Riesenmaschine

19.10.2006 | 12:11 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Krankheiten jetzt auch simuliert


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In Zeiten, in denen es weltweit immer weniger Krankheiten gibt (hoffen wir mal), ist es nur folgerichtig, dass man sich zunehmend Gedanken macht, wie man heranwachsenden Menschen altmodische Gebrechen erklären kann. Die jungen Dinger kennen doch ausser Hangover, ADHD und Rechtsradikalismus keine körperlichen Schäden mehr. In diese Lücke fällt äusserst passend der vor wenigen Tagen in England anlässlich des Weltarthritistages vorgestellte Anzug zur Simulation von Osteoarthritis. Gut, er sieht nicht besonders elegant aus, aber dafür erzeugt er das arthritistypische Gefühl eingerosteter Knochen verbunden mit starken Schmerzen bei jeder Bewegung, und zwar auch wenn man gar keine Arthritis hat (daher 'Simulation'!). Für Simulanten bei der Musterung eignet er sich wegen seiner Unhandlichkeit zwar kaum. Jedoch ist es so nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Mensch mit fortgeschrittener Arthritis den Mount Everest besteigt. Wenn man erst auf die echte Krankheit warten müsste, wäre man am Ende ja viel zu alt für sowas.


15.10.2006 | 15:18 | Anderswo | Sachen anziehen

Gebärmuttersarg


Sarghammer (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Ga sind eine kleine Volksgruppe im Süden von Ghana. Die Ga glauben, die Toten würden im Jenseits wieder arbeiten müssen und um ihnen dort den Berufseinstieg zu erleichtern, beerdigt man die Toten gerne in wunderschönen Särgen. Fischer in Fischen, Ananaspflanzer in Ananassen, Geschäftsleute in Mercedessen und ein Metzger in einem Schweinefuss. Symbole sind ebenfalls sehr beliebt, solche des Status (Turnschuhe, Colaflaschen) und solche der Magie (Schlangen, Hähne). Kane Kwei und sein Nachfolger Paa Joe sind die bekanntesten Sargbauer und gerade werden sie von der westlichen Kunstwelt entdeckt. Vermutlich sehen die Kuratoren und Kunstsammler darin Claes Oldenburg von und für Arme mit einem Schuss naiver Exotik und fertig ist die Kunst. Und an fremden Kulturen Interessierte sehen darin etwas herrlich Verrücktes und gleichzeit so Tiefgründiges und selbst-im-Tod-so-voller-Lebenslustiges, dass Paa Joe bald nur noch in den Westen liefern wird, zum Beispiel an die amerikanischen Gynäkologin, die sich eine Gebärmutter bestellte.

(Zum Thema: Regula Tschudi, "Die vergrabenen Schätze der Ga – Sarg-Kunst aus Ghana")


09.10.2006 | 04:12 | Anderswo | Was fehlt | Sachen anziehen

Wiedervorlage: Die Akte Kessar


Die neun Kessar "Vorstandsmitglieder", in der "Firmenzentrale", in "Rom", "Italien"
Bei unserer Fahndung nach der wirklichen Identität von "Giorgio", dem angeblichen Chefdesigner der vorgeblich italienischen, tatsächlich aber chinesischen Firma Kessar Impreore, sind wir nun einen ersten Schritt weiter. Gleich zwei Riesenmaschinenleser wiesen auf Giorgios Ähnlichkeit mit Gianni Versace hin, wobei uns gewisse Parallelen auf diesem Ölgemälde immer noch frappieren. Vielleicht findet sich jetzt auch jemand, der des Lettischen mächtig ist. Dann wüssten wir wohl bald, warum Gianni auf dem Schinken keine Hosen trägt, und ob es sich bei Giorgio nicht vielleicht doch um jemand anderen handelt. Noch keinerlei verwertbare Hinweise haben wir dagegen im Fall des Kessar-Vorstands erhalten, weshalb wir der Bitte eines Lesers gerne nachkommen, und das Bild hier noch einmal vergrössert zeigen. Leider gibt es das Foto nicht in besserer Qualität, da es unter widrigen Bedingungen am Tatort aufgenommen wurde. Die Bildqualität aber sollte ausreichen, um gegebenenfalls Onkel Rolf oder Herrn Hornig vom Versand auszumachen. Bitte achten Sie auch auf kleine Details, so wie Riesenmaschine-Leser 'Weitsichtiger', dem auffiel, dass sich die Firma, um die es geht, auch gelegentlich Kessar Impérore schreibt.

Dieser Tipp führte uns zu einer Seite, auf der wir in Chinesisch mit weiteren Details der Kessarschen Firmengeschichte vertraut gemacht werden. Unter anderem erfahren wir, dass der Vater von Firmengründer Fei Li Buo No Kaisa (=Sigmund Freud) König Ai Ma Nu Ai Lai, dem II. (= Viktor Emanuel II.), im Jahre 1861 bei der Einigung Italiens half, weshalb die Kaisas=Kessars=Kaisers Hoflieferanten wurden. Es gibt auch Neuigkeiten von Giorgio (=Gianni Versace?): Im neu entdeckten Evangelium firmiert er nicht mehr als blosser Angestellter, sondern bereits als Vollmitglied der Familie Kaiser, das dem Modehaus durch den Import von neuen Maschinen aus Frankreich endgültig zum Durchbruch verhalf.

Die ganze Geschichte der "weltweit bekannten Marke Kessar Impereore" ist so wunderbar erlogen, dass wir Ihnen daraus noch gerne mehr übersetzen würden. Doch zunächst sind Sie jetzt wieder dran. Beantworten Sie uns bitte folgende Fragen und belegen Sie Ihre Antworten möglichst aussagekräftig: 1) Ist Giorgio Kaisa wirklich Gianni Versace? 2) Und wer sind die neun lachenden Herren auf dem Vorstandsbild? Die Einsender, die uns bei der Fahndung weiterhelfen, kriegen irgendwann vielleicht mal irgendwas (Sack Reis, Reise nach China, Satz in Chili-Öl eingelegter Hühnerfüsse).

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der allerletzte Kaiser

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (10)


30.09.2006 | 06:27 | Anderswo | Alles wird schlechter | Sachen anziehen

Kopfgesteuert


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Schon seit Urzeiten sind Videospiele nicht bloss auf die klassischen Steuermöglichkeiten Steuerkreuz/-knüppel plus Knöpfe beschränkt. So gab es Pistolen, Bongotrommeln, Kameras, Tanzmatten, und einiges mehr.
Bald steht allerdings ein weiterer Schritt ins Haus, die meisten werden davon schon gehört haben, Nintendo veröffentlicht demnächst die Wii (nein, nicht das hier) mit einem Controller, der aussieht wie eine Fernbedienung (und nebenbei noch einen eigenen kleinen Lautsprecher hat). Hier ist nun nicht nur das Gedrücke auf dem Controller entscheidend, sondern auch, wie man ihn in der Luft bewegt. Man schwingt beim Golf also wirklich mit dem Arm und fuchtelt beim Schwertkampf mit dem Wiimote wild vor sich in der Luft rum. Das klingt so, als würde Videospielen in Zukunft ein bisschen albern aussehen? Genau so ist es.

Aber es geht natürlich immer noch alberner: Bei einem neuen japanischen Plug&Play-Telespiel (wie gehabt via Kotaku) muss man, um Spielfigur Doraemon zu steuern, lustig mit dem Kopf hin- und herwackeln. Ein Heidenspass. Und ein zweites Spiel für diese Technologie ist auch schon in Planung: Es handelt sich um die Speed-Metal-Variante von Dance Dance Revolution.


Nominiert für die Infografik des Jahres, Kategorie Niedliches (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


29.09.2006 | 03:48 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen anziehen | Zeichen und Wunder

Der allerletzte Kaiser


Kessar Impreore, Umrumqi

"Vorstandsmitglieder in der Firmenzentrale in Rom"

"Seit den fünfziger Jahren arbeitet Chefdesigner Giorgio für Kessar"

"Gründer 1881: Feilibonuo Kaisa"
Buchstabensalat- und Louisbranding, das Umbranden von Paris und Fashion La Vico sind beileibe nicht alles, was die Chinesen im Weltbrandingskrieg aufzubieten haben. Den bisherigen Höhepunkt bilden ihre Anstrengungen rund um die Schuhmarke "Kessar impreore". Schon der Name signalisiert einen imperialen Anspruch. Kessar – so entnimmt man den Schriftzeichen – soll für Kaiser stehen, und impreore für Imperator, so dass wir den ganzen Firmennamen als "Kaiser Kaiser" dechiffrieren können.

Das klingt nun fast schon wie Hohn und etwas Spott, und soll vielleicht auch so gemeint sein. Eventuell ist es aber auch ein grosser Test? Das legen nämlich die Fotos nahe, die in einer Shopping-Mall im westchinesischen Urumqi die Geschichte der Firma Kessar erzählen. Die freundlich lachenden Herren auf dem zweiten Bild sind angeblich Kessars "Vorstandsmitglieder in der Firmenzentrale in Rom, Italien." Auf Foto Nummer Drei soll man "Qiao Qi Ou" sehen, also Giorgio, ein Mann, der "in den fünfziger Jahren als Kessars Chefdesigner eingestellt wurde". Das vierte Foto zeigt Herrn "Fei Li Bo Nuo Kai Sa" (=Philipp oder Filipino Kaiser), der die Firma 1881 gegründet hat, im selben Jahr übrigens, in dem auch Nino Ceruttis Vater geboren wurde.

Nun wissen wir zufällig, dass der Mann auf diesem Foto nicht Philipp heisst, sondern Sigmund, und zwar Sigmund Freud (vgl. besonders dieses Foto). Der gründete 1881 keinen Schuhladen, sondern promovierte mit dem Thema "Über das Rückenmark niederer Fischarten" zum Doktor der Medizin. Und auch die anderen abgebildeten Herren heissen sicher anders, als man in Urumqi so behauptet. Nur wie? Das ist die Frage, die wir an Sie weitergeben wollen. Drucken Sie diesen Beitrag bitte aus, zeigen Sie ihn jedem, den Sie kennen, hängen Sie ihn an Bäume und Laternenpfähle und helfen Sie uns so, Giorgio und die Vorstandsmitglieder zu identifizieren. Wenn uns das gelingt, dann würden wir den sauberen Modekaisern von China zeigen, dass sie uns nicht für komplett dumm verkaufen können. Wenn aber nicht, können sie es eben doch.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Figarau, Figarau, Figarau

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (11)


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