Riesenmaschine

08.03.2007 | 10:19 | Berlin | Sachen kaufen | Papierrascheln

Herrndorfs Häkelarbeiten


Der Autor demonstriert den sachgerechten Gebrauch einer Metapher. (Foto: Natascha Podgornik, Nachbearbeitung: Wolfgang Herrndorf)
Die meisten Riesenmaschinenautoren schreiben neben ihrem schweren Hauptberuf auch noch Bücher, drehen Filme, malen Bilder oder häkeln Handytäschchen. Am Donnerstag, also heute um 20:00 liest Wolfgang Herrndorf im nbi unter der Aufsicht von Ijoma Mangold aus seiner neuen Kurzgeschichtensammlung "Diesseits des Van-Allen-Gürtels". Es handelt sich nicht um Literatur, man kann daher vielleicht hingehen, aber auch einfach "hinterher zum Biertrinken kommen und sagen, dass das letzte Buch besser war" (Herrndorf). Und, so der Künstler weiter: "Ich wäre auch froh, wenn dieses ekelhafte Foto ersetzt werden könnte. Es kommt dort nicht zum Ausdruck, dass ich 'grosse schöne weiche Augen' (Die Welt) habe und 'sanft asketisch, gesellig und freundlich' (dradio) bin." Aber davon kann sich ja heute abend jeder selbst überzeugen.


07.03.2007 | 11:48 | Berlin | Zeichen und Wunder

Deutsche Rechtszeichnung


Nazi werden ist nicht schwer, Nazidesign dagegen sehr. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der korrekte Umgang mit Nazis wäre bedeutend einfacher, wenn sie nicht ständig zwischen behandlungswürdiger Vollidiotie und kaltblütigem Massenmördertum hin- und hertaumeln würden. Aber es ist, wie es ist, und so muss die Gesellschaft zunächst herausfinden, ob jemand Nazi ist aus Dummheit heraus und also Therapiechancen bestehen, die genutzt gehören – oder ob bösartigste Menschenverachtung Kern der Gesinnung ist und Ächtung mit Strafe verbunden werden sollte, etwa ein lebenslanger NPD-Parteitag in Form einer verschlossenen Veranstaltung oder einer freiwilligen Oneway-Wallfahrt direkt in Hess' Grab hinein.

Nur wie findet man das heraus? Zumal Grausamkeit und Dämlichkeit oft Hand in Hand durch die Hirnwindungen der Betroffenen tänzeln. Es ist so simpel, wie es einfach ist – man lasse die Person ihr Heiligstes zeichnen, die Swastika. Graphologie mag Scharlatanerie sein, aber hier erkennt das geschulte Auge, was zu erkennen ist. Denn sagen wir mal so: an diesem Event-Plakat am Potsdamer Platz in Sichtweite zum Holocaust-Mahnmal in Berlin ist nicht unbedingt Hitler persönlich vorbeigegangen.


06.03.2007 | 19:33 | Berlin | Alles wird besser

Neues vom neuen Trend zur Höflichkeit


Foto: Kathrin Passig
Berlin (hier: Schlesisches Tor) ist eine vorbildliche Stadt, von der der Rest der Welt viel lernen kann. Tagging wird mit öffentlichen Geldern gefördert, und das schöne "Vorsicht, frisch gestrichen"-Schild gibt es beim Kauf jeder Spraydose gratis dazu. Bevor wir hier in Berlin eine Bushaltestelle kaputttreten, spannen wir Absperrband rundherum, und danach hängen wir ein "Vorübergehend ausser Betrieb"-Schild auf. Unsere Dealer versteuern ihre Erträge, für Schwarzfahrer gibt es eine spezielle Monatskarte, und wer in Hauseingänge pinkelt, wäscht sich danach die Hände. Ja, so schön ist Berlin!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Neue Höflichkeit auf Erfolgskurs


28.02.2007 | 02:54 | Berlin | Anderswo | In eigener Sache

Donnerstag ist Riesenmaschinentag


Meide Informationen von Menschen, die vor Mikrofonen reden. (Foto: Jan Bölsche)
Montags ist Nudeltag, Dienstag Strudeltag und Mittwoch Knödeltag. Freitag ist Fasttag, Samstag ist Zahltag und Sonntag natürlich Zweitligatag. Donnerstag hingegen ist Riesenmaschinentag, ein Feiertag in 21 (sehr kleinen) Ländern, das ZDF überlegt bereits die Einführung eines "Worts zum Donnerstag". Und wie jeden Donnerstag finden deshalb auch an diesem Donnerstag wieder in drei verschiedenen Städten drei Veranstaltungen mit Riesenmaschine-Autoren statt: In Berlin trifft Holm Friebe um 20 Uhr im Grünen Salon auf die baldige Ex-Zitty-Chefredakteurin Mercedes Bunz und andere Leute um über "Kein Geld, aber tausend Ideen" zu reden. Fast zeitgleich, nämlich um 19.30 Uhr, halten Klaus Nüchtern und Tex Rubinowitz in der Buchhandlung Leporello in Wien die szenische Lesung "Wir können vor lauter Kraft ein Lyrikbändchen von Rilke zerreissen". Und in München beginnt im Literaturhaus ebenfalls um 20 Uhr Riesenmaschine TV, mit Sascha Lobo und Kathrin Passig an den Mikrofonen und Michael Brake am Laptop.


25.02.2007 | 12:13 | Berlin | Nachtleuchtendes

Baut ein, zwei, viele Leuchttürme

Bei der Verteilung öffentlicher Gelder, sei es im Bildungs-, Kultur- oder Wirtschaftsbereich, hat es in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel gegeben: Das lange erprobte Giesskannenprinzip (jeder Humbug wird gleichermassen gefördert, aber nichts richtig) ist auf dem Rückzug, das Leuchtturmprinzip (der glitzernde Prestigemainstream kriegt Geld für ein paar Jahrhunderte, hoffnungsvolle Kleinprojekte gehen leer aus) kommt zunehmend auf (das eher unbekannte Windhundprinzip konnte sich hingegen nicht durchsetzen). Kleinere Kultureinrichtungen müssen nun umdenken. Ob man die Fördergeldvergabestellen allerdings durch eine schlichte Benennung des eigenen Creativ-Centrums als "Neuköllner Leuchtturm" täuschen kann, ist, trotz des ausdrucksstarken Wandbilds, eher fragwürdig. Aber vielleicht klappt es ja. Bis der Rasenmähermann kommt.


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