Riesenmaschine

24.05.2006 | 15:45 | Essen und Essenzielles

Essen statt Schlafen


Zeitzonen: Verwirrend und unschön gefärbt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Argonne National Laboratory in Chicago ist eines der grössten Forschungszentren des Energieministeriums der Vereinigten Staaten. Und weil Energie weltweit in riesigen Mengen zur Verfügung steht, arbeitet man bei Argonne lieber an der Bekämpfung des internationalen Jetlags, ein Problem, das man mit herkömmlichen UN-Resolutionen einfach nicht in den Griff kriegt. Vor gut zwei Jahren launchten die Energiespezialisten von Argonne daher antijetlagdiet.com, einen ausgereiften Informationsservice basierend auf jahrelanger Forschung mit Langstreckentestpiloten, unter anderem ganzen Heerscharen von "National Guard" Pilots, die offenbar viel Freizeit und wenig zu guarden haben. Das Argonne-Institut, überzeugt von seiner Mission, ruft jetzt abermals zur Anti-Jetlag-Diät auf. Und das funktioniert ungefähr so: Angenommen, man bricht abends von Amerika nach Europa auf. Dann isst man den ganzen Tag nichts, schläft dann nur kurz im Flugzeug, bevor man, wenn es in Europa Zeit zum Aufstehen ist, also nachts um eins, ein ausgiebiges Frühstück einnimmt, und anschliessend den Rest der Nacht im Flugzeug auf und ab läuft. In der Folge wird man von den Mitreisenden gesteinigt und kommt verbittert, ausgeleiert, hungrig und todmüde in Europa an. Aber eben ganz ohne Jetlag.


24.05.2006 | 11:15 | Berlin | Anderswo | In eigener Sache

Heute Faszination Fernost


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Im Rahmen der Après Bunny Formate findet heute Abend die einzigartige Show "Faszination Fernost" statt. In Vertretung des in Afghanistan verschollenen Titanic-Kolumnisten Walter Myna ("Bliefe von dlüben") wird um 20.00 Uhr im nbi in der Berliner Kulturbrauerei Christian Y. Schmidt einen grossen Ländervergleich durchführen. Neun der tollsten asiatischen Nationen treten dabei im direkten Vergleich gegeneinander an – die beste wird gewinnen. Unter anderem werden dabei folgende Fragen geklärt: Ist Hitlerverehrung in Korea wirklich gerechtfertigt? Wieviele verschiedene Warnschilder vor Stromschlägen gibt es in Vietnam? Wie funktioniert die myanmarensische stromlose Ampel? Und schliesslich: Warum sind "alles Votzen ausser Peking"?


24.05.2006 | 05:45 | Berlin | Zeichen und Wunder

Fassadenfragen


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Gut zwei Monate ist es her, da haben wir uns über die allgegenwärtigen Werbemittel auf Bauplanen und auf Berliner Wahrzeichen beschwert. Offenbar hat man auf uns gehört, denn in diesen Momenten wird der Turm des Roten Rothauses renoviert und ist von allen vier Seiten zugehangen mit keinem einzigen Quadratzentimeter Werbefläche darauf. Und schon wieder kann man sich beschweren. Wie kann die Politik es verantworten, angesichts der sturzleeren Kassen diese solide Einnahmequelle leichtfertig auszuschlagen? Noch dazu zur Weltmeisterschaft ist es wahrlich kein gutes Zeichen für ausländische Investoren, wenn die Regierung hier gänzlich unkooperativ oder gar fälschlicherweise unkäuflich erscheint. Diese Frage wird hoffentlich für erbitterte Kämpfe sorgen im rot-roten Roten Rathaus, wo sich doch der Rororo-Verlag als Sponsor förmlich aufdrängt. Oder das Berliner Möbelhaus Rahaus. Wir diskutieren maschinenintern derweil, wie man unseren schamlosen Meinungswechsel nennen sollte: "Sein Fähnlein gegen den Wind hängen" oder "postmoderne Inkonsistenz".


23.05.2006 | 18:42 | Anderswo | Sachen kaufen | Papierrascheln

Folgen Sie dem unsichtbaren Pfeil


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"Ein Freund erzählte mir kürzlich, er habe anhand eines Londoner Stadtplans, dessen Anweisungen er blindlings gefolgt sei, den Harz in Deutschland durchquert", so der Situationist Guy Debord 1955 in "Einführung in eine Kritik der städtischen Geographie". Der Lonely Planet Guide to Experimental Travel versammelt 40 Vorschläge für experimentelle Reisen im Geiste des Situationismus und geht im Vorwort ausführlicher auf die schöne Wissenschaft der Psychogeographie ein. Unter den Reisevorschlägen, die man in Kurzform auch hier einsehen kann, sind ausgezeichnete Pläne wie die "Expedition zum K2" (in jeder Stadt wird das Planquadrat K2 erforscht) oder "Backpacking at Home" (vom Flughafen der eigenen Stadt in ein beliebiges Hostel, dort Abhängen mit australischen Rucksacktouristen, zurück zum Flughafen und nach Hause). Hässliche Gegenden verlieren ihren Schrecken, denn "when it comes to Experimental Travel, one place is as worthy as any other". Was wahrscheinlich beweist, dass es keine öden Orte, sondern nur öde Touristen gibt.


23.05.2006 | 13:34 | Berlin | Alles wird besser

Im Land der goldenen Löschwassereinspeisungen


Midas lebt. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bei der beliebten Freizeitbeschäftigung Gesellschaftsanalyse lässt sich praktisch jeder von seinem direkten Umfeld beeinflussen und hält Dinge für normal und alltäglich, die es nur im eigenen Umkreis sind. Sollen sie halt Kuchen essen. Es fällt eben allzuschwer, die gefühlte Häufung von Einzelfällen nicht mit einem flächendeckend auftretenden Phänomen zu verwechseln. Die Flucht nach vorn des Einäugigen mit grauem Star heisst, den Einzelfall zu verklären und zum Symbol zu machen, gerade so ironisch, dass jeder Fehler als Scherz, jede Wahrheit als grossartige Entdeckung daherkommt. Etwa so, wie es eine grossartige Entdeckung ist, dass die Löschwassereinspeisungen am Berliner Sitz der Firma Jamba aus purem Gold sind. Der goldene Wasserhahn als Zeichen für Luxus im 20. Jahrhundert ist durch, im dritten Jahrtausend hingegen glänzt noch das letzte Regal im Keller mit fussgeschnitzten Ebenholzintarsien auf der Rückseite. Das Haus ist übrigens nicht irgendein Haus, sondern das CityQuartier DomAquarée, das nicht nur durch penetrante Verwendung von lachhaften BinnenMajuskeln auffällt, sondern auch durch ausgesuchte Hässlichkeit aussen und ein dämliches, massenmagnetisches Aquarium innen.

Und was bedeutet das bezogen auf die Gesamtsituation in Deutschland, wenn an einem kaum vermieteten, weil teuren und hässlichen Bürogebäude, das letztlich den Volks- und Raiffeisenbanken gehört und in dem sich der sinnloseste Wassertank Berlins ebenso aufhält wie die 500 Angestellten von Jamba und angrenzenden Unternehmen, die Löschwassereinspeisungen vergoldet sind? Vermutlich nichts. Es lässt sich aber eine ganze Menge hineininterpretieren.


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Gesamt: -5 Punkte


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