Riesenmaschine

18.09.2005 | 13:59 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Dick durch Graffiti?


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wie wir den stets nützlichen Annals of Improbable Research entnehmen, belegt eine funkelnagelneue Studie den Zusammenhang zwischen Graffiti und Übergewicht, und zwar kurz zusammengefasst folgendermaßen: In Gegenden mit mehr Graffiti, anderen "incivilities" und weniger Parks und Grünanlagen bewegt man sich weniger gern vor der Tür und wird daher dicker als in unbemalten Wohngebieten.
Absurd, zu was für Kausalkurzschlüssen die Wissenschaft immer wieder gelangt, wenn wir nicht ständig scharfe Plausibilitätskontrollen durchführen. In diesem Fall ist der Fehler vermutlich schon im Design der Studie angelegt, denn untersucht wurden 6919 Personen aus Angers, Bonn, Bratislava, Budapest, Ferreira do Alentejo, Forlì, Genf und Vilnius – und nicht eine einzige Person aus einer Stadt der US-amerikanischen Inlandssteppen, wo es bekanntlich null Graffiti gibt (Todesstrafe), aber dafür jeder einzelne Einwohner 200 Kilo wiegt. Es liegt auf der Hand, dass Graffiti vielmehr schlank machen (schwer zugängliche Wände, kalorienzehrende Wholetrains, körperlicher und mentaler Stress, schnelles Weglaufen) und man in den untersuchten Stadtteilen ohne Graffiti daher noch viel dicker wäre. Weshalb die in der Abbildung links von Herrn Schupelius in der BZ unbedacht monierten 35.000 Euro auch ein geringer Preis für den Beitrag sind, den Graffiti zur Volksgesundheit leisten.


16.09.2005 | 06:04 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Terraforming


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Viele Ideen sind so unheimlich Science-Fiction, dass Menschen, die ernsthaft an der Verwirklichung von so etwas arbeiten, mit Ignoranz, Unverständnis, letztlich mit Zwangseinweisung in psychiatrische Kliniken rechnen müssen. Daher empfiehlt es sich oft, mit sehr kleinen, unschuldigen, harmlosen Schrittchen anzufangen, bevor man das große Ganze angeht. Ein aktuelles Beispiel ist die Idee des Terraforming, der mutwilligen Veränderung ganzer Planeten durch gezielte Beeinflussung des Klimas. Ein total verrückter Plan, wie jeder unmittelbar einsieht. Anderer Ansicht sind die Bewohner eines Bergdorfes in den italienischen Alpen, die – nahezu unbemerkt von der Weltöffentlichkeit – die weltweit erste Terraforming- Machbarkeitsstudie vorbereiten. Das Dorf Viganello liegt im Winter ganztägig im Schatten eines Bergmassivs; es handelt sich quasi um eine italienische Version des Planeten Mars – kalt, unwirtlich, lebensfeindlich. Ein klassischer Fall für Terraforming: Wie der Guardian berichtet, wird derzeit an der Errichtung eines Spiegels gearbeitet, der Sonnenlicht im Winter um den Berg herum ins Dorf lenkt und den Marktplatz in ein tropisches Badeparadies verwandeln wird. Die Kosten des Projekts: nicht mal 100.000 Euro, lächerlich eigentlich. Die konsequente Weiterentwicklung dieses Konzepts ist das immer mal wieder auftauchende Gerücht von den übergeschnappten Russen, die mit Hilfe eines etwas gewaltigeren Spiegels ganz Sibirien in ein viel größeres tropisches Badeparadies umwandeln wollen. Und letztlich ist es genau dasselbe Prinzip, auf dessen Grundlage in sicherlich gar nicht mal unendlich weit entfernter Zukunft auf der Oberfläche des richtigen Mars ein, naja, noch ein tropisches Badeparadies entstehen wird. Gut, dafür benötigt man einen Spiegel mit der Fläche eines mittelgroßen Bundeslandes, aber nur weil Riesentiere ausgestorben sind, keine Riesenspiegel bauen zu wollen, ist das nicht etwas engstirnig? Die Riesenmaschine jedenfalls gratuliert den Anwohnern von Viganello zu ihrem zukunftsweisenden Mut und wünscht alles Gute auf dem leider sehr langen Weg.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


15.09.2005 | 21:48 | Fakten und Figuren

Die Krankheit Ich

Keine Frage dürfte die abendländische Philosophie über die Jahrhunderte hinweg derart beschäftigt haben, wie die nach dem Subjekt. Sigmund Freud hat es in drei Etagen zerlegt. Michel Foucault hat es erst mühevoll abgeschafft und dann durch die Hintertür wieder reingelassen. Und Arthur Rimbaud hatte sich der Frage kurzerhand zu entledigen versucht, indem er behauptete, Ich sei ein anderer. Trotzdem stand die Frage, wer oder was das Ich ist, quälend unbeantwortet weiterhin im Raum. Vermutlich, weil niemand auf die Idee gekommen ist, einfach mal in der Wikipedia nachzuschlagen. Dort steht nämlich die Antwort schwarz auf weiss. "Ich" ist eine Krankheit, die Aquariumfische befällt. Gut zu wissen: "Ich is fairly easy to treat in the freshwater aquarium", und zwar mit Hilfe von "standard ich treatments". Die Frage, wie man das noch viel lästigere Über-Ich loswird, kann hingegen auch die Wikipedia vorerst nicht beantworten.


15.09.2005 | 17:37 | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Shampoo-Wissenschaftsskandal

2002 wurde in Veröffentlichungen des Nanophysikers Jan Hendrik Schön in "Nature" und "Science" ein identisches Diagramm mit unterschiedlicher Beschriftung entdeckt. Ein ausgewachsener Wissenschaftsskandal schloss sich an; aus dem anvisierten Nobelpreis wurde nichts und zuletzt entzog die Universität Konstanz Herrn Schön 2004 seinen Doktorgrad wegen "unwürdigen Verhaltens". Dabei handelte es sich offenkundig erst um die Spitze des betrügerischen Eisbergs. Wie die Riesenmaschine jetzt in aufwändiger Recherche durch verdeckte Testkäufe feststellen konnte, enthalten je nach Hersteller bis zu 75% aller Haarreinigungsprodukte gefälschte wissenschaftliche Daten. Abbildungen 1-6 zeigen die Grafiken auf der Rückseite von 1: Nivea For Men, 2: Nivea Glanz, 3: Nivea Color, 4: Nivea Vitalizing, 5: Nivea Anti-Fett und 6: Nivea Volumen Lift. Signifikante inhaltliche Übereinstimmungen bei gleichzeitig unterschiedlicher Beschriftung der Diagramme sind nicht von der Hand zu weisen. Einzig bei Nivea 2 in 1 und Nivea Anti-Schuppen (Abb. 7 und 8) werden wissenschaftliche Mindeststandards gewahrt. Für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Beiersdorf AG sieht es damit wie für Jan Hendrik Schön nobelpreistechnisch für die nächsten Jahre äusserst mau aus.


13.09.2005 | 15:06 | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Umleiten und abkassieren


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dass man ohne Festnetzanschluss angenehmer (fast kein Telemarketing mehr) und billiger lebt, ist eine Einsicht, zu der in den letzten Jahren nicht wenige Haushalte gelangt sind. 2004 hatten in Italien und Frankreich jeweils 17% der Haushalte keinen Festnetzanschluss mehr, in Deutschland waren es zur selben Zeit in den Haushalten der Unter-25-Jährigen bereits 25%.

In Mordor der Privatkundenabteilung der T-Com werden daher neue Mittel und Wege getestet, die Kunden an der Abkehr vom Festnetz zu hindern. Ergebnis: Die "Switch&Profit"-Rufumleitung. "Mit Switch&Profit können Sie Anrufe, die vom T-Com-Festnetz auf Ihrem Handy eingehen (der Anrufer zahlt grundsätzlich den Preis für eine Verbindung ins Mobilnetz), bequem und kostenlos auf Ihr Festnetztelefon umleiten. Pro umgeleitete Gesprächsminute werden Ihnen dann auf Ihrer Telekom Rechnung 2,59 Cent gutgeschrieben ..."

Man kann nun einwenden, dass dabei niemandem geschadet, sondern lediglich manchen (der T-Com, dem Angerufenen) genützt wird. Trotzdem sind einer nichtrepräsentativen Kurzumfrage im Riesenmaschinenumfeld zufolge 100% der Befragten davon überzeugt, dass die Verantwortlichen sowohl für die Idee als auch ihren Untertitel "Umleiten und abkassieren" pfeilgrad in der Hölle landen werden. Es wird also wahrscheinlich der klassische Festnetzanschluss doch über kurz oder lang aussterben, was auch gut und richtig so ist. Nur so kann schließlich der mittelalterliche Irrglaube aus der Welt geschafft werden, es hätte irgendeinen Sinn, eine Wohnung anzurufen, wenn man einen Menschen sprechen möchte.


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