Riesenmaschine

12.03.2007 | 09:57 | Sachen kaufen

Heil dem Krail


Wenn wir blöd wären, stünde hier
"Um die Ecke gedacht"
(Foto: Manufactum)
Häufig haben wir hier bereits Tipps für Designer gegeben, die einen längst vorhandenen Gebrauchsgegenstand mit neuen Kaufreizen aufladen wollen. Der abgebildete Krail setzt neben dem bei Manufactum bewährten Kaufgrund willenlos machende Namensgebung (Zweimal-Jokele, Frillo, Gold-Dachs, Setzhäundl) auf ein zweites unwiderstehliches Element: einen rechten Winkel, wo bisher keiner war. Ähnliches beobachtet man auch bei japanischem Toastbrot, dem Um-die-Ecke-Bohrer und dem 90-Grad-Baum. Ausserdem ersetzt der Krail "mindestens drei andere Gerätschaften", und das passt so gut zu unserer Agenda "Shopping für die Besitzlosigkeit", dass am Krail wohl kein Weg vorbeiführt. Wozu er gut sein mag (Krailen senkrecht angelegter Beete?) wird man dann schon herausfinden.


11.03.2007 | 12:22 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Kleines Toaster-Kompendium


Der strahlende Kern (Foto: markbarkaway, Lizenz)
Toaster sind eigentlich so was Ähnliches wie Sterne: Wenn man sie anschaltet, werden sie erst warm, dann infrarot, dann rot, und würde man nicht nachlassen, wären sie bestimmt auch bald blau (Wiensche Toasterverschiebung), fingen an zu dampfen und explodierten schliesslich. Wie Sterne eben. Eine weitere Analogie: Sie ändern sich sehr langsam, wie es vorbildlich im weltweit führenden Toaster-Museum dokumentiert wird. Anfang des Jahrhunderts fing man mit einem elektrischen Stonehenge-Toaster an, erreichte kurz vor der grossen Depression die Toaster-Klassik, bevor man mit Hitler das Krematorium in den Toaster einbaute. Zwischendurch tat sich mit dem virtualisierten fliegenden Toaster ein prä-futuristisches Wurmloch auf, bevor wir heute etwa im vierten Ekel-Klassizismus angekommen sind, erkennbar an der charakteristischen Musterschwärzung nach Motiven von Franz Grillparzer. Dies nur zur theoretischen Einführung.

Hier nun ein Blick in die Zukunft der Kultur des Beheizens von Metallstäben zwecks Verbrennung von scheibenförmigen Getreideprodukten. Schon in wenigen Toaster-Ärae (Durchschnittsdauer pro Ära anderthalb Jahre) wird sich der Toaster in eine Art neo-industriative Aluminiumwalze verwandelt haben, die in der Form an einen Öltanker mit stumpfer Wäschespinne erinnert (via Random Stuff). Dabei wird es sich aber nur um das Interregnum der Toasterchronologie handeln, denn schon bald danach wird der Toaster dem Paddelboot bzw. allen anderen wesentlichen Dingen folgen und unsichtbar werden (via Gizmodo). Dann nämlich wenn nach der Holzzeit auch die Stahlzeit vorüber ist, und die Glaszeit anbricht: Although the glass does not currently get hot enough to toast bread, someday this application may be possible. – so spricht weisend der Erfinder. Aber kann man es dann noch Toaster nennen? Ist ein Stern noch ein Stern, wenn man ihn nicht mehr sieht? Laufend muss man solche Fragen beantworten.


09.03.2007 | 13:26 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

Mindblowing


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Abbildungen von hier) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Oft wird beklagt, die alten Handwerke stürben aus. In der apokalyptisch- kulturpessimistischen Hohlwelttheorie hängt das wie alles andere auch damit zusammen, dass die Gehirne der Menschen durch Popkultur und industrielle Massenware vernebelt worden sind. Insbesondere die jüngere Generation steht unter Verdacht, nur noch Computerspiele, Star Trek und billiges Plastikschrott-Spielzeug aus China im Kopf zu haben, weshalb sie handgeschlagenes Blattgold, fussgemalte Weihnachtspostkarten oder ein schön gedrechseltes Tischbein gar nicht mehr richtig zu goutieren wüsste. Ein schönes Appeasement-Angebot erreicht uns nun aus den USA, wo Jeff Burnette unter dem Label "Joe Blow Glassworks" mundgeblasene Laserwaffen aus Glas anbietet. Um die filigranen Unikate herzustellen, hat Burnette ein aufwändiges wissenschaftliches Verfahren entwickelt, das unter anderem Silbernitrat, Ammonium und destilliertes Wasser verwendet. Auch wenn der Einzelpreis von um die 600 Dollar für den kurzlebigen Gebrauch im Kinderzimmer prohibitiv erscheinen mag – er ist mehr als angemessen, wenn man hinzunimmt, dass sich Burnettes private Gasrechnung laut eigenen Angaben auf durchschnittlich 1800 Dollar monatlich beläuft.


09.03.2007 | 02:39 | Sachen kaufen | Sachen anziehen

1:0 für den Lässig-Look mit Stil


(Bild: Ausriss aus dem neuen 'Sieh an!'-Versandkatalog)
Vermutlich war es Max Goldt, der einst mit der Begründung, an den Armen friere er nie, die Existenz von Pullundern rechtfertigte. Es ist eine der schönen Folgen des Kapitalismus, dass er auch für Leute, die an den Armen nie frieren, ein entsprechendes Produkt bereitstellt. Genau aus diesem Grund wollen wir die Existenz der links abgebildeten 'Zehensocken' begrüssen: Zwar ist nicht klar, wie viele Menschen es sein mögen, die ständig zwischen dem zweiten Zehenglied und dem ersten Drittel des vorderen Fussballen etwas frösteln, aber es ist immerhin denkbar, dass es den einen oder anderen mit dieser Friervorliebe gibt, und es ist dem neuen Sieh an! Katalog hoch anzurechnen, auch für diese seltenen Kunden ein gutes Produkt im Angebot zu haben. Wo allerdings Diabetiker, die sich jenseits des Sockenmainstreams bewegen wollen und zwischen den Zehen frieren, kaufen sollen, das ist ungeklärt und möglicherweise einer der letzten weissen Flecken auf der Weltkarte des Kapitalismus.


08.03.2007 | 10:19 | Berlin | Sachen kaufen | Papierrascheln

Herrndorfs Häkelarbeiten


Der Autor demonstriert den sachgerechten Gebrauch einer Metapher. (Foto: Natascha Podgornik, Nachbearbeitung: Wolfgang Herrndorf)
Die meisten Riesenmaschinenautoren schreiben neben ihrem schweren Hauptberuf auch noch Bücher, drehen Filme, malen Bilder oder häkeln Handytäschchen. Am Donnerstag, also heute um 20:00 liest Wolfgang Herrndorf im nbi unter der Aufsicht von Ijoma Mangold aus seiner neuen Kurzgeschichtensammlung "Diesseits des Van-Allen-Gürtels". Es handelt sich nicht um Literatur, man kann daher vielleicht hingehen, aber auch einfach "hinterher zum Biertrinken kommen und sagen, dass das letzte Buch besser war" (Herrndorf). Und, so der Künstler weiter: "Ich wäre auch froh, wenn dieses ekelhafte Foto ersetzt werden könnte. Es kommt dort nicht zum Ausdruck, dass ich 'grosse schöne weiche Augen' (Die Welt) habe und 'sanft asketisch, gesellig und freundlich' (dradio) bin." Aber davon kann sich ja heute abend jeder selbst überzeugen.


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