Riesenmaschine

20.09.2007 | 03:36 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Therapeutisch sterben

Füsse kalt? Leichtes Frösteln? Schon blaue Lippen? Zähneklappern? Reicht Ihnen alles nicht? Dann begeben Sie sich zur Therapie Ihrer Ansprüche in Sachen Kältetherapie in den brandneuen ThermoSuit, ein Gerät, das den Körper des Patienten komplett in frisches eisgekühltes Eiswasser einpackt, das nebendran in einer Kühlbox extra für diesen Zweck schön kalt gehalten wird. Das High-Tech-Ding hat, hier zitieren wir am besten, the potential to quickly cool these patients conveniently and rapidly, und zwar, wie man dem dazugehörigen Video entnehmen kann, in einer knappen halben Stunde (soviel Zeit muss man wohl haben) runter auf cirka 33 Grad Kerntemperatur. Praktisch ein künstliches Kanada, dabei aber viel handlicher, dieses fantastische neue Ding, das seinen Weg machen wird.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Nie mehr frieren


18.09.2007 | 21:12 | Anderswo | Alles wird besser

Neu: alte Zeitungen gratis


Kostenpflichtiges Archiv (Symbolbild) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Mühlen der Weltverbesserung mahlen auch im Internet manchmal recht langsam. 2007, ca. 686 Menschenjahre nach Erfindung des WWW, sieht die New York Times ein, dass es geringfügig schlauer ist, Millionen durch Werbeeinblendungen auf den jetzt frei googlebaren und zugänglichen Archivseiten der Zeitung zu verdienen, als eine Handvoll Dollar im Jahr von Subskribenten der für den Rest der Welt versperrten Geheimarchive zu kassieren. Es kann jetzt nur noch ungefähr weitere 245 Jahre dauern, bis FAZ/FAS, Süddeutsche, taz, Frankfurter Rundschau, Spiegel, Focus, Standard und NZZ durch Nachdenken zu derselben Einsicht gelangen. Die ZEIT hat übrigens schon irgendwann im August 2007 Vernunft angenommen, die Welt noch etwas früher.


03.09.2007 | 16:13 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Die Personalisierung in ihrem Lauf

Konsum ist ein störrischer Vogel ohne Sinn und Verstand. Er verbringt den Tag bald hierhin, bald dorthin tänzelnd und mag nicht einsehen, dass Döner für 99 Cent eigentlich nur mit Gammelfleisch, Pestizidsalat und Schwarzarbeit zu bezahlen ist. Wenn überhaupt. Immer wieder bekommt er massiv auf die Fresse, Kollege Konsum, aber lernt er daraus? Nein. Wie aber dem Konsum begreiflich machen, dass Qualität rult und nicht allein der Preis? Der Königsausweg scheint, ihn bei der Eitelkeit zu packen und ihm zu bedeuten: "Schau, dieses Produkt, es ist extra für Dich und nur für Dich hergestellt, nun konsumiere es halt". Auch der schlichtgestrickte Konsum sieht ein, dass personalisierte Ware einen Mehrwert darstellt und also gut und zukunftsgewandt ist. Die Filmempfehlungsmaschine Moviepilot.de, der ich in Freundschaft verbunden bin, hat sich das zu Herzen genommen und für den am Donnerstag startenden Film "Die Bourne Ultimatum" personalisierte Trailer ausgedacht (auf "jetzt testen" klicken). Die Maschine rechnet nach ein paar Filmbewertungen aus, wie gut man den Film finden wird und spielt einem einen begeisterten Trailer vor, wenn man vom Film mutmasslich begeistert sein wird, einen beschissenen Trailer, wenn man den Film beschissen finden wird und einen so mittleren Trailer, wenn man den Film so mittel finden wird. Das mag noch nicht der Personalisierung letzter Schluss sein, aber man nähert sich an.


01.09.2007 | 16:00 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Bricks and Mortar


Back to Backstein (Foto: Daniel Ulrich, Lizenz)
In der aktuellen Ausgabe der ZEIT findet sich ein interessantes Gespräch mit Helmut Schmidt von Giovanni di Lorenzo, nein nicht das über die RAF, sondern "Auf eine Zigarette mit" im ZEIT-Leben, wo es diesmal um Architektur geht. Schmidt bekennt darin, dass er selbst "von ganzem Herzen" gern Architekt geworden wäre, wenn nicht der Krieg dazwischen gekommen wäre. Es folgt ein flammendes Plädoyer gegen die "moderne Allerweltsarchitektur" aus Stahl und Glas, gegen "Brutalbeton" und für den hanseatischen Backstein. Obwohl dieser in der Nachkriegszeit nur noch aus kosmetischen Gründen vor die Betonfassaden geklebt wurde, hätte es laut Schmidt die Chance gegeben, den "der Landschaft angemessenen" Baustoff "zu einem Signum Hamburgs zu machen".

Nur scheinbar outet sich der Altkanzler damit als unverbesserlicher Buddenbrook'scher Kulturpessimist, der mit seinem Bekenntnis zu Stein und Mörtel posthum die gesamte Postmoderne inklusive New Economy in die Tonne tritt. Unerwartete Schützenhilfe erhält er nämlich aus der Süddeutschen Zeitung, die unter Ökologie-Gesichtspunkten eine ähnliche Breitseite gegen die zeitgenössische Architektur abfeuert, und konstatiert, dass das weitgehend aus "Planziegel XP 11" von Eder gebaute Energetikhaus 100 das ökologische Bauen weiter vorangebracht hat, als die Zunft der internationalen Star-Architekten zusammengenommen. Statt "Zurück zum Beton" könnte es demnach bald heissen: "Zurück zum Ziegel", was unterm Strich auch die bessere Alliteration ist.


26.08.2007 | 01:56 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Löcher unter den Füssen


Herkömmliche Löcher, gestalkt in Schottland (Foto, Lizenz)
Ok, da ist jetzt also ein gewaltiges Loch im Universum, wer hätte das gedacht. Oder wie Entdecker Lawrence Rudnick bei Spiegel Online offenbar falsch zitiert wird: "Es ist tausend Mal grösser als eine typische Leere", und damit womöglich sogar deutlich grösser als das Loch im Mars. Schön und gut. Aber wann endlich, so fragt man sich, wird es möglich sein, in diesem grössten Loch aller Zeiten Urlaub zu buchen? Und herumzulaufen? Die ultimative Wildnis, das letzte Abenteuer, eine lebensfeindliche Wüste so karg, dass es selbst Sand vor Tristesse dort nicht aushält, geschweige denn Dunkle Materie? Ja, wann? Demnächst, sagt sinngemäss Orbital Outfitters und plant frohgemut eine Art Fallschirmmontur fürs All, ohne Schirm, versteht sich, denn wo nichts ist, kann auch nichts den Fall schirmen. Die Vision: Wenn man in der mittelfristigen Zukunft ein Problem mit Houston hat, dann steige man einfach aus dem Raumschiff und fliege ohne Houston zurück zur Erde – Space-Diving aus 150 Meilen Höhe. Im Vergleich dazu sehen die gängigen Programme zum Weltraumtourismus (z.B. Jeff Bezos' Blue Origin) in der Tat aus wie Baden an der Costa Brava. Zugegeben: 150 Meilen mag ein grosser Schritt für die Orbital Outfitters sein, hingegen für das ultimative Ziel ist es nur ein, naja, reden wir nicht drüber. Aber, hey, man wird ja wohl noch. Das Megaloch im Universum hat einen Durchmesser von nur 6.000.000.000.000 ähm 000.000.000 Meilen. Knapp.


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