Riesenmaschine

23.05.2007 | 12:18 | Berlin | Alles wird besser

Für Pferdekenner


Onkel King aus Amerika hat die Zeichen der Zeit allerdings noch nicht erkannt und macht auf Superlativhuldiging. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer auf einem Konzert klatscht und johlt, wenn der zweite Titel der aktuellen CD anklingt, ist unabhängig von der Musikrichtung nur Deutschrockfan. Echte Aficionados stehen mit versteinerter Miene in Kleingruppen hinten und huldigen ihren Lieblingen, indem sie das Abspielen von B-Seiten bemängeln und sie früher besser fanden, also noch früher als die mitteralterlichen Groupies in der Mitte vorne. Das Zeigen von Interesse wird allgemein überschätzt.

Es freut, dass zurückhaltende Begeisterung mittlererweile auch von Anbietern wahrgenommen und im eigenen Programm reflektiert wird. Die im Juni in Berlin startende Pferde-Show Cavalia wirkt zwar auf den ersten Blick wie eine abgekartete Grossveranstaltung für Touristen im Geiste ("Noch nie wurde das besondere Band zwischen Mensch und Pferd so prächtig und innovierend dargestellt"), doch auf den Plakaten in der Stadt wird zuvorderst mit dem begrenzten Engagement geworben – da muss jemand mitgedacht haben. Vielleicht könnte man hingehen und schauen, ob Famoso, der Lusitanierhengst einfach keinen Bock hat, affig herumzustelzen, was dem Herrn Direktor aber herzlich egal ist, und ob nach 40 Minuten Schluss ist (wg. Weltmeisterschaft in irgendwas). Begrenztes Interesse ist aber auch eine Lösung.


14.05.2007 | 01:31 | Berlin | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Das neue DTP


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Warum? Weil es geht. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Setzt man historische Printerzeugnisse der letzten dreissig Jahre dem unmittelbaren Vergleich nach Jahrgängen aus, so fällt um das Jahr 1992 herum eine erstaunliche Schriften-Inflation in Verbindung mit einer unsouveränen Häufung von dreidimensionalen, Schatten werfenden und in sich verwundenen Schriftblöcken auf, ganz unabhängig davon, ob die Arbeiten von Laien oder Profis stammen. Offensichtlich waren seinerzeit auch die professionellen Gestalter den Verlockungen des
Desktop Publishing und seinen schier grenzenlosen Möglichkeiten erlegen. Vieles wurde gemacht, einfach weil es ging – und wirkt gerade deshalb heute ephemer.

Ähnliches ereignet sich derzeit auf dem Feld des Produktdesigns durch die Einführung erschwinglicher Rapid-Prototyping-Techniken und 3D-Plotter. Über die dadurch katalysierte neue Ornamentik gibt die zentrale Ausstellung zum Thema "Digitability" des diesjährigen Designmai beispielreich Auskunft. Selten so viel verspielte serielle Opulenz im milchigen Weiss der Thermoplaste, Duromere und Polycarbonate auf einem Haufen gesehen.

Dabei wird Rapid Prototyping doch erst richtig spannend, wenn die Maschinen nicht weisse Seesterne oder Plastikmännchenlampen ausspucken, sondern sich selbst, wie Adrian Bowyer vom Projekt Reprap auf dem zugehörigen Symposium eindrucksvoll ausführte. Danach dauerte es – die Ressourcenrestriktion ausser Acht gelassen – rechnerisch nur 18 Tage, bis jeder Erdenbürger so ein Ding bei sich zu Hause stehen haben und damit neben neuen Repraps auch eigene Blütenkelchstühle oder 3D-Schriftblöcke produzieren könnte. Wie dann wohl die Wohnungen aussähen?


09.05.2007 | 11:45 | Berlin | Sachen kaufen

Gleise? Nur von Spitzke!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eventuell wird es für immer ein Rätsel bleiben, weshalb Gleishersteller grossflächig auf Strassenbahnen werben, noch dazu mit dem Spruch "Spitzke – Die Gleis-Power". Auf der anderen Seite: wo sollten sie sonst werben. Auf den Slogan "Deine Bahnen fahren leise, nimmst Du Spitzkes Spitzen-Gleise!" ist man leider nicht gekommen.


08.05.2007 | 10:07 | Berlin | Zeichen und Wunder

Streuverlustangstfrei


Kryptosponsoring (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Sponsoring ist ein beliebtes Marketinginstrument, weil es allen Beteiligten famose Vorteile bietet. Sponsoren und Gesponserte tauschen Geld gegen Image und können so dem begeisterten Zuschauer Qualitätsgetöse zeigen. Der Wert für den Sponsor besteht in Bekanntheit und Sympathiesteigerung für sein Produkt. Einer der zentralen Vorteile des Sponsoring ist der geringere Streuverlust durch interessenspezifische Ansprache. Streuverlust ist, wenn man mit jemandem kommuniziert, den das überhaupt nicht interessiert. Man hat inzwischen wissenschaftlich herausgefunden, dass Menschen, die auf Damentennisturniere gehen, sich überproportional häufig für Damentennis interessieren – im Marketing ist es sehr wichtig, seine Zielgruppe so gut wie möglich zu kennen.

Und man könnte hier noch hundert Seiten Marketingfachliteratur paraphrasieren, es würde kaum den Sinnschock mildern, dass ein katarisches Telekommunikationsunternehmen ein Berliner Damentennisturnier sponsert und dafür die ganze Stadt mit teuren Plakaten vollhängt. Wen möchte Qatar Telecom damit erreichen und warum? Es gibt nicht mal eine deutschsprachige Website. Haben wir hier einen seltenen Fall von pathologischem Übersprungssponsoring? Nein, die Lösung ist sicher eine politische: Qatar Telecom möchte den Imageschaden durch die halbherzigen Zensurbemühungen ausgleichen. Die Zielgruppe soll denken "Gut, den Chat haben sie damals gesperrt, aber jetzt dieses superbunt plakatierte Damentennisding – inzwischen hab' ich sie richtig liebgewonnen und würde ihre Produkte kaufen! Wenn es sie hier gäbe." Potenzielle Kunden waren gestern; willkommen im Zeitalter der hypothetischen Kunden.


02.05.2007 | 11:32 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Security by Absurdity


Ich bin ein "Sack" voll Gold (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Von gewieften eBay-Verkäufern hört man, sie reicherten ihre Auktionen absichtlich mit Rechtschreibfehlern an (vgl. "Mutmassungen über die Weppelzihne"), um so beim Käufer den Eindruck zu erwecken, er könne bei einem Tölpel ein rechtes Schnäppchen machen. Ähnliche Wege schlägt die Post ein (im Bild: Filiale Skalitzer Strasse, Berlin). Der prall mit echtem Gold gefüllte Sack wird demnächst abgeholt und ist durch die Aufmachung und Beschriftung im Zusammenspiel mit frei zugänglicher Aufstellung im Schalterraum zuverlässig vor Diebstahl geschützt. Bescheuert ist daher nicht, wer glaubt, von allen Wörtern auf dem gelben Luftballon ausgerechnet das einzige halbwegs zutreffende, nämlich "Sack", in Anführungszeichen setzen zu müssen, bescheuert ist vielmehr, wer die Botschaft nicht richtig zu deuten weiss und den Schatz achtlos stehenlässt. Beim "nächsten" Mal sind wir "schlauer"!


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