Riesenmaschine

05.11.2007 | 21:24 | Sachen kaufen | Papierrascheln

Fäkalliteratur


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Literatur und Stuhlgang sind ja Geschwister. Hätten Literaturkritiker nicht die Mentalität von Schöngeistern, sondern die von Türstehern, man bekäme in ihren Verrissen häufiger Metaphern aus dem Universum der Skatologie zu lesen. Davon soll aber hier nicht die Rede sein – denn die Verwandtschaft zwischen Klobesuch und Textlektüre hat noch einen näher liegenden gemeinsamen Nenner: Das Papier. So benutzt z.B. in den "Neuen Leiden des jungen W." der jugendliche Held Edgar Wibeau eine alte Werther-Ausgabe als Klopapier. Warum nicht aus der Notdurft eine Tugend machen, dachte sich die Firma Zewa und bedruckt neuerdings ihre Klopapierrollen mit Text. Die "Zewa Quiz-Edition" etwa druckt Quizfragen ab, die sich allerdings – und das ist bedauerlich – auf drei Fragen pro Rolle beschränken. Da sich in einem Achterpack die Rollen auch noch doppeln, erwirbt man zusammen mit den ca. 1200 Blatt Klopapier lediglich 12 verschiedene Fragen. Bei einmal täglich A-a und einem durchschnittlichem Papierverbrauch von ca. vier Blatt pro Sitzung (mehr? weniger? Eines der letzten Tabus der Menschheit!) stiesse man also nur alle 33 Tage auf eine neue Frage vom Schlag: "Wie nennt man die Kunstrichtung des Malers Andy Warhol?" (Antwort: Pop-Art) oder "Welches Gewässer bildet das grösste Süsswasserreservoir der Erde?" (Antwort: Baikalsee). OK: Der Weg zum gekachelten coffee table ist nicht mehr weit – aber Bildung, meine Damen und Herren vom 'Zewa-Verlag', Bildung sieht anders aus!


03.11.2007 | 08:05 | Sachen kaufen | Ausgedachtes

Wie es wirklich war. Heute: FIMO


Fimobunnymann (Foto: sandoz) (Lizenz)
Wie jeden Monat seit fast zwei Jahren blättert Fips Moosleitner hektisch das Magazin seines Bruders durch. Doch wieder wird seine Suche nach einem Artikel über seine jüngste Erfindung vergebens sein: Diese Revolution auf dem Knetgummimarkt, eine Masse, die sich unter Hitzeeinwirkung verfestigt, ignoriert Peter mit grosser Ausdauer. Aus Neid und Missgunst, da ist sich Fips sicher und schmeisst das Heft, das im übrigen auch gar nicht so interessant sei, in die Ecke. Wie jeden Monat.

"Solange du keinen vernünftigen Namen dafür hast, der nicht so nach Onkel-Radio klingt, schreib ich nichts darüber. Basta!", ruft Peter jedesmal, wenn Fips wieder nörgelt. Der versteht das nicht, er hat doch einen guten Namen. Was ist denn bitte auszusetzen an "FM – Fips Moosleitners ulkige Masse"?

Erst als ihn sein alter Freund und Chemie-Kommilitone Hans Riegel aus Bonn anruft, um ihm von einer Innovation auf dem Süsswarensektor zu berichten, hat Fips die rettende Idee: FIMO – Fips Moosleitners ulkige Masse. Das ist es! Natürlich!

Auch in der nächsten Ausgabe von PM erscheint wieder kein Artikel über Knetgummi. Wie jeden Monat. Seit nun fast zwei Jahren.


31.10.2007 | 14:30 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Die HN-Offensive


Zwerg Nase bläst zum Angriff (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nein, man kann nicht behaupten, der in der Vergangenheit betriebene Forschungs- und Innovationsaufwand zur Pflege der im Gesicht befindlichen Körperöffnungen sei auch nur annähernd gleich verteilt. Während allein in den letzten Jahren Zahnbürsten mit Ultraschall, On-Board-Computern, Benzinmotoren und eingebautem MP3-Player entwickelt wurden, erstreckte sich das zuhandene Arsenal der Nasenpflegeprodukte jahrzehntelang ausschliesslich auf die Nasendusche, die trotz neulich stattgefundenem Redesign auch ästhetisch zwischen den 1950ern und 70ern stecken geblieben war. Aber die Tage der Nasenvernachlässigung scheinen gezählt. Und zwar dank der segensreichen und gleichzeitig verblüffend schlichten Erfindung des Nasencornets (RC-Cornet®N), im wesentlichen bestehend aus einem gebogenen Rohr, das durch den Luftstrom beim Ein- und Ausatmen in Vibration versetzt wird und dadurch, mittels Druckschwankungen der Luftsäule, Verschleimungen lösen soll (man kann es leider nicht mit eigenen Worten beschreiben, man muss es zur Gänze zitieren):

Beim "Ausblasen" über die Nase entstehen Druckschwankungen, die über den gemeinsamen Ausführungsgang der Nasen-Nebenhöhlen im mittleren Nasengang die "Verengungen" aufsprengen, so dass die "Bioschlacke" abfliessen kann; zudem "massieren" die Druckschwingungen die Schleimhäute des oberen Nasen-Rachenraumes, dadurch wird die Durchblutung, der Lymphabfluss und die Schlagkraft der Flimmerhärchen verbessert.

Heureka und Bienvenido! Auf dass der Nase endlich historische Gerechtigkeit widerfahren möge. Auch wenn die Optik zugegeben noch nicht ganz so ausgegoren ist, dass man sich damit in die Öffentlichkeit trauen würde: Ab jetzt könnte man die Energien eigentlich dem noch sträflicher vernachlässigten Ohr widmen und in die Entwicklung von piezoelektrischen Ohrstäbchen mit Impulslaser-Technik stecken.


26.10.2007 | 09:30 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Das Strike Bike ist da


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Und da sage noch einer, Anarchisten seien unzuverlässig. Pünktlich zum angekündigten Auslieferungstermin und eine halbe Stunde vor dem mit der Spedition vereinbarten Termin zur Anlieferung wird eines von 1.800 weltweit existierenden Strike Bikes bei uns angelandet: produziert von renitenten Arbeitern der Fahrradfabrik in Nordhausen, die, angestachelt von Hamburger Anarchisten der FAU, ihr Werk besetzt haben und sich damit gegen die bevorstehende Schliessung durch die Blackstone-Gruppe zur Wehr setzen. Anders als die Lokführer haben sie den Satz von Jean Railla verinnerlicht, dass Dinge produzieren vielleicht heutzutage der letzte wirklich revolutionäre Akt ist. (Allerdings ist die Produktion gerade wieder eingestellt, die Zukunft des Werks im Dunkeln, immerhin gibt es eine Warteliste.) Das Rad selbst, mit wenigen Handgriffen zusammengebaut, ist nicht gerade ein Leichtgewicht, vielmehr ein echtes Produkt des Schwerindustrie-Zeitalters. Mit seinen auf dem Lieferschein vermerkten 18 Kilo (leer) scheint es das Elend der Welt physisch in sich aufgenommen zu haben. Und das Rot erinnert in natura an das Blut der Arbeiterklasse. Es hat einen Sattel aus Gummi (für dieses Rad musste kein Tier sterben), eine geschmeidige Drei-Gang-Nabenschaltung (Kuba kommt schliesslich auch mit drei TV-Kanälen aus) und Rücktritt (Dialektik!). Kurzum: ein Rad, wie es nach der Revolution jeder fahren wird, nachdem alle Mountainbikes samt Fahrer an die Wand ge- äh... schoben wurden.


23.10.2007 | 23:33 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Die rote Linie

Neuerdings gibt es ja so Chemikalien, die versprechen, einen wach zu halten, obwohl man eigentlich schlafen müsste. Genaugenommen sind wachhaltende Substanzen entwicklungsgeschichlich wesentlich älter als müde Menschen, ein Konundrum. Jedenfalls sind diese sogenannten Energietrünke entweder ungeniessbar oder ungeniessbar oder beides, und deshalb kommt man nicht mehr davon los, immer neue Derivate auszuprobieren. Angeblich ungeniessbar und obendrein auch noch gefährlich ist VPX Redline, offiziell ein Fettverbrenner, aber wen interessiert das. Der Extremist unter den Wachhaltern besticht mit einer kryptischen Inhaltsauflistung ohne Mengenangaben, immer ein gutes Zeichen. Neben dem üblichen Quatsch entält Redline auch ein paar wirklich interessante Zutaten, z.B. cAMP, Cyklisches Adenosinmonophosphat, das zum einen Proteinkinasen befördert, von denen man nie genug haben kann. Zum anderen findet sich dort 5-HTP, eine Vorstufe des Glückshormons Serotonin, in Deutschland rezeptpflichtig und offenbar zur Beruhigung gedacht. Umfangreiche Testberichte und weitere Analysen finden sich im Referenzblog Energyfiend.com, aber wer glaubt schon, was in anderen Blogs steht. Deshalb hier ein objektiver Testbericht des Konzentrats: In der ersten Stunde ein seltsames Gefühl der Geistesabwesenheit, verbunden mit Frieren und, komisch, bleierne Müdigkeit. Evt. steuert der Organismus hier gegen, weil er schon weiss, dass er wieder die Nacht durchmachen muss, denn genau das passiert als Nächstes, verbunden mit Phasen von kanonischer Ganzkörperwirrnis. Erstaunlich der Langzeiteffekt, noch am nächsten Abend glühende Wachheit. Was die Chemikalien noch so alles anstellen, bleibt im Dunkeln, aber man bekommt den Eindruck, man sollte es mit dem Zeug nicht übertreiben, was auch das abschliessende Urteil sein soll. Vielleicht einfach lieber stattdessen mehr schlafen. Um nochmal Energyfiend zu verlinken: That ain't no energy drink.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Effective Stimul Drink


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