Riesenmaschine

25.03.2007 | 14:28 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Kleben, nur zum Schein


Saturn als Warze, abgeklebt (Foto: striatic, Lizenz )
Klebeband ist für Nicht-Kosmologen in etwa das, was für Kosmologen das Anthropische Prinzip darstellt: Man kann damit alles in Verbindung bringen, was sonst nicht zusammengehört. Bewiesen ist ausserdem, dass Klebeband auch als Hausmittel gegen die drei Reiter der Apokalypse, Fluiddynamik, Schwerkraft, und Nacktheit einsetzbar ist. Seit Klebebandexperte MacGyver das Feld mit seinen klassischen empirischen Studien befruchtete, ist viel Zeit vergangen und seine Epigonen gehen in die Millionen. Dean "Hannibal" Focht zum Beispiel bestätigte im Jahr 2002 auf wissenschaftliche Art und Weise den jahrhundertealten vor-macgyverianischen Volksglauben, Klebeband ersetze den plastischen Chirurgen – nicht weil es Brüste vergrössert (was bestimmt auch geht), sondern weil Warzen verschwinden, wenn man sie abklebt. Neuere Ergebnisse von Marloes "Ducte" de Haen scheinen dies tendenziell zu bestätigen. Oberflächliches Googeln jedoch bringt leicht hilfslose Klebebanddilettanten zutage, die an renitenten Warzen verzweifeln. Und dann platzt am Donnerstag die Bombe: Es funktioniert überhaupt nicht, sagt Rachel "Brathering" Wenner, jedenfalls nicht mit durchsichtigem Klebeband. Aber hätte MacGyver je durchsichtigen Stoff benutzt? Klebeband, offenbar nichts für Amateure.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


24.03.2007 | 13:52 | Berlin | Anderswo | In eigener Sache

Riesenmaschine plant ihre Woche


In der neuen Rubrik Alle Termine kann man immer rechtzeitig erfahren, wann Riesenmaschine-Autoren auf Bühnen stehen und von Zetteln vorlesen.
(Foto: Michael Brake)
Ein neuer Rekordversuch biblischen Ausmasses wird schon morgen gestartet: Es muss möglich sein, an jedem Tag des Jahres mindestens zwei Riesenmaschine-Autoren auf ein Podium zu setzen. Es beginnt am Sonntag, wenn Kathrin Passig und Tex Rubinowitz in Hamburg im Kaffeesatz lesen. Zwei Tage später werden Kathrin und Sascha Lobo wieder einmal das Erfolgsmusical Riesenmaschine TV aufführen, dieses Mal bei blogspiel.de im Hebbel am Ufer in Berlin; kurz vorher, nämlich nachmittags um vier, ist Kathrin Passig zu Gast in der Blogsprechstunde bei politik-digital. Am Mittwoch ist immer noch Kathrin bei dem unterschätzten Longitudinalprojekt Die Weltchronik von Jochen Schmidt und Falko Hennig zu Gast, wo sie Jochen Schmidt unter Zuhilfenahme von Gewalt endlich die Grossschreibung von Substantivierungen beibringen wird. Am selben Tag jedoch wird es sich zutragen, dass Holm Friebe und der bereits erwähnte Sascha Lobo im PZ-Forum (nicht verwandt mit dem Paparazzi-Forum) in Pforzheim ihre Geheimschrift WNEA erklären. Am Donnerstag, man wagt es kaum zu sagen, liest die renitente Kathrin Passig bei den 5. Tagen der jungen deutschsprachigen Literatur im Bierstindl in Innsbruck, einer Veranstaltung, bei der am Freitag auch Riesenmaschinen-Edelreservist Klaus Nüchtern zu besichtigen sein wird. Die Combo Friebe/Lobo wird an dem eben schon erwähnten Donnerstag nochmals auftreten, und zwar mit dem weltweit ersten Workshop, der in einem Musikhaus in Mannheim stattfindet. Montag ist bislang noch eine erbärmliche Lücke im Terminplan, hat denn niemand was für Montag? Zustände. Die Termine ab kommenden Samstag werden nachgereicht.


22.03.2007 | 20:44 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Urey lebt


Ursuppe. Mahlzeit. (Foto: Kai Schreiber)
Prof. Harold Urey, der Erfinder der Uratmosphäre, aus der vielleicht vor 4 Mrd. Jahren das Leben auf die Erde kroch, lebt natürlich nicht mehr, sonst wäre es wohl kaum gerechtfertigt, ihn in Maschinenform demnächst (2013) als Teil der ESA-Mission ExoMars zum Mars zu schiessen, um dort endlich mal nach Leben zu suchen, eine überaus originelle Idee. Der Urey Life Detector wird einfach jedes Molekül des Roten Dings umdrehen, eine Brute-Force-Herum-Ureyerei, so wie man sich das wünscht. Und wenn er damit fertig ist, wird Urey hoffentlich aus dem Jahr 2013 gut vier Milliarden Jahre in die Vergangenheit und ausserdem zurück auf die Erde reisen, und dort genau dasselbe tun, nämlich nach Leben suchen, und so endlich sein (Prof. Harolds) zu Lebzeiten nicht mehr vollendetes Werk, die Aufklärung unserer Herkunft, abzuschliessen. Leider wird Urey dann nicht mehr davon erfahren, wenn im März 2007 wieder mal bewiesen wird, dass man gar nicht zurück in die Zeit reisen kann, bzw. dass es zwar "nicht unmöglich, aber unpraktisch" ist. Seufzend wird Urey in seiner ammoniakgeschwängerten und unpraktischen Uratmosphäre sitzen, "aber 2013 ging es doch noch" murmeln und die Zukunft herbeievolutionieren. Traditionell durch Abwarten.


11.03.2007 | 12:22 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Kleines Toaster-Kompendium


Der strahlende Kern (Foto: markbarkaway, Lizenz)
Toaster sind eigentlich so was Ähnliches wie Sterne: Wenn man sie anschaltet, werden sie erst warm, dann infrarot, dann rot, und würde man nicht nachlassen, wären sie bestimmt auch bald blau (Wiensche Toasterverschiebung), fingen an zu dampfen und explodierten schliesslich. Wie Sterne eben. Eine weitere Analogie: Sie ändern sich sehr langsam, wie es vorbildlich im weltweit führenden Toaster-Museum dokumentiert wird. Anfang des Jahrhunderts fing man mit einem elektrischen Stonehenge-Toaster an, erreichte kurz vor der grossen Depression die Toaster-Klassik, bevor man mit Hitler das Krematorium in den Toaster einbaute. Zwischendurch tat sich mit dem virtualisierten fliegenden Toaster ein prä-futuristisches Wurmloch auf, bevor wir heute etwa im vierten Ekel-Klassizismus angekommen sind, erkennbar an der charakteristischen Musterschwärzung nach Motiven von Franz Grillparzer. Dies nur zur theoretischen Einführung.

Hier nun ein Blick in die Zukunft der Kultur des Beheizens von Metallstäben zwecks Verbrennung von scheibenförmigen Getreideprodukten. Schon in wenigen Toaster-Ärae (Durchschnittsdauer pro Ära anderthalb Jahre) wird sich der Toaster in eine Art neo-industriative Aluminiumwalze verwandelt haben, die in der Form an einen Öltanker mit stumpfer Wäschespinne erinnert (via Random Stuff). Dabei wird es sich aber nur um das Interregnum der Toasterchronologie handeln, denn schon bald danach wird der Toaster dem Paddelboot bzw. allen anderen wesentlichen Dingen folgen und unsichtbar werden (via Gizmodo). Dann nämlich wenn nach der Holzzeit auch die Stahlzeit vorüber ist, und die Glaszeit anbricht: Although the glass does not currently get hot enough to toast bread, someday this application may be possible. – so spricht weisend der Erfinder. Aber kann man es dann noch Toaster nennen? Ist ein Stern noch ein Stern, wenn man ihn nicht mehr sieht? Laufend muss man solche Fragen beantworten.


04.03.2007 | 13:31 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Magnetisch fabriziert


Foto: Nick Russill, Lizenz
Was wäre die Welt ohne Magnetfelder. Es gäbe keine Sterne, weil man magnetische Kräfte beim Zusammenknüllen von Gas dringend benötigt, schlimmer noch, es gäbe auch keine Flecken und keine Protuberanzen und damit nichts anzusehen auf der Sonne. Es gäbe keinen elektrischen Motor und damit auch keine Brotschneidemaschine, es gäbe keinen Maxwell, keine Magnetohydrodynamik, Aale und Zugvögel fänden nicht nach Hause, und schliesslich, und das täte jetzt endgültig allen leid, es gäbe keine Polarlichter. Die nämlich entstehen, wenn schnelle Teilchen aus dem an schnellen Teilchen nicht armen Kosmos, abgeschickt übrigens vom Magnetfeld der Sonne, vom Magnetfeld der Erde in die Atmosphäre getrieben werden, dort mit allem möglichen herumkollidieren und in der Folge Funken schlagen. Wie das genau allerdings abläuft, war bis dato rätselhaft, und ist es auch immer noch, wenn man auch der wie üblich erschreckend unordentlichen Wahrheit näher zu kommen scheint: Mit ganzen Feldern aus Satelliten kreuzen wir inzwischen durch die Polarlichter dieser Welt, um das Magnetfeld der Erde, das dazugehörige elektrische Feld und die sämtlichen Feldern hilflos ausgelieferten geladenen Teilchen nicht unbeobachtet ihrem konfusen Treiben nachgehen zu lassen. Denn: You can observe a lot just by watching. (Yogi Berra) Und wenn wir uns das Polarlicht lange genug von oben angesehen haben, werden wir als Nächstes bestimmt auch grossangelegte Schritte unternehmen, um endlich die ganzen anderen magnetischen Rätsel der Welt zu lösen, die Sache mit den magnetischen Monopolen zum Beispiel, von denen die ganzen Felder ausgehen, und die man bestimmt nur deshalb noch nicht gefunden hat, weil sich im Inneren des Magnetfeldes ein Loch verbirgt, eine Fehlstelle im der elektromagnetisch beherrschten Welt, und damit die einzige Stelle, an der es nie Internet geben wird. Nagut, im Pansen von Kühen gibt es auch keines.


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"Juan of the Dead", Alejandro Brugués (2011)

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