitwärtsbewegung, die aber eine grosse Erkenntnis nicht verschleiern kann: Der Trend-Evergreen namens Reduktion lässt den Menschen immer mehr zum integralen Bestandteil des Gerätes werden. Für die Zukunft bedeutet dies: Rad schlagen bis zum Umfallen.
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Der Mensch ist laut Platon ein zweibeiniges Lebewesen ohne Federn, und während wir ohne Federn ganz gut zurechtkommen, stellt die Zweibeinigkeit uns immer wieder vor schwer lösbare Probleme. Insbesondere dann, wenn nur genügend Socken für eins der zwei Beine vorhanden sind. Das einteilige Sockenpaar ist nicht bei jedermann beliebt, und so ist es gut, dass die Firma Throx jetzt, mehrere Jahrmillionen nach Erfindung der Zweibeinigkeit, endlich für Abhilfe sorgt: Das dreiteilige Sockenpaar, eine Neuerung, die die fünfbändige Trilogie an Nützlichkeit in den Schatten stellt und vermutlich den Einstieg der Sockenbranche in den Phasenkrieg markiert. Riesenmaschine-Verbrauchertipp: In von Throx nicht belieferten Ländern einfach zwei bis zwanzig Paar identische Socken kaufen, so ist man auch in schwierigen Situationen jederzeit gut versorgt.