02.10.2006 | 12:36 | Anderswo | Zeichen und Wunder
Ideen haben ist keine grosse Kunst, Ideen hat heute jeder. Was nicht viele schaffen: Eine Idee, sei sie hirnverbrannt, gemeingefährlich, irrelevant oder eventuell sogar interessant, stur und konsequent bis zum Ende umzusetzen, bis Mensch und Idee untrennbar miteinander verschmelzen. Hitler zum Beispiel gehört in die Kategorie, man kann ihm vieles vorwerfen, aber Inkonsequenz gehört eigentlich nicht dazu. Ein neues Rollenmodell in diese Richtung liefert der in Toronto ansässige Maler Ernesto Manera. Vor wenigen Tagen ging sein Atelier und mit ihm sein komplettes Lebenswerk im Rahmen eines Grossbrandes in Flammen auf. Er verlor, so sagt man, Kunst im Wert von einer Million Dollar, und das gerade zwei Monate vor Eröffnung seiner ersten Solo-Ausstellung. Das klingt jetzt noch nicht sehr bewundernswert, eher ein bisschen traurig, aber sicherlich sehr sinnlos.
Bis man aus der wie immer hilfreichen Lokalpresse erfährt, dass die geplante Ausstellung, die jetzt gründlich verbrannte Ausstellung, "An Exercise in Futility" zum Thema hatte. Ob es je Bilder für diese Ausstellung gab, wird nie zu klären sein, vielleicht verbrachte der Maler die letzten Jahre auch damit, weisse Wände anzustarren. Man kann ihm vieles vorwerfen, und seine Versicherung wird das auch tun, aber dass er zum Konzept "Exercise in Futility" nicht alles zu Sagende gesagt hat, gehört nicht dazu.
02.10.2006 | 04:59 | Anderswo | Vermutungen über die Welt
 Auch in Hannover: Eine Kirche mit einem Drudenfuss (Bildnachweis) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Long-Tail-Theorie von Chris Anderson dürfte ja inzwischen die Runde gemacht haben (wer sie noch nicht kennt, kann sie hier oder hier oder ab 4. Oktober auch in diesem Buch nachlesen). Und überraschenderweise trifft man sie nicht nur im Internet-Business, sondern auch in Bereichen, wo man sie gar nicht erwarten würde. Bei Hannover 96 zum Beispiel, das wie alle Fussballbundesligisten einen enormen Jahresetat für Spielergehälter und den ganzen Kram bereitstellen muss. Dafür bekommt Hannover 2,5 Millionen von Trikotsponsor TUI und sicherlich noch eine ganze Menge vom Stadionsponsor AWD.
Den wirklich bedeutenden Teil machen aber nach wie vor die lokalen Klein- und Kleinstsponsoren aus. Deswegen reicht es auch nicht mehr, nur Standardereignisse wie Ecken (präsentiert vom Möbelhaus Hesse), Freistösse (von der Städtereinigung Kampmann), Auswechslungen (vom Hannover Airport) oder die Zuschauerzahl (von Gartenheim.de) auf der Anzeigetafel zu vermerken. Vielmehr denken sich in der Marketingabteilung von Hannover 96 drei Leute rund um die Uhr weitere Anlässe aus, so dass jetzt auch das Halbzeitpausengewinnspiel (Neue Presse), die Restspielzeit (KüchenCenter Staude) und die Mitgliederzahl (Joey's Pizzaservice, wird zur Sicherheit dreimal pro Spiel gezeigt, obwohl sie sich natürlich währenddessen nicht verändert) ihren eigenen Sponsor haben. Demnächst werden sicherlich auch noch der Bratwurstpreis, die Anzahl der freien Parkplätze und die durchschnittliche Rasenlänge mehrfach pro Spiel präsentiert, damit man sich in Hannover mal wieder einen vernünftigen Abwehrspieler leisten kann.
01.10.2006 | 01:38 | Anderswo | Vermutungen über die Welt
 Kanadischer Supermarkt "No Frülls" (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Man habe "huge growth in exporting" zu verzeichnen, so teilt der türkische Knabberwarenhersteller Ülker auf seiner Website mit. Mit der wohltönenden Marke "Misafir Kral" sei erstmals der chinesische Markt aufgerollt worden, und türkische Fluggesellschaften schenkten auf Flügen "to Germany and other Turkic Republics" ab Januar wegen der grossen Nachfrage jetzt die beliebte Cola Turka aus. Auch von neuen "biscuits investments in Egypt" ist die Rede. Den Hauptreibach aber, so darf man vermuten, machen die Türken mit dem Export ihrer im verschwenderischen Überfluss vorhandenen Umlaute in die USA und nach Kanada, in Länder mit schmerzlich verspürtem Umlautdefizit also. Die Knabberwaren (siehe Abbildung) gehen dann halt leer aus, aber schliesslich ist die Sesambestreuung der Umlaut der Backwaren, es wird also sicher auch so gehen.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Gute Nacht, Ümlaut
30.09.2006 | 06:27 | Anderswo | Alles wird schlechter | Sachen anziehen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Schon seit Urzeiten sind Videospiele nicht bloss auf die klassischen Steuermöglichkeiten Steuerkreuz/-knüppel plus Knöpfe beschränkt. So gab es Pistolen, Bongotrommeln, Kameras, Tanzmatten, und einiges mehr. Bald steht allerdings ein weiterer Schritt ins Haus, die meisten werden davon schon gehört haben, Nintendo veröffentlicht demnächst die Wii (nein, nicht das hier) mit einem Controller, der aussieht wie eine Fernbedienung (und nebenbei noch einen eigenen kleinen Lautsprecher hat). Hier ist nun nicht nur das Gedrücke auf dem Controller entscheidend, sondern auch, wie man ihn in der Luft bewegt. Man schwingt beim Golf also wirklich mit dem Arm und fuchtelt beim Schwertkampf mit dem Wiimote wild vor sich in der Luft rum. Das klingt so, als würde Videospielen in Zukunft ein bisschen albern aussehen? Genau so ist es.
Aber es geht natürlich immer noch alberner: Bei einem neuen japanischen Plug&Play-Telespiel (wie gehabt via Kotaku) muss man, um Spielfigur Doraemon zu steuern, lustig mit dem Kopf hin- und herwackeln. Ein Heidenspass. Und ein zweites Spiel für diese Technologie ist auch schon in Planung: Es handelt sich um die Speed-Metal-Variante von Dance Dance Revolution.
 Nominiert für die Infografik des Jahres, Kategorie Niedliches (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
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"Alpha Dog", Nick Cassavetes (2006)
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