Riesenmaschine

18.11.2007 | 00:43 | Anderswo | Alles wird besser

Islandaufschlag


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Länder! Was wären wir ohne sie. Doch – es gibt solche und solche, und es gibt Island. Island ist das jüngste unter allen Ländern überhaupt, erdgeschichtlich ist es mit 20 Millionen Jahren gerade mal in der Pubertät, während die anderen Kinder in der Klasse mindestens 200 Millionen Jahre alt sind und auch noch alle aus der gleichen Familie stammen. Diese Aussenseiterposition hat Island frech umgedeutet und ist nun die coole Sau in der Kontinenteschule, und zwar in den Fächern Aussehen, Natur, Action und Bewohner. Nur Klima verhagelt Island regelmässig das Zeugnis. Aber sonst herrscht angenehme, drucklose Innovation. Es wird nicht einfach bei der Inneneinrichtung mit Copy & Paste gearbeitet wie so oft, sondern auch scheinbar notwendige Standards werden hinterfragt. Bäume etwa hat Island als ständig im Weg herumstehend erkannt und abgeschafft, stattdessen stehen überall hübsch geformte (und wesentlich haltbarere) Dekofelsen herum. Auch auf Beschwerden ("ist ja gar nicht grün") hat Island reagiert und seine gesamte Oberfläche mit grünem, weichem Moos überzogen. Die Klimaschwäche, ausgelöst durch eine hartnäckige Regenveranlagung und übertriebene Kühlheit, gleicht Island von innen wieder aus: Island ist das einzige Land mit eingebauter Fussbodenheizung. Die felsigmoosige Landschaft auf dem Foto etwa, ein Teil der blauen Lagune, gewinnt noch an Attraktivität, wenn man weiss, dass das weisslichblaue Wasser etwa 37 Grad warm ist und an Menschen gewöhnt; dazu kann man sich den weissgrauen Schlamm vom Grund des Wassers ins Gesicht schmieren und wird gefühlte Verbrennungen neunten Grades erleiden, aber schon nach dreissig Minuten klingen die Schmerzen ab und die Gesichtshaut fühlt sich an wie ein frisch aus der Plazenta geschältes Kaiserschnittkälbchen. Stehend warmes Wasser mit Peelingmöglichkeit auch im Winter – andere Länder könnten ruhig einmal ihre vulkanischen Aktivitäten feinjustieren, anstatt lange nichts zu tun und dann alles aufeinmal nachholen und mit heissen Steinen um sich werfen. Dieser Beitrag soll der Start sein zu einer losen Serie über Island, einem Ort, der sehr viel mehr richtig macht als falsch und wer kann das schon von sich behaupten.


02.11.2007 | 13:14 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Halloween, ach, ich weiss auch nicht


(Foto: oskay) (Lizenz)
Über Halloween, das ja eigentlich schon vorgestern war, und sein nach wie vor beharrliches Einsickern in unseren Kulturkreis ist man in der Riesenmaschine-Redaktion geteilter Meinung. Die einen sagen so, die anderen sagen so.

Das war allerdings auch, bevor die einen von diesem tollen Pacman, geschnitzt aus einem Flaschenkürbis, erfuhren. Und von dieser famosen Videoanleitung für einen 1-Up-Pilz-Pumpkin mit LED-Innenbeleuchtung. Und von den Halloween-Kürbissen mit Motiven aus Megaman, Day of the Tentacle, Space Invaders, Sonic the Hedgehog und dem ganzen Rest (via Kotaku). Es könnte also sein, dass die einen ihre Meinung inzwischen geändert haben. Von den Süssigkeiten bekommen sie trotzdem nichts ab.


21.10.2007 | 10:06 | Anderswo | Fakten und Figuren

Keine Penne für Darth

Eddie Izzard, der grosse britische Stand-up-Comedian, zeigt uns mit Unterstützung eines namenlosen Brick-Filmers und anhand dessen Videodokument aus der Kantine des Todessterns etwas sehr Wichtiges: Wir können sie austricksen, die dunklen Mächte. Wir müssen dem Bösen nur klar machen, dass wir es nicht kennen und nicht kennen wollen. Dass wir es ignorieren können. Wir müssen die dunklen Mächte verwirren, aus dem Konzept bringen. Wir müssen sie in profane Diskussionen verwickeln, bis sie merken, dass sie mit ihrem Latein der Unterwerfung am Ende sind, weil wir dessen Grammatik nicht gelernt haben. Dann kriegen wir sie. Dann zwingen wir auch das Böse in die Regeln der Kooperation. Dann merkt auch die dunkelste Macht: Ohne Tablett keine Penne. So einfach ist das.


20.10.2007 | 21:56 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Boris Yeltsin Damacy


Das ist übrigens nicht das besprochene Denkmal, sondern eine Skulptur in Berlin, die es schon viel länger gibt als Katamari, was für ein total irrer Zufall. Oder auch kein Zufall, sie steht nämlich in der Nähe vom Checkpoint Charlie, könnte also mit dieser Sache was zu tun haben. (Foto: fuse) (Lizenz)
Der Einfluss von Videospielen auf die Popkultur ist unbestritten, und damit sind jetzt mal nicht Dinge wie dieser sehr schöne Zusammenschnitt von 143 Sega-Startsequenzen oder das einmillionste Super-Mario-Shirt gemeint, sondern handfeste Cameos wie bei den Simpsons und Futurama. Eine Blitzkarriere hat in diesem Bereich die Katamari-Reihe hingelegt: Erst vor wenigen Jahren erschien das Spiel, bereits nach wenigen Minuten gab es tonnenweise Fan-Art und in diesem Sommer war dann auf dem Cover eines Buches von mehreren namhaften Bestseller-Autoren ein grosser Katamari-Ball zu sehen.

Nun plant das Moskauer Museum art4u.ru die Aufstellung eines Denkmals für Boris Jelzin – mit einem Siegerentwurf, der aussieht wie riesiges, in der Mikrowelle geschmolzenes Kinderspielzeug und über den der Künstler Dmitrij Kawarga sagt, er hätte "das auseinander brechende Land im Sinn" gehabt, um dann aber sogleich zuzugeben: "aber das ist natürlich die primitivste Erklärung". In Wirklichkeit handelt es sich nämlich, genau, um einen pechschwarzen Katamari-Ball, bloss steht Jelzin oben statt unten, so sieht es doch aus.

Der von Jelzins Tocher geleitete Jelzin-Fonds hat übrigens inzwischen erklärt, dass er die Skulptur ablehnt. Vielleicht stimmt ihn ja der zweite Sieger gnädig: Ein türkiser Hase, der zu verhindern versucht, dass eine Vase runterfällt.


20.10.2007 | 11:58 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Aufklärung der Dialekte


Für den Sonnahmt war quasi Sonnahmtahmt, Quelle: Sprachatlas.de (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Schwer angeschlagen hatte sich der Sonnabend aus Hessen zurückgezogen. Jahrhunderte war er dort heimisch gewesen, jetzt musste er das Feld räumen. Die Mainlinie war schon lange nicht mehr zu halten, allein die Benrather Linie versprach nun noch Sicherheit. Geschwächt verkroch sich der Sonnabend ins Alsterland. Vielleicht, so spekulierte er, wäre im Rheinischen Fächer mit seinen komplexen Grenzen noch was zu holen. Sonst sah es eher trübe aus.

Ganz anders war es dem Moin ergangen, das im Gegensatz zum – durch eine gemeine Kampagne geschwächten – Ade seine Präsenz bis in die Schweiz hatte ausdehnen können. Es waren schwere Schlachten. Und die Schönheit und Vielfalt, mit der einst "Ich schlage dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, du Affe" gerufen werden konnte, sie war ernsthaft in Gefahr.

Die Wissenschaftler an den Universitäten Augsburg und Marburg blickten von weit oben auf das Geschehen. Wenn sie bei all dem, was da vor sich ging, Empfindungen hatten, sie beherrschten sie vollkommen und verzogen keine Miene. Die Wissenschaftler hatten Wichtigeres zu tun. Bald schon würde die Nutella-Frage gelöst sein. Und dann wäre es wohl endlich an der Zeit sich dem grossen China-Streit zu widmen. Für Betuchlichkeiten war da schlicht keine Zeit.


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