Riesenmaschine

06.09.2006 | 13:15 | Berlin | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln | In eigener Sache

Berlinmaschine im tip


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ab heute ist im Berliner Stadtmagazin tip in jeder Ausgabe eine Seite Riesenmaschine drin, oder präziser eine Seite Berlinmaschine. Es handelt sich dabei um die Lokalausgabe der Riesenmaschine, die so aussieht wie auf der Fotografie des aktuellen tip auf Seite 94 hierneben. Neben zwei bis drei Beiträgen mit Berlinbezug gibt es auch den Ratgeber und die nagelneue Rubrik Das besondere Event, in der ein besonderes Event vorgestellt wird. Ausserdem finden sich dort papierne Banner, in denen für die Riesenmaschine geworben wird, um dem überaus selbstreferentiellen Konzept ein Sahnehäubchen auf den i-Punkt zu setzen.


06.09.2006 | 02:11 | Anderswo | Supertiere | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Down Under Syndrom

Vorgestern wurde Steve 'crocodile fucker' Irwin von einem Rochen erstochen, gestern wurde ihm bereits ein Staatsbegräbnis offeriert und dadurch wurde spätestens heute einem jeden klar, wie unverständlich uns das Wesen, ja eigentlich die blosse Existenz des windelförmigen Landes unten rechts eigentlich ist. Ein Land, dessen grösste kulturelle Leistung nach Nick Cave den Titel 'Die Dornenvögel' trägt, dessen einzige Sehenswürdigkeiten ein grosser roter Stein und eine von einem Dänen gebaute Oper sind, und dessen grösster Volksheld ebendieser Steve Irwin ist – eine Art Crocodile Dundee, dem es Spass machte, mit rechts Krokodile mit blutigen Fleischfetzen zu füttern, nicht ohne einen einmonatigen Säugling unter dem linken Arm zu tragen und der sich gegen die Dezimierung der längst zur Plage gewordenen Kängurus stark machte, der auch gerne mal öffentlich weinte, wenn er ein Krokodil 'verlor'; ein Land, das sich freiwillig (in einer Volksabstimmung) dem britischen Königshaus unterstellte und dessen einziger Zweck es zu sein scheint, für pubertierende Abiturientinnen Raum für ein Austauschjahr bereit zu stellen – ein solches Land muss irgendwie das Produkt eines Unfalls sein, das hätte man auch geahnt, wenn die Wissenschaft es nicht gerade herausgefunden hätte (wir berichteten). Es ist irgendwie, als ob es sich ein paar Obdachlose in drei sich verkeilten Autowracks gemütlich gemacht hätten. Man sollte den Australiern gegenüber also nicht allzu böse sein, man sollte ihnen vielmehr mit Gelassenheit und Nachsicht gegenübertreten und sich an den wenigen gelungenen Features (Wombats! Tasmanien!) freuen.


05.09.2006 | 16:13 | Anderswo | Supertiere

Murmelpilzkrieg


Foto eines immerhin eng verwandten Tieres von hier zu diesen schwer verständlichen Bedingungen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Verhältnis der Italiener zu den sich selbst "Deitsche" nennenden Bewohnern Südtirols ist derzeit denkbar schlecht. Und schuld daran ist nicht der Bossa Nova, sondern Myzelien und Nagetiere. Auf der einen Seite wird das Land in den Dolomiten gerade von Busladungen pilzesammelnder Italiener überschwemmt, die illegal weit über die erlaubte Tagesmenge hinaus die Lebewesen aus den Wäldern abtransportieren, und sie gleich vor Ort noch mit mitgeschleppten Trockenmaschinen verarbeiten. Für ein Kilo Trockenschwammerln bekommt man am italienischen Markt 100 Euro. Man braucht dafür aber einen Sammelschein und nur zwei Kilo pro Kopf und Tag sind erlaubt. Was die Italiener aber nicht interessiert. Überall in den Wäldern sind jetzt Pilzpolizisten unterwegs, die allein am letzten Wochenende 190 Pilztouristen ertappen und strafen konnten. Auf der anderen Seite hat Südtirol auch einen massiven Murmeltierüberschuss, 40 000 gibt es, genau 2340 Exemplare sollen abgeknallt werden, weil sie die Weiden perforieren. Was aber die italienische Regierung, die die Tiere als schützenswert erachtet, verbietet. Aber sind das wirkliche Probleme? Oder ist es so, wie der Pariskorrespondent von Südtirol Online, Christian Giacomuzzi, behauptet, dass "in Südtirol Probleme 'erfunden' werden, die gar nicht existieren"? Andererseits wurden Kriege aus weit nichtigeren Gründen angezettelt.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


05.09.2006 | 09:14 | Vermutungen über die Welt

Das Märchen von der Farbe


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Bild-Zeitung ist mal wieder an allem schuld, naja, vielleicht auch nicht, aber sie könnte es zumindest sein. Doch von vorne: Wie bekannt sein dürfte, vertreibt die Bild seit geraumer Zeit in Form von Aktionsverkäufen ihre Volks.Produkte. Alles begann mit der Volks.Bibel, wenig später folgten Dinge wie der Volks.Laptop, das Volks.Fahrrad, die Volks.Kamera und das Volks.Sparen, wobei man sich kein bisschen daran störte, dass es "Volksprodukte" schon mal in einer ganz anderen Geschichte gegeben hatte. Nachdem dann alle naheliegenderen Volks.Produkte aufgebraucht waren, wurde begonnen, jeden erdenklichen Quatsch in die Volks.Produktlinie zu integrieren. So entstanden etwa die Volks.Matratze und die Volks.Zahnbürste, und wie zuvor war die Bild auch damit unglaublich erfolgreich.

Der vorerst letzte Streich war die Einführung der Volks.Farbe. Und obwohl der Verkaufszeitraum auf rund sechs Wochen beschränkt wurde, passierte das Unweigerliche: Das ganze Land war im Volks.Farben.Rausch, und während sich die Bild eine alpinaweisse Nase verdiente, ging der Markt darüber zu Grunde. Zahlreiche alteingesessene Farbenhersteller mussten Konkurs anmelden – zugleich verpinselten die Deutschen ihre gerade erstandene Farbe sofort nach dem Kauf, als gäbe es kein Morgen.

Bis die Aktion am 31. August planmässig endete. Nun setzte Katerstimmung ein: In ganz Deutschland gab es keinen Tropfen Farbe mehr und die verbliebenen Farbenhersteller bildeten flugs ein Oligopol, das tat, was ein Oligopol tun muss, nämlich die Preise völlig unbegründet ins Astronomische zu treiben. Und zwar nicht nur für Dispersionsfarbe, sondern gleich für alles, vom Textilfärbemittel bis zum Tuschkasten. Dass das Folgen haben sollte, zeigte sich schon bald, und am allerbaldesten da, wo der Puls der Zeit seit Jahrhunderten am lautesten schlägt, nämlich im Bereich der Street Art: Statt mit Sprayfarbe auf Wände mussten die Strassenkünstler nun mit Dreck auf Telefonseelsorgewerbeplakate malen (Bild oben). Wer hingegen doch noch Farbe hatte, tat gut daran, sparsam damit umzugehen (Bild unten). Und so ward eine neue Ära der Street Art angebrochen, die unter den Menschen noch für viel Freude sorgen sollte.


05.09.2006 | 02:26 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Japanisches Sachengerede 物語

Als Sichtbeleuchter 観光 in Japan hat man es schön. Man kann mit dem Selbstrollfahrzeug 自転車 oder dem unterirdischen Eisen 地下鉄 zum Einpflanzsachengarten 植物園 oder zum Bewegtsachengarten 動物園 fahren und dort Weissvögel 白鳥 und Berghunde 山犬 sehen, von denen man Wirklichkeitskopien 写真 anfertigt. Vielleicht gibt es sogar ein Wasserfamiliengebäude 水族館. Hinterher geht man Glückwunschverwaltung 寿司 mit Grosswurzel 大根 essen. Auch in der Kriegsführung haben die Japaner mit Fischdonner 魚雷 und Gottwind 神風 zumindest sprachlich Vorbildliches geleistet, und es war nicht nett von den Amerikanern, ihnen dafür das erste Elementarkinderausbruchsgeschoss 原子爆弾 auf den Kopf zu werfen.

Aber schliesslich ist unser Heimatland, das für Japaner übrigens so ähnlich wie Hundefloh 独 heisst, auch nicht schlecht mit hübschen Worten bestückt. Wir haben die Eisenbahn, den Tatzelwurm und den Bürgersteig, ja, sogar das Hurenkind, den Schusterjungen und den Schweizerdegen, weshalb die Japaner auch sehr gern mal zu uns kommen, um dort die Sichten zu beleuchten.


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