Riesenmaschine

09.06.2007 | 08:23 | Supertiere | Sachen anziehen

Schafphasen


Schaf, Seinslehre (v.r.n.l.), Foto, Lizenz
Izzy Lane verkauft Kleidung hergestellt aus der Wolle von Schafen, die vorher mühevoll und kostspielig von der Schlachtbank gerettet wurden (via Trendwatching). Die Philosophie dahinter: Das Schaf existiert nicht nur, weil wir es essen. Sondern zum Beispiel auch, um geschoren zu werden. Nun ist es müssig, über den Wert von Kleidung im Vergleich zum Wert von Hammelfleisch zu streiten, jedenfalls ausserhalb der Antarktis. Jedoch stellt sich die Frage, ob das eine Schaf nach der Schur wirklich noch existiert, also als dasselbe Schaf in seinem Schafsein verharrt. Immerhin ändern sich mit dem Haarwechsel die Akzidentien des Dreckstiers, und nachdem die Akzidentien der Substanz inhärieren, hat sich auch irgendwo die Substanz geändert, trotz ihrer Horntieridentität. Kann man also zweimal in anderen Haaren existieren? Steigt man nicht nur einmal in dasselbe Fell? Kann also der Haarwechsel wirklich ohne Folgen für die Schafexistenz bleiben? Und was unterscheidet die Schur somit ontologisch noch vom letztgültigen Ende beim Schlachter, offenbar nach Expertenmeinung auch nur eine beliebige Grenze zwischen Hier und Da? Nichts. Eben. Denn nur der Schwamm, der König der Tiere, ist wirklich in allen Facetten unsterblich.


08.06.2007 | 19:14 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Im Calcbergwerk


Der Abakus – Forward Reverse Engineering des Casio Memory 8R. Diese Urmenschen! (Foto: poagao) (Lizenz)
Ein unverständliches Ding, zum Beispiel einen von einer verrückten Frau durch die Gegend geschleppten Holzklotz, kann man erst begreifen, wenn einem das Nacherleben oder der Nachbau gelungen ist, man also selbst eine Holzklotzattrappe aus Pappmache oder eine Kiste Gurken überall hin mitgenommen hat, und in einem plötzlichen Aha-Erlebnis die Verhältnisse durchschaut. In der Ingenieurskunst nennt man das Nachbauen des zu Verstehenden Reverse Engineering, in der Gefühlswelt nennt man es Fiktion. Fiktionen werden oft ins Absurde gesteigert oder durch Paradoxien und Widersprüchlichkeiten angereichert, und bleiben dennoch nicht nur verständlich, sondern gewinnen womöglich noch an Tiefe und Erkenntniswert, wenn auch mitunter nicht in direkt greifbarer Weise. Ähnlich, nur ganz anders, erhellt der im Augenblick bei Worse than Failure laufende OMGWTF-Wettbewerb die der Entwicklung von Verfahren und der Gewinnung von Einsichten zugrundeliegenden Prinzipien. Die Aufgabe, den mit Windows mitgelieferten Taschenrechner auf möglichst verkorkste und unangemessene Weise nachzubauen, wird von den grade nach und nach veröffentlichten Finalisten auf teils atemberaubende Weise gelöst – wenn man das Wort "gelöst" weit genug fasst – und die Wettbewerbsbeiträge in ihrer Gesamtheit, wie überhaupt das ganze erkenntnisintensive Nerdgeräusch des Blogs, versöhnen völlig mit der vor ein paar Wochen erfolgten Namensänderung vom schönen The Daily WTF zum augenblicklichen eierlos mainstreamtauglichen Namen. Worse than Failure? Seriously, WTF Dude?


08.06.2007 | 12:10 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Pfeife im Sack

Seit einigen Jahren verfolgen alle fühlenden Wesen gespannt die Entwicklungen um die Entwicklung des sacklosen Dudelsacks. Erster Tiefschlag: Das seit längerem verfügbare Teil von Marktführer Deger Pipes kommt sagenhaft hässlich daher. Weiterhin haben es die vpipes (wir berichteten) zwar in die Blogosphäre, aber bislang nicht in den Vertrieb geschafft. Der Durchbruch in diesem Gewerbe kommt jedoch aus Skandinavien: Die relativ neuen Technopipes des schwedischen Instrumentengottes Andreas Fagerstrom sehen nicht nur einmalig pietätvoll aus, jedenfalls für die elektronische Version eines mit Rohren versehenen, ausgehöhlten Schafes, sie klingen auch exakt so wie ein zivilisiertes Schaf sich anhören sollte. Auf Knopfdruck erzeugen sie die Klangfarben "Grosses Highland-Schaf", "Kleines Schaf" und "Kleines Schaf mit Schnupfen", und ein weiterer Knopfdruck schaltet sogar Chromatik dazu. Dudeln mit Chromatik! Seit einigen Monaten kann man das Gerät wirklich kaufen, zum Beispiel beim National Piping Centre in Glasgow oder einfach wie immer bei Hotpipes (für ein paar hundert Geldeinheiten, je nach Währung).

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dudel ohne Sack


08.06.2007 | 01:40 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Cephalopoder Regenschutz


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im Garten eines Oktopusses scheint bekanntlich immer die Sonne. Ohne gelbe U-Boote oder Lungenautomaten (mein Freund) hilft einem diese Erkenntnis allerdings nicht weiter. Man lebt dann stattdessen an Land im Regen, und läuft weg und versteckt seinen Kopf unter Schirm oder Mütze, sogar drinnen, weil man das Loch, durch das der Regen reinkommt, immer noch nicht repariert hat. Grad als wäre man aus Zucker. Die einfachste Art, ein derartig unwürdiges Schauspiel voller nutzloser Popzitate zu vermeiden, ist ein Umzug nach Kalifornien, die zweiteinfachste ist, im leichten Regen extra langsam und kopffrei zu gehen, es ist ja nur Wasser mit ein bisschen Säure. Wenn man nun aber irgendwo wohnen muss, wo es besonders heftig regnet, auf der Regenseite von Hawaii zum Beispiel, und also unbedingt mit einem Schirm durch die Gegend laufen muss, dann kann man jetzt immerhin das gleichfalls lästige Problem, den nassen Regenschirm irgendwo deponieren zu müssen, elegant lösen. Der kopffüssige Schirm des japanischen Designers Hironao Tsuboi nämlich kann nach Gebrauch einfach irgendwo abgestellt werden. Und dann nicht wieder abgeholt, wie es das Los aller Regenschirme ist. Einen neuen Stehschirm kann man dann bei 100% bestellen, wo es auch ein Glas gibt, das einen kirschblütenförmigen Wasserrand auf dem Tisch hinterlässt. Endlich.

(via SmartStuff)


07.06.2007 | 19:29 | Anderswo | Alles wird besser

Tennis mit Insekten


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Finnen sind, wie hier schon schmerzhaft oft zu lesen war, enorm erfinderisch. So dümpelt allsommerlich im Hietalahtihafen in Helsinki ein offensichtlich arbeitsloser Mann in einem kleinen Schlauchboot, angetan mit Badehose und einer Taucherbrille, in der Hand hält er einen Tennisschläger, seine Frau steht am Ufer und verkauft Hühnereier, mit denen man den Mann im Boot befeuern kann. Wenn er es nicht schafft 3 Eier mit seinem Schläger abzuwehren, erhält man ein kleines Stoffkamel. Am Ende seines Arbeitstages sieht der Mann aus wie der Teilnehmer einer Bukkakesitzung. Und auch wenn Finnen nicht besonders überragende Tennisspieler sind, ausser Jarkko Nieminen, derzeit ATP-Rang 23, hat doch fast jeder Finne einen Tennisschläger zuhause, die jetzt wieder verstärkt zum Einsatz kommen. Sie stehen allerdings unter Strom, und man drischt damit nicht auf Filz, sondern auf Mücken ein. Die Produktinformation sagt, man solle sie von kleinen Kindern fernhalten und sie daran hindern, ihre kleinen Zungen zwischen die Bespannung zu stecken. Auch so hält man ein Volk davon ab, eine Tennisnation zu werden. Aber warum gibt es in Finnland so viele gute Gitarristen?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Mückencup in Magdeburg

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


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