Riesenmaschine

12.09.2007 | 15:57 | Anderswo | Supertiere

Der letzte Beetle


Ruhm macht einsam, bisweilen tot.
(Foto: chidorian) (Lizenz)
Die Geschichte des hybriden Karten-Arcade-Spiel Mushiking ist schnell erzählt: Die Elfe Popo und der Hirschkäfer Mushiking müssen den Wald vor anderen bösen Schrötern bewahren. Es kommt zum Showdown Käfer gegen Käfer.

Den Namen der Protagonisten nach zu urteilen ist die internationale Vermarktung des Spieles noch nicht angedacht. Dabei sind die weltweiten Auswirkungen schon überall zu spüren: Hirschkäfer und ihre Verwandten sind bei Kindern in Japan mittlererweile begehrte Haustiere geworden; sie werden in Anatolien gesammelt und von deutschen Mittelsmännern nach Japan verschifft, wie uns die Times berichtet. (Glücklicherweise werden die Mittelsmänner aus dem Geschäft gedrängt). Die Sammelwut bekommt den Käfer-Populationen in der Türkei schlecht. Mit imaginären Feen ist in Japan natürlich auch kein Stich zu machen.

Obschon es niemanden überraschen sollte, dass es populären Videospielhelden an den realen Kragen geht: die blauhaarigen Igel, praktisch alle Pokemons und Klempner sind in freier Wildbahn bereits ausgestorben.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Spiele der Grillen


11.09.2007 | 09:46 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Wabi Sabi Spinne Auto


Mit etwas gutem Willen ist das Spinnennetz durchaus zu erkennen, jede Unterstellung, ich würde ein verkapptes Selbstportrait in die Riesenmaschine einschleusen wollen, muss also als an den Haaren herbeigezogen betrachtet werden. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Weshalb mein Automobil, ein goldener Mercedes 230 CE, '89er Baujahr, natürlich Automatik, alles andere ist scheinbeschäftigtes Gepose, fast ein Jahr herumstand, kann man hier nachhören. In dieser Zeit fand es neue Liebhaber, und jetzt, da ich wieder mit dem Auto herumfahre, teilen wir es uns zu dritt: zwei unsichtbare Spinnen wohnen jeweils in den Seitenspiegeln. Mittags, wenn ich zum Auto gehe, um zum Arbeiten in ein Café zu fahren, haben die Spinnen rechts und links Netze gesponnen, die vom Rückspiegel bis an den Türkorpus, manchmal sogar bis an die nicht vorhandene B-Säule reichen.

Es zeigt sich, dass Tier, Ding und Mensch eine nennen wir es Symtriose eingehen können, die zu dreierseitigem Nutzen ist. Das Tier profitiert technisch, weil die Netze im Fahrtwind nur in der Hälfte der Fälle kaputt gehen. Ansonsten werden in zehn Minuten Fahrt mehr Luft und Insektengetier durch das Netz getrieben als in hundert Jahren Windgetöse. Das Ding hingegen profitiert ästhetisch, weil es sein durch vieltausendeuroteure Reparaturen ramponiertes Image aufbessern und sein über die Jahre durchaus klobiger scheinendes Äusseres mit filigranen fliegenden Bauten aufpeppen kann. Der Mensch zum Schluss profitiert feinstofflich, weil er mit dem Spinnennetz der verborgenen Spinne am Rückspiegel endlich das Konzept Wabi Sabi versteht und fortan Gelassenheit und Frohsinn seine Lippen umspielen, wenn er im Strassenverkehr zum Fluche ansetzt.


09.09.2007 | 13:10 | Supertiere | Essen und Essenzielles

Angst essen Fisch


Hallo und auf Wiedersehen! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die merkwürdigen suizidalen Tendenzen belebter Nahrungsmittel wurden im Weblog Suicidal Food und in der Flickr-Group Scary beings eating themselves bereits materialreich dokumentiert. Ihre kumulative Empirie legt den Verdacht nahe, dass uns die praktizierende Gastro- und Fast-Food-Industrie eine unter Nutztieren Raum greifende Todessehnsucht nur suggeriert, um uns das schlechte Gewissen beim Verzehr zu nehmen, es mithin also darauf angelegt hat, uns eine imaginäre konsensuale Win-win-Situation zwischen Subjekt und Objekt des Essvorgangs vorzuspiegeln. Durchbrochen wird dieser Verblendungszusammenhang mutig von der Fischräucherbude in Bansin auf Usedom. Sie wagt es, den noch unentschlossenen Konsumenten mit der schieren Existenzangst des noch lebenden Nahrungsmittels angesichts seiner bevorstehenden Verspeisung zu konfrontieren: ein mutiger Schritt in Richtung schonungsloser Offenheit in der Werbung, der auch die letzte Konsequenz etwaiger Umsatzeinbussen angststarrenden Auges in Kauf nimmt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Suicide Food


31.08.2007 | 04:04 | Supertiere | Was fehlt | Sachen kaufen

999 – The number of the bat


CD mit 60 Fledermausrufen inklusive!
Der Partyhit für Feinsinnige! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In der Simpsons-Folge "Brother, Can You Spare Two Dimes" erfindet Homers Bruder ein Babyübersetzungsgerät, das ihn umgehend zum reichen Mann macht. Ähnlichen Markterfolg erhoffen sich die Entwickler der diversen praktischen Geräte zur Übersetzung von Fledermauslauten ins Hörbare. "Damit lassen sich alle heimischen Fledermausarten und auch andere Ultraschallquellen beobachten", und wenn wir irgendwas immer schon mal wollten, dann ja wohl Ultraschallquellen beobachten, wieso gibt es das noch nicht fertig ins Handy eingebaut? Man könnte mit Delfinen telefonieren und würde bei der Nierensteinzertrümmerung, Zahnsteinentfernung und Brillenreinigung nichts mehr verpassen. Man wüsste endlich, was sich die Fledermäuse so zurufen und was sie so interessiert. Noch erkennen wir's stückweise; schon bald aber werden wir sein wie die Fledermäuse und gute Insekten von schlechten unterscheiden können.


29.08.2007 | 23:59 | Supertiere

Heisse Hörnchenschwänze


Wer nicht durch Steine gucken kann, sieht hier nicht mal kalten Schwanz. (Foto: Kai Schreiber)
Hat man sich soeben erst voneinander verabschiedet, und erfährt man dann hintenrum, dass einem jahrelang Falsches vorgegaukelt wurde, beziehungsweise erfährt man, dass einem hintenrum jahrelang Falsches vorgegaukelt wurde, dann halten sich Faszination und Empörung die Waage. Wie kannst Du nur, kalifornisches Erdhörnchen? Wir waren Freunde, warfen Dir Nüsse zu und Du tanztest für uns auf den Wanderwegen. Aber kaum haben wir den Staat verlassen, erfahren wir aus der Hörnchenpresse dies: dass, wenn Du mit dem erigierten Schwanz wedelst, Du darin eine geheime Botschaft versteckst, aber nicht immer, und nicht für jeden. Nicht für uns und nicht für die Bullennatter, zum Beispiel, aber kommt die Klapperschlampe angekraucht, dann heizt Du den Hörnchenhintern hoch, dann glüht Dir der Schweif vor zusätzlicher Durchblutung, denn die Klapperschlampe ist ja was Besseres als wir, die Klapperschlampe sieht Infrarot, eine Superschlampe ist das, schon verstanden Hörnchen, wir gehen ja schon, beziehungsweise bleiben weg. Was soll man schon von jemandem erwarten, der Spermophilus mit Vornamen heisst. Wir haben Dich aber trotzdem lieb, kalifornisches Glühhörnchen, und sind sogar ein bisschen stolz auf Dich, aus der Ferne. Ein Infrarotschwanz! Worauf Du so alles kommst.


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"Bone Tomahawk", S. Craig Zahler (2015)

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Minus: 7, 43, 99, 118, 138, 166, 183, 184, 202, 214 doppelt
Gesamt: 1 Punkt


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