Freut Euch, denn Euch ist heute ein Mies van der Rohe geborenDiese prächtige Weihnachtskarte erreichte die Riesenmaschine vor einer Minute. Sie zeigt, so möchte ein flüchtiger Betrachter meinen, das Wiener Rathaus. Tatsächlich handelt es sich aber um den Entwurf des Austria House, das demnächst im Renhuangshan Park in der ostchinesischen Provinzstadt Huzhou stehen soll. Dort wird der gegenüber dem Original wesentlich verbesserte Bau als Clubhaus dienen. Entworfen wurde das erstaunliche Gebäude von dem Architektenbüro German Engineering Technology Beijing Ltd., eine Repräsentanz der deutschen Architekturfirma JSK SIAT, das auch die herrliche Karte verschickt hat.
Dieses Büro (Motto: "the BAUHAUS's principles 'form follows function' and 'less is more'") zeichnet zudem für das German House im Park verantwortlich, das sich bereits im Bau befindet, und wie das österreichische Haus zu einem Ensemble von insgesamt zwölf, in einer jeweils anderen Nationalarchitektur gestalteten Clubhäusern gehören wird. Im Zentrum des deutschen Hauses soll übrigens ein Turm stehen, dessen Front "as customary in traditional German architecture" eine grosse Kuckucksuhr ziert. Gerüchten zufolge darf jedes Mal, wenn der Kuckuck rauskommt und schreit, in Europa ein Originalgebäude abgerissen werden, damit man dort, so ein anonymer chinesischer Bauherr, "endlich mal begreift, was die Stunde geschlagen hat". Aber wie gesagt: Das ist nur ein Gerücht, das möglicherweise kein Fünkchen Wahrheit enthält. Die Kuckucksuhr dagegen stimmt.
Für Peter Glaser ist die mobile Videotelefonie (von ihm durchdekliniert am Beispiel von Apples FaceTime) "ein beruhigendes Beispiel dafür, dass es Techniken gibt, die funktionieren, die aber keiner will". Mit der Windows Live Essentials Photo Gallery von Microsoft verhält es sich genau anders herum: Das darin enthaltene "Photo Fuse" ist ein beunruhigendes Beispiel dafür, dass es Techniken gibt, die funktionieren und die jeder wird haben wollen.
Aus einer Reihe teilverunglückter Gruppenfotos synthetisiert Photo Fuse mit etwas manueller Hilfe das perfekte Gruppenfoto, auf dem alle brav in die Kamera schauen – das arithmetische Mittel der Gruppenfotografie sozusagen. Sollte die Microsoft-Technik allerdings scheitern, empfiehlt es sich, nachhaltig unfotogene Menschen aus Fotos komplett zu entfernen. Der Verbraucher ist entzückt, doch die Theorie ist schon weiter! Denn dank Googles Street View ist bereits alles fotografiert. Die Finalität der Digitalfotografie ist also schlicht der Verzicht auf selbige. Was wiederum die dramatische Erfolglosigkeit mobiler Videotelefonie erklärt.
Pro-Tipp: Nicht gemachte Fotos lassen sich mit Photoshop hervorragend in lustige Grusskarten verwandeln, schön gerade jetzt zur Weihnachtszeit!
Alles, was der Hund braucht. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)"Ich hab von Tante Gisela ein Mail mit so einem Anhang bekommen, wo muss ich denn da drücken?" Wenn die ehemaligen Erziehungsberechtigten online gehen, folgen nicht selten Anrufe mit Fragen dieser Art. Wer als Sohn oder Tochter nicht in stundenlangen Gesprächen feststecken möchte, in denen der Satz "Was siehst du gerade auf dem Bildschirm?" häufiger gesagt werden muss, der sollte schleunigst die wunderbare Internetseite www.teachparentstech.org konsultieren. Hier werden sämtliche Standardsituationen (Copy und Paste, Systemzeit einstellen, Bildschirmhintergrund wechseln und ach so vieles mehr) freundlich, aber bestimmt per Video erklärt. Ein kleines Formular ausfüllen, hier und da ein paar Häkchen setzen – und schon geht der ganze Scheiss als nette Mail an Mama und Papa. Ein Traum – zumindest wenn die Eltern in der Lage sind, die zugesandte Mail auch zu öffnen.
Das Klima im Hipster-Bezirk Prenzlauer Berg wird härter. Nicht nur der VKH, auch die Kita Bambinioase steuert gegen. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Lustig war das Hipster-Leben: Den ganzen Tag nicht erwachsen werden, mit dem Strichachter durch Mitte cruisen oder im Laptop-Café die iTunes-Playlist sharen. Später zog man dann ins puristisch gehaltene Baugruppen-Loft, investierte in indonesische Versorger, bekam Nido-Kinder und scherte sich insgesamt einen feuchten Kehricht um den Rest der Gesellschaft und die sogenannte oder auch Gentrifizierung, deren Speerspitze man nolens volens schmolens war. Tempi passati.
Was ist passiert? Vielleicht haben ein paar zu viele von ihnen den kommenden Aufstand gelesen und sich gegruselt. Vielleicht haben sie sich und ihr wohlstandsverwahrlostes High-End-Leben zu lange im Spiegel von unhappyhipsters.com angeschaut. Liegt es daran, dass im Hipster-Mutterland USA gerade das Rollenmodell für tot erklärt und historisierend einsortiert wird? Oder war es am Ende doch die hartnäckige wachsende Reaktanz der Eingeborenen in den Hipster-Problembezirken, die Konfrontation nackter Haut bei den Wohnungsbesichtigungen, das abgefackelte Auto vor der Tür, die innere Einkehr und Selbstkritik befördert und den hiesigen Hipster ins Grübeln gebracht haben?
Jedenfalls hat sich jetzt in Berlin der Verband kritischer Hipster gegründet: "ein lockerer Zusammenschluss von Menschen, die im Prenzlauer Berg wohnhaft sind und sich mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in ihrem eigenen Umfeld kritisch auseinandersetzen." Die ersten Texte auf der Website legen tatsächlich Zeugnis ab von einem dem Hipster niemals zugetrauten Bedachtsamkeit und Selbstreflexion. Und ein aufschlussreiches Interview mit jetzt.de gibt es auch schon. Da kann man also sehen, was, Hipster Hitler zum trotz, die Hipster von den Nazis unterscheidet: Sie haben vielleicht die gleichen Frisuren, aber übernehmen ihre geschichtliche Aufarbeitung lieber selbst, anstatt sie den 38ern zu überlassen.
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Kaum zehn Jahre nach Erscheinen der letzten Nummer des auf eine Art legendären Münsteraner Fanzines Luke & Trooke, das auch bei der Erfindung der Riesenmaschine Pate gestanden hat, ist es endlich so weit: Die gesammelten Werke sind komplett online verfügbar. Damit sind Sternstunden der Literatur und des Comics von später namhaften Grössen wie Martin Baaske, Mark Stefan Tietze, Carsten Bitzhenner, Corinna Stegemann, Jochen Schivink uva. endlich für die wissenschaftliche Exegese erschlossen und für die Nachwelt konserviert. Dass es am Ende doch so schnell und unbürokratisch ging, ist ausnahmsweise nicht das Verdienst von Google, sondern von Nils Dagsson Moskopp, der sich heldenhaft der Sache angenommen, den letzten vollständig erhaltenen Satz eiskalt guillotiniert und unter den Scanner gepackt hat. Die vollständigen 333 Megabyte sind jetzt zum sagenhaften Shopette-Preis von 0€ abrufbar unter lukeundtrooke.de. Vielen viel Vergnügen damit und Dank an Nils.