Riesenmaschine

14.05.2006 | 12:30 | Supertiere | Fakten und Figuren

Von Mäusen und Krebsen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Krebs (grau), attackiert von weissen Zerstörern (grün) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Leider erfährt man erst heute von der Maus aus North Carolina, die den Krebs besiegte. Und zwar nicht durch lästige Dinge wie Chemotherapie, Marathonlaufen oder grünen Tee, sondern einfach mit Hilfe einer ab Werk eingebauten Krebszerstörungsmaschine, eine Möglichkeit, auf die man erstmal kommen muss. Weil diese Maus von Natur aus sarkom- und krebsresistent ist, heisst sie jetzt der Einfachheit halber SR/CR-Maus, schaltet eigene Krebse ein und aus, wie sie will, und kümmert sich zudem noch um ihre armen, genetisch zurückgebliebenen Artgenossen. Überdies, und das ist die eigentliche Sensation, lehrt sie uns eine fundamentale Lektion über den Zusammenhang zwischen Natur, Maus und Mensch, die wir erstmal mehrere Wochen lang verdauen mussten:

Nature has done the hard part in creating the mutation; it is only up to the scientists studying the mouse to keep an open mind and understand how it did it. We can only be grateful that Nature never read our textbooks.


09.05.2006 | 15:08 | Supertiere

Der Verwöhnte


Ich hab dich lieb (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ob der Karpfen (Kosename Teichschwein) so träge ist, weil er so dick ist, oder so dick, weil er so träge ist, weiss wohl nur der Schöpfer selbst. Aber wir können zumindest mutmassen. Denn wenn jetzt wieder die Karpfen-Angelsaison beginnt, steht einem ein sehr breit gefächertes Angebot an Boilies genannten Karpfenködern zur Verfügung. Und wenn man den anderen Haustieren des Menschen, z.B. den Stubentigern (Katzen) mit abwechslungsreichen Leckerbissen wie nassem gelierten Rentierpansen kommt, dann können die Karpfen doch nur lachen, denn sie essen Kugeln, die entweder mit Erdbeere, Pfirsichcreme, Marzipan, Pistazien, Weisser Schokolade und jetzt auch Red Bull aromatisiert sind. Und wer seinen Karpfen so richtig verwöhnen möchte, rollt ihm individuelle, eigene Murmeln aus Negersaat bzw Nigersamen. Alles freilich nach der Devise "Fangen und Freilassen". Wer isst denn schon sein Spielzeug, über dessen Ernährung man sich so intensiv und liebevoll Gedanken gemacht hat?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (8)


09.05.2006 | 02:13 | Supertiere

Fortschritt aus dem Tümpel


Leaders de-cen-tral-ize (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Man könnte meinen, Schimpansen hätten gegenüber Menschen einen wesentlichen Vorteil, da sie in der Lage sind, gleichzeitig zu atmen und zu schlucken. Der Nachteil daran ist nur, dass sie rein anatomisch nicht in der Lage sind, deutlich zu artikulieren, weswegen man sie auch nicht in der evolutiven Führungsetage auffindet. Dort sitzt bekanntlich Homo sapiens sapiens, welcher sich selbst zur Krone der Schöpfung ernannt hat und seither anatomische Verbesserungsvorschläge aus der Natur ablehnt.

Andere Lebewesen hingegen zeigen sich nicht derart uneinsichtig und sind offen gegenüber neuen Technologien, die ihnen der Zufall so anbietet. Ein besonders fortschrittliches Beispiel stellt die Larve der Anisoptera dar. Dieses aquatische Insekt besitzt Kiemen im Enddarm und hat somit den Part der Atmung einfach ins Rectum umgesiedelt. Mit der einen Seite wird beherzt der ein oder andere Wasserfloh gerissen, während sich das Hinterteil in Ruhe mit der Sauerstoffaufnahme beschäftigen kann. Der Schimpanse blickt neidisch auf das ihm bisher vorenthaltene Update, und auch dem Menschen würde diese Art der Dezentralisierung des Metabolismus immense Vorteile bringen. Endlich würden wichtige Meetings nicht mehr durch nervtötendes Luftholen unnötig in die Länge gezogen, und aufwändig zurechtgelegte Cliffhanger vor den Atempausen gehörten der Vergangenheit an. Das offensichtlich vom Dudelsack inspirierte Prinzip könnte auch die Nahrungsaufnahme schlanker und die Arbeit somit effizienter gestalten. Durch unsere narzisstische Verblendung jedoch wird dieses Erfolgsmodell niemals seinen Weg in den menschlichen Phänotypen meistern, weshalb die Grosslibellenlarven uns in 100 Millionen Jahren wahrscheinlich sämtliche Arbeitsplätze wegschnappen werden.

Jeder, der bis dahin nicht tatenlos bleiben will, sollte hoffen, dass in der Lamarckschen Evolutionstheorie doch ein Körnchen Wahrheit steckt. Selbige behauptete, dass zum Beispiel die Urgiraffen ihre Hälse über mehrere Generationen lediglich durch ständiges Strecken verlängert haben. In diesem Sinne: Practice makes perfect.


03.05.2006 | 02:19 | Supertiere

Der geklaute Videohund


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Im äusserst empfehlenswerten Buch Musikzimmer vergleicht der Autor Diedrich Diederichsen die Vorzüge von Musique Concrète wie etwa dem Baulärm vor seinem Fenster mit echter und böswilliger akustischer Umweltvermüllung wie "Sweet dreams are made of this", "Sledgehammer", "Lemon Tree" und "Fernando". Und nachdem sich die eigene Gänsehaut wieder entspannt hat, springen einen topaktuell die Allerunausstehlichsten aus dem Fernseher an: Bon Jovi. Nun beweist diese Ausgeburt der Hölle, dass sie ja nicht nur weder eine musikalische noch visuelle Ahnung hat, sondern dieses Manko auch noch durch plumpes Plagiieren wettzumachen gezwungen ist. In ihrem neusten Video zum Nichtlied "Who says you can't go home" nimmt ein Autofahrer einen autostoppenden Plüschhund mit, in dem ein Mensch, vermutlich ein Furry, steckt und allerlei Schabernack treibt. Und das ist ziemlich genau die Idee des fünf Jahre alten, unglaublich komischen Videos "60 Miles an Hour" von New Order, nur dass dort ein irrer Bär eine arme Anhalterin mitnimmt. Die Idee mit dem Hund haben sie aus Daft Punks bzw Spike Jonzes Meisterwerk "Da Funk" übernommen, ein einsamer Immigrant, der traurig und mit gebrochenem Bein durch New York humpelt.
In einer der anrührendesten Geschichten in seinem Buch beschreibt Diederichsen das von Oswald Wiener aufgezeichnete, phrasierende Gejaule hungriger und angeketteter Hunde. "Kultur", so meint er, beginne "mit der Anerkennung von Begabungshierarchien". Und danach wären dann Bon Jovi kulturell eindeutig unter den Hunden angesiedelt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der gute Hund

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


01.05.2006 | 13:54 | Anderswo | Supertiere

Jetzt gehts dem Wollschwein an den Kragen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dem Ideal einer allesbedienenden "Eierlegenden Wollmilchsau", die Freiherr von Goethe einst zusammenfabulierte, kommt das Mangalitzaschwein am allernächsten, auch wenn es sich, im Gegensatz zu Elchen und Birken, noch nicht so recht melken lässt, weil die Säue die Zitzen ihrer Milchleisten nach etwa 50 Millilitern erst einmal dicht machen und selbst eine Weile pausieren. Und es deshalb den ganzen Tag über dauern würde, bis man genügend Milch zusammen hätte für ein leckeres Schweinemilchfrappé, oder einen Schärbät, den aserbaidschanischen Erfrischungsdrink Nr. 1, Milch mit Basilikum.
Würste des Tieres dieser ehemals fast ausgestorbenen Rasse, die man mühsamst rückgezüchtet hat, aus alten Beständen von von der industrialisierten Massentierhaltung unberührten und durch unwegsame Täler abgeschnittenen Bauern der Karpaten, sollen nun, laut der ungarischen Riesenmaschine, nachdem der Feinschmeckermarkt offenbar damit gesättigt zu sein scheint, bei Spar verschleudert werden. Demnächst dann also auch Schweinepullover bei Aldi?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Bitte lasst den Puli leben!

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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