Riesenmaschine

14.03.2009 | 14:36 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Nach der Wahl ist vor der Wahl


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist ein bisschen wie mit den Weihnachtskeksen im Supermarkt: Jetzt sind es noch mehr als sechs Monate bis zur Bundestagswahl und Tele5 hat bereits die Saison der Werbung mit Anspielungen auf Politik und Superwahljahr eingeleitet. Machen wir uns also gefasst auf ein halbes Jahr voller lustiger Parolen ("Für mehr Sauberkeit in Deutschland"), lieblos gecasteter Politikerdarsteller und den exzessiven Einsatz des beliebten Gestaltungsmittels "angekreuztes Wahlfeld". Und wenn dann im September endlich feststeht, ob die FDP vor oder hinter der SPD landet, werden die übriggebliebenen nicht versendeten Spots und nicht geschalteten Anzeigen mit Wahlbezug von grossen Kipplastern aus den Agenturen abgeholt und zur zentralen Sammelstelle gebracht, wo man sie einschmilzt und zu neuer Werbung giesst. Mit Fussballmotiven. 2010 ist schliesslich wieder WM.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Qual der Wahl-Werbung


27.02.2009 | 09:17 | Sachen kaufen | Effekte und Syndrome

Prachtscharten


Bei Extra gibt's lila Dinger (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ein Vorbehalt gegen Freuds Traumdeutung ist, dass jeder Gegenstand, der nicht für eine Vagina steht, ein Phallus ist, oder eben ein Nazivergleich. Arno Schmidt hat das anhand von Karl May demonstriert, den Mann aus der "sexischen" Schweiz, den es zu den "Indi-anern" zog, und der immer einen Mitreisenden hatte, dessen "Po-sze'n" ihn bei Regenfall mit "regem Phall" bei Laune hielten. Mit 12 hat jeder schon einmal eine Phase erlebt, in der die Sprache zu entgleiten drohte und jedes Wort versaute Hintergedanken provozierte, am meisten das scheinbar neutrale "Ding", das man nicht mehr ungestraft aussprechen konnte. Die Surrealisten nannten diesen Geisteszustand "kritische Paranoia", kontrollierten Einsatz von Bedeutungswahn, und nutzten ihn für ihre Arbeit. Wer darunter leidet, kommt bei Extra nicht ohne rot zu werden an den bis zu 70 cm grossen Prachtscharten vorbei, die es sogar inklusive Stecketikett gibt, als hätte man dieses Argument bei so einem verlockenden Angebot noch gebraucht.


25.02.2009 | 23:44 | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Dekommodifizierte Commodities


Original, Foto von hamuchen/Lizenz

Fälschung I, Foto: Julia Wellner von hier

Fälschung II, Foto via designspotter.com (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Commodities" nennt man Waren, die im Zuge des technischen Fortschritts und der Industrialisierung zu standardisierten Massengütern geworden sind. Jeder Markenartikel fürchtet sich davor, zur Commodity herabzusinken, ist mit dem Generisch-werden doch automatisch eine geringe Markenrelevanz und ein entsprechend geringes Preispremium verbunden. Zu spüren bekamen das nach der Liberalisierung des Strommarktes die neuen Anbieter, denen es trotz immensen Werbedrucks nicht gelang, Konsumenten davon zu überzeugen, dass Strom gelb ist oder nach den eigenen Vorstellungen gemixt werden sollte. Aber auch die gegenläufige Bewegung ist möglich, und auch hierfür ist Strom ein gutes Beispiel. Seit die Menschen sich ernsthaft über ihren kompromittierenden CO2-Fussabdruck sorgen, ist Strom auf einmal wieder vom Low- zum High-Involvement-Produkt avanciert, und es werden Stromwechselparties veranstaltet, um Ökostromanbieter zu promoten.

"Decommodified Commodities" nennt man beim Gottlieb Duttweiler Institut die Strategie, Produkte mittels Veredelung und "Mood-Management" der Gewöhnlichkeit zu entreissen, und sieht grosses Zukunftspotential. Für den Foodsektor etwa verheisst die jüngste Ausgabe des GDI_Impuls die Heraufkunft von "Grand-Cru Äpfel und Jahrgangskartoffeln." Schon vor einigen Jahren hatte die Riesenmaschine die symbolische Überformung des "Billig goes teuer" als "dekadentes Understatement" am Beispiel von Vasen, Porzellan und Geschirr dingfest gemacht. Bei den Einrichtungsgegenständen war und ist die einzige echte Commodity neben Umzugs- und Bananenkisten die Europalette, die uns selbst als Bettersatz jahrzehntelang gute Dienste geleistet hat. Nachdem Andrea Mehlhoses und Martin Wellners vom Kölner Designbüro Fremdkörper mit ihrer Europalette aus Nussbaumholz (Prototyp) bereits 2002 für einiges Aufsehen sorgten, hat jetzt der Tscheche Jakub Berdych seinen Palettentisch aus weissem Marmor für das Label QUBUS vorgestellt (Preis auf Anfrage). So weit, so erwartbar. Bei der Gelegenheit möchten wir alle Leser anhalten, uns ihre privaten Trüffel- bzw. Coltanvorräte günstig zu überlassen. Wir haben da so eine Idee für ein Landmark- bzw. Leuchtturmprojekt...


10.02.2009 | 22:40 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Soll ich dir mal was Grosses zeigen?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Seit dem Aussterben der Dinosaurier, naja, oder zumindest seit dem Aussterben der steinzeitlichen Megafauna, oder, für manche, auch erst seit dem Untergang des Römischen Reiches oder dem Absatzeinbruch der SUVs, die allesamt als evolutionär eher unflexibel gelten, hat sich der wirre Irrglaube breitgemacht, dass Dinge eine optimale Grösse besitzen, die es weder zu unter- noch zu überschreiten gilt, dass "grösser" also gar nicht gleichbedeutend mit "besser" ist. Das ist natürlich totaler Humbug! Gross ist neben nachtleuchtend und WLAN-fähig nach wie vor die wichtigste und tollste Eigenschaft, die ein Produkt haben kann. Grösser ist einfach mehr und mehr ist nun mal toller als wenig (man denke an Pizza). Und wenn mir jetzt bitte mal jemand auf meinen neuen Sitzball helfen würde?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Riesenwelten


07.02.2009 | 03:13 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Spam-Spam

Wie weit die Finanzkrise inzwischen selbst krisenfestscheinendste Branchen erschüttert, zeigt die untenstehende alarmierende Mail – offensichtlich kriegen Spam-Versender mittlerweile nicht mehr alle ihre Mail-Slots verkauft (ein Cash-Flow-Problem in der Via*grA-Branche?), es drohen Massenentlassungen. TOM, einer der renommiertesten Anbieter im Geschäft, macht nun das einzig richtige: Neukundenakquise, natürlich mittels einer Spam-Mail. Damit ist die lange überfällige Übertragung des "Hier könnte ihre Werbung stehen"-Prinzips auf den Spam-Sektor auch endlich Realität.


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


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