25.02.2007 | 12:13 | Berlin | Nachtleuchtendes
Bei der Verteilung öffentlicher Gelder, sei es im Bildungs-, Kultur- oder Wirtschaftsbereich, hat es in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel gegeben: Das lange erprobte Giesskannenprinzip (jeder Humbug wird gleichermassen gefördert, aber nichts richtig) ist auf dem Rückzug, das Leuchtturmprinzip (der glitzernde Prestigemainstream kriegt Geld für ein paar Jahrhunderte, hoffnungsvolle Kleinprojekte gehen leer aus) kommt zunehmend auf (das eher unbekannte Windhundprinzip konnte sich hingegen nicht durchsetzen). Kleinere Kultureinrichtungen müssen nun umdenken. Ob man die Fördergeldvergabestellen allerdings durch eine schlichte Benennung des eigenen Creativ-Centrums als "Neuköllner Leuchtturm" täuschen kann, ist, trotz des ausdrucksstarken Wandbilds, eher fragwürdig. Aber vielleicht klappt es ja. Bis der Rasenmähermann kommt.
13.02.2007 | 22:09 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen
 Zum Blindschreiben kann das Licht dank 4AA-Batterien auch ausgeschaltet bleiben. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Haha, eine solarbetriebene Tastatur (via The Sietch Blog)! Als ob nachts die Sonne scheinen würde! Was kommt als Nächstes, solarbetriebene Spiegelkugeln? Generell wird das Prinzip Solar überschätzt, alle der Redaktion bekannten Solartaschenrechner rechnen auch tagsüber nur dann, wenn man sie vor den hell genug eingestellten Monitor hält. Aber vielleicht ist das ja mit der Solartastatur, die sich ohnehin gern vor dem Monitor aufhält, ganz ähnlich. Fehlt nur noch der letzte, folgerichtige Schritt, den Monitor aus der kinetischen Energie der Tastaturbetätigung mit Strom zu versorgen. Bis zur Entwicklung der Tastatur, die ihren Energiebedarf selbstständig aus hineingekrümelten Lebensmitteln deckt, wäre das schon mal eine akzeptable Übergangslösung.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Cykelbelysning
13.02.2007 | 01:43 | Nachtleuchtendes | Alles wird schlechter | Sachen kaufen
 The medium is the message (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Wer je einen Autozubehörkatalog in den Händen hielt, wird bestätigen können, dass der Individualisierungsdrang des autofahrenden Teils der Bevölkerung in dem Masse zunimmt, in dem das Autodesign gleichförmiger wird. In diesem Zusammenhang fast nicht mehr erwähnenswert erscheint es, dass die Pflanzmich GmbH auf blinkidinki.de ein ebenso nutzloses wie kindisch benanntes Tool vorstellt, den "Blinkidinki"; ein verblüffend hässliches Kommunikationswerkzeug für die Heckscheibe. Per Infrarotfernbedienung kann man fünf verschiedene Botschaften einstellen, die das Gefühlsspektrum des durchschnittlichen Autofahrers vollkommen abdecken: Einen lächelnden und einen traurigen Smiley, ein "Thanks", ein "Back off" und ein "Idiot". Aufgrund vorhersehbarer Komplikationen mit dem §185 StGB empfiehlt der Hersteller jedoch, die Hotkeys "Idiot" und "Lächelnder Smiley" nur sehr schnell hintereinander abzuspielen.
06.02.2007 | 19:22 | Anderswo | Nachtleuchtendes
 Kasachische Staubstürme, kaltgestellt (Serviervorschlag). (Foto: diongillard) (Lizenz) Schnee ist der Welteislehre zufolge das pulverförmige Sublimat des Weltall-Phantoms und bringt also beim Rieseln immer auch ein Stück des Kosmos und seiner Geheimnisse mit auf die Erde runter. Wenn man ihn warm macht, geht er kaputt, wenn man ihn zu Kugeln formt, kann man ihn werfen, und wenn man ihn sich in die Nase steckt, wird man klug: Schnee ist Sternenstaub.
Würde man nicht vermuten, wenn er sich mal wieder weiss wie ein Laken über die Landschaft breitet. Deshalb wohl ging der Schnee jetzt in die Offensive und färbte sich in Sibiren gelb. Die Farbe für diesen kleinen Scherz stahl der Schnee überraschend nicht bei der sibirischen chemischen Industrie, sondern nebenan bei einem kasachischen Staubsturm. Pfiffiges Kerlchen, dieser Schnee. Schade, dass er ausstirbt.
06.02.2007 | 15:11 | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder
 Schneeflocken: Kennste eine, kennste zwei Foto:michgm/LizenzEs gibt keine zwei gleichen Schneeflocken, so erzählten uns die Eltern und nun ist klar, dass sie logen. Wie so oft. Das mit dem Weihnachtsmann glaubten von Anfang an eh nur die dummen Kinder. Dann aber der Milchzahn, der sich unter dem Kopfkissen von allein in zwei Groschen verwandeln sollte: billige Erfindung. Dass es regnet, wenn man nicht aufisst: dreiste Lüge. Dass die Augen so bleiben, wenn man sich beim Schielen erschrickt: ausgedacht. Dass Geschwister nur kommen, wenn sich Mami und Papi ganz, ganz lieb haben: unzutreffend. Blumen, Bienen, Störche, der Mann im Mond, Rentensicherheit, gesunder Spinat, eine ganze Kindergeneration wurde in Lug und Trug mit gespaltener Zunge erzogen; ein guter Teil wurde aus schierem Frust, weil es nichts Allgemeingültiges zu geben schien, zu Protestwissenschaftlern. Und doch war die letzte Lüge, die wir zu glauben bereit waren, die, dass es keine zwei gleichen Schneeflocken gäbe, "so wie es auch dich nur ein einziges Mal auf der Welt gibt, liebes Kind". Bis heute. Eigentlich war es klar. Enttäuscht seht ihr uns trotzdem.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- langwierige Frauenbesuche vermeiden dank eingescannter Briefmarkensammlung auf dem iPhone
- Ablehnen: das neue Annehmen
- Fortpflanzung nach Igelwurmart
- Electricity (auch zehnmal)
SO NICHT:
- High-Heel-Flipflops
- Schmunzelschocker
- Heizpilzplantagen
- Anlehnen: das neue Abnehmen
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Wake Wood", David Keating (2011)
Plus: 24, 37, 41, 51, 117, 138, 141 Minus: 15, 35, 38, 190 Gesamt: 3 Punkte
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