Riesenmaschine

17.04.2006 | 02:21 | Anderswo | Fakten und Figuren

Mal wieder: Der dritte Weltkrieg


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ostern 2006 dreht sich die ganze Welt um den Iran, zumindest in den grossformatigen Anzeigen des American Jewish Commitee, die derzeit Nordamerikas Tageszeitungen verschönern. Das Land von Zarathustra, Xerxes, der Operation Ajax und der grossen Buchenurwälder verfügt nicht nur über die Raketenreichweite, um sofort zum Beispiel Dänemark anzugreifen (siehe Bild), sondern bietet zudem eine präsidentale Internetpräsenz, an der sich die Vereinigten Staaten hinsichtlich Übersicht, Navigation und Informationsgehalt mal ein Beispiel nehmen sollten. Weil es im Iran ausserdem, nach Informationen des CIA, fast gar keine Rentner gibt, ist es oberflächlich betrachtet nur 99% Verblendung, wenn man davon überzeugt ist, es handele sich um das Land der Zukunft. Da ist es schon fast wieder verständlich, wenn man den grossartigen Fortschritt durch Abfeuern von Friedenstauben (natürlich angeleint) zelebriert (Foto aus China Daily).


16.04.2006 | 14:02 | Anderswo | Alles wird besser

Boston T Party


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Massentransport hat in Boston eine längere Geschichte. Man begann 1820 mit sogenannten "Omnibussen", ersetzte sie wenig später durch von Pferden gezogenen Schienenwagen (1832), elektrifizierte die Wagen schliesslich und als das immer noch nicht half, verlor man die Geduld und begann 1895 damit, die Schienen unterirdisch zu verlegen: Der Welt fünfte U-Bahn, Amerikas erste, war geboren, bis heute liebevoll "T" genannt. ("Do we walk to the next pub? No, let's take the T.")

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht sehr, dass Nostalgie im T eine grössere Rolle spielt, als es sonst erträglich ist. Gerade wird das unzuverlässige "Flipboard" in der South Station (siehe Bild) abgebaut – es handelt sich um diese alt-elektrische Technik, mit der die nächsten Verbindungen angezeigt werden, zum ersten Mal 1956 in Lüttich und seitdem jahrelang auf fast jedem Flughafen eingesetzt. Das charakteristische Klackergeräusch, mit dem zum nächsten Zug "geblättert" wird, jedoch fehlt der noch zu installierenden neuen Digitalanzeige, was grössere Proteste nach sich zog ("The customers do appreciate the tick-tick."). Darum wird nun zum ersten Mal weltweit das High-Tech Display mit dem Low-Tech Geräusch kombiniert – es kommt dann halt vom Band (Boston Globe vom 5. April). Aus ähnlichen Gründen übrigens lässt man schon seit Jahren ICEs mit dem Stampfen von Dampflokomotiven durch die Gegend fahren, damit man sie auch richtig hört, die Züge.


14.04.2006 | 00:47 | Anderswo | Alles wird besser

Echt gefälscht


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Eine Weile glaubte man, die Sache mit der virtuellen Realität, an deren Perfektionierung man so 20 Jahre lang vor sich hinarbeitete, wäre der Weisheit letzter Schluss, und irgendwann würden simulierte Welten schon so aussehen wie ein Holodeck bzw. das Holodeck eben wie die richtige Welt. Dann aber wurde klar, dass es komplett bescheuert ist, mit Cyberhandschuhen und -helmen herumzuhampeln, und dachte sich glücklicherweise etwas Neues aus: reale Virtualität – die Darstellung ausgedachter Welten in echt, das Adventure zum Herumlaufen. Im Falle der Bostoner Attraktion 5-Wits, deren neue Show "Tomb" gerade angelaufen ist, steckt man allerdings leider noch ziemlich tief in den 80ern. Die Effekte sind nicht wie bei Steven Spielberg (wie der Boston Globe schreibt), sondern eher auf B-Movie-Niveau, die Aufgaben – Ziel ist das Finden der Grabkammer und anschliessendes Erwecken des Pharaos – zum Grossteil im Pfadfinderstil. Und überhaupt besteht das Abenteuer nur aus dreieinhalb Kammern, deren Wände in Textur und Material an Playmobil erinnern, und die in einer eher schäbigen Hütte notdürftig zusammengeschraubt herumstehen. Trotzdem, verglichen mit (hier bitte irgendein langweiliges Textadventure einsetzen) ist dies entertainmenttechnisch ein gewaltiger Sprung, nach vorne, versteht sich, und die Gesamtanlage ruft, nein, schreit verzweifelt nach Weiterentwicklungen, die es offenbar ansatzweise auch schon gibt. Ist dies die Zukunft der Welterforschung? Kommt nach Alexander von Humboldt und Lawrence von Arabien (zu gefährlich, zu anstrengend), nach Doom und Tomb Raider (schlecht für die Augen) jetzt die kompakte Weltsimulation im Hinterhof? Man muss nur ganz fest daran glauben.


06.04.2006 | 02:46 | Anderswo | Fakten und Figuren

Rätsel für die ganze Welt


Ffffflllliiiiivvvvttt. Mist, falsch. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Sicher ist es sehr enttäuschend für sie: Erst senden wir über diese Fernsehsender jahrzehntelang billige Science-Fiction-Serien ins All, so dass jeder, der da draussen zuhört, sicher glauben muss, dass die Erdlinge bald auftauchen werden, in hautenge Trikots gekleidet, und Sitte und Anstand in der Galaxie verbreiten. Und dann aber war es nur Spass und dauernd stürzen uns die allerkleinsten Space Shuttles ab. Damit die freundlich gesinnten Ausserirdischen nicht die Geduld verlieren und sich die Zeit vertreiben können, bis wir dann doch mal kommen, um mit dem Ferengi-Gesindel aufzuräumen, senden wir ihnen, das sollte man bitte deutlicher honorieren, seit den 70ern regelmässig komplizierte Rätsel ins All, entweder einer Raumsonde beigelegt oder aber mit riesigen Radioteleskopen gebroadcastet. Anfangs waren die Knobeleien noch recht einfach und lustig, aber trotzdem schickte niemand vor Einsendeschluss die richtige Lösung, was wohl daran gelegen haben könnte, dass der schnellste Postweg 50.000 Jahre dauert. Aber bitte! Ist das etwa ein Grund?

Zur Abwechslung, dachten wir uns vor einigen Jahren, machen wir die Rätsel doch ein bisschen schwieriger, so dass man es schon als Mensch, also als Angehöriger einer hochentwickelten Zivilisation, nur versteht, wenn man vorher 58-seitige PDF-Dokumente durcharbeitet. Sie werden also eine Weile zu kniffeln haben auf ihren Plastikplaneten, aber dafür können sie ihre Antwort praktisch persönlich vorbeibringen, denn unsere Zuhörer draussen an den Geräten wohnen diesmal nur ein paar Lichtjahre entfernt. Bei der Gelegenheit können sie auch gleich ihren Preis mitnehmen; dieses Jahr verlosen wir unter allen richtigen Antworten einen hochwertigen Liegestuhl aus Tropenholz und zehn Abonnements auf die nächsten hundert Rätsel.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


04.04.2006 | 11:01 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Irgendeine vergängliche Überschrift


Tod, das ist unser Stachel (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Früher wurde viel Unfug darüber geschrieben, wie der Tod und sein Bruder im Geiste, das Siechtum, aufzuhalten seien. Nun ist die Zeit gekommen, diese Aufgabe den Wunderheilern und Scharlatanen zu entreissen, und sie ernsthaften Menschen zu übergeben. Mit ganzen Armeen von alternden und kranken Mäusen, einem gewaltigen Mausseniorenheim umfangreichsten Ausmasses, werden sie, so sagen sie jedenfalls, schon bald herausfinden, wie man mit Sir2 den Tod besiegt. Sir2 ist ein Gen, das, wenn es in Aktion tritt, die Lebensdauer von Würmern verdoppelt. Krankheit und Altwerden ist nämlich gar nicht Teil unseres Lebens, sondern genauso vermeidbar wie betrunken die Treppe runterfallen oder sich am Hühnerknochen verschlucken. Leider schläft Sir2, das uns am Altern hindern könnte, die meiste Zeit, und überlässt uns unseren Leiden. In Aktion tritt Sir2 nur, wenn eigentlich sowieso schon alles vorbei ist, in grosser Not, zum Beispiel kurz bevor Scott das Tagebuch aus der Hand fällt. Aber warum soll man nur überleben, wenn man schon fast tot ist? Das ist schlecht ausgedacht und bedarf einer Überarbeitung. Klar ist, dass man Sir2 durch Weglassen von Nahrung ins Spiel bringen kann. Das klingt jetzt paradox, aber man lebt eindeutig länger und besser, naja, gesünder, wenn man wenig isst, wobei "man" hier im üblichen Sinne von Nagetiere, vielleicht auch Affen zu lesen ist. Ob das auch bei Menschen geht, kann jeder alleine zu Hause ausprobieren. Wenn es aber erstmal gelingt, Sir2 zur Arbeit zu prügeln, ohne dass man dafür vorher quer durch die Antarktis laufen muss, dann. Ja, dann probiere ich dieses Essen auch mal.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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