Riesenmaschine

17.12.2006 | 23:27 | Supertiere | Alles wird besser

Oktopenverherrlichung

Mäusemenschen, Rattenrennen, Biber (dentatae), es ist vollkommen klar, dass das 20. Jahrhundert den Nagetieren gehörte. Das 21. Jahrhundert ihnen auch vorschnell zusprechen zu wollen, könnte jedoch vorschnell sein. Nach Durchsicht des beiliegenden Videoausschnitts, gefunden in einem unverlinkbar waffenreaktionären Outdoorblog, kann jeder Beiverstandene nur zum Schluss kommen: Die Zukunft gehört dem Oktopus. Wer die Netzhaut aussen am Auge mit sich herumträgt, drei Herzen hat (nie wieder Liebeskummer!), wessen Arme auch Beine sein können und sich hirnunabhängig bewegen; wer darüber hinaus seine Farbe so ändern kann, wie er es gerade für angemessen hält, wer dann noch sogar mit einer Art modular abschnallbaren Penis in der Lage ist, auch kilometerweit entfernte Weibchen zu befruchten und – als wäre das alles nicht schon supersuper – durch zweieinhalb Zentimeter grosse Löcher durchglipschen kann, der kann kein schlechter Mensch sein. Bzw. eben überhaupt kein Mensch, und von da aus ist es zum Tier des 21. Jahrhunderts nur noch ein ganz kleiner Schritt, erst recht mit acht Beinen.

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17.12.2006 | 11:23 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Terror in H0


Ablenkungsmanöver (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Währenddessen:
Giftgasanschlag am Hauptbahnhof (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenig wirkt auf den Menschen beruhigender als eine ganz, ganz kleine Bedrohung, man vergleiche auch die Beliebtheit ganz, ganz kleiner Hunde. Wenn in Sim City Flugzeuge abstürzen und Roboter ganze Städte zertrampeln, in Anno 1701 Tornados und Vulkane die kleine Welt aufräumen und anderswo vollbesetzte Achterbahnen in Menschenmengen rasen, dann jauchzt der Benutzer vor Freude und holt sich ein neues Getränk mit Eiswürfeln darin, als kleine Erinnerung an die letzte Eiszeit. Aber Vorsicht, die Miniaturisierung lässt sich nicht beliebig weit treiben: Wenn innen im Körper Lebewesen ihr Waffenarsenal auffahren, die so klein sind, dass man sie mit blossem Auge selbst dann nicht sehen könnte, wenn man innen Augen hätte, legt sich der Mensch ins Bett und ist unzufrieden, stirbt manchmal sogar. Spieleentwickler und Hersteller von Modelleisenbahn-Glaskästen (hier: Bahnhof Spandau) sind daher gut beraten, den aktuellen Nano-Trend gelassen an sich vorbeiziehen zu lassen. H0 hat schon die richtige Grösse. Auf jeden Fall besser als Spur N.

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16.12.2006 | 21:06 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Skycar


Protoyp (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

noch ein Prototyp (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

und noch einer (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

der sogar flog. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

M400 – jetzt bestellen! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als Paul Moller elf Jahre alt war, baute er aus Holzlatten eine Art Riesenrad, um das Gefühl des Fliegens zu simulieren. Mit 15 baute er sein erstes Auto und kurz danach versuchte er sich an einem Hubschrauber. Doch Moller erkannte bald, dass das richtig grosse Ding ein fliegendes Auto – ein Volantor – wäre. 1962 baute er das erste Modell, 1964 den ersten Prototypen. Und bis heute baut Moller Prototypen, immer wieder. Der letzte, der m400, fliegt sogar ein bisschen, wie man hier sehen kann. Zugegeben, es wirkt jetzt nicht sonderlich überzeugend, wie der m400 da auf tönernen Luftsäulen herumwackelt, aber auch die erste Testfahrt von Herrn Benz dürfte nicht allzu überzeugend ausgesehen haben.

Und wenn der Skycar erst einmal ausgereift ist, was sicherlich schon in wenigen Jahren der Fall ist, dann aber: Reisegeschwindigkeit 450km/h, 4 Plätze, Verbrauch 10-14 Liter, kein Pilotenschein nötig, da der Skycar per GPS sein Ziel selber findet und die letzen Meter auf Rädern zurücklegt. Nach der Party in Berlin besoffen in den Skycar steigen, zwei Stunden später in Zürich im Bett liegen – viel mehr kann man vom Fortschritt nicht erwarten.

Irgendeinen Haken wird die Sache doch haben, denkt der kritische Leser jetzt. Wir wollen grosszügig darüber hinwegsehen, dass Moller kürzlich wegen Anlagebetrug verurteilt wurde, auch darüber, dass der Skycar ein bisschen zu laut ist, um zugelassen zu werden, aber tatsächlich: Billig ist er nicht, der Skycar, die 1.000.000 Dollar Subskriptionspreis würden auch für eine Wohnung in Berlin reichen und das eine oder andere Flugticket. Doch die Kosten halbieren sich ab 200 Vorbestellungen – wenn also nur jeder hundertste Riesenmaschineleser am Montag einen bestellen würde, bitte. Wir machen dann auch eine schöne Party in Zürich.


16.12.2006 | 14:09 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt | Vermutungen über die Welt

Von Luft und Liebe allein


keine autonomen Systeme (Foto: brappy / Lizenz)
Man kann der Natur so einiges und manches vorwerfen. Dass sie Kraut und Rüben sei zum Beispiel. Und dass der Wald nicht gekachelt ist, auch. Doch eines nicht: Dass Maikäfer abstürzen, wenn ihre zwei AAA-Zellen leer sind, Katzen sich alle zwei Stunden heimlich in die Ladestation im Flur setzen, um ihre Lithium-Ionen-Akkus aufzuladen und Ameisen auf die Strasse gehen, wenn Vattenfall die Strompreise erhöht.

Das liegt daran, dass die Natur im Gegensatz zum Menschen ihre Gadgets häufig als autonome Systeme gestaltet. Während der Mensch darunter eine Gruppierung versteht, die alljährlich zum ersten Mai die schöne Oranienstrasse kaputtwirft, statt zum Beispiel mal den Potsdamer Platz, meint die Natur damit, dass sich ihre Gimmicks die Energie, die sie zum Sachen-und-Dinge-Tun so brauchen, einfach selber machen. Es ist ja nicht so, dass die Fernsehfernbedienung beispielsweise keine Gelegenheit hätte, ihren Energiehaushalt zu decken: Im Laufe eines durchschnittlichen Fernsehabends wird zumindest auf die Kanalinkrementierungs- und -dekrementierungstasten eine Menge an mechanischer Energie ausgeübt, die umgewandelt den Strombedarf einer Kleinstadt deckt. Für sehr kurze Zeit zumindest. Genug jedenfalls für das kleine Infrarotlämpchen einer Fernbedienung, die dann ganz ohne Batterien auskäme.

Dass so etwas und noch viel tollere Dinge (Tapeten, die aus dem Lärm der Nachbarskinder Strom für die eigene Stereoanlage erzeugen, Mobiltelefone, die sich aufladen, wenn man seinen Gesprächspartner nur laut genug anschreit) tatsächlich funktionieren, beweist das Graduiertenkolleg Micro Energy Harvesting der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, obwohl es das überhaupt erst seit Oktober gibt. In einer Pressemitteilung heisst es: "Die Umsetzung dieser Vision wird zahlreiche neue Produkte ermöglichen und unsere Lebensumwelt in Zukunft vielfach beeinflussen." Eines dieser neuen Produkte könnte zum Beispiel die Rotationsenergie von Fahrradrädern dazu nutzen, Front- und Heckscheinwerfer mit Strom ... schon gut.


16.12.2006 | 02:11 | Papierrascheln

Defrosting with Dynamite


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn man das erste Buch der Zeichner-Mini-Gruppe Rattelschneck "Ich hab keine Bremse, ich hab keine Bremse, ich hab keine Bremse, mir egal, mir egal, mir egal" besitzt, findet man dort ein kleines Selbstportrait auf dem Rücken, drei kläglich gemalte dürre Hechte, traurig verloren auf Schemeln kauernd. Nur die wenigsten wissen, dass das eine Hommage an die grösste lebende und lustigste Zeichnerin der Welt ist, Roz Chast, die sich genau so auf ihren Buchrücken zu portraitieren pflegt. Die Frau, die seit fast 30 Jahren für den New Yorker regelmässig armselige kleine Zeichnungen mit verschleppter Pointe liefert, ist jetzt schon ebenso ein Klassiker wie Saul Steinberg und William Steig. Ihr Hauptinteresse gilt der Verschwörung unbelebter Dinge, aber auch der Überforderung am Alltag, so stammelt in drei Bildern eine unperfekte Gastgeberin: "We´re having dirt for dinner / And you're not invited / I forgot your name anyway" und auf dem Cover der von ihr erfundenen Zeitung "Bad Housekeeping" sieht man eine faule Hausfrau ein Buch über Tibet lesen, daneben ein paar Überschriften wie "How To Ignore A 17-Inch Dustball" oder "Defrosting With Dynamite"; in einer anderen Zeichnung gibt sie Rezepte fürs "Radiator Cooking". Eine Flunder braucht demnach zwei Tage, bis sie durch ist. In diesen Tagen ist der Prachtband Theories of Everything von Roz Chast erschienen, fraglos das beste Weihnachtsgeschenk, was man sich selbst machen kann, findet Steve Martin übrigens auch.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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