Riesenmaschine

05.11.2006 | 00:58 | Berlin | Supertiere

Die weissen Frösche


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit kurzem hat die Rütli-Schule, manche werden sich an sie erinnern, einen neuen Direktor und auch sonst ist an der Schule dem Vernehmen nach alles wieder in bester Ordnung, so dass der Brandbrief in der Rückschau bloss noch wie eine gelungene Marketingmassnahme zum Launch des Modelabels Rütli-Wear anmutet. Ausserdem wurden die vormals blaugrünen Riesenfrösche am Eingangstor, bekanntermassen die Wurzel allen Übels, weiss angestrichen, Neuanfang und so.

Das Ganze passierte vor mindestens drei Wochen und bis heute ist auf den Fröschen nicht ein einziger Buchstabe Graffiti zu finden. Was nur zwei Gründe haben kann: Entweder wurden die Rütli-Schüler von ihren Lehrern ermutigt, die Frösche nach eigenen Ideen zu verschönern; und die Aufforderung, etwas zu bemalen, ist die beste Voraussetzung, dass es für immer weiss bleibt, wie man hier oder auch hier sehen kann. Oder aber das Aggressionspotenzial der Frösche sorgt für dermassen viel Respekt unter Sprayern und Street-Artisten, dass sie sich lieber unbedenklichere Ziele wie mittelschwer bewachte S-Bahn-Depots suchen. In diesem Fall dürfte es nicht mehr lange dauern, bis Nofitti aufmerksam auf die Sache wird und entsprechende Architekturprojekte startet. 2030 dürfte Deutschland dann ein graffitifreies Land sein, dafür vollgestellt mit Häusern in Form von 25 m hohen Fröschen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die teuflischen Frösche und Weisser Riese


01.11.2006 | 04:59 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser

Equity-Kisuaheli in Mombasa

Während man in Europa denkt, der ganze afrikanische Kontinent sei nichts weiter als eine Elendsregion und tauge höchstens als Roh- bzw. Schundstofflieferant, glaubt man in China, Afrika sei das nächste grosse Ding. Wie gross genau, das ist an den gigantischen Werbetafeln abzulesen, mit denen ganz Peking in den letzten Tagen tapeziert wurde, und die dicke Elefanten zeigen. Noch dicker wird nur der Chinesisch-Afrikanische-Gipfel an diesem Wochenende werden, die grösste Gipfelkonferenz in China seit 50 Jahren.

Wenn aber die Chinesen denken, Afrika sei im Kommen, wird da was dran sein. Immerhin muss die hiesige Regierung 1.000.000.000.000 US-Dollar, die, wie soeben verkündet, sich in Chinas Geldspeichern an Währungsreserven angesammelt haben, irgendwann und irgendwo auch wieder ausgeben. Warum nicht in Afrika, wo man ganz viel Geld investieren kann, weil noch so wenig Infrastruktur (Autobahnraststätten, Skulpturenparks, Ölpipelines nach China) da ist? Im Jahr 2005 wurden bereits 1,18 Milliarden chinesische US-Dollar in 49 verschiedenen afrikanischen Ländern angelegt. Wer als junger, karrieregeiler Riesenmaschinenleser also nach einer Chance sucht, vom nächsten, fetten Wirtschaftsboom zu profitieren, sollte sofort aufhören, Wirtschaftssinologie in Konstanz zu studieren. Der chinesische Zug ist gestern abgefahren und alle Abteile sind besetzt. Besser legt man sich an den Strand von Mombasa, lernt BWL-Amharisch, Invest-Yoruba, Money-Hausa, Real-Estate-Wolof, Cash-Flow-Zulu oder Equity-Kisuaheli und fängt sodann als Korrespondent der Jambo-Maschine an.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


30.10.2006 | 00:39 | Anderswo | Supertiere

Der Schockfisch und die Produkte des Nichtseins


Gänzlich ungeschockter Fisch in Shanghai (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Haier ist die einzige chinesische Marke, die nun schon drei Jahre in Folge unter den 100 einflussreichsten brands der Welt rangiert. Wie schafft ein Unternehmen das, dessen Markenstrategie noch in Arbeit ist?

Die Antwort ist verblüffend einfach. Moderne Unternehmen brauchen gar keine Markenstrategien. Erwartet werden heutzutage vielmehr ehrliche Kommunikation, eine groovy Firmenkultur, Tierschutz und soziales Engagement. Haier kann in all diesen Punkten Vorbild sein – und sich daher teure Marketingetats sparen.

Unter dem Motto "Be brand the sail, be customer the teacher" offenbart der Elektrokonzern seine Ziele in vorbildlicher Ehrlichkeit: "expand the business into developing markets with little resistance" und "Priority given to influence and then profit". Haiers Strategie ist der Aufkauf "gut ausgestatteter Firmen" und der Austausch des Managements. Den ökologischen Standards entsprechend ist dieses Verfahren der Natur entlehnt und heisst daher Schockfisch: "'Shock fish' represent those companies which are well equipped but not well operated and can be vitalized if effective management is introduced." Die gekündigten Manager finden derweil Trost in Haiers Corporate Culture. Dort heisst es unmissverständlich: "Being itself is the product of not-being".

Wenn deutsche Firmen nicht als Produkte des Nichtseins enden wollen, passen sie besser jetzt ihre Strategien an! Haier-Küchengeräte sind in Deutschland bereits erhältlich. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die konzerneigene Zeichentrickserie Haier Brothers auch hierzulande ausgestrahlt wird. Wogegen sich auch niemand wird wehren können, denn die 212 Episoden verbucht Haier unter Social Contribution.


28.10.2006 | 06:25 | Anderswo | Supertiere | Sachen anziehen

Weisser Riese


Symbolbild, die Salamander sehen natürlich ganz anders aus. (Foto: 80415664@N00 / Lizenz)
Tiere, dem Menschen in vielem überlegen, machen oft schnell schlapp, wenn es an Trends, Gimmicks und Moden geht. Bisher zumindest. Eine Meldung aus Japan weist allerdings ganz neue Züge auf, die man der Tierwelt bislang so nicht zugetraut hatte – und vor allem nicht zu diesem Zeitpunkt. Bei Kitahiroshima, im japanischen Hochland, entdeckten Bauern gleich fünf Riesensalamander – alle samt und sonders in modischem Gothic Baby White gekleidet. Um einen Zufall, vermuten selbst Experten, handelt es sich eher nicht. Dagegen spricht die ungemein hohe Anzahl der gleichzeitig gefundenen, typähnlichen Riesensalamander. Noch will es so keiner sagen, noch drucksen die japanischen Zoologen etwas rum, offensichtlich ist es aber dennoch: In Sachen Mode muss sich der Mensch warm anziehen. Bald werden wir alle neben Ratten mit schrägen Mützen und Seidenschals und Ahörnchen in gestreiften Pullovern ganz schön alt aussehen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Gothic White


27.10.2006 | 19:02 | Anderswo | Supertiere

Vogel vögili lupus


Heil Dir, König Loon, bester Vogel der Welt. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Parkschwäne sind, zum ersten, berüchtigt dafür, dass sie anderen Schwimmvögeln auf den Kopf hauen oder sie anderweitig versenken, entweder um die Brotquote bei Rentnerbesuchen in die Höhe zu treiben, oder einfach so, aus Scheiss. Der rundum geglückte Supervogel Loon, zum zweiten, läuft und fliegt wie ein Idiot, spricht und taucht aber wie der Gott der Wälder des Nordens, und spiesst obendrein rumdümpelnde Futterkonkurrenten beim Auftauchen auf seinem spitzen Schnabel auf, ein Vogelschaschlik mit rotglühenden Äuglein. Von den Raubvögeln, die der Hunger zum Vogelraub treibt, mal ganz zu schweigen. All das aber bereitet den Vogelkundigen nur unzureichend auf den Anblick von Pelikanen in London vor, die lebende Tauben verschlingen. Dass ausgerechnet der harmlose Watscheltrottel Pelikan jetzt böse wird, lässt auf Vampirkolibris und Schockwellensittiche hoffen. Flugs bitte, uns ist langweilig.


... 24 25 26 27 28 [29] 30 31 32 33 34 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Halluzinationen (zur Abwechslung)

- an der Leine zerren

- Ontario focused flow-through share tax credit

- Schmirgelklötze verstecken

*  SO NICHT:

- Vernichtungskopfschmerz

- Kettenfahrzeuge

- FeststelltSTE VERPEILEN

- an der Leine wohnen


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Snakes on a Plane", David R. Ellis (2006)

Plus: 1, 12, 17, 21, 25, 32, 49, 80, 82
Minus: 2, 38, 78, 80
Gesamt: 5 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV