22.08.2006 | 20:45 | Supertiere
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Das grösste Nagetier ist das Pferd. Eine Nachricht, die bei Nichtreitern nicht verbreitet scheint. Das Ross nagt, weil Nägelknabbern beispielsweise im Laufe seiner Domestizierung durch den Hufschmied verunmöglicht worden ist, aus Langeweile an Holz herum. Die Fachmänner, wie z.B. die Grimmbrüder bezeichneten diese "Untugend Nr. 1", so wie sie nach wie vor genannt wird, als Koppen. Neu hingegen ist, dass die Tiere nicht nur aus Langeweile nagen, sondern dabei auch kreatives Potenzial entwickeln können, wie diese Lettermanshow zeigt, in der der schmerzhaft unsympathische Musiker Tom Waits zeigt, dass seine Rösser durch angestrengtes Koppen sogar in der Lage sind, Fluchtträume bildnerisch umzusetzen. Auf dem Huf liegt natürlich, dass es Waitsens schauderhafte Weisen sind, die sie davon treiben.
21.08.2006 | 12:54 | Supertiere | Alles wird besser
 Wozu eine Dihedralangel, wenn es auch eine einhedrale täte? Sowas kann auch nur ein Orthopterlaie fragen. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Erstaunlich viele Dinge können fliegen. Fliegen zum Beispiel können es, Vögel können es. Selbst Lemminge können es, wenn auch nur mit technischer Hilfe von Disney. Statt sich an den Lemmingen zu orientieren, und sich einfach von Disney-Mitarbeitern irgendwo runterwerfen zu lassen, versuchte der Mensch, es den Vögeln gleichzutun. Er schnallte sich erst selbst Flügel um, aber als das ausserhalb der Mythen gar nicht, und innerhalb nur um den Preis mythischen Scheiterns klappte, begann er, zunehmend wuchtigere Geräte zu bauen, die sich mehr und mehr vom Vogel weg und zum Lemming hin entwickelten. Durch Flügelschlag fliegen, das können eben nur die Vögel, unkte man, und also wurden die neuen Flugmaschinen von aussen durch Propeller oder Düsentriebwerke abgeschubst. Die fortschrittsfeindlichen Unken unkten aber auch hier. Für eine Landung nämlich müsse das Zeug noch in der Luft so stark abbremsen, dass es vom Flug- zum Sturzzeug werde. Eine Landung sei also unmöglich, und somit nur Flugzeuge denkbar, die für alle Ewigkeit kreisen, und die wolle ja wohl keiner. Fall zugeunkt.
Natürlich kam dank der Aerodynamik alles ganz anders, und das Flugzeugessen wurde erfunden. Vor allem aber gab dieser Erfolg den Vogelfanatikern wieder Aufwind, die es nun nochmal wissen wollten: kann der Mensch fliegen wie ein Vogel oder nicht. Und das Erfolgsvideo des Ornithopterprojekts zeigt es ganz eindeutig: Er kann, fällt dabei aber leider unk, Verzeihung, um.
20.08.2006 | 00:00 | Supertiere | Vermutungen über die Welt
 Die nicht weniger gefährliche Fingerslug. (Foto von Yogi / Lizenz) Gedankenkontrollierende Untiere geistern hier und da durch die einschlägige Fachliteratur, Christophers dreibeinige Herrscher, Futuramas Brainslugs und Heinleins Marionettenspieler sollen mal als willkürliche Beispiele herhalten. Abgesehen von politischem Klima zur Zeit des Entstehens und generellem Verfolgungswahn, scheint die Logik dieser Parasitenängste nicht ganz verfehlt: Gelänge es dem Parasiten, nicht nur die Substanz eines anderen auszubeuten, sondern auch sein Verhalten zu ändern, der Weltherrschaft stünde nichts mehr im Wege. Oder jedenfalls weniger als zuvor.
In der Parasitologie gibt es darum die Manipulationshypothese, die die Existenz solcher Parasiten vorhersagt. Der kleine Leberegel zum Beispiel zwingt hilflose Ameisen unter seine Egelknute, und zum morgendlichen Besteigen von Grashalmen, wo der Endwirt Kuh sie dann pflückt. Für die Kontrolle grösserer Ameisen ist der Erreger der Toxoplasmose ein guter Kandidat, ein einzelliger Schleimbatzen, der alle Säugetierarten befallen kann, sich aber nur in Katzendärmen fortpflanzt, und insofern ein wenig der Geigenmusik gleicht. Schon länger bekannt ist, dass mit Toxoplasmose infizierte Ratten hin zur Katze gehen, statt von der Katze weg. Das wird einerseits auf Toxoplasmose-Zysten im Rattenhirn und andererseits auf den offensichtlichen Vorteil für die Toxoplasmose zurückgeführt. Kaum überraschend dann, aber ein wenig beunruhigend, dass der böse Mikroschleim das auch bei anderen Säugetieren kann.
Bei uns Menschen, zum Beispiel. Frauen werden im Schnitt klüger, regelkonformer und freundlicher, Männer dümmer und langweiliger, nachdem sie eine Toxoplasmose-Infektion durchgemacht haben. Und weil in verschiedenen Länder die Infektionsrate verschieden hoch ist, könnte das, der neuen Theorie des Ökologen Kevin Lafferty zufolge, Unterschiede zwischen diesen Kulturen erklären helfen.
Die ganze Welt im kulturellen Würgegriff der Toxoplasmose-Monster, möchte man titeln, Atombomben auf infizierte Köpfe werfen und Katzen ausrotten. Aber was sagt unsere vielleicht einzige Hoffnung Lafferty stattdessen: "Das soll natürlich nicht heissen, dass diese Effekte notwendig unerwünscht sind". Oh mein Gott, sie haben Lafferty! Lauft um euer Leben. Am besten auf den nächstbesten Grashalm.
17.08.2006 | 17:07 | Anderswo | Supertiere
 Ganz anderes Tier, merkt ja doch keiner und es musste schnell gehen (Foto: 南宮博士 / Lizenz)Als Käfer hat man es nicht leicht. Entweder man würgt sich unter Verpestung der Umwelt steile Hügel hoch, läuft und läuft und läuft, wird am Ende – von ein paar Unverbesserlichen abgesehen – doch verschrottet und muss mit dem ewigen Makel leben, Adolf Hitler zum geistigen Vater gehabt zu haben. Oder man stirbt aus, einsam und verlassen in einer slowenischen Höhle, mit der kalten Schulter der Welt im Blickfeld, allein weil der eigene Taufpate anno 1933 unglücklicherweise ein Nazi war.
Letzteres Schicksal, das Schicksal des Anophthalmus hitleri, wird die Welt ab sofort zu Tränen rühren. Wie nämlich die National Geographic Deutschland in ihrer Septemberausgabe zu berichten weiss, steht der sowohl braune als auch blinde Hitler-Käfer vor der Ausrottung, wovon aber weder Wissenschaft noch Umweltschutzaktivisten Kenntnis nehmen – des Namens wegen. Man kann es verstehen: Die eigenen 15 Minuten Ruhm mag man nun wirklich ungern in Gesellschaft eines kleinen Höhlengetier fressenden Käfers namens Hitler verbringen.
Allein unter Neonazis erfreut sich der Käfer grosser Beliebtheit. Doch was hilft's? Selbst braun und blind, werden diese kaum den endgültigen Tod des Anophthalmus hitleri zu verhindern wissen, auch wenn er unter ihresgleichen mittlerweile ein begehrtes Sammlerstück darstellt. Und während man Sorgfalt bei der Namenswahl nicht oft genug anmahnen kann, wird offenbar: Der Käfertod, auch er ist ein Meister aus Deutschland.
17.08.2006 | 14:49 | Supertiere | Sachen kaufen | Sachen anziehen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Ein letztes, ein allerletztes Mal berichten wir über Neues von der Plüschtierfront, wohlwissend, dass ironische Kuschelwesen und ihre Unterformen nach Stoffmikroben, Stoff-Half-Life-2-Kopfkrabben, Stoffrieseninsekten und Stoffgedärmen ungefähr noch so originell sind wie kreative Uhren oder lustige USB-Sticks. Dennoch, wer diese bei BoingBoing gesehene Laptoptasche nicht sofort ins Herz schliesst, der erschiesst in seiner Freizeit vermutlich auch ganz gerne mal Streifenhörnchen – man kann das Monster Laptop Sleeve ausser in krümelmonsterblau übrigens auch in elmorot, kermitgrün und tiffylila erhalten, bei unveränderter Flauschigkeit.
Und dann gibt es nach all den anderen bösen Dingen im Stofftierformat endlich den Kuschel-Hitler, gestaltet vom Street-Art-Künstler Boris Hoppek. Der ist zwar bei weitem nicht so schön wie dieses Kuschel-Hasen-Cthulhu-Dr.Zoidberg-Mischwesen, aber bietet zumindest eine gute Gelegenheit, mal auf das noch halbwegs frische Hitler-Blog des Kollegen Erk zu verweisen.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die drei Plüschtiere der Apokalypse
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- geheizte Mirabellen
- Crossbranding bei Spielzeugbaggern
- Eleganz der schönen Form
- 5. Gebot brechen
SO NICHT:
- Grützbeutel
- kollektive Dogwurschtigkeit
- künstliche Aromen
- 6. Gebot brechen
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Zack and Miri Make a Porno", Kevin Smith (2008)
Plus: 10, 37, 39 Minus: 57, 123, 155, 161, 165 Gesamt: -2 Punkte
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