Riesenmaschine

07.08.2006 | 18:55 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Hummer statt Lobster


Schalentiere gehen anders (Foto: Eli Hodapp)
Der generelle Abrundungstrend der Welt hat jetzt auch die letzte Bastion eingenommen: Den Hummer, Amerikas sperriges und erdölverschlingendes Symbol für alles, wofür Amerika ein Symbol braucht, zum Beispiel für den Sieg über Stock und Stein. In einer Militäranalogie zum Camouflagetrend, der mittlerweile Handtaschen, Kinderkleidung und Stretchleggins erfasst hat, wird der grosse, gewaltige Hummer zum 0815-Gerät. In seiner Evolution vom H1 über H2 zum H3 verwandelt er sich graduell in ein rundes, aerodynamisches Luftei, das sich entgegen anderslautenden Behauptungen äusserlich durch fast gar nichts mehr von allen anderen handelsüblichen Geländetieren unterscheidet. Wenigstens die Produktnamen sind noch schön anachronistisch unbeeindruckt von der Massenproduktion. Und er kann immer noch interessante Kunststücke, z.B. Treppen hochfahren, was man auf der Hummer-Website mit Hilfe von zahlreichen hinreissenden Filmchen verifizieren kann (über Gallery, Movies). Der Convenience-Hummer H3, in Amerika seit 2005 für cirka 30000 Dollar im Handel, ist ab sofort auch in Deutschland erwerbbar. Er verbraucht nur doppelt so viel Benzin wie ein Kleinwagen, wo soll das hinführen, Hummer?


06.08.2006 | 12:09 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen | Papierrascheln

Die Intensität der Normaldusche


Bringt Väter zum Weinen: zu wenig Speicherplätze (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Jeder kennt das: Man sitzt bei Freunden auf dem Klo und sucht vergebens und zu spät nach den Feuchttüchern. Nur unfreundliches, wenn auch ökologisches Toilettenpapier, hergestellt aus den alten Zeitungen wildfremder Menschen, hängt traurig an der Wand und automatisch denkt man: Ob meine Freunde wohl auch mit Papier duschen?
Wir wollen nicht darüber spekulieren, was spätere Generationen darüber denken werden, dass es Zeiten gab, in denen jede Wohnung zwar mit einer Dusche ausgestattet war, man sich aber einige Körperregionen mit trockenem Altpapier reinigte, wir wollen vielmehr den vermehrten Einsatz von Toiletten mit integrierten Duschen fordern. Zum Beispiel jene der Firma closomat, für die Hans Maurer bereits 1957 das erste Dusch-WC baute. Namentlich fordern wir die vermehrte Anwendung des Modells 'Aquaris' – denn nur hier ist neben Selbstverständlichkeiten wie der speziellen Lady-Dusche, der pulsierenden Dusche, der oszillierenden Dusche, der Dusche mit "Kneipp"-Effekt, der einstellbaren Intensität der Normaldusche, der unterbrechbaren Geruchabsaugung mit Aktivkohlefilter, der automatisch absinkenden Föntemperatur des Warmluftgebläses, dem integrierten Orientierungslicht, der akustischen und der interaktiven Diagnose und der automatischen Desinfektion des Duscharmes eine Wellness Management Unit erhältlich, mit der drahtlos 'Volumenstrom und Mediumtemperatur' nicht nur geregelt, sondern auch für bis zu vier Benutzer als persönliches Profil gespeichert werden können.

Bis zu vier Benutzer? Hier sind bei aller Begeisterung dann doch deutliche Worte der Kritik angebracht. Abgesehen davon, dass vier eine jämmerlich kleine Anzahl ist – jedes japanische Billigradio hat mindestens neun Senderspeicher – bringen es sensible Gemüter ja schon kaum übers Herz, die Telefonnummern verstorbener Freunde aus dem Handyspeicher zu löschen. Wieviel schmerzhafter es dann für einen Familienvater mit zwei Kindern sein muss, auf dem Klo sitzend das von der verstorbenen Ehefrau so sorgfältig angelegte Benutzerprofil des closomaten zu löschen, weil die neue Freundin einen eigenen Speicherplatz beansprucht – das sind Vorstellungen, von denen wir wirklich lieber verschont geblieben wären.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Closomat


04.08.2006 | 06:21 | Sachen kaufen

Schmier dir dein Getränk in die Haare


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es war nur eine Frage der Zeit, wann Alkopops mehr können, als blaue Zähne verursachen und das weiche Gehirn der Jugendlichen noch weicher zu machen. Nachdem Goldwell den Pudding für die Haare entwickelt hat, entschärfte Schwarzkopf seine aggressiv konnotierten und mit dem negativen Schnüfflerimage behafteten Kleberprodukte mit einer neuen Serie namens
got2b – Glanzstück, Spielwiese und Stehvermögen. Es handelt sich um Haarzeugs, dass sich in Farbe, Verpackung und vermutlich auch im Geschmack nur unwesentlich von alkoholisierter Brause unterscheidet und damit genau dort wieder anknüpft, wo sich die Strubbelpunks vor ca. 30 Jahren für besseren Halt Coca Cola in die Haare schwemmten. Heute betexten das beklagenswerte Werber so: "Pimp mich auf und steh dazu. So gibt grössenwahn Mousse und Haarspray dem Haar pompöses Volumen – mit sexy Himbeerduft und Push-up-Effekt für 'ne halbe Ewigkeit. Das fasrige Fibre Gum chaot sorgt für starken aber beugsamen Halt mit dem aromatischen Duft frischer Früchte. Optimal, um das totale Chaos zu gestalten und remodellieren. Denn Ordnung soll anderswo herrschen – nur nicht auf kreativen Köpfen!" Nein, diese Jugendlichen, süss, aber immer ein kleines bisschen gegen Ordnung. Die kreativsten und beugsamsten Köpfe unter den Haaren gestalten und remodellieren dann später mal in der Schwarzkopf-Entwicklungsabteilung.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Food & Non-Food Full Circle


31.07.2006 | 14:55 | Was fehlt | Sachen kaufen

Kalter Kaufentzug


Eigentlich doch gar nicht so nützlich, denn das Label zeigt nur 7 Tage statt sinnvollerweise 2 Jahre an (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Liebe Gadgetblogger, es gibt sehr viele von euch, und tagein tagaus besprecht ihr die herrlichsten neuen Produkte voller RFID und LED, die unser Leben besser, schöner und glitzernder machen. Oder sagen wir: theoretisch machen könnten, denn von zehn Wunderdingen, die ihr besprecht, gibt es fünf überhaupt nicht zu kaufen, weil es sich um Prototypen handelt – an dieser Stelle möchten wir übrigens ein Riesenmaschine-T-Shirt für den ersten Leser ausloben, der uns ein Beispiel für einen einzigen Designer-Prototypen nennt, aus dem jemals ein fertiges, käufliches Produkt wurde – und von den anderen fünf sind vier in Deutschland nicht erhältlich. Tragische Beispiele aus jüngster Zeit sind das abgebildete Timestrip Smart Label, das anzeigt, wie lange eine Lebensmittelpackung schon geöffnet ist, und der Turbo Charge, ein Adapter, mit dem man jedes Handy an eine AAA-Batterie anschliessen kann.

Es gibt ja in Deutschland, wie man hört, immer noch Menschen, die kein einziges Blog betreiben. Können wir vielleicht einen davon überreden, ein Gadgetblog zu gründen, in dem ausschliesslich Käufliches mit Link zum Händler angepriesen wird? Oder wenigstens konsequenterweise das Gegenteil, ein Gadgetblog voller frei erfundener Geräte, die garantiert niemals irgendwo zu erwerben sein werden? Halt, Moment, dafür gibt es das Riesenmaschine-T-Shirt.


15.07.2006 | 21:36 | Berlin | Sachen kaufen

Extreme Pop Up Retail


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Pop Up Retail is over. Jetzt kommt Extreme Pop Up Retail. Unter dem Motto "72 hours" hat Nokia in einer Nebenstrasse der Münzstrasse ein Ladenlokal eröffnet, das exakt drei Tage lang geöffnet hat, und zwar bis genau Sonntag abend. Die Inneneinrichtung steht einem auf Dauer angelegten Geschäft in nichts nach. Naturrasen wurde auf dem Bürgersteig davor ausgerollt. Ein Bar-Lieferwagen parkt gegenüber dem Eingang. Die obligatorischen IKEA-Lounge-Sessel und der Default-DJ sollen Fashionistas der 21 gleichzeitig stattfindenden Modemessen und versprengte Verstrahlte der zeitgleich stattfindenden Love-Parade herankobern. Nein, dieses crazy Berlin mal wieder! Setzt einen crazy Retail-Trend nach dem anderen! Könnte man denken. In Wahrheit kann man in dem Geschäft aber gar keine Telefone kaufen, nur anschauen und anfassen. Am Ende ist doch wieder alles nur Messebau und Viehzucht, vulgo Marketing.


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