10.12.2006 | 17:49 | Anderswo | Alles wird besser | Papierrascheln
 Das Zitat aus dem weltberühmten SpiegelIn letzter Zeit malte Gabor "Seitenscheitel" Steingart im Spiegel die Volksrepublik China gleich mehrmals als bösen Angreiferstaat, in dem man aus Profitgier über Leichen gehe, und der von brutalen Führern regiert werde, denen man am besten gleich morgen früh mit Quoten, Zöllen und Einfuhrverboten drohen sollte. Die Chinesen scheint diese Polemik nicht zu kratzen. Im Gegenteil, sie loben den Spiegel in den Himmel, so wie auf dieser Schrifttafel am Mausoleum des berühmten Abakh Hoja in Kashgar, wo man ihn sogar den "Bright Mirror", den superschlauen Spiegel, nennt und aus ihm zitiert wie aus einem Evangelium. Im selben Grabmal soll angeblich auch die Xiang Fei begraben sein, die noch viel berühmtere "Duftende Konkubine".
Die Geschichten, die über diese legendäre Frau erzählt werden, gehen auseinander. Einig ist man sich nur darüber, dass sie gut aussah und auch sehr gut roch, weshalb sie Kaiser Qianlong als Konkubine in seinem Harem aufnahm. Nach einer Version soll sie sich dort nicht besonders wohl gefühlt haben, weshalb sie a) Selbstmord verübte bzw. b) als aufrechte uigurische Nationalistin den Kaiser mit einem Dolch zu töten trachtete und deshalb selbst hingemordet wurde. Nach der anderen lebte die dufte Uigurin am Hof des Kaisers herrlich und in Freuden, weshalb sie auch als Symbol für die ewige und unverbrüchliche Freundschaft zwischen dem chinesischen und uigurischen Volk gilt. Diese Fassung wird hauptsächlich von Chinesen erzählt, und vom deutschen "Bright Mirror" gestützt, zumindest auf der Tafel in Kashgar: "Love between this Uygur maid and the emperor is an evidence for great unity among different ethnic groups in China."
Ob das nun tatsächlich so im Spiegel stand, könnte, wer will, mal im Spiegelarchiv überprüfen. Wahrscheinlich ist es nicht. Aber vielleicht wird dieser Satz ja noch einmal im Spiegel stehen? Dann nämlich, wenn die Chinesen diesen deutschen Musterbetrieb aufgekauft haben, und Gabor Steingart auf der Strasse liegt.
09.12.2006 | 02:58 | Anderswo | Supertiere
 Bad day! (Bildquelle, Bildrechte)Wer sich als Oktopus aus Versehen in die Grossen Seen verirrt, sollte tunlichst einen weiten Bogen um Detroit machen, zumindest im April. Sonst kann es passieren, dass man von einem Fan der dort ansässigen Eishockeymannschaft Red Wings aus dem Wasser gefischt und, wie es die Tradition gebietet, zu Beginn der dann anstehenden Play-Offs aufs Eis geworfen wird. Und all das nur, weil es 1952 auch mal funktioniert hat, jeder Arm stand für einen benötigten Sieg und tatsächlich gewannen die Wings den NHL-Titel mit 8 Erfolgen in Serie.
Andererseits ist das immer noch besser als das entwürdigende Schicksal der beiden Tintenfische, die in Kenny vs. Spenny, dem kanadischen Vorbild von Elton vs. Simon, eine Sendung durch die Gegend getragen worden sind, nur weil Kenny und Spenny endlich die Frage Who can wear a dead octopus on their head the longest? klären wollten. Glücklichere Tintenfische landen auf Designerröcken , werden als Bildschirmhintergrund verewigt, von Japanern plattgedrückt und zu Postkarten verarbeitet oder landen in von Greenpeace produzierten Southpark-Adaptionen. Was hingegen das hier mit alldem zu tun hat, müssen Sie schon den Künstler selber fragen.
Die NHL ist übrigens schon seit vielen Jahren so gross geworden, dass für einen Titelgewinn 16 Siege nötig sind. Dass man in Detroit weiterhin mit Tintenfischen wirft, muss wohl an den mangelnden Alternativen liegen und daran, dass einschlägige Insekten nicht fernsehtauglich genug sind. Wieder einmal hat also der menschliche Fortschritt die Evolution mühelos überholt, wo soll das bloss noch hinführen?
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Stavros ist tot
08.12.2006 | 20:34 | Anderswo | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Von BC über Saskatchewan und Ontario bis New Brunswick (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wer wollte nicht schon immer einen streng nationalistischen Energydrink besitzen? Von stolzen Bewohnern eines Landes produziert, um die wertvollen Wurzeln dieses Landes endlich auch bei der Herstellung von Energiegetränken zu berücksichtigen? Dieser Traum ist wahrgeworden, zumindest wenn man Kanadier ist: "Beaver Buzz" ist eine Art mutwillige Nationalflüssigkeit. Produziert wird sie in Kelowna, einer Kleinstadt im Hinterland von Vancouver, zumindest die Beerengeschmacksrichtung aber trägt Saskatoon im Namen, was seltsam ist, beträgt die Entfernung zwischen Kelowna und Saskatoon doch 1.223 km, das sind ungefähr 2,5 Polen. Pro 250 ml Biber erhält man ein Gramm Taurin, 100 mg Guarana, 100 mg Gingseng und 110 g Koffein, eine recht zuverlässige Mischung also zum Wachhalten von Elchen, denen allerdings auch auffallen dürfte, dass Beaver Buzz genauso schmeckt, wie gesüsster Biberschweiss schmecken würde, wenn man ihn extrem stark übersüsst. Nämlich ausschliesslich nach Zucker, und zwar Rohrzucker, und nicht dieser billige Mais-Sirup-Müll, den die ausländische Konkurrenz anscheinend immer noch einsetzt. Zusätzlich erhält man eine stabile Dose, auf der ein Biber mit Lacrosse-Stock abgebildet ist (warum?)!
Dieser Beitrag ist ein Update zu: No Sleep Till Bydgoszcz
08.12.2006 | 11:40 | Anderswo | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder
 Schon wieder zwanzig vor!Können Sie uns mal schnell sagen, wie spät es ist? Ach, da ist ja die Uhr links. Das war einfach. Schwieriger ist zu bestimmen, aus welcher Zeit die Uhr hier stammt und aus welchem Material der giftgrüne, transparente Block ist, in dem sie steckt. Auf Anhieb würde man wohl meinen: 20. Jahrhundert, Sechziger oder Siebziger Jahre, Acryl- bzw. Plexiglas. Und niemand würde sich wirklich wundern, wenn der Block morgen als "Uhr Tikka" bei IKEA stehen würde. Tatsächlich steht die Uhr aber in einer Vitrine des Militärmuseums der chinesischen Volksrevolution in Peking – und ist mindestens siebzig Jahre alt.
Das geht aus dem Schild neben der Uhr hervor, das besagt, dass sie von der chinesischen Roten Armee in der revolutionären Basis des Fujian-Zhejiang-Jiangxi-Gebiets verwendet wurde. Dieses Gebiet wurde von den Kommunisten nur von Januar 1929 bis Oktober 1934 gehalten, dann machte man sich auf der Flucht vor den Guomindang-Truppen auf den Langen Marsch nach Norden. Interessanter Weise wurde ungefähr zur selben Zeit (1928) das Acrylglas erfunden, das die deutsche Firma Röhm & Haas 1933 unter dem Markennamen Plexiglas auf den Markt brachte. Ist es also in der kurzen Zeit dieser revolutionären Plexiglas-Uhr gelungen, sich von Deutschland in ein chinesisches Sowjetgebiet durchzuschlagen, das obendrein von feindlichen Truppen umzingelt war?
Unmöglich wäre es nicht. Mag aber auch sein, dass der Block aus transparentem Bakelit ist, oder aus Glas, obwohl er nicht so aussieht. Dann müsste man sich nur noch über die Bauhaus-Form des Weckers wundern. Fragen kann man sich aber auch mal, warum die Zeiger auf zwanzig vor zwölf stehen? Vielleicht sollen sie uns ja darauf hinweisen, dass es im deutschen Sprachraum viel öfter zwanzig vor als zehn vor zwölf ist, aber niemals fünfzehn vor zwölf, weil man lieber Viertel vor zwölf sagt. Na, höchstwahrscheinlich nicht.
07.12.2006 | 19:51 | Anderswo | Alles wird besser
 Neue Bilder für SingapurNachdem im dreisprachigen Belgien jüngst beschlossen wurde, im kommenden Jahr die Text-Warnungen auf Zigarettenschachteln durch abschreckende Bilder zu ersetzen, wird nun auch in Deutschland immer häufiger der Wunsch geäussert, dieses zu tun, unter anderem, um auch nichtdeutschsprachige Parallelgesellschaften auf die Gefahren des Rauchens hinzuweisen.
Machte das zweisprachige Kanada bereits 2001 den Anfang, zogen Länder mit hoher Analphabetenrate nach und visualisierten, passend zu den Primärängsten ihrer Bewohner, Beischlafstörungen (Brasilien) oder Vanitas-Botschaften im Fantasy-Look (Thailand). Das viersprachige Sündenbabel Singapur, immer schon Freund schwarzer Pädagogik, nahm diese Idee ebenfalls vor geraumer Zeit auf. Als man dort jedoch merkte, dass die Bildchen gar nichts brachten und geraucht wurde wie schon immer, gab es für Singapur nur eine Möglichkeit: Es musste alles noch viel blutiger, fleischiger und tiefgehender dargestellt werden. Seit kurzem gibt es daher eine neue Bilderstaffel mit rot-violett-eingefärbten offenen Geschwüren, Raucherbeinstümpfen und entgegengestreckten tumorösen Zungen in einem so endmässigen Endstadium, dass zartbesaitete Gemüter etwas brauchen werden, bis sie sich, daran gewöhnt, wie gewohnt die Nächste anstecken.
Wenn in Belgien, und vielleicht auch Deutschland, demnächst also die ersten Bildchen gedruckt werden, wird Singapur vielleicht schon Phase drei einläuten, bei deren Visualisierung es eigentlich nur noch die eine Steigerung geben kann: Endlich Raucher!
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Völkermord in der Schweiz!
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