Riesenmaschine

11.08.2006 | 17:40 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Wortspiele


Wahr oder falsch ist eine Frage des Standpunkts (manchmal) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein Kommentar im Weblog Designboom führt direkt auf die Seite des Ambigrammdesigners John Langdon. Ambigramme sind Worte, die zweideutig sind, aber nicht vom Inhalt, sondern von der Form her, je nach dem, wie man sie liest; manche sind auch eindeutig bzw. bedeuten dasselbe, nur von beiden Seiten. Auf dem Bild hierneben zum Beispiel steht "false" und "true", dreht man das Bild aber um, steht dort "false" und "true". Ambigramme sind Palindrome mit Gewalt. Es gibt verschieden angelegte Ambigramme, etwa unsymmetrische, punktsymmetrische, gespiegelte, kreisförmige und noch einige andere. Wer also noch ein verkrampft intelligent-geheimnisvolles Logo für sich selbst sucht, weil er sich vielleicht eine Existenz als Zauberer für Kindergeburtstage aufbauen möchte, der findet hier einen Ambigramm-Generator, der mit dem eigenen Namen gefüttert typografischen Wirrwarr ausspuckt, aber immerhin von beiden Seiten zu lesen. Übrigens tauchen Ambigramme auch im so mittleren Film Da Vinci Code auf; kurz gesagt, das alles könnte irrsinnig interessant sein, wenn es nicht schon nach zweieinhalb Minuten so sagenhaft langweilig wäre. Ambigramme, Traubenzucker des Wortstoffwechsels.


08.08.2006 | 21:41 | Fakten und Figuren

Zahlen bitte!


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Frédéric Beigbeders Roman "39,90" heisst in der (in Wirklichkeit viel billigeren) deutschen Taschenbuchausgabe immer noch genauso, im französischen Original jedoch "99 Francs 14,99 Euro 6 Euro" und auf Englisch "Was 9.99, Now 6.99". Ob man dem deutschen Leser nicht zutraut, zu erkennen, dass es sich weiterhin um dasselbe Buch handelt? Egal, jedenfalls drangen mit diesem Werk die Preise erstmals von der Oberfläche ins Herz des Produkts vor. Die nebenstehenden Haribo-Zahlenmännchen sind offenbar eine Sonderedition speziell für die Supermarktkette Plus ("Kleine Preise machen glücklich"), und wo das alles hinführt, kann man sich unschwer denken: "Du, Frau Meier, was kostet denn die '2,99'?"

In letzter Konsequenz besteht die Ware irgendwann nur noch aus dem Preis, und siehe da, das gibt es schon: ein Handy für 300.000 US$. Da Handys bekanntlich null Euro Sternchen kosten, erwirbt man hier für 300.000 $ offensichtlich nicht das Produkt, sondern eben genau dessen Preis. Sauber gelöst, so kommen wir voran!


07.08.2006 | 06:56 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Praecox-Bescheid


Die Pixel wundern sich auch schon. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wie geschickt sich die Zeit beim Vergehen anstellt, konnte man kürzlich beim Thementag zu eben diesem Thema erfahren. Wie das mit Verabredungen ist, seit es Handys gibt, weiss man auch: drei Anrufe braucht der Mensch dafür heutzutage, wenn nicht sogar zwei. Allerdings soll man diesen Umstand nicht allzu verbissen bemeckern, denn Verspätungen können so immerhin telefonisch entschuldigt werden, noch bevor sie stattfinden. Das ist zumindest gefühlt effizienter als umgekehrt. Wer allerdings kürzlich bei Alceste Bonanos von der Carnegie Institution in Washington angerufen hat, um ihr – entschieden nachträglich – mitzuteilen, dass der Anfang des Universums verschoben wurde, ist nicht bekannt. Wichtig ist nur, dass sie nun auch uns Bescheid gegeben hat, alles habe wohl möglicherweise cirka zwei Milliarden Jahre früher angefangen.

Alle, die erst im 20. Jahrhundert geboren wurden, müssen sich jetzt aber nicht weiter grämen: Wir Jungspunde werden dadurch keinen Tag älter, auch wenn möglicherweise einzelne in unseren Leibern verwendeten Atome noch mehr Vorbesitzer hatten, als wir bislang ahnten und beim einen oder anderen der Tacho manipuliert sein könnte. Trotzdem: Bier schon mal kaltstellen, Karten reservieren und Akku aufladen, bevor die Hubble-Konstante komplett durchknallt. Könnte ja sein, dass es beim nächsten Anruf heisst, sorry, vertan, heute Abend um Acht geht alles von vorne los. Dann besser vorbereitet sein.


05.08.2006 | 05:00 | Fakten und Figuren

Pearoefoam


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der Erfinder des Pearoefoams ist tot, der amerikanische Künstler Jason Rhoades, starb am Dienstag im Alter von 41 Jahren an Herzversagen. Der Schüler von Paul McCarthy lernte von seinem Professor das fröhliche Umdeuten von Nahrungsmitteln. Während McCarthys Materialien Schokolade, Ketchup und Pommes Frites sind, baute Rhoades seine "perfekten Welten" auf die von den Aktionisten angerichteten Wunden, Trümmer und Müllhalden der Kunstgeschichte mit anderem Essen; z.B. seinen "Costner Complex" in Frankfurt, eine aus Zwiebeln und Kevin-Costner-Filmen bestehende Konservenfabrik, die den Messiaskomplex des ekelhaften Schauspielers durch einen gleichnamigen Skulptur-Komplex psychologisch interpretiert.

Bis Rhoades dann auf seinen eigenen Werkstoff kam, mit dem er herumkleckern konnte wie Pollock mit dem triefenden Pinsel, Nitsch mit Blut und Beuys mit Margarine: Sein Baumaterial war Pearoefoam, ein Brei aus Erbsen, Lachseiern und Styroporkügelchen. Er errichtete damit nicht nur seine Paläste und Städte, sondern verpackte ihn auch in Replikate des Waschmittels Ivory Snow, das Marilyn Chambers bewarb, eine ehemalige Pornodarstellerin, die ihr Image damit reinwaschen wollte, um auf diesem Wege Vizepräsidentin der USA zu werden. Eine Frage der Zeit, wann Christoph Schlingensief, der Kevin Costner der Zahnarztgattinnen, das risipisieske ("Der Käse "näht" es zusammen...") Pearoefoam in Bayreuth einsetzen wird.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


01.08.2006 | 05:36 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Steh auf, wenn du online bist

Wir hatten uns zwar gerade erst darüber beschwert, dass Designprotoypen praktisch nie Serienreife erlangen, aber das hält uns natürlich nicht davon ab, weiterhin welche vorzustellen. Vor allem, wenn sie a) putzig aussehen, b) einen USB-Anschluss, aber keinen wirklichen Nutzen haben und c) auf dem Prinzip der Drücktiere basieren – eine Qualität, die zeitgenössisches Design überhaupt viel häufiger besitzen sollte. So wie der Availabot von Schulze & Webb, der sich immer genau dann aufrichtet, wenn der ihm zugeordnete Nutzer eines Instant-Messenger-Programms online ist. Geplant ist ein individuelles Design für jeden Availabot, so dass die Bots auch tatsächlich den jeweiligen Personen entsprechen, deren Messenger-Daten sie gespeichert haben. Einzige Nachteile: Der Availabot hat einen leichten Hang zum Hitlergruss und ist nur für Menschen geeignet, die über mehr USB-Anschlüsse als Freunde verfügen.

(via Spare Room)


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