Riesenmaschine

04.10.2005 | 13:00 | Sachen kaufen

Sechs sells


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Jajaja, denkt die sensationsgeile Meute jetzt, schon wieder narrt ein bekiffter 15jähriger Photoshopper die Blogwelt. Aber worauf kann man sich verlassen, wenn nicht auf die ebenso intensive wie investigative Recherchefähigkeit des Fachmagazins für jüngere Gegenwartskunde, den Playboy? Eben dieser berichtet in der letzten Ausgabe von der italienischen Autoschmiede Covini, die mit ihrem C6W frech das Vierraddogma in Frage stellt. Ein so überraschender Schachzug, dass einem das Warum im Halse stecken bleibt, und das ist auch ganz gut, denn woran es auch immer bisherigen HiEnd-Sportwagen mangelte – zu wenig Räder zählten offenbar nicht dazu. Von den technischen Daten her bietet der C6W lediglich die schmale Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h bei vernachlässigbaren 380 PS (zum Vergleich: Ein schnöder Power Grill hat ja bereits 345 PS). Es bleibt also die Sechsrädrigkeit als blosses, aufsehenerregendes Marketingfeature. Und so erklärt sich auch die Überschrift, die wir schamlos vom Playboy abgeschrieben haben.


03.10.2005 | 23:37 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Vom Ende des Wodkas


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Wir haben es einfach so hingenommen (und berichteten eigentlich gar nicht), als Wodkaflaschen in Bongform auf den Markt kamen. Wir protestierten nur zögernd, als Wodka auch aus Maschinengewehren getrunken werden konnte. Aber jetzt ist es endgültig genug. Unsere Geduld war am Ende, als wir heute erfuhren, dass "Absolut Wodka" die Icebar in London sponsort, einen Ableger des schwedischen Icehotel. Überraschenderweise ist die Icebar ein Etablissement, das komplett, also Bar, Einrichtung, Gläser, komplett eben, aus kristallklarem Eis besteht – und noch nie wurde so absolut, so klar, so eindeutig vorgeführt, dass Wodkamarketing offenbar nach jedem (noch so kalten) Strohhalm greift. Zunächst also bewirbt man das eigene Produkt mit Hilfe einer grauenvoll blinkenden und hüpfenden Website, die es nicht erlaubt, direkt auf die sicherlich ebenso grauenvollen Geschmacksrichtungen "Vanillia", "Mandirin", "Kurant" und "Peppar" zu verlinken, und unterwirft sich somit also auf schamloseste Art und Weise einer hoffentlich gar nicht existierenden potentiellen Kundengruppe. Nur wenige Stunden später (gefühlt) verkauft man das immer noch eigene Produkt an sicherlich irgendjemanden anderen als Sinnbild des Reinen und Makellosen. Man kann diese offensichtliche Seltsamkeit vermutlich kaum erklären, wenn man nicht wiederum die Auswirkungen des Produktes in Betracht zieht, das ja, man muss es auch mal aussprechen, nur deshalb so klar und einfach ist, weil in Finnland und Sibirien weder Zuckerrohr noch Südfrüchte wachsen, jedenfalls nicht besonders gut. Wodka jedenfalls hätte es schaffen können, das Getränk der neuen Weit-weg-von-der-Mitte zu werden, wenn er nicht, naja, wie die Russen nun mal so sind. Kaum gibt man ihnen den kleinen Finger, schon sind sie betrunken.


03.10.2005 | 22:59 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Wasser kochen leicht gemacht


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Manchmal sind richtig gute neue Ideen, die ihren Erfinder reich machen, so kompliziert wie eine Hundewaschmaschine, manchmal sind sie beschämend einfach. Der – schon wieder bei OhGizmo! gesehene – Quooker versorgt seinen Besitzer mit kochendem Wasser direkt aus der Leitung. Das verdreifacht zwar sicherlich den Stromverbrauch und sorgt dafür, dass man sich beim Händewaschen jetzt noch gründlicher als früher verbrüht, aber man kann ja einen Ökostromvertrag abschliessen und einfach ein bisschen besser aufpassen. Und wenn es das nächste Mal heisst "Schnell! Ich brauche kochendes Wasser und saubere Tücher!", dann fehlt nur noch irgendeine andere neue, tolle Erfindung, der man saubere Tücher entnehmen kann. Einfach so aus dem Hahn womöglich.


03.10.2005 | 19:04 | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Möbel und Jugend


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Sollte ich ein Lebensalter nennen, indem ich durch erhöhte Dämlichk Einseitigkeit aufgefallen bin, so würde ich meine Teenager-Zeit wählen. Nach einer Kurzumfrage unter Erwachsenen ist das wohl kein Einzelfall, sondern eher die Regel. Umso schwieriger scheint es für Desginer, vernünftige Möbel speziell für Teenager zu entwickeln. Da Design-Wettbewerbe zusätzlich verschärfend wirken, weil oft die Kreativitäts-Keule auf Teufel komm raus geschwungen wird, ist es kein Wunder, dass die teenage furniture competition von designboom das brachte, was sie brachte. Auf jedem dritten Möbel prangen Graffiti-Motive, jedes zweite Möbel hat mit Rumhängen und Musik hören zu tun. Der Gewinner, rumble seat von James Owen (USA), ist ein Lautsprecher, bestehend in erster Linie aus einem Subwoofer, auf dem man auch sitzen und sich den Bass direkt in den Steiss hämmern lassen kann. Der zweite Preis ging an ein modulares Regal namens Stiege von Jan Hartmann und Hartmut Ringel, auf dem die Frontseite bewusst leer gelassen wurde, damit mit man Graffiti draufmalen kann. Es scheint also ebenso schwer, abseits der Klischees Jugendmöbel herzustellen, wie abseits der Klischees Jugendlicher zu sein. Wenn schon nicht Vielfalt, dann zeigt sich doch wenigstens ein deutlicher Trend unter Jugendmöbeldesignern: Neben dem Gewinner-Musikhocker wurden auch dieser Musiksessel, dieses Musiksofa, dieses Musiksofa, dieser Musiksessel, dieses Musiksofa, dieser Musiksessel und diese Soundsofalandschaft eingereicht. Ich freue mich, dass die internationale Designerschaft ähnlich eindimensional über Jugendliche denkt wie ich.


03.10.2005 | 05:40 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Minderheitentransfer


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Von einem neuer Ansatz zur Bekämpfung von irgendwelchen speziellen Versorgungslücken erfahren wir ausgerechnet und völlig überraschend aus Kanada: In Ontario gibt es auf der einen Seite einen ausgeprägten Mangel an Ärzten, auf der anderen Seite aber eine geradezu überschwängliche Toleranz gegenüber Schwulen. Scheinbar haben diese beiden Dinge überhaupt gar nichts miteinander zu tun. Falsch, sagt der Kanadier, und wirbt seit neuestem öffentlich um schwule Ärzte. Das ist ein hochinteressantes Konzept: Fehlt einem irgendeine Berufsgruppe, so muss man nur herausfinden, welche Minderheiten im Land besonders geschätzt werden, um die anderswo Diskriminierten ins Land zu locken. Deutschland hat ähnliches vor einigen Jahren mit dem "Computer-Inder" ausprobiert, aber leider nicht bedacht, dass der "Inder" dem breiten Volke nicht unbedingt als Garant für ein glücklicheres Leben bekannt ist. Dabei bieten sich doch gerade hier so schöne Möglichkeiten. Nur ein Beispiel: Genauso wie in Ontario wird in Ostdeutschland händeringend nach Ärzten gesucht (siehe Bild). Zudem erhalten rechtsradikale Parteien in Ostdeutschland immerhin mehr als dreimal soviel Zustimmung wie im Westen. Beides zusammengenommen kann eigentlich nur bedeuten, dass man dringend versuchen sollte, rechtsradikale Ärzte in die östlichen Bundesländer zu locken. Aber das passiert natürlich wieder nicht, weil es, ach, zu einfach, zu genial und deshalb viel zu umständlich wäre. Glückliches Kanada.


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"The Prodigies", Antoine Charreyron (2011)

Plus: 12, 22, 24, 25, 32, 33, 42, 75, 79, 122, 132, 143, 149
Minus: 28, 118, 162, 182, 200 doppelt, 201, 202
Gesamt: 5 Punkte


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