Riesenmaschine

11.05.2006 | 20:16 | Zeichen und Wunder | In eigener Sache

Gimme Grimme


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In der letzten Woche wurden die Nominierungen für den Grimme Online Award bekannt gegeben – und die Riesenmaschine war nicht dabei. Offenbar fanden nicht nur wir selbst das traurig, sondern auch die Preisjury, denn diese nominierte uns heute nach. Die Riesenmaschine nimmt also gemeinsam mit anderen Blogs und blogähnlichen Organen wie Spreeblick, Wortfeld, Ehrensenf und Küchenradio am Wettbewerb zum Preis mit dem tollsten, bewegten und in kurzen Momenten für kranke Geister im Inneren ein ganz kleines bisschen hakenkreuzähnlich wirkenden Logo teil. Darüber hinaus kann auch der geneigte Leser an der Abstimmung zum Publikumspreis des Grimme Online Awards teilnehmen, und zwar hier. Weil die Riesenmaschine ein kollektives Weblog ist, haben wir uns erlaubt, jedem der 44 Autoren ein eigenes, kleines Nominierungslogo, natürlich angemessen verkleinert, zu basteln. Die ganze Riesenmaschine darf sich nun mit dem nebenstehend zu erkennenden Logo schmücken. Wer genau hinsieht, kann übrigens erkennen, dass das Grimmeinstitut selbst die Farbe des offiziellen Nominierungsbanners bei der Riesenmaschine entliehen hat. Man muss ihm allerdings zugutehalten, dass das lange vor Gründung der Riesenmaschine passiert ist.


05.05.2006 | 01:37 | Anderswo | Zeichen und Wunder

ORGAN²/ASLSP – WIP


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wer bereits hier oder dort oder ganz woanders erfahren hat, worum es sich bei ORGAN²/ASLSP handelt, kann gleich zum letzten Absatz springen. Allen anderen sei es kurz erklärt: Seit 2001 und noch bis 2640 wird in der St.Burchardi-Kirche in Halberstadt das längste Konzert der Musikgeschichte gespielt. Auf dem Programm steht dabei nur ein einziges Stück, ASLSP von John Cage, dessen Partitur auch bloss acht Seiten lang ist. Im Sinne des Namens As SLow aS Possible wird es allerdings recht langsam gespielt: Eine Viertelnote dauert drei Monate – was zugegebenermassen nicht die langsamste Möglichkeit überhaupt ist, aber ein guter Anfang.

Dabei wohnt der gesamten Aktion ein sympathischer Dilettantismus inne: Erst ging es ein Jahr zu spät los, dann hatte man sich nach kürzester Zeit bereits um 11 Monate vertan und die eigentlich vorgesehene Orgel gibt es überhaupt noch gar nicht, sondern nur ein Provisorium, bei dem die jeweils benötigten Pfeifen immer erst dann gekauft werden, wenn sie gerade gebraucht werden.

Heute um 15.45 Uhr ist wieder eine Viertelnote rum, das e und das e' werden feierlich verabschiedet. Der nächste Tonwechsel ist erst im Jahr 2008 und das e' ist überhaupt erst 2020 wieder zu hören, vorbeischauen lohnt also. Oder aber man fährt gleich zum Mond: Da läuft so ungefähr seit seiner Gründung in milliardenfacher Endlosschleife 4'33" (auch von John Cage) als Dauerklanginstallation.


03.05.2006 | 16:25 | Zeichen und Wunder

Virtuelle Knackfolie im Test


Schlecht versteckte Botschaft (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nach fünf Jahren Pause ist es mal wieder Zeit, die auf dem Markt befindlichen Knackfoliensimulatoren einem sauberen, aktuellen Vergleichstest zu unterwerfen. Wie jeder weiss, ist das Knacken von Knackfolie ein wesentlicher Bestandteil der Adoleszierung von Schimpansen und anderen bedrohten Arten. Auch wenn Simulatoren sowohl ökologisch als auch logistisch enorme Vorteile gegenüber echter Knackfolie aufweisen, können sie grossen psychischen Schaden anrichten, wenn sie akustisch und haptisch ungenügend an die Realität angepasst sind.

Leider ist das Testfeld geprägt von Stümpertum und Nachlässigkeit. Der Perpetual Bubblewrap beispielsweise ist zu klein, erinnert optisch eher an Wassertropfen, knallt wie Korken von Aldisekt und hat ausserdem so eine unangenehm schräge Perspektive. Noch schlechter macht es irgendein No Name Bubblewrap; er sieht aus wie billig gerenderte Brandblasen und klingt wie eine Registrierkasse aus dem Spielzeugkaufmannsladen. Ausserdem ist ein Countdown eingebaut, vollkommen falscher Ansatz, denn wer will sich beim Knackfolienknacken schon hetzen lassen? Das ist eine ruhige, kontemplative Tätigkeit. Die Simulation vom Fachvertrieb Sealed Air ist akustisch und optisch deutlich näher an der Wahrheit, aber leider auch mit Wettbewerbscharakter. Kann man nicht machen, aber trotzdem immerhin Platz drei im Vergleich. Der Bubble Wrap Simulator von KwikGames besticht durch eine schön digitalisierte Pappunterlage. Leider ist die Knackfolie selbst sehr lieblos und klingt eher wie ein Frosch im Todeskampf. Absolut lächerlich auch der Virtual Bubble Wrap, der mit Knackfolie soviel Ähnlichkeit hat wie das Internet mit einem Abgasfilter. Sowas sollte wirklich verboten werden.

Wie es richtig geht, zeigt wieder einmal der Klassiker unter den Knackfoliensimulatoren, der Original Virtual Bubblewrap, Testseriensieger seit Erfindung der künstlichen Realität. Sattes, variables Qualitätsknallen, grosse, realistische 3D-Noppen und ausserdem der frenetische Manic Mode, bei dem man nicht mal klicken muss, um in Ekstase zu geraten. Trotzdem diesmal nur Platz zwei, denn ein polnischer Newcomer knackt genauso, nur grösser und ganz ohne überflüssigen Schnickschnack wie Zähler und Uhr – aber trotzdem mit Manic Mode! – und bietet somit reines, puristisches Knackfolienglück. Testsieger also Polen, das ohnehin viel näher an der Realität ist als alle anderen Länder.


03.05.2006 | 11:16 | Berlin | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Knotenkunst und Ampelart


Baugerüstballon, Brunnenstrassenampel, Berlin (beides) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wenn man nicht gerade aufmerksamen, aufgeschlossenen, analytischen Auges durch die Stadt geht, bekommt man schnell den Eindruck, dass es nur zwei Arten von Streetart gibt: Zum Einen aufwändige, bunte Sprühkunstwerke von Menschen, die die Schrift in allen Variationen feiern, denen die Sprache aber offenbar nicht so wichtig ist. Zum anderen unaufwändige, unbunte Gesprühsel von Menschen, die mit der Kulturtechnik Typographie geradezu hospitalistisch repetitiv umgehen und überall ihr Kürzel hinschreiben. Aber Graffiti und Tags sind schon lange nicht mehr die einzigen Erscheinungen, mit denen die Jugend die Gestaltung der öffentlichen Flächen aus der Hand von Staat und Kapital in die eigenen Hände nimmt. Neben den inzwischen ebenfalls allgegenwärtigen Stencil Art findet auch das Cut Out immer mehr Anhänger. Zu diesen vier grossen Stilrichtungen gesellen sich immer mehr Varianten hinzu, wie etwa kleinere und grössere Installationen.

Zwei schmucke Ideen sind hier zu sehen. Während der live actiongeknotete Ballon bisher auf schlechten Rummelplätzen der Erbauung von Kindern und debilen Erwachsenen diente, entwickelt er als dreidimensionaler Tag ein urbanes Eigenleben von sympathischer Flüchtigkeit, weil er zwar sehr auffällig, aber auch sehr leicht zu entfernen ist. Die zwei Punkte und der Strich auf der Ampel dagegen dürften längeren Bestand haben, wenn das Ampelamt sie nicht entfernt. Diese Entdeckung war übrigens das erste Mal seit sehr, sehr langer Zeit, dass ein gelber Smiley für positive Gefühle sorgte.

Dieser Beitrag ist dem jüngst zu Ende gegangenen Internationalen Anti-Graffiti Kongress des Vereins Nofitti gewidmet.


02.05.2006 | 19:44 | Berlin | Zeichen und Wunder

Sit&Watch&Copy&Paste


So nicht. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Auch Werbeagenturen müssen sparen. Deshalb gibt es für die Gestaltung von Sit&Watch-Plakaten schon längst Computer-Programme, die man nur mit einem Bild und ein paar Produktinfos füttern muss und die dann mit Hilfe von einer Handvoll Buzzwords fertige Plakate erstellen. Das führt dazu, dass wir seit Jahren immer wieder die gleichen schlechten Kalauer lesen müssen, auf einfachste assoziative Zusammenhänge hingegen nicht eingegangen wird: Wenn man schon ausgerechnet auf einer Toilette für Eddings wirbt, dann natürlich mit dem Spruch "Edding. Wer keinen hat, kann hier nichts hinschreiben". Das Plakat könnte man dann auch gleich noch in U-Bahnen hängen.


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