Riesenmaschine

14.12.2005 | 13:26 | Berlin | Alles wird besser | Papierrascheln

Romanes eunt domus


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Zum Glück kann man ja heutzutage selbst im Rentenalter ein nützliches Mitglied der Gesellschaft sein. So z.B. als pensionierter Lateinlehrer. "Ich habe Ihre Anzeige in der BZ gelesen, junge Dame", sagt man, "wenn Sie sich bitte über jenes Couchtischchen beugen und mir sagen würden, was Sie über die A-Deklination wissen?" – "Sklavia, Sklaviae, Sklaviae, Sklaviam, Sklavia", sagt die junge Dame folgsam, "Plural, äh ... Sklavias ..." Breiten wir das Mäntelchen des Anstands über das folgende Geschehen. Die junge Dame quengelt danach noch ein wenig, ihre Anzeige erscheine ja schliesslich nicht in der FAZ, woraufhin ihr bedeutet wird, korrekte Deklination gehöre sich in allen Lebenslagen, und nächste Woche möge die Anzeige bitte korrigiert erscheinen, "oder muss ich wiederkommen?" Und so hat wenigstens auf den Kontaktanbahnungssseiten der BZ alles seine Richtigkeit. Danke, unbekannter Studienrat!


12.12.2005 | 14:16 | Berlin | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

WM-Faser

Öffentlicher Fussball ist heutzutage, sowas wissen auch diejenigen, die ihn mögen, nichts weiter als eine weitere Gelegenheit zum Geldverdienen für diejenigen, die ihn veranstalten (Gruppe 1), und nur eine weitere Partylocation für diejenigen, die tatsächlich noch hingehen (Gruppe 2). (Hier folgt ein langer Abschnitt über Marken, Subversion, Antifa-Reflexe und anderes langweiliges Zeugs.) Damit nicht andere unbefugt Geldströme abzwacken, wacht die Schirmmütze von Gruppe 1, die FIFA, streng über die Verwendung des WM-Logos, dessen immanentes Scheissesein jedem Betrachter klar ist (in der Fachsprache ist das ein sogenannter "Wegkucker"). Erstes Opfer ist der Zwei-Komponenten-Kleber Ferrero-Panini, der doch nichts weiter wollte, als ganz uneigennützig ein paar Balljungenalben unters Jungvolk zu bringen.

Original (links) und Parodie (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Zweites Opfer wird demnächst der Partyausstatter Hoolywood sein, der das Logo unerlaubt gepimpt hat: weg vom ungekämmten Mitgrölen, hin zu Frisur mit Statement, Gesicht mit Pegelzeiger und Kleidung mit Mehrfachfunktion. Die Ehrlichkeit, mit der der Händler für "british shoes and clothing for work'n'play" das Bild von blutigen Fashion Victims (Gruppe 2) mitschwingen lässt, nötigt Respekt ab. Zumindest aber hat er eine fähigere Grafikabteilung als die FIFA.

Markus Kempken | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


11.12.2005 | 17:17 | Berlin | Fakten und Figuren

Closomat


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wahrheit in der Werbung ist eine gute und richtige Sache, die unterstützt werden sollte. Leider muss man an dieser Stelle die Createure (mit creativem C) der Werbelandschaften ein wenig bremsen, oder vielmehr lenken. Denn nicht jede Wahrheit sollte in der Werbung auch ausgesprochen werden. Ein verdeutlichendes Beispiel liegt bei. Es ist vollkommen korrekt, denn von den 149.000 Google-Treffern für "Dusch-WC" ist erst der 42. von der Firma Closomat, bedeutend besser steht übrigens der Cleanoseat da. Im Sinne der produktverbessernden Konkurrenzsituation ist auch begrüssenswert, dass nicht jedes Dusch-WC ein Closomat ist, wie dieses Plakat im Schaufenster eines Sanitärfachhandels in der bereits beschriebenen Falckensteinstrasse sagt. Ärgerlicherweise glänzt dieses Fachwissen um Dusch-WC-Marken nicht durch besondere Interessanz, um es vorsichtig auszudrücken.


10.12.2005 | 12:07 | Berlin | Sachen kaufen

Moskau Marathon


Man kann es bald nicht mehr sehen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wer vorgestern nicht auf der Acne-Eröffnungsparty war und auch gestern die Release-Party des mit leichten Anlaufschwierigkeiten aber vielversprechend gestarteten Blogs Datenstroeme.de verpasst hat, das unser geschätzter Kollege Stefan Heidenreich zusammen mit Pit Schultz vom Bootlab betreibt (wir wünschen bei der Gelegenheit gutes Gelingen und schöne Datenströme) – der oder die hat heute bis 23 Uhr und morgen noch einmal tagsüber die Gelegenheit, sich dort beim "Holy.Shit.Shopping" auf entspannte und tendenziell originelle Art der Sorgen um die leidigen Weihnachtsgeschenke zu entledigen. Mit dabei ist die Galerie Neurotitan, der Reprodukt-Comicverlag , sowie ein paar weitere der üblichen Verdächtigen. Vielleicht sollte man aber auch die Gelegenheit nutzen, bei angenehmer ambitionierter Musik getreu der Fluxus-Devise Yoko Onos "Fühle den Raum", die unter anderem Julius Nerdinger auflegt, in den hübschen Räumen herumzuhängen. Es gibt nämlich Gerüchte, dass die Immobilie spätestens 2007 einer völlig anderen Nutzung zugeführt werden soll.


09.12.2005 | 15:37 | Berlin | Was fehlt

Falschkensteinstrasse


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Mit der Umbenennung von Strassennamen hat man in Berlin grosse Erfahrung. Im Wesentlichen kann man vier grössere Umbenennungswellen ausmachen, alle selbstredend im chaotischen 20. Jahrhundert angesiedelt, von dem sich allgemein viel zu selten distanziert wird. Die erste Umbenennungswelle kam kurz nach der grossen Eingemeindung von Berlin 1920, als hunderte Strassen in Berlin gleich hiessen, weil 40 Kilometer entfernte Dörfer jetzt eine Stadt waren und sich zuvor kaum um Namensoriginalität geschert hatten. Die zweite Welle wurde von den Nazis angeschoben, die alle Namen änderten, die jüdisch, kommunistisch oder irgendwie zweifelhaft erschienen. Nach dem Krieg wurde in einer dritten Welle vieles wieder zurückbenannt oder im Ostteil mit den Namen kommunistischer Ikonen und Ikönchen versehen. Was nach der Wende 1989 wiederum als unzeitgemäss und damit änderungswürdig empfunden wurde (Vierte Welle). Ein ausgesprochen schmuckes Beispiel (wenn auch die DDR-Rückumbenennung fehlt) ist die heutige Singerstrasse, die von 1748-1926 Grüner Weg hiess, ab 1926 Paul-Singer-Strasse genannt wurde, 1933 treffend in Brauner Weg umgenannt wurde, was verständlicherweise 1947 in der Sowjetischen Besatzungszone unpassend geworden war und man die Strasse teilrückbenamte in Singerstrasse. Zu finden sind diese und noch viel, viel mehr interessante Informationen im guten und richtigen Berlin Lexikon, besonders schön das historisch aufbereitete Strassennamenverzeichnis. Soviel zum geschichtlichen Teil, es folgt nun der farbig bebilderte heutige Teil, denn offenbar steht eine 5. Umbenennungswelle unmittelbar bevor, die den Regeln der Neuen Deutschen Rechtschreibung folgt. Das jüngst in Kreuzberg aufgenommene Foto beweist, dass die Falckensteinstrasse inzwischen ohne das altertümliche c nur noch mit k geschrieben wird. Wir wissen nicht, ob General Eduard Vogel von Falckenstein diese Umbenennung gutgeheissen hätte. Wir warten von nun an aber entzückt auf das erste Strassenschild mit dem Namen Qdamm.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Reclaiming the Streetnames


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