Riesenmaschine

06.01.2006 | 03:20 | Supertiere | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Dopaminnesang


Warum ist Wissenschaft nicht immer so? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Saget mir ieman, waz ist minne?
weiz ich des ein teil, sô wiste ichs gerne mê". So klagte ratlos der Minnemann von der Vogelweide, und so klagen natürlich auch wir. Schon allein der drolligen Schreibung wegen, "wiste", haha. Äh, ja. Ausserdem, wer wiste nicht gerne mê über die wundersamen Vorgänge in der Minne drinne. Und verbände sich solches Wissen ums Minneinnere gar mit possierlichem Wühlmauswissen, handelte es sich also praktisch um possierliche Wühlmausminneinnenansichten, dann strömte das Gefäss unserer Freude über, es wäre dann kein Halten mehr und alle Dämme brächen. Kein Zweifel also, wir haben ein bisschen zu lange am grade erschienenen Aufsatz in Nature Neuroscience über die Rolle von Dopamin in der Wühlmauspartnerwahl geknabbert, und jetzt sind die Dopamine in unserem Kopf verstellt und wir voll in den Aufsatz reinverknallt. Oder jedenfalls in die nebenstehende Abbildung daraus. Kamma nix mâ, amor vinxit omnia. Oh süsses, doofes Dopamin.


04.01.2006 | 16:21 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | Papierrascheln | In eigener Sache

Riesenmaschine auf Papier


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Aufmerksame Mauspfeilbenutzer werden beobachtet habe, dass seit einiger Zeit eines der Werbebanner auf der rechten Seite verlinkt ist – das der Wochenzeitung Jungle World. Die sich dabei andeutende Kooperation führt aber über dieses Werbemittel hinaus, und zwar direkt in die gedruckte Zeitung selbst. In der heutigen Ausgabe der Jungle World, Nr. 1 2006, ist ein ebenso vielseitiges wie vierseitiges Dossier über und von der Riesenmaschine zu finden und das ist toll und noch aussergewöhnlich. Denn obwohl viele Journalisten selbst Blogger sind, ob sie es zugeben oder nicht, gibt es bekannterweise beiderseitige Animositäten aus verschiedenen Gründen. Dabei könnten sich die Schwächen beider medialen Ansätze perfekt ergänzen! Eine bessere Welt könnte, aber gut, wollen wir nicht übertreiben, letztlich handelt es sich auch nur um vier Seiten Riesenmaschine auf Papier, Blogbeiträge ohne Links sind gar nicht so einfach, aber immerhin stehen nicht nur die Autoren und Kategorien unter den Beiträgen, sondern auch das Datum und die Uhrzeit, es handelt sich also tatsächlich um ein gedrucktes Blog. Und nun gehen Sie und kaufen Sie die Jungle World.


02.01.2006 | 12:34 | Listen | Papierrascheln

Best Act today. Tomorrow. The day after that. And the day after that. And the day after that.


They're off their tits here (Oasis) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Humorlose Spex-Leser sind ein gern gedisstes Völkchen, ebenso wie das junge Feuilleton, das es den Grossen der Zunft in Puncto gesellschaftlicher Relevanz und kultureller Erhabenheit gerne gleichtun mag, aber doch nur über das Publikum bei Strokes-Konzerten schwadroniert oder anlässlich jedes Madonna-Albums die selben, nasebohrenden Elegien von sich gibt. Wie man Musik-Nerdismus zelebriert, ohne gleich zum unsympathischen Oberstreber aus der WG-Küche zu werden, kann man bei Indiepedia mitverfolgen, einem der besseren der zigdutzend Wikipedia-Nachmacher, in diesem Fall zum Thema Indiepop, -rock und allem drumherum.
Wer zum Beispiel nie verstanden hat, was denn nun der Unterschied zwischen Indiepop und Indierock sein soll, wer sich für die Trivia hinter "Wilhelm das war nichts" von Tomte interessiert, die herrischsten Aussprüche der Oasis-Brüder lesen mag, wer demnächst mit Wissen über Kraftwerk posen will oder die wichtigsten Alben des Jahres '75 oder eine launige Definition der Kastanienallee sucht – Indiepedia hilft. Und ist deshalb von den Spex-Lesern unter die 20 besten Websites des Jahres 2005 gewählt worden.


29.12.2005 | 17:02 | Was fehlt | Papierrascheln

Wunschzettel 06: Rchtschrbrfrm


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Legasthenie ist nichts, wofür man sich schämen sollte, aber viele tun es, allerdings erst wenn der sprichwörtliche Karren im Dreck bzw. Druck ist, dann kann man nur noch in die Schadenfreude anderer einfallen. Die Jungs und Mädels in der Textabteilung von Hakle Super Vlaush und von Fidus Frisch & Vit jedenfalls taten es, waren aber danach ihren Job los. Ich würde mir wünschen, wenn die Sprache noch einfacher werden würde, dass alles rausfliegt, was nicht weiter auffällt, die Wissenschafter und die Zürcher Zeitung, der Holland Blumenmark (der wegen einer erfolgreichen Klage, er sei kein "Markt" im herkömmlichen Sinn einfach das "t" am Ende wegstrich) und das Kalksprühzeug Antikal zeigen da schon radikal und mutig, wo es langgehen könnte. Ausserdem würde ich mir wünschen, dass das Handy Händchen genannt wird, dann lasse ich es vielleicht zu, dass mir die Belegschaft der Riesenmaschine eines schenkt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


16.12.2005 | 15:55 | Essen und Essenzielles | Papierrascheln

Die Wein-Comedy


0,75 l ausgezeichneter Bordeaux, im Eichenfass ausgebaut. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zugegeben, kurz stutzen machte uns dieses Angebot aus dem Leser-Shop der Berliner Zeitung schon: Der "Château Migraine – Dernier Cru" in der luxuriösen Holzbox mit Schiebedeckel für 14 Euros 95. Die näheren Umstände – dass der Wein der "Domaine Scharlatan (appellation souterraine pas controlée)" entstammt, dazu das Prädikat "Grand vin misèrable" trägt – entbergen das Wesen dieser "originellen Geschenkidee" dann doch überdeutlich, sodass es des Zusatzes "Cleverer Etikettenschwindel!" kaum noch bedurft hätte.

Der flaue Scherz gibt uns Gelegenheit, auf eine grundsätzliche Debatte einzugehen, die nicht nur die Zeitungsdiskussionen erhitzt, sondern auch zu einem Riss innerhalb der Riesenmaschine-Redaktion geführt hat: Der Wein-Krieg zwischen der EU und den USA. Nach den EU-Regelungen ist "Wein" eine geschützte Bezeichnung für ein Produkt mit streng reglementierter Herstellungsweise, die genaueren Details regelte bisher die EG-Verordnung 1493 aus dem Jahr 1999, die gleichermassen auch für importierte Weine gilt. Im Banausenland USA hingegen ist Wein ein Industrieprodukt und bald jedes Mittel und jeder Zusatz zur Herstellung recht. So gehört es zu den dortigen Usancen, Holzspäne im Teebeutel in den Wein zu hängen, um das typische Barrique-Aroma zu erzeugen. Ebenfalls dürfen dort auch Merlot, Sauvignon und Pinot Grigio in Pulverform als Basisbestandteil sogenannter "Wine making kits" verkauft werden, mittels derer sich durch Zugabe von warmen Wasser innerhalb von drei Wochen zu Hause der nämliche Tropfen herstellen lässt. In grossindustriellen Verfahren produzieren die Amis, so man den Gerüchten glauben darf, zudem aus Wasser, Alkohol und Aromastoffen schwere Rotweine, die nie einen Rebstock gesehen haben. Nun drängen sie darauf, ihre amüsanten Innovationen auch hierzulande unter Klarnamen vertreiben zu dürfen – mit Erfolg. In drei Tagen wird – wenn nichts Gravierendes dazwischen kommt – in Brüssel das Weinhandelsabkommen zwischen den USA und der EU unterschrieben, wonach ab 1. Januar 2006 auch hierzulande so ziemlich alles unter dem Label "Wein" vertrieben werden darf, was entfernt daran erinnert.

Der frisch und selbst ernannte Verbraucherpapst Horst Seehofer hat bereits seinen erbitterten Widerstand angedroht, und weiss dabei die deutschen Blut-und-Boden-Winzer hinter sich, die ihr "Terroir" sprich: ihre Scholle bis zum letzten Wermutstropfen verteidigen wollen. Eigentlich sollte damit ausgemacht sein, welcher Position die fortschrittsoptimistische Riesenmaschine in diesem Konflikt zuneigt, und allein die Aussicht, demnächst Wein in Pulverform ausprobieren zu können, stimmt uns frohgemut. Allerdings drehen uns in der Praxis bereits die aromaüberfrachteten kalifornischen Limo-Weinen, die unter der bestehenden Regelung ins Land durften, regelmässig der Magen um. Deshalb Vorschlag zur Güte: Der Ami-Wein darf rein, und wir bleiben trotzdem einstweilen beim Dornfelder.


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