Riesenmaschine

30.12.2005 | 03:47 | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Ausgangsleistung im Zeptowattbereich


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die grosse Doppelbegabung Herschell Gordon Lewis war Zeit seines Lebens nicht nur von Blut, Schorf, Eiter und vom Geräusch ausgerissener Zungen fasziniert, sondern naheliegernderweise auch von richtig schlechter Werbung. Zahlreiche Filme und Bücher hat er zu beiden Themen gemacht, und man kann vermuten, dass er seine helle Freude an aktueller deutscher Werbung hätte. Stellvertretend für die harschen Zustände derzeit zwei kesse Beispiele:
Die CMA (=Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH) punktet nicht nur durch eine sagenhaft scheussliche Anzeigenserie, sondern liefert auch noch die Erklärung, warum sie sich nicht logischerweise CMG oder CMGDDAMBH abkürzt: Finde mal ein Wort in dem sich diese Buchstabenkombination so gut einbetten lässt wie in GesCMAck.
Die Firma T+A (steht für "Theorie und Anwendung") vergleicht in der neuen Kampagne (Spiegel 52/05, Seite 47) eine ihrer Lautsprechersäulen mit einem Zierkarpfen (Motto "Das Duell/Teuer gegen teuer!"), natürlich hat der Fisch mehr Nachteile, weil seine "Ausgangsleistung im Zeptowattbereich" liegt und das Lautsprechergehäuse "selbstverständlich ohne Gräten" kommt. Und wo findet man das Zeug?
"Bewundern Sie unsere Geräte in diesen liebevoll gepflegten High-End-Teichen" (Es folgt der Händlernachweiswimmeltext).
Für diesen abstrusen Rotz würde sich nicht nur Herschell Gordon Lewis am Geräusch der zur Strafe bestialisch ausgeweideten Agenturknechte weiden.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


29.12.2005 | 17:02 | Was fehlt | Papierrascheln

Wunschzettel 06: Rchtschrbrfrm


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Legasthenie ist nichts, wofür man sich schämen sollte, aber viele tun es, allerdings erst wenn der sprichwörtliche Karren im Dreck bzw. Druck ist, dann kann man nur noch in die Schadenfreude anderer einfallen. Die Jungs und Mädels in der Textabteilung von Hakle Super Vlaush und von Fidus Frisch & Vit jedenfalls taten es, waren aber danach ihren Job los. Ich würde mir wünschen, wenn die Sprache noch einfacher werden würde, dass alles rausfliegt, was nicht weiter auffällt, die Wissenschafter und die Zürcher Zeitung, der Holland Blumenmark (der wegen einer erfolgreichen Klage, er sei kein "Markt" im herkömmlichen Sinn einfach das "t" am Ende wegstrich) und das Kalksprühzeug Antikal zeigen da schon radikal und mutig, wo es langgehen könnte. Ausserdem würde ich mir wünschen, dass das Handy Händchen genannt wird, dann lasse ich es vielleicht zu, dass mir die Belegschaft der Riesenmaschine eines schenkt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


29.12.2005 | 10:52 | Alles wird schlechter | Was fehlt

Wunschzettel 06: Das Gurkophon


Das Gurkitier kann das! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Während das Jahr nun bald zu Ende ist, sind es die Fragen an diese Zeit noch längst nicht. Als pars pro toto etwa diese: Warum ist Humor augenscheinlich eines der wichtigsten Kriterien für Produktdesigner von USB-Sticks, nicht aber für Handyentwickler? Warum kann man seine Daten längst auf einer Barbie oder einem Sushi-Röllchen speichern, jedoch nicht in eine Banane Gurke sprechen, mit einer mit Daumen und kleinem Finger zum Telefon geformten Hand telefonieren, in einen Müsliriegel brüllen oder ein Handy-Dildo (Wahnsinn: Doppelfunktion!) vibrieren sehen? Man ahnt: The best is yet to come. 2006, wir zählen auf dich.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg


28.12.2005 | 13:20 | Alles wird besser | Was fehlt

Wunschzettel 06: Nosepad

Die Welt möge sich umgestalten und ihre Sorgen dabei für sich behalten, wünschte sich bereits die Knef, die heute 80 geworden wäre, und mal abgesehen davon, dass das ganze auf ein Bad in Rosengewittern hinausläuft, ist diesem Wunsch prinzipiell beizupflichten. Allerdings muss hier bereits eingeschränkt werden, denn Umgestaltung per se bedeutet noch keinen Wandel zum Besseren, wie sich unschwer am Beispiel der Emser-Nasendusche, dem Klassiker unter hiesigen Nasenspülprodukten, belegen lässt.
Nasenduschendesign alt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit Jahrzehnten wird dieses ebenso traditionsreiche wie praktische Produkt von der SIEMENS & CO Heilwasser und Quellenprodukte des Staatsbades Bad Ems GmbH & Co. KG vertrieben, und bald ebenso lang orientierte sich das Design in bester Kur- und Sanitätshaustradition umstandslos an der Funktion, Flüssigkeit in Körperöffnungen zu applizieren, vulgo am Klistier. Beworben wurde es allenfalls in der RTV-Beilage der Tageszeitungen, vermarktet wurde nach dem Rockefellerprinzip vor allem das überteuerte Salz in Portionspackungen, während das eigentliche Produkt ein stiefkindliches Schattendasein fristete. Vermutlich hatte man in Bad Ems keinen blassen Schimmer davon, dass die Nasendusche in bester Gonzo-Marketing-Manier längst zum Lifestyle-Accessoir nicht nur unter Koksern avanciert war, so dass selbst Christian Ulmen bei Harlad Schmidt dafür Werbung machte.
Nasenduschendesign neu (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Irgendwie muss die Information dann aber doch durchgesickert sein, weshalb man sich ca. Anfang 2005 zum Redesign entschloss, dessen Resultat ein unförmig-klobiger Nasenduschknochen im selben milchig-blauen Plastik ist, dem unten ein obszöner Siphon entwächst. Das "optimierte Design" ist an Hässlichkeit kaum zu überbieten. So geht es leider gar nicht. Gewünscht hätte man sich statt dessen vielleicht ein Design, dass sich noch stärker am ersten iPod orientiert, der, wir erinnern uns, seinerseits am anachronistischen pharmarzeutischem Gerät orientiert war – der erste Hirnschrittmacher, sozusagen: jene Verbindung aus Pop und Klinik, die schon Damian Hirst für seine Pharmacy fruchtbar gemacht hatte, und die die Erotik der professionellen Sterilität hervorkehrt.
Nasenduschendesign in spe (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eine Verbindung aus aseptischem Chrom und einem Weiss, das an "gestärktes Linnen" (Douglas Adams) privater Luxuskrankenhäuser erinnert, hätte es sein müssen, verpackt in einem kompakten Gerät, das neben Mobiltelefon und Digitalkamera zum ständigen Begleiter durch die Nacht werden kann. So ein "Nosepad", das meinetwegen auch anders heissen darf, würde ich mir für 2006 wünschen, und ich bin sicher, dass es dafür einen Markt gibt, mehr noch: Dass sich unsere Enkel dermaleinst fragen werden, wie jemals jemand ohne dieses Ding das Haus verlassen konnte. Falls irgendein Verantwortlicher der obengenannten Firma durch Zufall über diesen Eintrag stolpern sollte: Gern wäre die Riesenmaschine bei der Entwicklung behilflich und würde dafür sogar auf Honorar verzichten, sofern eine Erfolgsbeteiligung rausspringt.


Das beste Duschgel der Welt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Desweiteren wünsche ich mir, dass das hervorragende thailändische Duschgel Shokubutsu Monogatari in der Geschmacksrichtung "Orange Peel Oil" auch hierzulande verfügbar wird, denn meine Vorräte gehen lansam zur Neige, und dass die Berliner Taxifahrer nicht immer murren und mäkeln, wenn man den formidablen 3-Euro-Tarif verlangt, der durchaus zur Lebensqualität dieser Stadt beiträgt und den wir uns ja nun mal nicht ausgedacht haben.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg


27.12.2005 | 19:23 | Alles wird besser | Was fehlt | Sachen kaufen

Wunschzettel 06: Der fbw-1


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zeit ist ja – wie man weiss – relativ. Das ist schnell gesagt, aber noch lange nicht verstanden. Deshalb soll dies hier anhand eines kleinen Beispiels erklärt werden: 6 Uhr morgens kann etwa für eine freiberuflich tätige Grafikerin sehr früh, für eine Bäckerin hingegen sehr sehr spät sein (zum Aufstehen). 2 Uhr nachts hingegen ist für die Bäckerin sehr spät, während es für die Grafikerin grad so mittel ist (zum Biertrinken). Ganz so einfach ist es aber nicht, denn 6 Uhr morgens ist für die Grafikerin manchmal auch wieder etwas spät, denn normalerweise geht sie um 5 ins Bett. Weil dem so ist, wäre es eigentlich seit der Begründung der allgemeinen Relativitätstheorie (1916) höchste Zeit, neue Weckprodukte auf den Markt zu bringen – solche für Freiberufler nämlich. Die Aufstehzeit würde damit nicht absolut, sondern relativ zur Einschlafzeit gemessen.

Bei einem solchen Gerät müsste der Freiberufler – der ja nicht jeden Tag zur gleichen Zeit im Büro erscheinen muss – die Aufstehzeit nicht jeden Abend an die jeweilige Einschlafzeit angleichen, indem er vom voraussichtlichen Zeitpunkt des Wegdämmerns die nötigen 6 Stunden (z.B.) addiert und so die vernünftige Weckzeit berechnet und sich dann auch noch mühsam und fehleranfällig (am/pm!) zur berechneten Aufstehzeit durchklickt (Digitalwecker! Bis zu 59 Mal drücken allein für die Minutenanzeige!). Bei diesem neuartigen Wecker für Freiberufler drückte man einfach die Taste go! und wird dann eine bestimmte Anzahl Stunden später geweckt. Beim Spitzenmodell stellte der Freiberuflerwecker automatisch anhand der Atemfrequenz die Einschlafzeit fest und würde dann die individuell eingestellte Anzahl Stunden mit dem Wecken warten. Dieses Modell verfügte – für Freiberufler mit einem Zweitjob oder mit einem Partner mit Festanstellung – auf der Rückseite zusätzlich über einen konventionellen Lohnsklavenwecker, der jeden Morgen um halb sieben klingelt.

Die Abbildung zeigt einen Prototypen, den Freiberuflerwecker 1 (fbw-1), der im nächsten Jahr von der Riesenmaschine auf den Markt gebracht werden soll, um aktiv zur Weltverbesserung beizutragen. Der fbw-1 verfügt über eine analoge Anzeige der noch zu schlafenden Stunden, die mit dem griffigen Drehregler einfach höher oder zurück geschraubt werden kann sowie über die erwähnte go!-Taste. Die Abbildung zeigt die beliebte Ausführung in extrem haltbarem Bakelit mit Tasten und Einsätzen aus gebürstetem Edelstahl. Alle Beschriftungen sowie das RM-Logo sind eingeprägt und somit ewig haltbar. Wir lassen dieses Produkt in einem thüringischen Uhrmacherbetrieb von Hand fertigen. Das Gehäuse stammt aus Unterfranken. Für Reisende liefern wir den fbw-1 in einem Lederetui aus festem, grubengegerbtem Allgäuer Rindsleder. Eine weitere Besonderheit: Wir geben auf dieses Produkt 10 Jahre Garantie.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg


1 [2] 3 4 5 6 7 8 9 10 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Dänemark

- Laternenpfähle von Psychopilzarchitekten

- Expedition Ngorongoro

- Wilderjahr

*  SO NICHT:

- Pickelhaube als Fahrradhelm

- Steinigen

- Brehms Tierwelt

- Mozartjahr


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Fur: An Imaginary Portrait of Diane Arbus", Steven Shainberg (2006)

Plus: 44, 77
Minus: 14, 18, 32, 41, 93, 97, 98, 107
Gesamt: -6 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV