Riesenmaschine

21.07.2006 | 18:20 | Essen und Essenzielles

Ein Werkzeug der Chaosmächte


Auf dem Weg in die Negasphäre (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vor kurzem wurde in den Spalten der Maschine ein Getränk positiv präsentiert, das zu den infamsten Giftcocktails zählt, die die an Giftcocktails nicht eben arme nahrungsmittelchemische Industrie hervorgebracht hat. Aber nicht nur schmeckt Coca Cola Zero wie ein Plastiklutscher mit Chemieunfallaroma, es hat auch meuchlings die einzig erträgliche Alternative zu übersüssten, Diabetes auslösenden Säureplörren hinweggerafft. Coke C2 nämlich, das so heisst, weil nur die Hälfte des sonst üblichen Zuckerberges drin ist, wird zwar offiziell noch produziert, aber zumindest hier in Kalifornien nirgendwo mehr angeboten, weil die dunkle Null dem wehrlosen Vorgängergetränk mit den unschuldigen Kulleraugen Regalplatz und Kampagnenetats wegfrass.

Freilich ist auch das nur der Sieg des grösseren über das kleinere Übel, denn bei C2 wurde nicht nur Zucker weggelassen, sondern leider auch durch einen Süssstoffcocktail ersetzt. Der eigentliche und zentrale Scheissdreck ist ja nämlich die grundverkorkste Haltung, die mit den Nachteilen des Lasters auch seine Attraktivität abschafft und eine hohle Genussimitation übriglässt. Nahrungsmittel, die über die menschliche Evolutionsgeschichte hin im grossen Supermarkt der Natur meist ausverkauft waren, und auf deren Ergreifung das Hirn deshalb wonnige Preisgefühle auslobte, sind plötzlich im Überfluss zu haben. Der Feiertagsbraten mit Kompott verkommt per dieser Verfügbarkeit zum Hamburger mit Brause, und bekommt anschliessend die wegen Dauerkonsum schädlichen Glückssubstanzen auch noch ausgetrieben und durch Industrieabfälle ersetzt. Es führt der übermächtige Erfolg des Menschen, dem kalten Gestein süsses Manna sich abzupressen, zur pauschalen Abschaffung des Manna und zum täglichen Auskauen blossen Gerölls zur Vortäuschung des Genusses, den er sich zugleich gönnen und versagen zu müssen meint: die negative Dialektik des Schleckertriebs.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die schwarze Null


21.07.2006 | 10:36 | Fakten und Figuren

Am Ende sind es immer die Beatles


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Herrschaften, die hier zu sehen sind, also diese Mischung aus AR Kane und Milli Vanilli, sind vermutlich die Beatles. Bzw. deren Darsteller. Schon zu Zeiten als es die Beatles noch gab, mutmasste man vom Tod des einen oder anderen Mitglieds und stellte Überlegungen an, wer denn dann wohl für ihre Musik verantwortlich sei. Sechs Jahre, nachdem die Band offiziell aufgelöst wurde, reformierte sie sich unter dem Tarnnamen Klaatu, während sie aber auch parallel unter dem Namen The Residents einige musikgeschichtlich wichtige Platten (Third Reich´n´Roll) veröffentlichten. Im März 2006 benannte endlich die offizielle Homepage der Band die Bandmitglieder als "John, Paul, George and Rheingold", womit Spekulation aus den 70er Jahren endgültig bewiesen sein sollten, dass es sich bei ihnen um die Fab Four handeln muss.

Oder etwa doch nicht? Denn momentan wird gerade ein anderes Phantomkollektiv namens Lansing-Dreiden allenorts bejubelt, das all die Qualtitäten auf sich vereint, die eine Supergruppe auszeichnet. Noch nennt man sie "grauenvoll toll", vergleicht sie mit den Beach Boys, Prefab Sprout, Pet Shop Boys, Pink Floyd, Cocteau Twins, Dimmu Borgir, AR Kane und, hüstel, Kajagoogoo, wagt den Vergleich mit den Beatles aber noch nicht. Für die gerade laufende US-Minitour steht "L-D Section II" (Bild) auf der Bühne, eine vom Kollektiv gecastete Darstellerband, um den logischen Kreis von Dieter Bohlen zu den Beatles zu schliessen.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


21.07.2006 | 04:08 | Anderswo | Sachen anziehen | Vermutungen über die Welt

Hosenhöhlengleichnis

Das Verwirrspiel um das chinesische
Hosenbranding geht weiter. Zwar können wir beim neuesten Hosenfall – anders als hier – nicht nur den Markennamen aussprechen, wir kapieren sogar, weshalb man ihn gewählt hat: Luotuo Ren heisst Kamelmann, und den kannte man ja früher auch im Westen, als da das Zigarettenrauchen noch erlaubt war. Auch was der Claim "Heightening Men's Seif Confidence" soll, ist zusammenreimbar. Bei "Deducing Men's Fashion" scheitern aber bereits die Erklärungsversuche, genauso wie bei der Frage, was nun "From the cradle to the mogao" bedeuten soll. Die Mogao-Grotten in Nordwestchina sind berühmt für ihre zum Teil über 1000 Jahre alten Wandmalereien und werden mittlerweile zum Weltkulturerbe gezählt; dass dort auch die Welthosenkultur zu Hause ist, steht in keinem Reiseführer.

Das grösste Rätsel aber bleibt, wie es die chinesischen Hosenbewerber fertig bringen, auf nur zwei Tags den Namen ihres Produktes auf drei unterschiedliche Weisen zu schreiben: Camelperson Fashion, Camel Fashion und am schönsten: Camelpeng Men's Wear. Ein Übersetzungsprogramm kann nicht dahinter stecken, da ansonsten das Ergebnis jedes Mal das gleiche wäre. Also muss es Absicht sein. Aber welche? Wahrlich, die Riesenmaschine sagt Euch: Eher geht ein Kamelmann durch ein Nadelöhr, als dass uns die chinesische Hosenindustrie eine Antwort auf diese Frage gäbe.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der Name der Hose*

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


20.07.2006 | 13:09 | Anderswo | Alles wird besser

Give Six


Sechs Bier bitte
Dass Lordi in Finnland durch seinen Sieg beim Eurovisionssongcontest einen enormen Popularitätsschub für seinen Kaugummi-Metal erfahren hat, kann man daran erkennen, dass bei einer Spontandemonstration gegen die unlautere Demaskierung des Lateinlehrers und Kiss-Fans aus Rovaniemi/Lappland durch ein Revolverblatt 15.000 Menschen eine Karaokeversion seines Siegertitels "Hard Rock Halleluja" vor der grössten Kirche Helsinkis zum Besten gaben, worauf hin sich das Blatt bei ihm entschuldigen (Anteeksi Lordi) musste. Oder auch daran, dass bereits Dreijährige Lordishirts tragen – zwar nur diese, aber sie sind ja immerhin Finnlands Zukunft.

Lordis neuer Hit heisst "Chainsaw Affair", und er thematisiert nicht, wie man vermuten könnte, die Berufsunfälle finnischer Waldarbeiter, auch nicht die Interessen der Apotemnophilen, also der Selbstverstümmler, denen das eine oder andere Gliedmass über kurz oder lang lästig geworden ist, und sie durch den dadurch entstandenen Platz mehr Lebensfreude erzielen können.
Dass ein Finne wie Lordi das alles nicht im Sinn gehabt haben kann, beweisen die gliedmassenglorifiziernden Zugrestauranttüren der finnischen Eisenbahngesellschaft, denn wenn sechs Finger schon nicht ausreichen, darf man sie auch ruhig mit dem Fuss auftreten. Nicht allerdings darf man sie mit Koffer, Mantel und Hut betreten. Aber ein Hut ist ja auch kein Körperteil.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dezimal ist auch keine Lösung

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


20.07.2006 | 02:25 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Vom Ende der Arbeitsgesellschaft


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die "strikte, auch räumliche (Städtebau) Trennung der Sphären von Arbeit und Freizeit ist ein Phänomen der Neuzeit", so steht es in der Wikipedia. Andere, wir zum Beispiel, setzen dem entgegen, die Wiedervereinigung von Arbeit und Freizeit sei ein noch viel neuzeitlicheres und feineres Phänomen. Ist es Hamsterarbeit oder Hamsterfreizeit, wenn Hamster Lampen, Midi-Sequencer, Autos oder Handyladegeräte betreiben? Kinderarbeit oder Kinderfreizeit, wenn Kinder durch Karussellfahren die Wasserversorgung ihrer Gemeinde sicherstellen? Letzteres, meint Karussellpumpenhersteller PlayPumps: Weil die Kinder nämlich sonst in ihrer Freizeit eh nur zum Wasserschleppen abgeordert würden. Besser hätten wir unsere Lebensentwürfe jetzt auch nicht erklären können.


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