Riesenmaschine

21.10.2007 | 10:06 | Anderswo | Fakten und Figuren

Keine Penne für Darth

Eddie Izzard, der grosse britische Stand-up-Comedian, zeigt uns mit Unterstützung eines namenlosen Brick-Filmers und anhand dessen Videodokument aus der Kantine des Todessterns etwas sehr Wichtiges: Wir können sie austricksen, die dunklen Mächte. Wir müssen dem Bösen nur klar machen, dass wir es nicht kennen und nicht kennen wollen. Dass wir es ignorieren können. Wir müssen die dunklen Mächte verwirren, aus dem Konzept bringen. Wir müssen sie in profane Diskussionen verwickeln, bis sie merken, dass sie mit ihrem Latein der Unterwerfung am Ende sind, weil wir dessen Grammatik nicht gelernt haben. Dann kriegen wir sie. Dann zwingen wir auch das Böse in die Regeln der Kooperation. Dann merkt auch die dunkelste Macht: Ohne Tablett keine Penne. So einfach ist das.


20.10.2007 | 21:56 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Boris Yeltsin Damacy


Das ist übrigens nicht das besprochene Denkmal, sondern eine Skulptur in Berlin, die es schon viel länger gibt als Katamari, was für ein total irrer Zufall. Oder auch kein Zufall, sie steht nämlich in der Nähe vom Checkpoint Charlie, könnte also mit dieser Sache was zu tun haben. (Foto: fuse) (Lizenz)
Der Einfluss von Videospielen auf die Popkultur ist unbestritten, und damit sind jetzt mal nicht Dinge wie dieser sehr schöne Zusammenschnitt von 143 Sega-Startsequenzen oder das einmillionste Super-Mario-Shirt gemeint, sondern handfeste Cameos wie bei den Simpsons und Futurama. Eine Blitzkarriere hat in diesem Bereich die Katamari-Reihe hingelegt: Erst vor wenigen Jahren erschien das Spiel, bereits nach wenigen Minuten gab es tonnenweise Fan-Art und in diesem Sommer war dann auf dem Cover eines Buches von mehreren namhaften Bestseller-Autoren ein grosser Katamari-Ball zu sehen.

Nun plant das Moskauer Museum art4u.ru die Aufstellung eines Denkmals für Boris Jelzin – mit einem Siegerentwurf, der aussieht wie riesiges, in der Mikrowelle geschmolzenes Kinderspielzeug und über den der Künstler Dmitrij Kawarga sagt, er hätte "das auseinander brechende Land im Sinn" gehabt, um dann aber sogleich zuzugeben: "aber das ist natürlich die primitivste Erklärung". In Wirklichkeit handelt es sich nämlich, genau, um einen pechschwarzen Katamari-Ball, bloss steht Jelzin oben statt unten, so sieht es doch aus.

Der von Jelzins Tocher geleitete Jelzin-Fonds hat übrigens inzwischen erklärt, dass er die Skulptur ablehnt. Vielleicht stimmt ihn ja der zweite Sieger gnädig: Ein türkiser Hase, der zu verhindern versucht, dass eine Vase runterfällt.


20.10.2007 | 11:58 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Aufklärung der Dialekte


Für den Sonnahmt war quasi Sonnahmtahmt, Quelle: Sprachatlas.de (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Schwer angeschlagen hatte sich der Sonnabend aus Hessen zurückgezogen. Jahrhunderte war er dort heimisch gewesen, jetzt musste er das Feld räumen. Die Mainlinie war schon lange nicht mehr zu halten, allein die Benrather Linie versprach nun noch Sicherheit. Geschwächt verkroch sich der Sonnabend ins Alsterland. Vielleicht, so spekulierte er, wäre im Rheinischen Fächer mit seinen komplexen Grenzen noch was zu holen. Sonst sah es eher trübe aus.

Ganz anders war es dem Moin ergangen, das im Gegensatz zum – durch eine gemeine Kampagne geschwächten – Ade seine Präsenz bis in die Schweiz hatte ausdehnen können. Es waren schwere Schlachten. Und die Schönheit und Vielfalt, mit der einst "Ich schlage dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, du Affe" gerufen werden konnte, sie war ernsthaft in Gefahr.

Die Wissenschaftler an den Universitäten Augsburg und Marburg blickten von weit oben auf das Geschehen. Wenn sie bei all dem, was da vor sich ging, Empfindungen hatten, sie beherrschten sie vollkommen und verzogen keine Miene. Die Wissenschaftler hatten Wichtigeres zu tun. Bald schon würde die Nutella-Frage gelöst sein. Und dann wäre es wohl endlich an der Zeit sich dem grossen China-Streit zu widmen. Für Betuchlichkeiten war da schlicht keine Zeit.


08.10.2007 | 23:16 | Anderswo | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Reloaded 2.0 Deluxe


Der feuchte Traum eines jeden Trendhistorikers: Man beachte auch die kunstvolle Einbindung des lange verdrängten Ausgehtrendwortes "Clubbing" (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das antiagglutinierende Suffixial-Adjektiv (auch als postponierter Metapherlativ bekannt) ist einer der ältesten und verlässlichsten Kniffe in der Wording- und Naming-Branche. Wie überall sind auch hier die Moden rätselhaft und kurzlebig, und so konnten wir in den letzten Jahrzehnten schon viele sonderbare Begriffe kommen und gehen sehen, wie beispielsweise Spezial, 2000, Extra, Plus, Grande, Ultra, Light, Gold, Deluxe, Galore, 3000, XXL, Original, Professional, Classic und Premium.

In den Nullerjahren gab es schliesslich zwei bedeutende Alphawörter auf diesem Gebiet: Das Matrix-inspirierte Reloaded und das zuletzt allgegenwärtige 2.0 – zwei Begriffe, denen, wir geben das unumwunden zu, auch die Riesenmaschine das eine oder andere Mal erlegen ist. Inzwischen sind Reloaded und 2.0 aber längst im letzten, verlorenen Sektor des Produktzyklus, angekommen – was nun durch einen bemerkenswerten Doppelauftritt in der Trendflohmarktstadt Oldenburg (s. Foto) eindrucksvoll unterstrichen wurde.


08.10.2007 | 12:16 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Mach was aus deinen Knochen

Klar, Existenz ist mit Abstand das Beste, was man erleben kann. Aber es gibt in manchem Leben Punkte, an denen man müde ist, mit Körper und Geist unzufrieden, und sich sein Recht nimmt, mal halblang zu machen. Häufig sind damit Umstände verbunden, die man an sich vermeiden möchte – also Menschen mit gesenktem Kopf, die die eigenen Überbleibsel im Boden versenken, wo man von grauem Gewürm zernagt wird. Ästhetisch ist das so unbefriedigend wie das Leben zuvor, und ansprechende Alternativen sind rar.


Ich habe dir nie einen Osedax-Garten versprochen (Foto: uzvards) (Lizenz)
Seit den Untersuchungen von Whale Fall wissen wir allerdings um die wunderbaren, knochenfressenden, an Blumen gemahnenden Würmer der Gattung Osedax. Um zur Abwechslung mal ein botanisches Alleinstellungsmerkmal auf sich wachsen zu lassen, muss man sich einer tiefen Stelle im Meer versenken, zum Beispiel in der Monterey Bay, wo kürzlich einige neue Arten entdeckt wurden.

Ob Osedax überhaupt auf Menschen- und nicht nur auf Walknochen wachsen, muss allerdings noch jemand herausfinden. Nicht, dass sich hinterher wieder jemand beschwert.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Richtig Walreiten

Roland Krause | Dauerhafter Link


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