Riesenmaschine

21.07.2005 | 15:24 | Berlin | Zeichen und Wunder

Snowdens neues Universum

Nicht die wenigsten halten Paul Snowden für komplett verrückt. Die allermeisten halten ihn jedoch für den besten Art Director im Printbereich, den Berlin derzeit aufzubieten hat. Seine kollidierenden Schriftblöcke können es durchaus mit denen von David Carson aufnehmen. Jetzt hat offensichtlich auch die Kunstwelt Notiz von Paul Snowden genommen. Am 29. Juli wird in der Villa Grisebach (Fasanenstr. 25, 18h) seine Ausstellung mit dem schönen Titel "Black steel in the hour of chaos" eröffnet.


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Sensibilisiert für das Thema Schrift fiel uns bei ebay diese schöne Ausgabe unseres analogen Vorbildes "Das neue Universum" auf, das tatsächlich schon Ende des vorletzten Jahrhunderts "Die interessantesten Entdeckungen und Erfindungen auf allen Gebieten" versammelte.


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Ob wohl die schlanke Helvetica-Abart irgendeine Schriftart aus unserem Logo – sie stammt übrigens aus einem "Das neue Universum"-Band der späten 50er – dermaleinst für kommende Generationen ähnlich anachronistisch erscheinen und in Widerspruch zum futuristischen Inhalt geraten wird, wie uns heute die schnörkelige Fraktur auf dem Cover von 1890 vorkommt? Wie auch immer. 118 Euro sind dann aber doch ein wenig happig.


21.07.2005 | 03:44 | Alles wird schlechter | Was fehlt | Selbstversuche

Hersteller von Kleinteilen!

Muss es eigentlich sein, dass moderne Schrauben und Muttern nach höchstens dreimaligen Rein- und Rausdrehen sofort aussehen wie ein unverständliches Ergebnis vom Silvesterbleigießen? Indem nämlich entweder der Schlitz (es gibt wirklich kein Fremdwort dafür) oder alle Kanten ruiniert sind? Habt ihr denn gar nichts aus dem Flaschenöffnerdilemma gelernt? Wieso ist es so schwer zu verstehen, dass Dinge, die mit Hartem zu tun haben, selber auch entsprechend hart sein müssen? Wann werdet ihr Schrauben aus Schaumgummi anbieten? Ich habe es soeben ausprobiert, und tatsächlich alle Schrauben in der Wohnung (Toaster, Fahrrad, Telefon) waren nach wenigen Versuchen unbrauchbar, einzige Ausnahme: Schrauben in sehr alten Möbeln. Gibt euch das zu denken? Ich sehe ein, dass es verlockend ist, vergängliche Produkte herzustellen, um mehr zu verkaufen. Andererseits, Schrauben, das ist ähnlich krisensicher wie Brot oder sagen wir Gullideckel, könnte man dann nicht auf so durchsichtigen kapitalistischen Quatsch verzichten? Und, Klebstoffhersteller, bitte endlich eine brauchbare Alternative zur Schraubverbindung, schnell.


20.07.2005 | 17:30 | Alles wird besser | Alles wird schlechter

Vom Einfluss des Ausfluss


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Ausflüsse oder Ausgüsse scheinen ein unterschätztes Inspirationsobjekt für Accessoires in Haus und Hof zu sein. Zwei Antipoden sind hier zu sehen, die gleichzeitig die empfindsame, schwankende Seele des Designers und seiner Weltsicht zeigen. Zunächst geht Emmanuel Gallina vom an sich schlechten Menschen aus, der bei jeder Party in den Ausguss ascht. Er hat mit seinem Aschenbecher "Demain Jarrete" jeden Erziehungsversuch aufgegeben und ergibt sich in die Hoffnung, die Falschascher zu täuschen. Ganz anders hingegen im zweiten Entwurf. Gallina schöpft hier nur Monate später die Hoffnung, man könne den an sich guten Menschen doch noch erziehen, wenn nur die richtige Botschaft am richtigen Ort auftaucht. "Do not waste" heisst sein Abfluss mit Message. Beide Produkte sind auf der ärgerlicherweise nicht deeplink-fähigen Website www.opos.it zu finden (>exhibitions, > acqua/water und >rrr).


20.07.2005 | 17:09 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Träumende Medien


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"Wenn die Medien träumen, träumen sie ein flottes, träges, hysterisches, universales Kleinbürgertum, das auf ewig mit der Synchronisation von politischer und sexueller Ökonomie beschäftigt ist."
So schreibt in Deutschland nur einer, und das ist Georg Seeßlen. Das Zitat entstammt aber nicht der rühmlichen Sommerloch-Titelgeschichte der Jungle World "Bilder für die Massen", in der Seeßlen über das prekäre Verhältnis von Comic und Kino extemporiert, sondern dem Bonus-Track "Die Ordnung der Bilder" in dem in fünf Kapiteln mal eben so eine "ästhetische Ökonomie der Medien im Kapitalismus" in die Welt gestemmt wird. Wenn jemand in Deutschland so etwas machen kann, dann ist es ... aber das erwähnte ich ja bereits.


20.07.2005 | 16:22 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Neues aus Tokelau


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Was hat es eigentlich mit diesen .tk-Domains auf sich, in denen die Eintagsfliegen unter den Netzangeboten hausen? Steht .tk für "Temporärer Kunde", der am Abend des Beantragungstages wieder vom Netz abgeklemmt wird? Oder doch eher für "Totaler Käse", den anzugucken sich sowieso nicht lohnt oder "Totgeborenes Konzept"? Alles richtig, aber auch wieder falsch, denn .tk steht für das 10 Quadratkilometer große Land Tokelau, das netterweise seine Top-Level-Domain verschenkt, anstatt wie z.B. Tuvalu 1000% des Bruttosozialprodukts damit zu erwirtschaften.

Dass auf der Website des hier abgebildeten Projekts berlin-umsonst.tk nur ein spinnwebverhangenes Nichts wohnt die meiste Zeit nur ein spinnwebverhangenes Nichts wohnt, muss aber nicht an der .tk-Domain liegen. Die von "Berlin Umsonst" initiierte "Pinker Punkt"-Kampagne vom April 2005, deren Aufkleber und Plakate sich an schlechter gewarteten Stellen Berlins noch finden, widmete sich offenbar dem gemeinsamen Schwarzfahren und der Verteilung von Umsonst-Fahrscheinen. Wie sich hier Luftnummer-Domain, richtig schlechte Geschäftsidee und todgeweihter Inhalt zu einem Gesamtkunstwerk von tollkühner Hirnverbranntheit fügen, das hat Größe, vor der wir uns verneigen.


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