Riesenmaschine

21.01.2008 | 18:53 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen

Gleitzeitgeiz ist geil


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


In Zeiten, in denen Fernsehbilder von auf Schlussverkaufstische zutrampelnden Kundenhorden ihren auf Masse und Macht gründenden Mach-Mit-Magnetismus langsam einbüssen, kommt es zwangsläufig, wenn auch komplett überraschend, dass das bisher ausschliesslich in anstrengend dekorierten Kneipen herumdümpelnde Konzept "Happy Hour" seinen Weg in den Einzelhandel findet. Ausgerechnet der biedere österreichische Billigladen Billa hat nun diese mikrotemporale Preisgestaltung ins Fruchtregal gehievt. Für Leute, die auf sowas stehen, bieten wir die Verschwörungstheorie, dass damit heimlich darauf abgezielt wird, Langschläfer und Herumlungerer durch Wiedereinführung des Skorbuts auszurotten, hier gratis zum Download an.

Wir glauben aber lieber daran, dass dies nur der Beginn einer ausgeklügelten Streuung von Lockangeboten über alle Zielgruppen und Shop-Schlaf-Rhythmen hinweg ist. Bitte uns jetzt zu entschuldigen, die lange Nacht der Kaffeefilter bei Aldi geht gleich los.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Weil einfach einfach Einfalt ist


19.01.2008 | 09:32 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt

Moschee mit Migrationshintergrund


Bald auch als deutsche Wertarbeit: Riesenmoscheen. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Moscheen in Deutschland: Von der einheimischen Bevölkerung immer gern gesehen, solange sie so gross sind wie eine Schuhschachtel, hinter einem Einkaufsmarkt in der Vorstadt versteckt und am besten noch von Überwachungskameras und Polizeikontrollen umgeben. Deutsche Moscheen im Ausland aber ganz anders: Dass das deutsch-arabische Verhältnis nicht ganz so zaghaft ist wie in München oder Köln, zeigt nun die Tatsache, dass nichts Geringeres als die drittgrösste Moschee der Welt in Algier von deutschen Unternehmen gebaut werden wird. Mit anderen Worten: Die grösste Moschee der Welt nach der Prophetenmoschee in Medina und der Al-Haram-Moschee in Mekka (820.000 Menschen Fassungskraft) wird von Unternehmen aus Deutschland erbaut: Kleiner als Mekka, aber grösser als der Petersdom (60.000 Menschen) und wohl auch das Strahov-Stadion in Prag (250.000) und fast so lang wie und eindeutig höher als der Drei-Schluchten-Damm am Jangtse (das Minarett soll das höchste der Welt werden, über 210 Meter hoch) – das dürfte jeden innerdeutschen Moscheenstreit mit dem megalomanischen Glanz globalisierter Wirtschaftskooperation überstrahlen. Der Islam ist ohnehin so eine Massenbewegung.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


14.01.2008 | 23:58 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Gekaufte bezahlte Anzeige

Energie sparen mit der Riesenmaschine

Zwar ist das Haus der Frohen Zukunft, in dem grosse Teile der Riesenmaschine-
Inhalte fabriziert werden, seit letztem Jahr auf sauberen Öko-Strom umgestiegen, die Riesenmaschine selbst läuft aber mit schmutzigem Atomstrom aus Kirgisien, für dessen Erzeugung Kinder in unterirdischen Säureminen den Uranmergel mit der Schippe abbauen. Nun wirkt sich das auch nicht negativ auf den CO2-Fussabdruck der Riesenmaschine aus, aber es macht sich halt nicht so gut in der Karmabilanz. Deshalb hat die Riesenmaschine beschlossen, jetzt auch, nachdem es schon alle anderen tun, etwas für den Klimawandel bzw. dagegen zu tun, und zwar gemäss dem ehernen Grundsatz "Technische Lösungen für ökologische Probleme". Als strategischen Partner haben wir uns dafür Günther Faltins Projektwerkstatt ausgesucht, die das Thema in bewährter Manier der Teekampagne (Mittelsmänner ausschalten, Grosspackungen anbieten) angegangen ist. Herausgekommen ist die CO2-Kampagne, ein Angebot wie für unsereins gemacht, weil sie dort ansetzt, wo sich Faulpelz und Schweinehund guten Tag sagen. Man bestellt mit wenigen Mausklicks eine 10er-Packung der Energiesparlampe "Petit Economy" zum unschlagbar günstigen Grosspackungspreis. Wartet einen Tag, bis sie geliefert wird. Tauscht alle Glühbirnen in der Wohnung aus. Kann fortan Tag und Nacht das Licht brennen lassen und spart dabei Strom, Geld und CO2. Über diesen Link oder das nebenstehende Widget geht es noch einfacher, und die Riesenmaschine verdient auch etwas daran, wenn man die "Petit Economy" (Was für ein Supername!) darüber bezieht. Aber darum geht es hier natürlich nicht, sondern um die im Zähler erscheinenden gesparten CO2-Kubikkilometer. Die Zahl tragen wir am Jahresende einfach in unsere Karma-Gewinn-und-Verlustrechnung ein und schicken sie an das Karmakatasteramt mit Hauptsitz Kirgisien. So ist allen geholfen.


14.01.2008 | 06:10 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Waves are Waves


Visible on so many levels (Quelle, Lizenz)
Gute Nachricht aus den verqueren Welten der Duke University: Steven Cummer und Kollegen haben ein Gefäss entwickelt, dessen Inhalt nicht mehr mit Schallwellen interagiert. Man erinnert sich sofort an das vor einem guten Jahr von Cummer vorgestellte elektromagnetische Analogon, ein Gerät, das seinen Benutzer unsichtbar macht. Jedenfalls für Mikrowellenöfen, aber hey! Jetzt also, trotz skeptischer Kollegenprognosen, ist Unsichtbarkeit auch möglich, wenn der Feind Schallwellen zur Ortung verwendet. Die Konsequenzen sind überraschend toll: Fledermäuse zum Beispiel können uns nicht mehr aus dem Weg gehen, sondern zerschellen reihenweise an unseren stabilen Körpern. Kriegsschiffe werden sich etwas anderes überlegen müssen, um uns zu finden und anschliessend umbringen zu können, zum Beispiel Riechsensoren oder Fischwellen oderso. Endlich zerspringen die Gläser nicht mehr, nur weil man vor dem Essen wie immer die Nationalhymne singt. Und natürlich die echolose Bergschlucht, ein uralter Menschheitstraum. Einziges Problem: Das Ding muss erst noch gebaut werden, und zwar aus Metamaterialien. Keine Ahnung, was das sein soll, aber es wird schon irgendwie funktionieren.

(via Technovelgy)


10.01.2008 | 14:20 | Anderswo | Alles wird besser

Tunnelblick


Foto, Lizenz
Was haben Orte in der Vergangenheit nicht alles unternommen, um Scharen von Besuchern anzuziehen: Sie haben Türme gebaut (hohe, schiefe, kaputte), Weltmeisterschaften ausgerichtet, Gebirge und Meere in die Nähe gestellt, ja, einige legten sich gar umständlich eine lange Geschichte zu, nur um heute als Weltkulturerbe zu gelten. Wie es deutlich einfacher geht, zeigt unabsichtlich Lyon, eine Stadt, die sich ansonsten kaum von, sagen wir, Würzburg unterscheidet, sieht man mal davon ab, dass sie voll mit Franzosen ist.

Die Linie D der Lyoner U-Bahn ist rein technisch betrachtet "eine grössere VAL-Version mit Stahlrädern", mit anderen Worten orange, mit Infrarotsensoren und führerlos. Das eigentliche Sensationsfeature jedoch sind die Panoramafenster an Bug und Heck, durch die man unverstellten Blick in den Tunnel hat. Denn dies ist eine besondere Eigenschaft von führerlosen Gebilden – sie bieten einen unverstellten Blick nach vorne (und hinten, aber wer kann das schon unterscheiden). Dreizehn Kilometer von Gare de Vaise bis Gare de Venissieux; runde Tunnel (im Nordteil), eckige Tunnel (im Südteil), gelb beleuchtete Tunnel, blau beleuchtete Tunnel, Einfachtunnel, Doppeltunnel, gerade Tunnel, kurvige Tunnel. Touristen strömen in Scharen in die U-Bahn, Familien bringen ihre Kinder statt auf den Spielplatz in die Linie D, alles drängt sich um die begehrten vorderen Plätze. Und wenn die Leute sowieso alle untertage im Kreis fahren, kann man die Stadt obenrum eigentlich auch gleich weglassen. Denk mal drüber nach, Lyon.


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