Riesenmaschine

25.11.2006 | 00:53 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Glück im Beutel


Wochenration (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Ein Kinderspiel ist es, Produktverherrlichungsbeiträge über Gadgets zu schreiben, die mit Design, USB, Solarstrom, Open Source, extrahellen LEDs und neuen, herrlichen Möglichkeiten zur Zeitverschwendung daherkommen. Schwieriger wird es schon, wenn man einem Tee huldigen will, einem hippiesk angehauchten und illustrierten Tee aus Boulder, Colorado noch dazu, den man nur im Ökoladen kaufen kann und dessen Hersteller auf seiner Website unter "Our Mission" erklärt, seine Tees seien sowohl "beautifully artistic" als auch "philosophically inspiring". Und trotzdem muss es gehen, denn "Bengal Spice" von Celestial Seasonings ist der beste Tee, der je erfunden wurde, ein Trinklebkuchen aus Zimt, Ingwer, Kardamom, Nelken, Pfeffer und Muskatnuss. Er süsst sich – eventuell durch die eingebaute Zichorie und/oder das Johannisbrot – selbst, enthält keine künstlichen Aromastoffe, wirbt nicht mit albernen Gesundheitsvorteilen und wird immer besser, je länger er gezogen hat. Ausserdem steckt er in viereckigen Teebeuteln ohne Inkompetenzdemonstrationselement aus Heftklammer, Faden und Etikett, das bei jedem nicht zwanghaft veranlagten Menschen sofort in der Kanne versinkt. Im Vergleich zu Bengal Spice sind alle anderen Tees auf dem Dachboden zusammengefegter Staub. Vielleicht verschickt man die kostenlosen Probepackungen aus guter weltverbessernder Gesinnung ja sogar bis nach Deutschland, denn das Riech- oder Schmeckinternet wird leider erst morgen erfunden. Die vermutlich mehrwöchige Wartezeit lässt sich mit dem Ausmalen der Bengal-Spice-Illustration überbrücken. Oder mit dem Zusammenfegen von Staub auf dem Dachboden.


22.11.2006 | 01:53 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Gadgets für später


Wer hier keine Illustration erkennt,
sieht vielleicht nicht mehr so gut
Hin und wieder sorgen wir uns ein bisschen, was später mal werden soll: Wozu schillernde Musikanhörgeräte kaufen, wenn wir taub sind, wozu neue Spielkonsolen, wenn wir sowieso nicht mehr bis zum Display sehen können und das Steuerungsdings noch nicht über automatischen Zitterausgleich verfügt? Wird es überhaupt noch Gadgets geben, die wir zu unserem Flecktarn-Hackenporsche tragen können? Neue Hoffnung verschafft uns das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern mit dem i-Stick (ertastet bei Medgadget): Wenn der kluge Krückstock bemerkt, dass er hingefallen ist, fordert er seinen Besitzer zunächst auf, ihn wieder aufzuheben. Kommt der Besitzer der Aufforderung nicht nach, ruft der Stock selbstständig einen Notarzt an, der dann Stock und Besitzer zurück in die Vertikale befördern kann. Dass man auf der Website des Fraunhofer IESE nicht den Schatten einer Abbildung des i-Stick finden kann, soll uns erst mal nicht weiter beunruhigen – bis wir alt genug dafür sind, dauert es ja noch ein paar Minuten.


18.11.2006 | 09:32 | Was fehlt | Sachen kaufen

Fordschrittlich werben


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es handelt sich also um einen Smart, auf den der Werbespruch aufgebracht wurde: "Smarte Anlageimmobilien". Gehen wir ruhig davon aus, dass es solche Bautümer tatsächlich gibt, "smart" wird von Leo unter anderem übersetzt mit den Bedeutungen fesch, schick, schmuck und pfiffig. Gehen wir weiters davon aus, dass der Betrachter geneigt ist, die Wendung pfiffige Anlageimmobilie so zu verstehen, wie sie gemeint ist, nämlich als "für den sich für pfiffig haltenden Immobilienanleger". Gehen wir ebenfalls davon aus, dass eben diese Personen pflegen, sich auf Kleinwagentüren über ihre Anlageprodukte zu informieren. Gehen wir nunenthalben davon aus, dass Menschen dieser Zielgruppe sich Namen und Webadresse merken können und wollen. Gehen wir weiterdings davon aus, dass zur Ansprache der pfiffigen Immobilienanleger stets auch eine pfiffige Anspracheidee gehört. Dürfte man in diesem Fall auf einen Smart den Spruch "Smarte Anlageimmobilien" auftragen?

Ja, man darf, man kann – man muss. Mehr davon, Werbetreibende! Da ist noch so viel. Ralph Lauren auf dem Polo. Spanische Eventveranstalter auf dem Fiesta. Witziges Australienmarketing auf dem Kangoo. Feinkost auf dem Hummer. Südfrüchte auf Citroens. Da(i,s)hatsukunft! Nicht aufhören, Werbetreibende, setzt Euch mit Euren Ideen durch, Ihr seid ganz kurz davor, Alfa-Romeo-Tierchen zu werden.


16.11.2006 | 12:44 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Transparente Systeme

Die moderne Welt ist in vielerlei Hinsicht zu undurchsichtig. Das kann man daran erkennen, dass wir mittlerweile viel mehr über das Weltall wissen (durchsichtig) als über das Innere der Erde oder das Innere unserer Köpfe (undurchsichtig). Viel schlimmer: Kaum noch jemand weiss, wie eigentlich so ein Auto, Computer oder Ziegelstein im Innern aussieht. Am Ende werden wir alle dafür bezahlen, dann nämlich, wenn die undurchsichtigen Dinge heimlich die Revolution anzetteln. Vermeiden könnte man dies, wenn man viel mehr Dinge aus Glas herstellen würde. Einen sinnvollen Anfang macht die Firma ClearBlueHawaii mit dem transparenten Kayak (via Productdose), das es in Kombination mit ebenfalls weitestgehend transparentem Wasser erlaubt, bis zum Meeresboden zu sehen – wenn nicht die meist undurchsichtigen Fische dazwischenfunken. Wie Fische funktioneren, versteht man auch nicht richtig.


15.11.2006 | 00:55 | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Trend zum Gegenstand


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ist es gut, dass vieles, wofür man früher einen Gegenstand kaufen musste (Wecker, Kalender, Taschenrechner, Radio, Fernseher, CD, Buch, Brettspiel, Landkarte, Notizzettel, Telefon, Briefpapier, Teleskop, Overheadfolie, Kleinstlebewesen, Fotoalbum, Spiegel), inzwischen von Software erledigt wird, die keinen Platz mehr wegnimmt und nur selten verlorengeht? Oder wäre es noch besser, wenn man stattdessen oder zusätzlich wieder ein im Weg herumstehendes Produkt hätte? Ein WLAN-Radio wie das oder das hier zum Internetradiohören, einen Ambient Orb für alles Mögliche, oder eine Ambient Clock (via Productdose), die den eigenen Google-Kalender anzeigt? Noch lebt die Ambient Clock in einem grauen Schattenreich, denn noch ist sie Software, aber schon bald soll sie Hardware werden. Bis dann müssen wir uns entschieden haben.


... 36 37 38 39 40 [41] 42 43 44 45 46 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Saunadorf

- Grottenolm kosen

- Schweizerdegen

- Die "Goldene Henne" ablehnen

*  SO NICHT:

- Schwingschleifer DW 411

- Igel im Auge

- mittelgrosse Saunastadt

- Grottenolm kosten


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Train to Busan", Sang-ho Yeon (2016)

Plus: 11, 35, 79, 89, 119, 121, 148
Minus: 1, 46, 99, 140, 201, 202, 214
Gesamt: 0 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV