Riesenmaschine

22.04.2007 | 12:42 | Alles wird besser

Körperliche Gebrechen


Albern, ja, aber ist Gicht etwa würdevoll?
(Foto: coriolinus, Lizenz)
Die Zukunft wird wundervoll für unsere armen, geschundenen Körper. Jahrtausendelang mussten sie es ertragen, dass harte Gegenstände auf sie herabfielen, zum Beispiel Steine (früher), Splitterbomben (heute) oder Fussböden (nagut, da ist es normalerweise umgekehrt). Immer öfter werden sie auch von Heckenschützen mit Hausratstackern zerlöchert. In der Folge gehen die weichen Kreaturen oft einfach kaputt, so wie Autos oder Flugzeuge auch. Wann hört das endlich auf, fragt man sich so lange, bis man aus Japan ein leises Piepsen vernimmt: Ab 2008 wird man für nur 400.000 Yen ein komplettes, stabiles, funkelnagelneues Exo-Skelett kaufen können, das alles tut, was das Gehirn von ihm verlangt, und zwar ohne Krankheiten mit garantiertem "h" an unpassenden Stellen (Arthritis, Rheuma, offener Bruch). Noch besser, man wird es leasen können, für nur 70.000 Yen pro Monat – ein Exoskelett leasen! Man bedauert sofort jeden, der das nicht mehr erleben wird, Aristoteles zum Beispiel. Und wenn dann doch mal etwas kaputtgehen sollte am neuen Superskelett, man weiss ja nie bei japanischem Schnickschnack, dann kommt aus dem All oderso der neue Roboter mit Skalpell, Hammer und Meissel und schraubt alles wieder zusammen. Zukunft, viel besser als Vergangenheit (und viel weniger Silben).

(alles via Medgadget)


21.04.2007 | 02:28 | Anderswo | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Unten durch


Vergangenheit: Superkontinent Pangäa
(Quelle, Lizenz)
Unermesslich viele Jahre (150.000.000) ist es her, da lag Alaska knapp neben Norwegen und Sibirien hätte sich nie träumen lassen, mal in seine Nähe zu kommen (siehe Bild). Zwölftausend Jahre ist es her, da lagen beide plötzlich dicht zusammen und waren durch eine Landbrücke miteinander verbunden. Die einfache Erklärung: Konvektionsströme im Innern der Erde lassen die Kontinente auf einer plastinösen Mantelmasse durch die Gegend rutschen. Genau null Dollar hat es die Russen zu dieser Zeit gekostet, dieses wertvolle Stück Land in den Wassermassen der schmelzenden Gletscher versinken zu lassen. Und nur 140 Jahre ist es her, da verkaufte Russland sein Alaska dann für sieben Millionen Dollar. Zu diesem Zeitpunkt ein gutes Geschäft, dachte man, denn der nächste Gletscher schien in ferner Zukunft (scheint er immer noch) und Alaska eine Wüstenei. Sieben Millionen Gewinn nur aus Konvektionsströmen und plastinösem Mantel, ein Geniestreich.

Geduld ist des Russen Sache jedoch nicht. Nur 140 Jahre nach ihrer Geschäftsidee werfen sie jetzt die Brocken hin, und sind bereit, 65 Milliarden Dollar, das sind 64.993.000.000 mehr als damals eingenommen (stimmt das?) für einen Monstertunnel auszugeben, der Sibirien und Alaska fix verbindet und damit den Zustand von vor 12.000 Jahren wieder herstellt. Nun ist gegen Tunnel im allgemeinen wenig einzuwenden, im Unterschied zu Brücken kann man sich zum Beispiel nicht von ihnen runterstürzen. Aber wenn man bedenkt, dass Sibirien in lediglich 250 Millionen Jahren nicht nur einen halben Planeten von Alaska entfernt liegen wird, der Tunnel somit zu einem hilflosen Stummel verkommt (also 260 Dollar Verlust pro Jahr), und Russland stattdessen direkt an das Kap der Guten Hoffnung, oder was davon noch übrig sein wird, andockt, wo man, ganz ohne Tunnel, Diamanten schürfen könnte, dann, ja, dann.


16.04.2007 | 03:38 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Die neue Dimension


Berlin vom Internet aus gesehen (13bit)
(Credit: NASA/Goddard Space Flight Center)
Als im April 2004 Cisco anfing, mit Internet-Routing per Satellit herumzuspielen, war es relativ klar, dass es kaum drei Jahre dauern konnte, bis das US-Militär die Technik in die Finger bekommt. Und siehe da, kaum drei Jahre später bekommt das US-Miltär die Technik in die Finger. Im Fiskalbericht des Pentagon für 2007 frugal als "New start: Satellite internet resource allocation capabilities" ausgewiesen, handelt es sich bei dem Programm nicht nur um die geschätzt dreiundachtzigste Neudefinition des Akronyms IRIS ("Internet Protocol Router in Space"), sondern ganz eindeutig auch um die glasklare Andeutung einer goldigen Zukunft. Zwar verstehen wir nichts von C-band und Ku-band und ihrer Interkonnektion, aber das macht auch nichts, denn als Resultat wird offenbar durch die Space-Router alles schneller, erst für das US-Militär, und dann, wie immer etwas später, auch für uns folgsame US-Militär-Groupies. Das kann man sich auch anschaulich erklären: Bisher funktioniert das Internet in einer gekrümmten Ebene, nämlich auf der Erdoberfläche. Lädt man das Netz ins All hoch, so bildet es in der Folge eine dreidimensionale Kugelschale rings um den Globus, und wie immer, wenn man eine Dimension zuschaltet, wird dadurch der Verkehr verbessert (andere Beispiele: zweispurige vs. einspurige Strasse, Doppelstockbetten, Mathematikolympiade dritter Preis). Wir wagen hiermit die Voraussage, dass es nur noch zwei Jahre dauern wird, bis es endlich soweit ist mit dem Kugelschalennetz. Was danach einzig noch fehlt, ist das Ausfüllen des unschönen internetlosen Bereichs im Innern der Erde. Um dagegen vorzugehen, müsste man lediglich den Planeten aushöhlen – falls das noch nicht geschehen sein sollte.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


15.04.2007 | 00:19 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Nothing beats rock


Foto: Meme!, Lizenz
Das ist natürlich Unsinn, Papier schlägt Stein, eine wenig intuitive Regel, die auf die chinesische Antike zurückgeht. Und sonst würde ja jedes Spiel unentschieden Rock zu Rock ausgehen, wie in der Seinfeld-Folge "The Stand-In". Wie man wirklich Rock-Paper-Scissors (RPS) spielt, das legt seit Mitte des 19. Jahrhunderts der World RPS Club in Toronto fest – ehemals in England gegründet, um die Ausübung von RPS "for honour" zu garantieren, diente das Kinderspiel doch ansonsten zur Beilegung von ernsthaften gesetzlichen Zwistigkeiten, für die sich sonst keine Lösung finden liess. Oder für die man sich sonst umständlich hätte duellieren müssen. Im Orient lief der Vorgang interessanterweise andersherum ab, und Streitigkeiten bei RPS führten zur Erfindung von ganz neuen Kampfsportarten. Man erkennt daran, dass es Sinn macht, die taktischen Feinheiten des nicht-transitiven Spiels zu beherrschen. Im Mittelpunkt der RPS-Strategie stehen die zahllosen Gambits, dreistufige Wege zum Sieg, beispielsweise "The Avalanche" (3x Rock), ein "relentless and devastating offensive manoevre", für Anfänger vielleicht nicht zu empfehlen. Und wenn man das alles beherrscht, so wie Superstar Bob "The Rock" Cooper, vermeidet man nicht nur körperliche Auseinandersetzungen, nein, man gewinnt möglicherweise auch viele tausend Dollar bei der RPS-Weltmeisterschaft und zahlreichen anderen internationalen Turnieren. Oder zumindest Ruhm und Ehre, zum Beispiel am 14. April beim Turnier der Kappa-Sigma-Fraternity des MIT. Moment, das war ja gestern.


14.04.2007 | 04:56 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Nanocooking


Mehl, Zucker, Wasser, Öl (Foto: baraskit.se)
Minimalismus ist der Gang der Welt. Und zwar, weil Minimalismus die vorwärtsgerichtete Kleinmachung der Welt, also eine Art post-antizipierte kopernikanische Wende darstellt, wobei man sich sicher auch andere hirnrissige Erklärungen ausdenken könnte, wenn man auf sowas steht. Jedenfalls: Minimalismus ist der Gang der Welt. Da stimmt es froh, dass uns die Russen in Schweden zeigen, wie man Minimalismus gekonnt mit dem schon oft beschworenen Untergang der Küche verbindet: Pancakes lassen sich nämlich vollkommen ohne Herd und Pfanne herstellen, alles, was man braucht – Spritzbesteck, Feuerzeug, russische Kreditkarte, Löffel, Wachtelei – hat der durchschnittlich originelle Stadtbewohner ohnehin ständig dabei. Die übersichtliche Bilderserie, die man sich wohl wird ansehen müssen, räumt nicht nur mit dem oft propagierten Vorurteil auf, Mehlspeisen "gingen nur in Lines", sondern demonstriert zudem, dass im Kleinen keinesfalls Unordnung und Chaos liegt, wie es uns manche neumodische Atomphysik beibringen möchte. Bleibt die Frage, warum man bei konsequenter Ausweitung dieser Methoden verhungern würde. Weil der menschliche Leib im Gegensatz zum Geist von Grössenwahn beherrscht wird?


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