Riesenmaschine

16.03.2007 | 12:08 | Berlin | Anderswo | Fakten und Figuren

Weltstadt mit Klaps


Ik bin eine Berliner Skulptur. Ik crazy thing, ik.
(Foto: adrian_s) (Lizenz)
Eine der Rubriken der Nachrichtenagentur Reuters heisst "Oddly enough", und entsprechend geht es da auch zu. Im Augenblick werden zum Beispiel eine Pizza für 1000 Dollar, ein Lastwagenfahrer, der sich als General durchschwindelt und ein Serienunterhosendieb (Video!) vorgeführt, zu Unterhaltung und mildem Grusel des sensationshungrigen Publikums. Wenn einem das noch nicht genug Zeitvertreib ist, kann man sich alle Meldungen dieser Rubrik des letzten Monats beschaffen, und auf ihre Herkunft beleuchten. Und findet Berlin (13), New York (10), London (6) und Tokio (4) auf den vorderen Plätzen. Nein, diese herrlich verrückten Berliner, man mökte glatt selbs einer sine. Aber wenn man sowas laut sagt, wird man ja erschossen, und zwar in Dallas (1).


13.03.2007 | 11:17 | Anderswo | Alles wird besser

Die Welt, ein Spiel

Die vollständige Verdrahtung und Katalogisierung alles Greifbaren mit RFID-Tags ist schon ganz grundsätzlich gutzuheissen. Denn es hat noch nie jemandem geschadet, wenn mächtige Organisationen über zu viel Informationen verfügten, aber viele Konsumenten sind schon an Supermarktkassen verhungert, weil ihre Waren sich nicht selbstständig mit der Kasse über die Bezahlung unterhalten konnten. Aber ganz abgesehen von diesen einleuchtenden praktischen Gründen gibt es jetzt auch einen Grund für diejenigen, die Technik aus Prinzip gut finden, also uns. Denn wenn jeder Gegenstand ständig durch die Gegend funkt, was er ist, dann kann man Geräte bauen, die diese Information in kreativer Weise zur Realitätsverpimpung verwenden, und zum Beispiel, wie im in diesem Film gezeigten Konzept "Everything is Toy", Orangen zu Feuerbällen und Regenschirme zu Schwertern umdeutet. Und, Gipfel des High-Tech-Abenteuers, Bürostühle zu "heissen Öfen". Oder wie man da sagt.


12.03.2007 | 14:20 | Anderswo | Alles wird besser

Ein Spritzer süsser Mannesmilch


Das Kind ist vermutlich satt (Foto: Österberg/Index Award).
Die relative Kleinheit der Maus und ihre Unwilligkeit, sich melken zu lassen, haben zur Entstehung des verärgerten Ausrufs "Das ist ja zum Mäusemelken" sicher nicht unerheblich beigetragen. Ameisenmelken zum Beispiel wäre zwar noch schwieriger, aber Ameisen sind ja sowieso keine Säuge-, sondern Krabbel- und Beisstiere. Noch kleinere Tiere kann man dann seltsamerweise wieder melken, aber nur wenn man eine Ameise ist, denn zum Läusemelken sind Menschenfinger zu dick.

Wenn aber Ronnie Österbergs Entwurf Man:Milk, der die tatsächliche männliche Fähigkeit, Milch zu geben, fördern und nutzen will, sich beim Index Designwettbewerb gegen die Konkurrenz durchsetzen kann, stehen uns da wohl allerhand Verschiebungen ins Haus. Es wär ja auch zum Männermelken, wenn weiterhin sexistische Kleinanzeigen wie die einer veganen Wohngemeinschaft in Berkeley, die einer Neubewohnerin im Austausch für Milch die Miete erlassen wollte, erscheinen müssen.


06.03.2007 | 12:36 | Anderswo

250 Autos


Foto: Thorsten Bachner, Lizenz
Schmerzlich bewusst wurde einem kürzlich, dass auch Städte Gefühle haben, und zwar im Zuge der grössten Plakataktion Deutschlands für einen Toyota-Kleinwagen (wir berichteten). Die wurde "umgesetzt in 82 Städten, darunter auch Dortmund", wie die Ruhr Nachrichten erleichtert feststellen, so als sei so etwas gar nicht selbstverständlich, dass auch Dortmund eins der 200.000 Plakate abbekommt. Was versprechen sich nun die Autohäuser der "Westfalen-
Metropole" von der Aktion? 250 Autos wollen sie dieses Jahr absetzen, was gegenüber dem Vorgängermodell Corolla ein Umsatzplus von 20% wäre, der demnach weit bescheidener beworben worden sein muss.

Im Zoo entwickelt Walter, der Orang-Utan, inzwischen langsam seine Wangenwülste. Am Samstag kam auch noch "Wetten, dass ...?" aus Dortmund, etwas, was eine Stadt automatisch in den Adelsstand erhebt, und Dortmund besitzt deutschlandweit den einzigen, denkmalgeschützten Buchstaben. Also, Dortmund, du hast doch alles, niemand übergeht dich, und nun freu dich an den Plakaten.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Gleichschaltung

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


05.03.2007 | 03:10 | Anderswo | Alles wird besser

Billigflug der Fantasie


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Welcher Reisende hat sich nicht schon über die bürokratisch penible Schrulle der Realität geärgert, Flüge nach, sagen wir, Amsterdam, mit ermüdender Zwangsläufigkeit auch tatsächlich in Amsterdam landen zu lassen, anstatt in interessanten Orten wie Aktyubinsk? Für Freunde des experimentellen Reisens war beim Flugverkehr bislang nichts zu holen.

Geändert hat das nun ausgerechnet die kleine, listige Slowakei. Die dort ansässige Fluglinie Skyeurope hat flugs das Konzept Sneak Preview mit dem Konzept Billig-Airline fusioniert und bietet zweimal am Tag Flüge nach Mystery City an. Welch weltmännischer Thrill, erst beim Hinunterhüpfen von der Gangway zu erfahren, ob man in Mumbai, Moyale oder im sagenumwobenen Mu gelandet ist, mit lediglich Bikini und Baströckchen im Gepäck in Murmansk oder mit Mantel und Muff in Maui.

Die Flugzeit beträgt sowohl von Bratislava als auch von Prag kurzweilige 60 Minuten, mit nonchalanter Triangulierung ergibt sich daraus, dass Mystery City entweder auf einem Acker östlich von Łódź oder auf einer Südtiroler Almwiese liegen muss. Zumindest, wenn die Flugroute parallel zur Erdkruste verläuft, andernfalls landet man im tantenhaft benannten, gleichwohl mystischen Agartha.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Folgen Sie dem unsichtbaren Pfeil


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