Riesenmaschine

08.01.2007 | 03:26 | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Bitte wenden


Das Schöne ist nicht immer auch das Praktische
(vgl. Eigernordwand) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Man muss sich von der Vorstellung freimachen, dass der Fortschritt, die Evolution immer nur in eine Richtung verläuft, nämlich die der ständigen Verbesserung. Tatsächlich brennt immer wieder mal eine Bibliothek ab, Weltreiche gehen unter, wissenschaftliche Erkenntnisse geraten in Vergessenheit und Tiere verlernen das mühsam erfundene Fliegen wieder. Am Türlitoaster von Manufactum zeigt sich dieses Naturgesetz so klar wie possierlich geformt: Jahrzehnte nach der Erfindung eines Geräts, das den Toast vollautomatisch von beiden Seiten gleichzeitig röstet, muss hier der Toast nach dem Rösten der einen Seite manuell und vor allem zum richtigen Zeitpunkt gewendet werden. Die Begründung könnte direkt aus der Riesenmaschine stammen: "Wer seinem Geruchssinn mehr vertraut als einer Bräunungsautomatik, wird letztere nur schwach vermissen, zumal er sich über ihr Fehlen mit der Erkenntnis trösten kann, daß alles, was nicht da ist, auch nie kaputtgehen wird." (Der Vollständigkeit halber weisen wir darauf hin, dass man auch dann problemlos überleben kann, wenn kein Toaster da ist, selbst eine Existenz ganz ohne Toast scheint theoretisch möglich.) Das Auftauchen des Türlitoasters lässt jedenfalls darauf hoffen, dass auch die herrlichen Dinosaurier eines Tages einfach so wieder aus irgendeinem Frühstücksei schlüpfen. Weil es geht.


05.01.2007 | 18:24 | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Über die Anschlussfähigkeit von Kommunikation


Die E-Plus-Tarifpolitik (hier in Augsburg) ist zwar keine Schönberg-Oper, aber mindestens so hermetisch (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Man kann nicht nicht kommunizieren, ausser mit kaputten Handys. Wer aber ein neues Telefon braucht und also einen Mobilfunkvertrag abschliesst, zahlt manchmal keinen Anschlusspreis. Aber wann? Und warum dann gerade nicht? Und warum morgen dann wieder?

Die Abteilung Reverse Engineering Mobilfunkmarketing bittet um Ihre Mithilfe. Unsere Untersuchungen zeigen, dass E-Plus seit Monaten immer freitags, samstags und montags keinen Anschlusspreis verlangt (gilt auch im Internet). Dienstags, mittwochs und donnerstags hingegen muss der impulskaufende Verbraucher die 25 Euro teure Gebühr bezahlen. Warum?


05.01.2007 | 02:05 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln

93 Minuten


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In ihrem Essay "Against Interpretation" von 1966 unterstellt Susan Sontag der modernen Interpretation von Kunstwerken offene Aggressivität. "Der Interpret verachtet eingestandermassen die Erscheinung, die Oberfläche des Textes." Solche Interpreten sollen zur Strafe die Oberfläche schrubben und zwar gründlich. In der Zwischenzeit beschäftigen wir uns mit einem dieser Tage erschienenen Filmbuch.

Die Herausgeber Michael Baute und Volker Pantenburg setzen darin eine Idee um, die so simpel wie grössenwahnsinnig ist. Nicht ein Autor schreibt über 93 Filme, sondern 93 schreiben über einen – über Charles Laughtons Film-Noir-Märchen The Night of the Hunter (Die Nacht des Jägers, 1955), den Jacques Rivette "den verblüffendsten Meteor der Filmgeschichte" nannte. Die Minutentexte: The Night of the Hunter versammeln so viele Autoren wie der Film Minuten hat – und jeder befasst sich mit exakt einer Filmminute. Und auch wenn das Zerhacken von Filmen in Minuten willkürlich erscheint, so gingen die meisten Autoren mit einem Zartgefühl zu Werke, auch und vor allem der Oberfläche des Films gegenüber, das die Gründlichkeit der Form komplementiert.

Die Interpreten haben jetzt genug geschrubbt, die Oberfläche des Textes ist schon ganz blank. Vielen Dank.


04.01.2007 | 17:50 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Aber nicht alle auf einmal essen!


Das komplette Bild auf eBay ist
mehr als zwanzigmal so gross (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist und bleibt unverständlich, warum sich wesentliche Erkenntnisse aus dem Bereich der seriellen Fertigung noch immer nicht im privaten Bereich durchgesetzt haben. So könnte man zum Beispiele diverse Bestell- und Wartevorgänge einsparen, wenn man am Anfang eines Kneipenbesuchs einfach fünfoderso Bier auf einmal bestellt. Wenn man das mal aufs Jahr rechnet! Auch das Konzept des bereits hier erwähnten Once-a-month cooking hat sich immer noch nicht ausreichend durchgesetzt.

Oder aber der Kauf von Videospielkonsolen: Viele Leute rennen nach wie vor jedes halbe Jahr zum Kaufhaus und opfern dort einen Tag oder mehr, bloss um sich am Ende ansehen zu müssen, dass sich neureiche Witzbolde von weiter vorne in der Schlange die Playstation 3 kaufen, um sie öffentlich kaputt zu machen. Wer hingegen klug war, hat sich dem Konsumterror in den letzten Jahrzehnten wiedersetzt und schlägt jetzt genüsslich zu: Bei eBay ist noch bis zum 8. Januar ein Paket aus über 90 Spielkonsolen samt Zubehör und Spielen im Angebot (via Kotaku) – so kann man die sorgsam über die Jahre gesparte Zeit gleich sinnvoll investieren (mit Zinsen). Mit dabei sind alle Klassiker, vom Intellivision über das Sega Master System und das Neo Geo bis zum Nintendo Game Cube, aber auch Exoten wie das Tchibo Tele-fever oder der unlizensierte tragbare NES-Clone Game Axe. Das Startgebot liegt bei 3.000 Euro, was ein wahrer Schnäppchenpreis im Vergleich zu den 25.000 Dollar aus dieser ähnlichen Versteigerung ist.


02.01.2007 | 17:34 | Alles wird besser | Was fehlt | Sachen kaufen

Automatisierung aller Autoautomaten


Neu mit Solala-Energie. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die gute alte Parkuhr, das macht man sich oft nicht klar, existiert nur in unserer fälschlich Erinnerung genannten Verklärungsanlage im Kopf, denn in Wirklichkeit handelte es sich um eine schlechte, alte Parkuhr. Parkgebühren sind vollkommen akzeptabel, die Strasse hat lange genug nur so herumgelegen und es höchste Zeit, dass sie sich endlich selbst finanziert. Der schmerzimpogewordene Begleitumstand zu den alten Parkuhren war jedenfalls, neben ihrem unnachgiebigen Diskussionsverhalten, die lästige, sture Münzfixierung.

Damit ist es in Berlin nun vorbei, die Parkautomaten können mit EC-Karten bezahlt werden. Karte hineinstecken, je geplanten drei Minuten Parkzeit einmal auf ein Knöpfchen drücken, fertig. Fünf Cent je drei Minuten werden vom Konto abgebucht und wenn man Anarchist ist, kann man mit seiner EC-Karte an jeden Automaten gehen, immer drei Minuten eingeben und so die Stadt pleiteparken, denn der Verwaltungsvorgang kostet sicher viel mehr als fünf Cent. Und wieder ist die Welt ein Stück schöner, schneller, automatischer und gadgetiger geworden. Wir werden nicht ruhen bis zur totalen McGyverisierung des Alltags, bis man mit einem einzigen Universaltool busfahren, einkaufen, orgelspielen, radfahren, Plätzchen backen und fliegen (endlich!) kann.


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