Riesenmaschine

25.08.2006 | 20:26 | Anderswo | Alles wird schlechter

Dem Ignaz sei Häusle

Nein, das Leben ist nicht lustig, wenn man Gegenstand jugendlichen Amüsements in Internetforen namens Lachmeister oder Chilloutzone ist. Nein, es ist keine Freude, für ein weiteres, bislang unentdecktes Führerhauptquartier gehalten zu werden, nein, auch der südwestdeutsche Diminutiv hilft da nicht und nein, Irrtum, die auf dem Bild zu sehende Kirche ist kein Gotteshaus für politisch Fehlgeleitete. Die Geschichte des Nazihäusle, man erahnt es, ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Denn im Gegensatz zum Inder, der seine Speiselokalität mit einem "Hitler" und einem Hakenkreuz versieht, um den Umsatz anzukurbeln, ist der Badener zum einen weder so abgebrüht noch so verzweifelt – Provokation ist schliesslich ein arg simples Gewerbe. Und die Wahrheit um das traurige Nazihäusle und die Kirche? Die Kapelle ist eine Hofkapelle, die zum gegenüberliegenden Bauernhof gehört, dem "Nazi-Häusle". Dieser ist eine Aussiedlung des Nazi-Hofes in Breitnau, der nach seinem Erbauer Ignaz Ruf benannt wurde, dessen Vorname wiederum bis 1945 oft "Nazi" abgekürzt wurde. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Ignatz Bubis jedenfalls hätte sich bedankt, hätte man ihn zu Lebzeiten "Nazi" gerufen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Mumbaimumpitz


24.08.2006 | 04:10 | Supertiere | Alles wird schlechter

Der Vogel, die Vögel, das Ungeziefer


So, how long have you been into birding?
(Foto: jason044)
Auch wenn wir glauben, die Geschichte der letzten dreissig Jahre wäre die Geschichte von irgendwas ganz anderem, so ist es doch in Wahrheit die Geschichte des Double-Crested Cormorants, Phalacrocorax auritus, für den es nichtmal einen deutschen Namen gibt. 1973 gab es von diesem schwarzen Kormoran, was übrigens auf deutsch Vielfrass heisst, ganze 125 Paare an den kanadischen Küsten der Grossen Seen. Sie waren praktisch dort, wo das Riesenfaultier schon lange ist, und zwar weil wir sie gründlich mit DDT eingeseift hatten. Kaum stellten wir das ein und sie unter Naturschutz, schlugen sie zurück. Heute sind sie überall, ungefähr rekordverdächtige 38000 Paare sitzen in Häfen und auf Molen herum und spreizen die Flügel, um "das Gefieder zu trocknen", wie sie sagen (read: betteln und hausieren). In Toronto gibt es mittlerweile mehr Kormorane als Deutsche. Das liegt vor allem auch daran, dass man ihnen eine eigene Schutthalbinsel namens Leslie Street Spit mitten in den See gekippt hat und so natürliche Feinde (Strassen, Waschbären) fernhält. Extrapoliert man gründlich in die Zukunft (wohin auch sonst), kann man, ach, das soll sich jeder selbst ausrechnen.

Leider ist der Kormoran zu überhaupt gar nichts nütze. Er verbringt seine Zeit damit, auf die Bäume zu scheissen, auf denen er wohnt, damit sie für sonst niemanden mehr brauchbar sind. Das Resultat: Zivilisierte Vögel wie Reiher reissen angewidert aus und die Kormoranhalbinsel sieht aus wie Tschernobyl. Zudem frisst der Kormoran natürlich den gesamten Fisch auf (manche sagen, es sei nur der unnütze Fisch, was auch ins Konzept passt – you are what you eat). Warum leben diese sinnlosen Vögel eigentlich monogam? Sie könnten doch eigentlich, wie sie wollten, sehen doch eh alle gleich aus. Nichtmal essen kann man ihn, sagen selbst die Leute in Chinatown, die ansonsten alles essen. Das einzige, was der Kormoran kann, ist sich fortpflanzen, herumsitzen, das Gefieder spreizen, dabei nutzlos herumstarren, Fisch essen und sich danach wieder fortpflanzen. Dann fliegt er ungerührt zum nächsten Spreizort. Die einzigen, die noch mit ihnen reden, sind die Möwen und die Leute von earthroots.org, mit denen wiederum sonst niemand redet. Vermutlich wird man bald nicht anders können, als ihnen zu erklären, was wir damals mit den Dinosauriern gemacht haben. Geht aber nicht, ist doch nur ein armer Vogel.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Neunauge Can't Jump


19.08.2006 | 13:27 | Berlin | Alles wird schlechter | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Deppenmagnet


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Wer gerne mal einen Wortfilter ausser Rand und Band erleben möchte, sollte unbedingt bei Zitty im Internet vorbeischauen: in schönster Riesenmaschinemanier werden da die Filmkritiken der Leser automatisch durchredigiert, bis etwas kryptische Botschaften wie die obenstehende übrigbleiben.


19.08.2006 | 01:28 | Anderswo | Alles wird schlechter

Die Blasenentzündung ist zurück


Absteigen! Absteigen!
(Foto von striatic / Lizenz)
[/url]] Sich über Übersetzungsautomaten lustig zu machen, ist ja bekanntlich verboten, aus guten Gründen – selbst die Fehler von Laienübersetzern auf Speisekarten und dergleichen sind ja in der Regel deutlich weniger komisch als ihre begeisterten Sammler das gerne hätten, sondern müffeln vielmehr sogar ein wenig nach dem Chauvinismus demonstrativer Weltläufigkeit. Schon mal lachen, ja schonmal kräftig amüsieren darf man sich aber über, zumal offizielle, Stellen, die tatsächlich solche Übersetzungsautomaten bemühen, wenn Schilder zweisprachig anzulegen sind. Das ist zum Beispiel in Kanada und Wales gesetzlich vorgeschrieben, um einen Kulturkonflikt zu entschärfen, der sich der niedlichen menschlichen Eigenart verdankt, Affen, die anderslautig grunzen, total doof zu finden. In Wales, wo man ja nun wirklich sehr anders grunzt als anderswo, wurde kürzlich ein "Cyclists dismount"-Schild von der zuständigen Behörde durch einen Übersetzungscomputer gejagt, heraus kam "llid y bledren dymchwelyd", was – wir wissen es selbst nicht, glauben es aber gern – die walisische Version der Überschrift dieses Artikels ist.


14.08.2006 | 10:51 | Alles wird schlechter

Google also doch keine ganz so gute Firma*


googeln, googeln, googeln, googlen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Independent gilt als einigermassen okaye Zeitung, deshalb kann man auch eine bei Reddit gefundene Meldung glauben: Google lässt seine Rechtsabteilung Briefe an verschiedene Medien schicken, dass die Verwendung von 'to google' als Verb ein Verstoss gegen die Markenrechte sei. Eine interessante sprachfaschistoide Sichtweise, die sprachfaschistoider kaum sein könnte von diesen Kulturfaschisten. Abgesehen davon wird man, wenn Google seine derzeitige Geschäftsentwicklung vorantreibt, also alles zu vermarkten, was irgendwie mit irgendwas anderem zu tun hat, in arge Formulierungsschwierigkeiten kommen. An dieser Stelle sei der verehrungswürdige Satz eingepflegt, den Slashdot-Nutzer EnsilZah im Januar diesen Jahres von sich gab: "In a few years you'll be driving your google to the google to buy some google for your google." Immerhin: Google nur als Substantiv verwendet. Vorbildlich.

*auf Bitten von Holm Friebe geändert.


... 17 18 19 20 21 [22] 23 24 25 26 27 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Rastersysteme

- Eleganz der schönen Form

- Ekel als Angebot

- Schmunzel-Quasare

*  SO NICHT:

- Materie (außer Schaumzuckermäuse)

- Würstchen im Cowboylook

- Sitzsackecke

- eingefahrene Hierarchien


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"The Descent", Neil Marshall (2005)

Plus: 3, 25, 31, 32, 48, 49, 80
Minus: 35, 80
Gesamt: 5 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV