Riesenmaschine

16.10.2006 | 16:24 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Die pinnen, die Postler


Von Globalisierung bis Chinalokalisierung (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Briefmonopol ist noch etwas mehr als ein Jahr gültig und besagt grob, dass nur die Deutsche Post AG Briefe befördern darf, ausser ein Wettbewerber bietet einen tollen Zusatzservice an. Wie zum Beispiel die Firma PIN Group AG, einer Unternehmung deutscher Verlage wie Holtzbrinck, Axel Springer und WAZ-Gruppe. Und während das Tapetenunternehmen Deutsche Post das Institut zur Zukunft der Arbeit unterstützt, das Anfang des Jahres durch den Vorschlag glänzte, Arbeitslose meistbietend zu versteigern, geht man bei der privaten Konkurrenz PIN AG – hier ein Foto der Filiale an der Warschauer Strasse in Berlin – anders mit der veränderten Situation auf dem Arbeitsmarkt um. Nämlich, indem man die anfallenden Arbeiten etwas verlagert und den Chinaimbiss zum Paketschalter macht. Wir freuen uns auf die nächste Stufe der Glokalisierung, wenn es heisst: "Das Büro ist nicht besetzt, bitte geben Sie ihre Sendungen in China ab."


16.10.2006 | 10:07 | Anderswo | Supertiere | Zeichen und Wunder

Von Zoo zu Zoo


Entführvorschlag
Wie die englischsprachigen chinesischen Medien erst jetzt melden, tauchte am 5. Oktober im Zoo von Shanghai ein vierjähriges Kind auf, das tags zuvor im 1.500 Kilometer entfernten Pekinger Zoo entführt worden war. Der Junge namens Xiao Hang wurde von Zoobesuchern erkannt, die sein Foto auf einer Vermisstenseite im Internet gesehen hatten. Die Polizei vermutet, die Entführer hätten Xiao Hang in dem Moment wieder freigelassen, als sie feststellten, dass er hör- und sprachbehindert war. Wie die Entführer den Jungen von dem einen in den anderen Zoo transferierten, erklärte die Polizei nicht. Eventuell handelt es sich also gar nicht um eine Entführung, sondern um den ersten geglückten Menschenteleportationsversuch, durchgeführt von irgendwelchen hochintelligenten Nagern. Oder Bären. Oder Katzen. Von Tieren jedenfalls.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


14.10.2006 | 18:45 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Das Zeitalter der Sprungfederstiefel


Auf dem Weg in eine bessere Zukunft geht es mit Riesenschritten voran. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer wie wir mit und durch Disneys Figurenzoo sozialisiert wurde, und kein kaltes Stück Blech in der Brust trägt, sondern einen Batzen blutvollen Muskelgewebes, der war ein Freund des Donald Duckschen Alter Ego Phantomias, eingeführt zuerst von italienischen Zeichnern, in Deutschland dann im lustigen Taschenbuch Nr. 41, das ursprünglich als "Donald mal ganz anders" erschien, neuerdings aber leider "Hier kommt Phantomias" heisst. Gut, dass Frau Doktor Fuchs das nicht mehr sehen muss. Zu den liebenswerten Ausstattungsstücken der kleinbürgerlichen Rächerfigur mit dem Entenschnabel gehörten auch die Sprungfederstiefel, die er sich bei Spring Heeled Jack, einer britischen Kreuzung aus Jack the Ripper und dem Yeti, ausgeliehen hatte. Manches Kind wird damals wohl Pläne gemacht haben, sich mit alten Gummistiefeln und Bettfedern selbst aus dem Alltag zu katapultieren, aber man braucht vermutlich einen ordentlich russisch kaputten Alltag, um aus dem Kindertraum mit blauem Cape tatsächliche Raketenstiefel zu bauen, mit denen man von jetzt an im Eiltempo vor all den Kleinwagen aus Pappe davonlaufen kann. Genau wie Phantomias eben.


11.10.2006 | 21:02 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Filzrassen


Postkarten versenden: Ihr Foto und Martina Hingis (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Ihr Foto und ein brauner Tennisball mit bunten Elektrokabeln (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wir berichten nicht nur über das Neueste aus der Warenwelt, über Fortschritt und Nagetiere, nein, wir berichten regelmässig und traditonell auch über die Plakatkampagne des Damen-Tennisturnier zurich open. Während die bisherigen Kampagnen vor allem darauf abzuzielen schienen, den männlichen Zuschauern klar zu machen, dass es am Turnier nicht nur Tennis, sondern auch Frauen zu sehen gibt, versuchen die diesjährigen Plakate genau das Gleiche, wenn auch etwas subtiler. Aufbauend auf der letzten Kampagne werden Tennisbälle mit einigen wenigen Attributen personalisert. Was im Falle von Martina Hingis frappierend gut funktioniert, wird bei Serena Williams zum grauenhaften Murks. Tennisbälle kommen nun mal in Gelb, in Kaffeebraun wirken sie eher befremdlich und Serena Williams trägt überhaupt keine kabelisolierungsartigen Braids, wie auf der Turnierhomepage leicht zu verifizieren ist. Ausserdem: Als ob Hingis gelb wäre!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Key Visuals I: Damentennis


07.10.2006 | 11:57 | Zeichen und Wunder

Quartschichtung und Qualitätswaschmaschine


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass Hip Hop seine Wurzeln in Deutschland hat, ist ja allgemein bekannt, die treibenden monotonen Beats und die schubertartige Quartschichtungsmelodie von Kraftwerks Trans Europa Express liessen beispielsweise Afrika Bambaataa, "Godfather of HipHop and Electrofunk" Anfang der achtziger Jahre das Genre zwar nicht unbedingt begründen, ihm aber dennoch ein solides Fundament zementieren. Aber nicht nur im musikalischen Bereich wurde Wertarbeit aus Deutschland geschätzt. Der Binnenreim, massgebliches Stilelement ganzer Hip-Hop-Generationen, stammt von Miele, seit hundert Jahren bekannt mit dem Slogan "Miele-Verlässlichkeit für viele Jahre". Damit ist jetzt Schluss, die 1900 aus Milchzentrifugen und Buttermaschinen entwickelte Waschmaschine, geht wieder zurück an die Ursprünge a la "Nur Miele sagte Tante, die alle Waschmaschinen kannte" und bewirbt nach dem Motto "Lyrik ist wenn sich's hinten reimt" seine Geräte seit neustem holprig mit "Miele, die Qualitätswaschmaschine". Sido, der Maskenrapper, hat das mit dem Endreim auch schon gepeilt:
"Wir sind überpleite
Wir müssen schnell was ändern
Beim Staat fliegt Geld ausm Fenster
Wie Menschen am 11.September"
Wenn er jetzt noch die schubertsche Quartschichtung raffen würde, wäre der Kreis geschlossen.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


... 34 35 36 37 38 [39] 40 41 42 43 44 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- mehr mit den Brüsten arbeiten

- Lemniskate

- Sky Dumont heissen

- Surfen auf dem Scheitelpunkt des Lichts

*  SO NICHT:

- gefühltes Blaulicht

- brodelnder Neid

- Trink-Mett "Balance"

- Wellenreiten auf einem Brett aus Schorf


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Krabat", Marco Kreuzpaintner (2008)

Plus: 14, 21
Minus: 36, 56, 62, 129 doppelt, 132, 137
Gesamt: -5 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV