Riesenmaschine

19.05.2007 | 23:11 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Langeweilelehre


5. Leave out illustrations.
Durch das Improbable Research Blog erfahren wir von einem nützlichen Beitrag des dänischen Limnologen Kaj Sand-Jensen zum wissenschaftlichen Fortschritt: "How to write consistently boring scientific literature" enthält neben einer gar nicht mal so langweiligen Anleitung in zehn Punkten auch wertvolle Informationen über das Wimpertierchen Cafeteria roenbergensis, so benannt nach seiner Gefrässigkeit und kulinarischen Wahllosigkeit (und dem Fundort Rønberg). Von derlei Scherzen bittet Sand-Jensen Abstand zu nehmen, denn "... [it] shows lack of respect and will prevent us from ever forgetting the names". Sobald unsere Wissenschaftsredakteure Scholz, Schreiber und Krause die zehn Ratschläge vollständig durchdrungen haben, ist hoffentlich auch hier Schluss mit platten Tektonikscherzen, Spott über Tiernamen, frivolsten Vereinfachungen und quälender Selbstreferenzialität.


19.05.2007 | 14:16 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Nasenglasen


Fünfzig Dollar sind nicht zu viel für ein Glas mit Nasenloch (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Sprichworte können manchmal auch irren. Der Lauscher an der Wand zum Beispiel zieht sich beim Versuch, seine eigene Schande zu hören, in der Regel Halsschmerzen und Verspannungen zu, manche scheitern beim Schandehören gleich ganz. Die Ohren nämlich sind zu nah am Kopf angebracht. Umgekehrt ragt die Nase dann wieder zu weit von ihm weg. Das ist zwar gut, sonst könnte man die Menschen nicht so leicht an ihr herumführen, es ist aber auch schlecht, denn sie kommt einem so dauernd in die Quere, ein hin und wieder beklagter, aber selten ernstlich angegangener Weltmissstand. Danken muss man daher Hammacher Schlemmer, den selbsterklärten Anbietern des Unerwarteten, für ihr Weinglas mit Nasenausfräsung. Endlich kann man beim Weintrinken seinen Zinken in eine Glaskerbe stecken, wie Gott sich das beim Schöpfungskonzeptpapier ja ursprünglich mal gedacht, aber dann später in der Werkstatt vergessen hatte. Wenn jetzt noch was erfunden würde, mit dem man den Zwischenraum zwischen Ohr und Wand überbrücken kann, rückte unsere Schande endlich in hörbare Nähe.


19.05.2007 | 02:28 | Anderswo

Wir nehmen den Fichtenelch!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Während in Deutschland am Wochenende das gewohnt langweilige Standardprogramm stattfindet (Berliner Klaviertage, Treffen der EU-Agrarminister in Mainz, Flohmärkte auf dem Freigelände der Weser-Ems-Halle und im Saalbau Bornheim), passieren die wirklich interessanten Dinge wie immer irgendwo anders. Zum Beispiel auf der Maker Faire, einer zwei Tage währenden Inkarnation des Make-Magazins, dem Fachblatt für Alltags-Hacks und DIY-Lösungen.

Ein kleiner Auszug aus dem Programm: Interactive Birthday and Wedding Cakes, Make Your Own Rockets, die Cassette Jockey World Championships, ein DIY 3D Sugar Printer, gleich zwei der unvermeidlichen Tesla-Spulen, Highheels mit integriertem Monitor samt Boxen und Anleitungen, wie man sein Auto mit selbstgebranntem Alkohol zum Laufen kriegt und wie man einen Grill als Poolheizung benutzt.

Leider findet die Maker Faire auf dem Messegelände von San Mateo in der San Francisco Bay Area statt, ist also nicht unbedingt mit dem Bus zu erreichen. Nun stellt es natürlich kein Problem dar, aus drei Cornflakespackungen, mehreren Litern Hustensaft, einigen LEDs und etwas Draht ein Einpersonenüberschallflugzeug zu bauen, um schnell nach Kalifornien zu fliegen. Bloss dummerweise muss man sich die genaue Bauanleitung erst an Stand 223c erklären lassen, wofür man wiederum ... aber hey, die Meisterschaftsentscheidung ist ja nun auch nicht so uninteressant.


18.05.2007 | 18:30 | Anderswo | Sachen kaufen

Weniger wohnen


Wohnen im eigenen Schlüsselanhänger (Foto: Tumbleweed)
Vielleicht wird es Zeit für die Einführung einer neuen Riesenmaschine-Rubrik "Besitzlosigkeit". Denn wenn Musiksammlung, Büchersammlung, Pornosammlung, Spielesammlung und Arbeitsplatz ins Internet, in ein handliches Notebook oder auf eine Kugelschreiberspitze passen, drängt sich ja doch allmählich die Frage auf, warum man mühsam 45 Quadratmeter bewohnen soll, wenn es auch 10 täten. Wohin mit dem ganzen Nichtbesitz? Diese Frage beantwortet die kalifornische Tumbleweed Tiny Houses Company. Schon für wenige tausend US-Dollar bekommt man ein fertiges Haus, das man via Paypal bezahlen und sich anscheinend per Post zusenden lassen kann. Die Inneneinrichtung ist im Haus und im Preis bereits enthalten und wird vermutlich von französischen Microsaniteurs gefertigt. Blöd nur, dass das Company Portfolio und das Small House Book nicht als PDF, sondern nur als – wenn auch sehr kleine – Papierausgaben erhältlich sind. Vielleicht passen sie unter eine Hausecke, falls mal was wackelt.


18.05.2007 | 12:10 | Zeichen und Wunder

Vom Flachmann für Kenner


Aufputzverkabelung im beginnenden 21. Jahrhundert (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In eine andere Wohnung umziehen heisst das Staunen neu lernen: warum hat der Vorbewohner nur diese unfasslichen Tapeten geklebt? Wie hat er es mit dem zahnsteinfarbenen Teppichboden ausgehalten? Und warum gibt es so wenige Steckdosen, die noch dazu völlig erratisch über den Raum verteilt sind? Für letztgenanntes Problem hat die Firma Flatwire möglicherweise eine Lösung gefunden: Das Flachbandkabel für die Hausinstallation. Kabel dieser Art gibt es im PC und anderen Niedrigstromanwendungen schon länger; bei Flatwire traut man sich auch Spannungen von bis zu 120 Volt, was dem Engländer ja reicht, durch die, ähm, Leiterbahnen zu schicken. Das Wirkprinzip ist denkbar einfach: Man sprüht ein Klebemittel auf den Glattputz, verlegt die flexiblen Bahnen so, wie man gerade fröhlich ist, fixiert sie mit einem weiteren Klebeband und bedeckt das ganze entweder mit Rauhfaser oder einem Farbanstrich. Es lassen sich auf diese Art und Weise alle elektrischen Geräte ohne sichtbare Kabel in der Wohnung anbringen. Etwas besorgt stimmt allerdings die Frage, ob man mit dem Erwerb des Flatwire tatsächlich instantan sämtliche Einrichtungsgeschmacksnerven verliert . Das wäre dann ja doch ein schlechter Tausch.


2 3 4 5 6 [7] 8 9 10 11 12 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- erst mal 'ne Bocki knautschen

- Sex ganz allgemein

- Güldene Gestade aus Brokat

- Neustart an der Weinstraße

*  SO NICHT:

- Op-Art Tapete (too much)

- Laufmaschendraht

- beim Reversi 1:63 verlieren

- Rassendiskriminierung


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Drug War", Johnnie To (2012)

Plus: 3, 56, 79, 80, 89, 123, 138, 142, 151 doppelt, 157
Minus: 140, 191
Gesamt: 9 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV