Riesenmaschine

03.09.2005 | 04:03 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Mehrdimensional


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Universum ist schon irgendwie ein extrem wohldurchdachtes High-Tech-Gadget; man kann Millionen Jahre damit herumspielen, und es wird nie langweilig. Heute zum Beispiel wird bekannt, dass dieses seltsame Ding vielleicht nicht nur drei, sondern so cirka sechs Raumdimensionen hat. Wir wussten schon seit einer Weile, dass das mit den Dimensionen etwas schwierig ist, beispielsweise sagen Stringtheorien zehn Dimensionen voraus, von denen allerdings sieben im subatomaren Bereich kompaktifiziert sind. Das muss man einfach so hinschreiben und genießen, anders geht es nicht. Die Herren Qin, Pen und Silk aus Peking, Toronto und Oxford behaupten nun, eine Berechtigung zu haben, über drei Zusatzdimensionen spekulieren zu können. Im Vergleich zu den Vorhersagen der Stringleute geht es hier allerdings um gewaltige, ähm, Dimensionen, denn das Universum misst in den neuentdeckten Richtungen einen ganzen riesigen Nanometer, ist also zehn Atome breit. Der Weg zu dieser wohl ziemlich umstrittenen Theorie ist, wie nicht anders zu erwarten, total kompliziert, es geht um Dunkle Materie und eine geheimnisvolle Kraft, die, so sagen Qin, Pen und Silk, gar nicht so geheimnisvoll ist, sondern einfach die gute alte Gravitation, nur mit Extradimensionen und Schiebedach ausgestattet. Manchmal wünscht man sich, man könnte dieselben Drogen nehmen wie diese Kosmologen. Dann aber auch wieder nicht.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


31.08.2005 | 11:12 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Everything that's Annoying is Good for You


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der durchschnittliche IQ ist offenbar in den letzten 50 Jahren messbar gestiegen, diese Information wurde in den letzten Monaten ausgiebig durch die Feuilletons geschleift. Meistens ging es dabei um Steven Johnsons Buch Everything Bad is Good for You, in dem die Ursache dieses intellektuellen Fortschritts in der Populärkultur erkannt wird. Immer komplexere Fernsehserien und immer anspruchsvollere Computerspiele sollen uns angeblich all die Jahre gefordert und gefördert haben.
Natürlich ist das alles Wunschdenken, denn in Wirklichkeit sind es immer komplexere Steuererklärungen und immer undurchschaubarere Telefontarife, denen wir unsere wachsende Klugheit verdanken. Daher darf schon allein deshalb auf gar keinen Fall eine einfache Flat Tax à la Kirchhof eingeführt werden, und auch die neuen Telefontarife "Base" und Tchibos "Rundum-Einfach-Tarif" sind von Übel. Elektronische Geräte müssen unbedienbar bleiben, ja, noch unbedienbarer werden! Wir fordern Handys mit einer einzigen Multifunktionstaste, auf die sämtliche 500 Funktionen gelegt werden! Sonst begreift man ja irgendwann keine Fernsehserie mehr.


28.08.2005 | 20:18 | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Die Qual der Wahl-Werbung


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als wäre Wahlwerbung nicht ärgerlich genug, ersinnen viele offenbar minderkreative Agenturen vor Bundestagswahlen auch noch Wahl-Werbung. Also Reklame für normale Produkte, die im pseudopolitischen Kontext daherkommen. Der weitaus grösste Teil der Wahl-Werbungen besteht aus der schmalbrüstigen Sinndopplung "wählen" (politisch) und "wählen" (auswählen). Als zentrales Visual – jetzt bitte an einem schweren Gegenstand festhalten, es folgt eine Überraschung vom Ausmass des Krakatoaschen Vulkanausbruchs von 1883 – fungiert in den allermeisten Fällen ein handgeschriebenes Kreuz in einem runden Wahlfeld. Die hier abgebildeten Plakate sind von germanwings und Möbel Höffner (links). Burger King kommt mit seiner Aktion Deutschland braucht einen König noch so gerade eben als Einäugiger unter den Blöden davon. Was sich die Unternehmen von Wahl-Werbung versprechen, ist nicht ganz klar, denn sowohl positive Konnotationen als auch erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Werbung im Wahlmantel wären äusserst gewagte Thesen. Es bleibt, wie so oft, als vermutet beabsichtigter Mehrwert Unterhaltung durch Ironisierung. Das aber gibt ein grosses "Gewollt-und-nicht-gekonnt"-Sternchen im Zentralregister kreativer Werbung. Einen anderen Ansatz, mit der Neuwahl umzugehen, liefert die Agentur Salz Kommunikation mit ihrer Seite Agenturneuwahlen, auf der Kunden aufgefordert werden, eine neue Agentur zu wählen. Das ist zwar auch nicht der ungekrönte Herrscher des Werbekonzepts, aber immerhin neu. Vermutlich.


27.08.2005 | 18:46 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Hawaiiirritationen II


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wir hatten (bewiesenermaßen als Einzige) bereits Tiki und Hawaii als nächste Trendwelle ausgemacht. Vielleicht werden wir auch die Einzigen bleiben, denn nun stellt die Firma CityLimit Hawaii-Werkzeuge vor. Geblümte Hämmer, blütenverzierte Bohrmaschinen – wenn man der Blumenmuster-Definition von Hawaii-Accessoires folgt, die City Limit offenbar verfolgt, dann gab es Anfang 2001 mit dem iMac Flower Power einen Very Early Adopter dieses Trends. Wie dem auch sei, allein gespeist aus einem zeitgeistorientierten Bauchgefühl postulieren wir folgendes Axiom:
Ein Trend gilt offiziell als totgeritten, wenn entsprechend gestaltetes Werkzeug auf den Markt kommt.
Bis zum Beweis des Gegenteils ist Tiki nun tot, alle nachfolgenden Erscheinungen werden von uns als zufällig, epigonal oder in ihrer unleugbaren Häufung dann als Retro abgetan.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Hawaiiirritationen


27.08.2005 | 03:46 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Der Kern des Ganzen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Verstörende Nachrichten erreichen uns aus dem Inneren der Erde, einer überaus faszinierenden Gegend. Dort gibt es einen Kern (gut, das weiß man schon länger), bestehend aus schönem, solidem Eisen, was erstmal sehr beruhigend klingt. Dann aber heute die Hiobsbotschaft: Dieser feste Kern wiederum schwimmt in einer Blase aus flüssigem Eisen (einem sogenannten Stahlbad), und schlimmer noch: Er rotiert, und zwar schneller als der Rest der Erde. Man muss den Tatsachen ins Gesicht sehen: Wir leben auf einem gigantischen Power Ball, einem kugelförmigen Ding also, in dem eine kleinere schwere Kugel schnell rotiert. Irgendjemand, der sehr groß und vor allem außerordentlich kräftig sein muss, hat vor langer Zeit wohl die Erde benutzt, um seine Unterarme zu trainieren, und so den Eisenkern in Drehung versetzt. Man kann nur spekulieren, warum dieser Jemand die Lust an seinem Spielzeug verlor, aber wir alle sollten wohl froh darüber sein. Vielleicht übt er jetzt Diskuswerfen mit Spiralgalaxien.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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