Riesenmaschine

03.03.2006 | 04:23 | Berlin | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Giant Ambient Marketing


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es handelt sich nicht um die Gewinner des Wettbewerbs "Die schlechtesten Fotos des Berliner Fernsehturms bei Tag & Nacht". Es handelt sich auch nicht um eine französische Rasseigelzucht, aber das war klar. Es handelt sich vielmehr einmal um eine Projektion des Einsteinzitats "Nur wer nicht sucht, ist vor Irrtum sicher" auf den Betonschaft des Fernsehturms (Nov. '05) und das andere Mal um die Beklebung der Kugel des Fernsehturms mit dem Muster eines T-Com Fussballs, eine Riesenguerilla Werbemassnahme, die praktisch jede existierende Werbeagentur praktisch jedem existierenden Kunden seit 2003 zur WM 06 mehrfach vorgeschlagen hat. Da der Turm der Telekom gehört, war irgendwann auch klar, wer die grösste Diskokugel Berlins zur WM in den grössten Fussball der Welt verwandeln darf.

Das alles hat natürlich einiges zu bedeuten. Zum einen wird schnell klar: In diesem Leben werde ich nicht mehr Fotograf. Zum anderen zeigt es aber auch einen neuen Werbetrend, den ich hier und jetzt "Giant Ambient Marketing" taufen möchte. Dass diese Entwicklung früher oder später kommen musste, war vorauszusehen. Viel mehr Spass macht aber, sich schon mal neue Giant Ambient Marketingmassnahmen auszudenken. iPod-Kopfhörer für die Köpfe von Mount Rushmore. Die Jesus-Statue in Rio eingekleidet von H&M. Die Cheops-Pyramide beklebt als abgebrochenes Stück Toblerone-Schokolade. Oder schliesslich, als ultimative GAM-Aktion die Umsetzung eines mittelokayen amerikanischen Witzes aus den 70er Jahren. "Mr. President, die Russen haben den Mond rot angemalt! Was sollen wir tun?" – "Schreiben Sie mit weisser Farbe 'Coca Cola' drauf."


02.03.2006 | 21:45 | Anderswo | Alles wird schlechter

Völkermord in der Schweiz!


Völkermord: so einfach gehts
(vorher – nachher) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Böse schlägt ja oft dort zu, wo man es am wenigsten erwartet: zum Beispiel in der idyllischen Schweizer Bergwelt. Also dort, wo die vierte Schweizer Landessprache zuhause ist, das Rätoromanisch. Es handelt sich beim Rätoromanischen um eine eigenständige, lateinische Sprache, die gerade noch von rund 35.000 Berglern gesprochen wird. Erschwerend kommt dazu, dass das Rätoromanische wiederum in 5 sehr unterschiedliche Dialekte zerfällt, die langsam aussterben. Bereits 1938 wurde die Sprache als vierte Landessprache anerkannt, in den 1980er Jahren wurde mit dem Rumantsch Grischun eine gemeinsame Schriftsprache geschaffen und seit 1999 ist diese offizielle Amtssprache. Natürlich wird das Rätoromanische, wie alles was alt ist und ausstirbt, mit Bundesgeldern und per Gesetz gehätschelt und gepflegt. Wer also sein Manuskript oder sein Demotape immer wieder zurück geschickt bekommt oder schon immer eine eigene Zeitschrift herausgeben wollte: ist das Ganze in Rätoromanisch, ist ihm Unterstützung von ziemlich weit oben gewiss.

Doch kürzlich scheint es den Verantwortlichen im Bundesamt zu bunt oder einfach zu teuer geworden und man bat die Kollegen vom Bundesamt für Gesundheit um nichts Geringeres als um Behilfe zum Völkermord oder zumindest zur ethnischen Säuberung. Die rätoromanische Minderheit soll ausgerottet werden. Dazu hat man sich eine äusserst hinterhältige Methode ausgedacht: während man neuerdings alle anderen Sprachgruppen vor den tödlichen Folgen des Rauchens mit riesigen Hinweisen auf den Zigarettenpackungen warnt, lässt man die rätoromanischen Minderheit blauäugig und naiv in den Lungenkrebshammer laufen. Kein Wort über Gefahren und Risiken, sie werden alle sterben.

Das, liebe Verantwortliche im Bundesamt, wird euch in der Karma-Endabrechnung dereinst teuer zu stehen kommen. Die verlegen gemurmelte Ausrede, es wäre gar nicht ernsthaft um eine Warnung gegangen, sondern lediglich darum, die Zigarettenpackung hässlich und uncool zu machen, die wird euch dann nämlich nichts mehr nützen.


02.03.2006 | 18:44 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Neues vom Geldautomaten


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Warum interessieren Kinder sich eigentlich so wenig für das, was am Erwachsensein wirklich interessant ist (den ganzen Tag im Bett bleiben zum Beispiel) und stattdessen nur für die langweiligen und lästigen Aspekte des Erwachsenenlebens? Kinderbügeleisen, Kinderkochherde, Kinderpostämter zum Schlangestehen und jetzt auch Kindergeldautomaten (mit Karte und PIN) gibt es schon zu kaufen – was kommt als nächstes, die lustige Kinder-Steuererklärung? Mit 20.000 täuschend echten Formularen und Spartipps für Steuerfüchschen?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Aber auch für Erwachsene gibt es neue Gimmicks auf dem Geldautomatenmarkt: Am abgebildeten Automatentriptychon kann man nicht nur Euro, sondern, new! jetzt auch US-Dollar abheben. Dieser in Amsterdam Schiphol gesehene Scherzartikel wird aber nie den Weg nach Deutschland finden, denn US-Dollar aus dem Automaten, ausgerechnet am Flughafen, wer braucht das schon? Derlei Verhätschelung führt nur dazu, dass die Bürger den ganzen Tag im Bett herumhängen und vom Staat freigegebene weiche Drogen konsumieren wollen, anstatt auf dem Postamt Schlange zu stehen. Nimmermehr, Niederlande!


02.03.2006 | 11:12 | Sachen anziehen

Anziehsachen


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Das ganze Leben lang, jahrein jahraus, jeden Morgen das gleiche Dilemma, die selbe Frage, die sich am Abend ja dann oft noch einmal stellt, was anzuziehen sei, wenn man aus dem Haus, in die Oper, zum Fasching oder ins Bett geht. Und selbst in der allerletzten Ruhestätte müssen sich andere plagen mit der Frage nach dem chicen, aber nicht zu entwürdigenden Totenhemd (Kein Garfield T-Shirt!). Eingefleischte Nudisten haben es da leichter, sie kommen und gehen im Lichthemd, und für den Fall, dass es draussen etwas frischer geworden ist, haben sie ihre eigene Modelinie kreiert, um, ohne ihren Maximen untreu zu werden, Teil eines sozialen Lebens bleiben zu können. Ältere Menschen haben ebenfalls jemanden gefunden, japanische Wissenschafter nämlich, die sich für sie ihren Kopf zerbrechen, um gerade der dieser Generation immanenten, nagenden Frage, was man tragen könne, ohne lächerlich und auffallend zu wirken, zu zerstreuen. Für sie wurde der Roboter zum Anziehen entwickelt. Und auch beim Wonder Festival in Tokyo letzte Woche hat sich jemand so seine Gedanken gemacht und das oben abgebildete, anziehbare Auto vorgestellt, so dass jetzt eigentlich nur noch das anziehbare Haus fehlt, und eine Antwort auf die Frage, warum das Anziehen so viel wichtiger als das Ausziehen ist, dass es nicht mal richtige Ausziehsachen zu kaufen gibt, und man mit dem Wort allenfalls eine Schublade assoziiert.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


01.03.2006 | 19:10 | Anderswo | Alles wird besser

Endlich kommt's raus: Alles erfunden


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Während bei uns die Jugend noch immer auf der Suche nach einem weiteren sogenannten Superstar verschwendet wird, während Heidi Klum und ihre Kandidatinnen offenen Schmollmundes über das Laufen an und für sich sinnieren, bringt der amerikanische Sender ABC, möglicherweise inspiriert von der Riesenmaschine, nun endlich Castings, Fortschritt und Geektum zugleich auf den Bildschirm: am 16. März läuft die erste und extralange "Episode 101" von American Inventor "von den Machern von American Idol". In Aussicht gestellt werden Erfindungen vom Format eines Rubik's Cube oder des George Foreman Grill (auch ohne USB-Anschluss erhältlich), ja, sogar des Post-its. Dieter Bohlens Platz und Funktion wird bei diesem viel versprechenden Sendekonzept von Doug Hall eingenommen, der in Sachen Selbstvermarktung und Gesangsstimme vermutlich etwa doppelt so "viel" "drauf" "hat" wie der Musikproduzent.

Wenn American Inventor auch nur annähernd so ablaufen sollte wie die inzwischen bekannten Casting-Shows, kann man sich schon jetzt auf innovatives Gezicke und hysterisch kreischende Nerds freuen. Vor allem aber auf die glamourösen Mottoshows mit den obligatorischen Komplimenten für den adäquat gewählten Kapuzenpulli und die richtige Wahl der Holzschrauben. Da können sich althergebrachte Idole wie die American Gladiators warm anziehen, was ohnehin eine ziemlich gute Idee wäre.

Gleichzeitig bleibt natürlich die Furcht davor, dass eine deutsche Version im ZDF mit Joachim Bublath als Head of Jury folgen könnte. Oh weh.

Ira Struebel | Dauerhafter Link


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