Riesenmaschine

03.10.2005 | 23:37 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Vom Ende des Wodkas


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wir haben es einfach so hingenommen (und berichteten eigentlich gar nicht), als Wodkaflaschen in Bongform auf den Markt kamen. Wir protestierten nur zögernd, als Wodka auch aus Maschinengewehren getrunken werden konnte. Aber jetzt ist es endgültig genug. Unsere Geduld war am Ende, als wir heute erfuhren, dass "Absolut Wodka" die Icebar in London sponsort, einen Ableger des schwedischen Icehotel. Überraschenderweise ist die Icebar ein Etablissement, das komplett, also Bar, Einrichtung, Gläser, komplett eben, aus kristallklarem Eis besteht – und noch nie wurde so absolut, so klar, so eindeutig vorgeführt, dass Wodkamarketing offenbar nach jedem (noch so kalten) Strohhalm greift. Zunächst also bewirbt man das eigene Produkt mit Hilfe einer grauenvoll blinkenden und hüpfenden Website, die es nicht erlaubt, direkt auf die sicherlich ebenso grauenvollen Geschmacksrichtungen "Vanillia", "Mandirin", "Kurant" und "Peppar" zu verlinken, und unterwirft sich somit also auf schamloseste Art und Weise einer hoffentlich gar nicht existierenden potentiellen Kundengruppe. Nur wenige Stunden später (gefühlt) verkauft man das immer noch eigene Produkt an sicherlich irgendjemanden anderen als Sinnbild des Reinen und Makellosen. Man kann diese offensichtliche Seltsamkeit vermutlich kaum erklären, wenn man nicht wiederum die Auswirkungen des Produktes in Betracht zieht, das ja, man muss es auch mal aussprechen, nur deshalb so klar und einfach ist, weil in Finnland und Sibirien weder Zuckerrohr noch Südfrüchte wachsen, jedenfalls nicht besonders gut. Wodka jedenfalls hätte es schaffen können, das Getränk der neuen Weit-weg-von-der-Mitte zu werden, wenn er nicht, naja, wie die Russen nun mal so sind. Kaum gibt man ihnen den kleinen Finger, schon sind sie betrunken.


29.09.2005 | 17:36 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Brainshrink to fit


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In der verstorbenen Literaturzeitschrift "Der Rabe", genauer im maritimen Raben schreibt der sehr lustige Joseph von Westphalen im totkomischen Essay "Das Tretboot", dass man sich nicht über etwas lustig machen solle, über das jeder spotte, das sei keine Kunst. Im Prinzip hat er damit völlig recht, es gibt jedoch Grenzen, denn für gewisse Sportgeräte besteht gewissermassen Spottpflicht. Hier ist zunächst die Gazelle Silhouette zu nennen. Das im Schweizer TV vom bekannten Tony Little angepriesene Fitnessgerät lässt sich durch die Abbildung in seiner ganzen Erbärmlichkeit leider nur erahnen. Man muss gesehen haben, wie Arme und Beine in irrwitziger Geschwindkeit hin- und herzischen, um zu erahnen, dass wir hier vermutlich die technische Speerspitze einer Sekte vor uns haben, deren Ziel die Vernichtung der Menschheit durch eine letale Lächerlichkeitsdosis ist.

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nicht weit hinterher steht das Produkt Exycle, nur soll hier offenbar neben der Lächerlichkeit eine zweite Vernichtungsmethode angewandt werden: Die Unfallgarantie im Strassenverkehr. Den, das oder die Excyle hat Riesenmaschinen-Leser Toni entdeckt – dankeschön. Natürlich wissen wir zu würdigen, dass die Fitness-Industrie alle möglichen (und auch unmögliche) Anstrengungen unternimmt, um mit immer neuen wirren Produkten die immer gleichen verwirrten Zielgruppen zu erreichen. Trotzdem wagen wir an dieser Stelle, dem Leser explizit mitzuteilen, was er bereits ahnt: Ein halbes Jahr regelmässiges Joggen oder Radfahren verbraucht wesentlich mehr Kalorien als einmal auf der Strasse zu "excyclen", von Kindern ausgelacht zu werden, schamgerötet mit der absurden Lenkerkonstruktion gegen einen Baum zu fahren und dann monatelang im Krankenhaus zu liegen.


28.09.2005 | 17:43 | Berlin | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Sch(m)erzhaft


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Bei Lesern, die unvorbereitet die Riesenmaschine aufgeschlagen haben und aus dem Nichts mit der sehr ekeligen Überschrift konfrontiert wurden, möchten wir uns entschuldigen. Das Klammerwortspiel aber ist Symbol für den Trend in Werbung und Medien, auch noch das schlechteste Wortspiel mitzunehmen. Selbst, wenn es überhaupt nicht passt. Es ist sowieso schon fragwürdig, ob eine stark fischorientierte Fast Food-Kette eine Kooperation mit einem Waffeleis unter dem Namensdach "2 Höhepunkte" eingehen sollte. Dann aber auch noch "fisch verliebt" dazuzuschreiben, ist nicht nur eine verbale Zumutung, sondern erklärt auch die schlechte Qualität des Fotos (Augenkrämpfe).


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Deutschlandradio lässt von einem höheren Niveau aus ähnlichen Scheiss fallen: "Über Beuys. Über Girls. Überall." Man hört förmlich durch, wie in der Präsentation der Werbeagentur die Rede war von der "entertainy-intellektuellen Wirkung der Homophonie Beuys-Boys" und vom "Dreisprung, der das 'Über' fast antifreudianisch zur Vorsilbe degradiert". Dazu die "Brand Values Kultur (Beuys), Menschliches (Girls), empfangbar in ganz Deutschland (Überall)". Toll.

Der eigentliche Auslöser der sch(m)erzhaften Überschrift aber liegt in einer Gaststätte im Berliner Zoo und ist eine Serviette. Darauf steht "GastZoonomie", eine Wortspielstilblüte in voller Pracht, die wie der Ton einer 20 cm entfernten Schiffshupe auch dann noch wehtut, wenn die Ursache entfernt wurde. Schlimmer als alle schlechten Wortspiele selbst ist aber, dass ihre Verwendung notorischen Kulturpessimisten Material in Hülle und Fülle gibt, auf dass sie ihre weinerlichen Feuilletons zum Meckermekka (argh!) ausbauen können.


22.09.2005 | 03:46 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Im Namen des Sturms


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Man fragt sich ja schon, warum vernichtende Wirbelstürme Namen tragen wie "Katrina" oder "Rita", die man sonst eigentlich nur für Patentanten oder vor kurzem verstorbene Urgroßmütter verwendet. In Wahrheit waren das noch Glücksfälle, denn es hätten auch Kuscheltiernamen wie "Teddy" oder "Harvey" sein können, wie die offizielle Namensliste für tropische Wirbelstürme beweist. Jedes Jahr hält die Liste 21 Namen für atlantische Hurrikans bereit, und daher wissen wir jetzt schon, wie die nächsten Naturkatastrophen in diesem Jahr heißen werden: Stan, Tammy, Vince, Wilma. Wilma? Tammy? Sind das etwa Namen für Monsterstürme? Muss man sich da wundern, wenn niemand einsieht, warum er sein Haus verlassen soll? Würde nicht jeder durchdrehen, wenn er von ein paar Narren "Odette" genannt wird? Was bleibt einem mit einem Namen wie "Mindy" anderes übrig, als eine Stadt zu ertränken? Nein, Hurrikans sollten Thor, Saddam, Egon Krenz, Judas, Ivan, DJ Bobo, Dschingis-Khan oder wenigstens Hitler heißen, dann wissen sowohl der Sturm als auch die Bewohner von New Orleans, dass es um Leben und Tod geht. Verniedlichungen, soviel steht fest, sind in diesen harten Zeiten völlig unangebracht. Gipfel der Einfallslosigkeit: Falls nach Wilma noch irgendwas in diesem Jahr passiert, wird es "Alpha" heißen.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


21.09.2005 | 19:16 | Berlin | Alles wird schlechter | Listen

Anti-Schwampel Mailvordrucke


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Exklusiv für Riesenmaschine-Leser veröffentlichen wir hier Vordrucke für Wähler, die in einer Mail an die jeweiligen Parteien ihrem Unmut über die dräuende Schwampel Ausdruck verleihen wollen. Denn die Riesenmaschine schaut nicht nur nach vorn, sondern versucht erklärtermaßen auch, die Zukunft in ihrem Sinne mitzubeeinflussen. Die Vordrucke sind selbstverständlich in der Reihenfolge der Parteipräferenz aufgelistet, denken Sie sich also eine große Lücke zwischen den ersten beiden Parteien. Und so geht's:
1) Sich an die Partei erinnern, die man gewählt hat (wichtig: CDU ≠ CSU!).
2) Copy & Paste.
3) Mailadresse eintragen (liegt bei).
4) Abschicken.
5) Fertig.

Die Grünen / Bündnis90 (info@gruene.de):
Liebe grüne FreundInnen!
Das darf ja wohl nicht wahr sein! Ich habe am Sonntag aus Überzeugung und um Merkel zu verhindern Grün gewählt. Wenn jetzt die Schwampel kommt, die ebenso widerlich heißt, wie sie ist, dann wähle ich nie wieder grün! Ausserdem sage auch allen im Kollegium und den Schülern, dass die Grünen inzwischen nichts anderes mehr sind als eine FDP mit Öko-Firnis! Aus Scham vor diesem gefährlichen Flirt ist auch schon Joschka zurückgetreten, ich könnte echt heulen! Also untersteht Euch! Wehe! Da hilft auch nicht, dass Raider jetzt Twix heißt, bzw. Schwampel jetzt Jamaika-Koalition. Früher standet Ihr noch für [hier bitte, falls noch vorhanden, geeignete Ideale eintragen]!
Mit einer geschwisterlichen Umarmung,

CDU (info@cdu.de)
Sehr geehrte Dame und Herren,
mit großer Bestürzung muss ich zur Kenntnis nehmen, dass die Partei, die ich noch am Sonntag als beste Vertretung meiner bürgerlichen Interessen betrachtete, inzwischen erwägt, mit Chaoten zusammenzugehen! Auch wenn Joseph Fischer durch den überwältigenden Erfolg der CDU quasi schon vorab in die Untätigkeit gezwungen wurde, so bleibt diese komische Revoluzzer-"Partei" doch nur eine Handbreit von Lenin und Trotzki entfernt! Und dafür haben wir jahrelang die US-Pershings vom Trecker aus mit der Mistgabel vor den Linksradikalen verteidigt, damit Sie jetzt quasi mit Moskau direkt koalieren? Das werden weder ich noch sonstjemand vom Stammtisch "Alte Heimat" akzeptieren! Praktisch das gesamte Dorf ist strikt dagegen!
Mit freundlichem Gruße,

CSU (info@csu-bayern.de)
Sie, Herr Stoiber!
Also, äh, ich habe am Sonntag nach dem Gottesdienst die CSU gewählt, nun schon das neunte Mal bei einer Bundes, äh, -tagswahl. Aber Herrschaftszeiten nochamol, wenns jetzt mit den Saugrünen koaliern, dann wirds as letzte Mol gwesen sein! Der Schollmehmet (und des is a Türk, a halber!) hat seinerzeit schon ganz recht gsprochn: "Hängt die Grünen, solange es noch Bäume gibt"! Mir san mir, da helfen keine Pillen! Schon gar nicht bittere.
Vergelts Ihnen Gott,

FDP (fdp-point@fdp.de)
Sehr geehrte Herren, hallo Guido Westerwelle,
was genau haben Sie am Abend des Wahlsonntags eigentlich mit dem Satz gemeint: "Für eine Ampel und andere Hampeleien stehen wir nicht zur Verfügung"? Um etwas genauer zu sein, was um Mammons Willen ist mit "andere Hampeleien" gemeint, wenn offenbar keine Schwampel? Wenn Sie schon umfallen, dann doch bitte richtig. Wenn Sie gleichzeitig so freundlich wären, zurückzutreten, Herr Westerwelle, denn jeder weiß, dass der Stimmenzuwachs nicht auf Sie, sondern auf CDU-Wähler zurückgeht, die die Große Koalition verhindern wollten. Jetzt bekommen wir dafür eine Breite Koalition – gegen dieses Vorhaben werde ich auch unter den Kollegen in der Kanzlei Stimmung machen! Wenn Sie weiterhin schwampeln, werde ich mich im Club für einen gemeinsamen Umzug nach Monaco einsetzen, dann können Sie mal sehen, wie eine Flat Line Tax funktioniert.
Wünsche einen (nicht allzu) liberalen Tag,

Linkspartei (bundesgeschaeftsstelle@linkspartei.de)
Oskar!
Tu was! Wir wollten doch nur dem Gerd einen kleinen Denkzettel verpassen und jetzt kommt Merkel womöglich mit gleich zwei neoliberalen Parteien an die Macht! Du versprichst doch sonst auch immer alles!
Dein/e Genosse/in,


... 39 40 41 42 43 [44] 45 46 47 48 49 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Hamburg

- in Reihe geschaltete Hornissen

- Lippenstift am Schuh

- Besinnliches

*  SO NICHT:

- Dachpappe (Tendenz steigend)

- 15-Kilo-Mops

- Humbug

- Pissespuren am Kragen


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"The Congress", Ari Folman (2013)

Plus: 1, 3, 18, 97
Minus: 1, 2, 14, 39, 43, 44, 97, 118, 134, 160, 175
Gesamt: -7 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV