Riesenmaschine

27.03.2006 | 22:29 | Anderswo | Was fehlt

Golfball mit RFID


Ein RFID-Chip hütet den Golfball wie seinen Augapfel (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Was verdanken wir Golf nicht alles! Autos, Ströme, Kriege, ganze Generationen! Da ist es nur fair, dass der Mensch die erste sich bietende Gelgenheit beim RFID-Schopfe packt und es ihm zurückzahlt. Genau das passiert in Washington DC seit einiger Zeit, denn der Mensch, dieser findige Erfinder, baut kleine Chips in Golfbälle ein, die so preisgeben, wie schnell sie wohin fliegen und all das. Das alles ist für Golfspieler eine kleine Sensation, irrsinnig interessant, wir anderen hingegen, die grosse Masse, die sich auch fragt, warum dauernd diese vollkommen spannungsentladenen Golf-Liveübertragungen auf Eurosport zu sehen sind, wir anderen also, uns ist das verhältnismässig egal. Ein Chip, der den Golfkrieg erklärt hätte oder den Golfstrom oder wenigstens den anhaltenden Erfolg des Golfautos, das wäre etwas interessanter gewesen.


24.03.2006 | 15:08 | Alles wird besser | Was fehlt

Vorhautneid


Kann sich so viele Beine wachsen lassen,
wie er will: der Froschlurch (hier war ursprünglich mal ein Foto eines Froschs mit sechs Beinen)
Leider ist der Mensch von der Natur nicht ganz so gut ausgestattet worden wie die Kaulquappe: Nicht nur wird er nie zum vollendeten Frosch heranwachsen, es fehlt ihm auch die Fähigkeit, abgeschnittene Körperteile einfach nachwachsen zu lassen. Zum Ausgleich hat die Natur ihm genug Geld gegeben, sich ersatzhalber die künstliche Vorhaut SenSlip zu kaufen, die nicht zuletzt durch ihr dekoratives und kostenloses Size Chart-PDF besticht.

Mittlerweile hat ein Wired-Blogger die SenSlip-Vorhaut getestet, sich dann aber – aus praktischen Erwägungen und Kostengründen – doch lieber für eine der zahlreichen dauerhaften Vorhautverlängerungsmethoden entschieden, die zwei, drei Jahre Geduld, aber dafür nur eine einmalige Investition erfordern (VacuTrac, P.U.D., Foreballs, Dile Insert) oder sich mit etwas Klebeband, Geduld und einem Hosenträger fast kostenlos selbst basteln lassen (Klickfaule sehen hier in vier leicht verständlichen Bildern, wie's funktioniert). Das letztgenannte Bastelset gibt es für den vielbeschäftigten Mann auch fertig zu kaufen. Die abgeschnittenen Nervenenden in der Vorhaut wachsen davon zwar auch nicht wieder nach, aber irgendwann hat man keine Hornhaut mehr an den Genitalien und ein neues bewegliches Element, mit dem sich in Beruf und Freizeit herumspielen lässt.

Schlechte Nachricht für alle Riesenmaschine-Leserinnen: Auch nach vielen Jahren wächst durch den Gebrauch dieser Hilfsmittel kein Schwanz, wo keiner ist. Aber das macht nichts, denn auch der Schwanz der Kaulquappe fällt irgendwann ab, und sie kommt den Rest ihres Lebens sehr gut ohne ihn zurecht.


23.03.2006 | 15:43 | Anderswo | Was fehlt

Google nun wieder


Red Rocket, bald googlebar (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Google wird allmählich zu einem lästigen Zustand. Erst Zensurdebakel in China, dann Datenschutzspektakel in Amerika, und zwischendurch eine gute Idee nach der anderen, so dass es für alle anderen so langsam zur Qual wird. Wir Karteileichen in der letzten Reihe wollen schliesslich auch mal was wissen dürfen, und auf die Idee, eine generische Suchmaschine für öffentliche Nahverkehrsnetze in allen Städten weltweit anzubieten, wären wir nach ein paar Nachmittagen angestrengtem Herumliegen sicherlich auch gekommen. Aber jetzt ist es zu spät, Google Transit läuft seit Dezember 2005 in einer Testversion für Portland (Oregon), und funktioniert offenbar gut genug, um in anständige Länder zu expandieren: Kanadische Medien berichten jetzt von Verhandlungen zwischen Google und TTC ("Toronto Transit Commission"), dem wichtigsten Nahverkehrsanbieter in GTA ("Greater Toronto Area"), mit dem Ziel, in schon wenigen Tagen die Google-Routensuche für den Nahverkehr Torontos zu etablieren, Start und Ziel eingeben, suchen, fertig.

Warum allerdings diese Entwicklung nicht in Europa, sondern in Amerika stattfindet, wo die Nahverkehrssysteme so gerippeartig aussehen, dass man sie auch ganz ohne Drogen bedienen kann, und wo Strassenbahnen aus den 20er Jahren "Rocket" genannt werden dürfen, bleibt rätselhaft. Diese altbekannte Amerikafixiertheit wird Klassenstreber Google vermutlich einen Minuspunkt im Abschlusszeugnis einbringen, und unser hämisches Gelächter ist ihm gewiss. Nagut, sagt die Suchmaschine, dann biete ich halt eine Detailkarte der Marsoberfläche an, mit Canyons, Bergen und Vulkanen in schillernden Farben, was sagt ihr jetzt? Wir werden Google wohl in der grossen Pause gründlich vertrimmen müssen.


22.03.2006 | 02:13 | Alles wird schlechter | Was fehlt | Fakten und Figuren

SWF – Sinnloseste Website in Flash


Einer der besten Treppenliftsimulatoren überhaupt (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Flash ist das Tranchiermesser unter den Programmierwerkzeugen. Einige begabte Köche können damit die schönsten Gurkenhaie und Kohlrabi-Blüten schnitzen, aber in den falschen Händen taugt es leicht für ein Massaker ersten Grades, bei dem alle überlebenden Beteiligten für immer traumatisiert bleiben. Obwohl ich selbst grosser Freund der gezielten Flashanwendung bin, weil sie durch ihre flirrend bewegte Buntheit hervorragend verkaufbar ist, gebe ich gerne zu, dass viele Flashseiten so sinnlos sind wie ein verschneiter März.

Und siehe da, die Riesenmaschine wurde von Herrn Knappe Wamba aufmerksam gemacht auf die derzeit amtierende SWF, die "Sinnloseste Website in Flash". Es handelt sich um eine virtuelle Probefahrt mit einem Treppenlift der Firma Lifta (Update: die uns um Entfernung des Links gebeten hat). Der begeisterte Treppenliftaficionado kann für die Probefahrt zwischen den naheliegenden Parametern "Wandfarbe", "Treppenfarbe" und "Polsterfarbe" wählen. Als echtes Premiumfeature, was in dieser Form von keinem anderen Treppenliftsimulator weltweit angeboten wird, lässt sich die Sitzfläche auf Knopfdruck hoch- und runter-klappen – und das beliebig oft! Da gerinnt die Möglichkeit, immer wieder die Treppen hinauf und hinab zu fahren, fast zur Nebensächlichkeit.

Die Riesenmaschine möchte die Gelegenheit nutzen und von nun an den Preis "SWF" unregelmässig vergeben. Vorschläge mit kurzer Begründung gerne in die Kommentare oder an input@riesenmaschine.de schicken.


17.03.2006 | 18:22 | Anderswo | Was fehlt | Fakten und Figuren

Wohl zu viel von den Madeleines genascht


Wie man in den Kopf hineinschreit
Was man sich leichtfertig wünscht, wenn man mal wieder die Pin-Nummer verschlampt, das Passwort vergessen oder den Hochzeitstag unbewusst verdrängt hat, ist für eine vierzigjährige Frau namens "AJ" Alltag: Sie erinnert sich an jeden einzelnen Tag der letzten 30 Jahre detailliert und kann autobiographische Einzelerinnerungen beachtlich schnell und weitestgehend korrekt abrufen – angeblich ohne jegliche Zuhilfenahme mnemonischer Technik. AJ findet ihre oft schwer zu kontrollierenden Erinnerungen zwar gelegentlich lästig, sie würde sie allerdings auch nicht aufgeben wollen.

Dieses in seiner Form bislang einmalige, "hyperthymestic" getaufte, Syndrom erforscht man nun an der University of California, Irvine – und an AJ – ausführlich und erhofft sich dadurch brandneue und todschicke Erkenntnisse in der Gedächtnisforschung. Sollte sich AJ allerdings tatsächlich so gut erinnern, wie es derzeit ausschaut, kann das mit dem Erforschen dauern – schlimmstenfalls 30-40 Jahre. Man kennt das mit der 1:1-Erzählzeit ja aus 24.

Der durchschnittliche erinnerungstechnische Underperformer wird deshalb weitere Jahrzehnte damit verbringen, seine verlegten Autoschlüssel zu suchen. Zu den üblichen Ausreden, Ausserirdische hätten einen entführt und mit einer Amnesiedroge behandelt, der Geheimdienst übe auf heimtückisch pharmazeutische Weise Mind Control über einen aus und wolle einfach nicht, dass man die Schlüssel wiederfinde oder der möglichst glaubhaft vorgetragenen Versicherung, man habe gar kein Auto, ja, überhaupt nie eines gehabt, kommt inzwischen immerhin die einigermassen erfreuliche, da neue Option, sich gegenüber der nörgelnden Lebensabschnittsgefährtin als Opfer des hypothymestischen Syndroms zu outen. That'll make them shut the fuck up.


... 30 31 32 33 34 [35] 36 37 38 39 40 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Mineralstoffe

- Wundermittel Papier

- Faltschüssel

- handschriftliche Emoticons

*  SO NICHT:

- Wiesel sagen und Ziesel meinen

- gefakte Schauspielerei

- Lage durch Hitlervergleiche verniedlichen

- Bäckereiensterben


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Splinter", Toby Wilkins (2008)

Plus: 41, 80, 123, 132
Minus: 156
Gesamt: 3 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV